Das Briefmarkendesaster

Das Briefmarkendesaster

Zwei Dinge habe ich nie hinbekommen, und schaffe sie bis heute nicht: Briefmarken kaufen und Filme entwickeln lassen.

Beides zieht sich durch mein Leben durch, wurde mir bewusst, als meine Schwester mir ein Fotoalbum zum Geburtstag schenkte. Darin: Bilder meines ersten Moppeds und eines Schüleraustauschs nach Paris im Jahr 1991, alle von mir selbst geknipst. Ich hatte es irendwie nur nie geschafft die Filme zur Entwicklung zu bringen, und Jahre später hatte meine neugierige Anverwandte die Dose mit dem guten Agfa 36er in meinem alten Schreibtisch in unserem Elternhaus entdeckt und entwickeln lassen, vermutlich in der Hoffnung auf belastendes Material.

Noch schlimmer ist nur meine Briefmarkenschwäche. Postkarte kaufen oder Brief schreiben bekomme ich meist noch hin, aber an den Briefmarken scheitere ich regelmäßig, und zwar richtig schlimm. Und auch das zieht sich durch. Als ich 8 oder 9 Jahre alt war, machten meine Eltern eine Butterfahrt nach Helgoland. Auf dem Weg warf ich eine Flaschenpost über die Reling des Butterschiffs, eine kleine Graniniflasche mit einem Zettel drin: “Hallo, ich bin 8 Jahre alt und meine Hobbys sind lesen und Yps. Wer diese Post findet kann mir schreiben”, dazu meine Adresse und das Datum.

Geschlagene 4 Jahre später kam ein Brief von einem 8jährigen Mädchen aus Schleswig-Holstein. Ein unheimlich lieber Brief, in dem sie schrieb, wie sie mit ihrem Vater am Strand spazieren gegangen war und dabei meine Flaschenpost gefunden hatte. Sie schrieb über ihre Hobbies und was sie gerne mochte und wie es so war, das leben an der Küste.

Ich war Baff. Vier Jahre war die Flasche unterwegs gewesen, und dann war sie doch noch gefunden worden! Ich setzte mich sofort hin und schrieb einen langen Antwortbrief an das Mädchen. Über mich, meine Hobbies, und wie toll ich das fand das sie mir geschrieben hatte und ob wir nicht Brieffreunde werden wollten. Aber dazu kam es nicht. Denn die drei eng beschriebenen Blätter in einen Briefumschlag zu packen, DAS bekam ich gerade noch hin. Allein, der Versand des Briefes scheiterte am Kauf einer Briefmarke. Noch heute liegt der Brief in einer Schublade meines alten Schreibtischs im Haus meiner Eltern.

Briefmarken und Filmentwicklung.
Meine Nemesisi. Nemesisse. Nemississes? Meine Erzfeinde.

Beides sind letztlich Probleme, die sich durch Technologie gelöst haben. Filme muss man heutzutage nicht mehr entwickeln, weil es nur noch Digitalkameras gibt. Und statt Briefen schreibt man Mails, und mein Familien- und Bekanntenkreis hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass sie keine Urlaubskarten von mir bekomme, oder ich sie allenfalls persönlich überreiche.

Einmal allerdings, einmal habe ich im vergangenen Jahr innerlich gequält aufgeschrien, weil ich dachte, eine meiner Nemesisse hätte mich doch noch, im Zeitalter der von mir so geliebten Mails, erwischt. In mir zog sich alles zusammen, als ich auf der Cebit an jedem zweiten Stand plakatiert sah:

“Vergessen sie die E-Mail. Jetzt kommt der e-Postbrief.”

NEEEEEEIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNN!!!!!!!!
Vor meinem inneren Auge sah ich mich in dem Moment schon Korrespondenz von Jahren verschlüren, weil ich es nicht schaffen würde, e-Briefmarken für die e-Postbriefe zu kaufen…

6 Gedanken zu „Das Briefmarkendesaster

  1. und irgendwie muss ich jetzt an buffy, das trio und nemessisssesssessse denken 😉
    okay – als wäre das noch eine frage – ich bin buffy-serien-fan 🙂

    das briefmarkenphänomen kenne ich nicht, aber das filmentwicklungproblem nur zu gut. so lange wie bei dir haben die filme dann allerdings auch nicht geschlummert. ob das mädel über die adresse ihrer eltern noch immer erreichbar wäre? haben deine eltern eine briefmarke zur hand? 😉

  2. Post verschicken kann ich ganz hervorragend und mache ich auch furchtbar gerne – gerade seit es Mails gibt und im echten Briefkasten überwiegend irgendwelcher geschäftlicher Kram oder Werbung landet, verschicke ich gerne Postkarten. Vielleicht, weil ich mich selber auch darüber freue, gelegentlich mal private Post zwischen der ganzen Werbung zu finden.

    Aber bei den Filmen reihe ich mich aber auch ein. Den letzten hatte ich jahrelang in der Kühlschranktür liegen, weil ich damals irgendwo mal gehört hatte, das erhielte die Bildqualität. Aber vorm letzten Umzug habe ich ihn dann weggeworfen, weil ich auch keinerlei Erinnerung mehr daran hatte, was auf den Bildern sein könnte.

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