Nicht provozieren lassen
“WISSEN SIE, ICH HÖRE NÄMLICH NICHT SO GUT”
“MACHEN SIE DOCH IHR HÖRGERÄT REIN!”
“ICH KÖNNTE MEIN HÖRGERÄT REINMACHEN, ABER DAS BRINGT NICHTS.”
“WIESO NICHT?”
“WEIL ICH NICHT SO GUT HÖRE!!!!”
Nee, hören tut der Mitbewohner hier wirklich nicht gut. Dafür kann er SEHR LAUT SPRECHEN. Und das tut er auch. Insbesondere nachts, wenn er so laute Selbstgespräche führt, dass er selbst durch Ohrenstöpsel hindurch zu hören ist. Wobei sich die Bandbreite der nächtlichen Ruhestörung keineswegs auf gebrüllte Satzfetzen beschränkt, auch Knurren, Bellen und gurgelnde Zombiegeräusche gehören zum Repertoire. Bis vier Uhr morgens, dann ist die normale Zeit für die zweistündige Morgentoilette, die unter Flüchen durchgeführt wird. Hört sich an, als würde hier ein Pirat wohnen: “Aaaarrr, verflixt und zugenäht!”.
Dazu kommt Schwester Rominas Diskobeleuchtung. Des Nachts kommt sie alle zwei Stunden herein, knipst alle Lichter an, brüllt “ALLES IN ORDNUNG BEI IHNEN” und verschwindet wieder.
Das gibt dem Mitpatienten im Nebenbett, sich wieder bei sich selbst lautstark darüber zu beklagen, dass er nicht schlafen kann.
Und ich dann natürlich auch nicht. Möglicherweise gehen deswegen die Uhren in KraaLe so anders. Weil man nachts nicht schläft, sondern nur so rumdöst.
Tagsüber döst man dann natürlich auch nur so rum, weil man ja nachts nicht geschlafen hat und dementsprechend kaputt ist. Aufgelockert werden meine Tage hier nur durch die Telefonate meines Zimmernachbarn mit seiner Familie. Der Körper des 86jährigen gibt Stück für Stück den Geist auf, aber geistig ist er noch voll da. Er hat Frau und vier Kinder, und die vermisst er, weshalb er sie nach jeder Mahlzeit reihrum abtelefoniert und sie über das Telefon lautstark anbrüllt. Oder die Familie ruft an. In solchen Momenten starrt der Mann dann auf den Bildschirm, bis er die Nummer wiedererkannt hat. Sonst geht er nicht ran, und lässt das Gerät in Feueralarmlautstärke durchklingeln.
War interessant, mal ein Krankenhaus aus Sicht eines Patienten zu sehen. Aber was bin ich froh diesen Ort jetzt verlassen zu können. Mein Provokationstest ist vorüber. Vier Tage hat man mich provoziert (das heisst wirklich so), aber ich habe, hihi, die Nerven behalten.
So, und jetzt nichts wie raus hier. Die vergangenen Tage hatten wir hier Sonnenschein und zweistellige Temperaturen, und ich hatte mir schon ausgemalt am Wochenende das Motorrad anzuwerfen. Klar, das es heute, am Tag meiner Entlassung, wieder kalt und grau ist. Morgen soll es schneien. Aber egal, alles ist besser als noch eine Nacht neben einem selbstgesprächigen Lautsprecher zu verbringen. NICHT WAHR, HERR MÜLLER?
“NICH VERSTANDEN! ICH HÖR NICH SO GUT, MÜSSEN SE WISSEN!”
4 Gedanken zu „Nicht provozieren lassen“
Tja mein Bester, das mit dem Wetter tut mir ja nun echt seeeeeeeeeeeehr leid für dich, aber bei uns scheint sie noch immer, die Sonnnnnnnneeeeeeeee
*gaaaaaaaaaaaaanz frech grins*
Und ich hatte gestern meine erste Fahrt auf dem Maschinchen. Und es war soooooooooo toll. Frag mal den Herrn Drews, der kann dir dazu auch ne passende Geschichte erzählen. Der war auch etwas säuerlich, das ich vor ihm das Motorrad besteigen durfte *hihihi*
Na, ich bin froh, dass Sie gesund sind und raus aus dem Krankenhaus.
RAUS AUS DEM KRANKENHAUS!
DA BIN ICH ABER FROH!
😀
Queen: Grml.
WDW: WAS?! Ja! LILA; BITTE!
Lass dein Herz deswegen nicht so schwer werden, die Überschrift deines Artikels hat mich ein wenig zu dieser Provokation verführt *schmunzel*