Shenandoah

Shenandoah

Almost heaven, West Virginia
Blue Ridge Mountains, Shenandoah River
Life is old there, older than the trees
Younger than the mountains, blowing like a breeze

Chorus:
Country roads, take me home
To the place I belong
West Virginia, Mountain Mama
Take me home, country roads

John Denver beschreibt in diesem Song auf wundervolle Weise Gedanken und Gefühle an unser nächstes Reiseziel. Im Lied erinnert sich der Fahrer an seine Heimat in West Virginia, den Shenandoah River und die Blue Ridge Mountains. Genau dahin führte uns die nächste und mit Sicherheit auch schönste Etappe unserer Reise.

Von Washington aus ist es nur ein kleiner Sprung (für amerikanische Verhältnisse) zum Eingang des Shenandoah Nationalparks. Schon beim Frühstück wuselte unser kleiner Begleiter aufgeregt im Camper umher. Ob es nun an der Aufregung oder an den 5 Nutella Toasts lag, lässt sich heute nicht mehr sagen, fest steht aber, dass das Wiesel unbedingt selbst ein paar Meter fahren wollten. Der Campingplatz war leer, so taten wir ihm den Gefallen, wohl wissend, dass Wieselbeinchen nicht für große Camper gemacht sind.

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Schon niedlich, Wiesel voller Tatendrang

Nach ein paar Stunden Fahrt standen wir dann endlich am Nordeingang des Parks und am Anfang des legendären Skyline Drives.

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Wieselsuchbild

Der Skyline Drive ist eine 170 km lange Straße durch den Shenandoah. Das Besondere an diesem Weg ist, dass er permanent über Berge und Bergrücken der Appalachen führt und somit eine wahnsinnige Aussicht gewährt. Gerade zur Herbstzeit ist es dort besonders schön, dann, wenn alle Laubbäume in die Laubfärbung gehen. Wir deutschen nennen das ganz salopp “Goldener Oktober”, der Ami nennt es “Indian Summer”.

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Beginnende Laubfärbung

Wir hatten hier übrigens echt Glück im Unglück. Normalerweise fährt man, um den Indian Summer zu erleben, 2 Wochen später in diese Gegend, dann steht alles in Rot und Gold. Aber in diesem Jahr ist genau 2 Wochen später der Wirbelsturm Sandy hier durchgezogen und hat ziemlich starke Verwüstungen angerichtet. Ich vermute mal, dass in diesem Herbst die Zeit der Laubfärbung sehr kurz ausgefallen ist. Wir konnten dafür die intakte Natur noch voll und ganz genießen.

Der Park bietet eine wunderschöne, von Laubbäumen durchsetzte Landschaft, unheimlich viele verschiedene Arten wilder Tiere, hunderte Kilometer an Wanderwegen, und alles ist per Auto zu erreichen. Praktisch, oder?

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170 KM Natur pur… Aber bitte mit dem Auto
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Neugierig: Ja, Angst: Nö
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Cute, oder?
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Nicht ganz so Cute, aber beeindruckend
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Wir waren ausnahmsweise froh im Auto gesessen zu haben
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Ist es ein Ast? Ist es eine Spinne? Nein, es ist eine Heuschrecke…

Eine Stabschrecke aus der Gattung der Gespenstschrecke (Phasmatode) um genauer zu werden. Diese Viecher sehen nicht nur wie ein Ast aus, sie verhalten sich auch so. Je nach Art reagieren sie bei Annährung durch den Feind entweder wie ein Ast (sie machen gar nix), fallen mit angeklappten Beinen zu Boden und spielen da Ast oder laufen weg. Die hier hat gar nix gemacht, wirkte vor dem Fenster des Sanitärbunkers auf dem ersten Campingplatz aber auch nicht unbedingt wie ein Ast.

Zurück zum Park. Damit man nicht vollständig mit dem Camper verwächst, gibt es alle paar Meilen eine große Haltebucht, in der auch Wohnmobile bequem Platz haben. Von diesen Haltebuchten hat man in der Regel eine schöne Aussicht auf die umliegenden Täler, und es schließen sich Wanderwege in die Umgebung an.

Die nächsten Bilder stammen alle von einem dieser Wanderwege. Es ging recht steil einige Kilometer bergab… ach, was red ich, Bilder können hier wohl mehr sagen:

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Ganz schön beschwerlicher Weg
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Hier ists auch nicht besser
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IIhhh, Hilfe
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weiter nach unten
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und wieder hoch

Ein paar Meilen weiter befand sich dann auch schon unser Campground. Am Eingang erklärte uns Parkranger Smith, dass wir uns unseren Platz einfach selbst suchen sollten, und wir mussten alle unterschreiben, dass wir kleine Lebensmittel offen stehen oder liegen lassen. Das würde zwar keine Bären, wie bei Yogi, anlocken aber viel nerviger, Waschbären auf den Plan rufen. An jedem Platz sind sogar spezielle Haken auf Stangen angebracht, um seine Lebensmittel in Sicherheit bringen zu können.

Während nun im Wagen unser Essen in der Pfanne bruzelte, schuate mich das Wiesel aus seinen kleinen Knopfaugen an und fragte mit seinen Blicken, was ich denn da wohl tränke. Eine rot – weiße Dose kannte er nur von Cola und er fand es befremdlich, dass wir nach dem Genuss unserer Cola immer lustig wurden. Für die Nachwelt sei nun ein für allemal festgehalten: Wiesel mögen kein BIER!

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Das erste und letzte mal

Wiesel mögen viel lieber Softdrinks. Mtn Dew hat es ihnen, genau wie dem Autor, besonders angetan. Durch die diet – Variante, light Produkte kennen nur wir deutschen, überall wo anders heißt es diet, wurd unser kleiner Begleiter auch nicht zu hyperaktiv.

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Besser, viel besser

Achtung, die nun folgenden Bilder enthalten viel Wieselcontent und können teilweise äußerst niedlich sein, bitte nur weiter lesen, wenn man an niedliche Wiesel gewöhnt ist!

Frau Kenny kam am nächsten Abend an, hielt mir das Wiesel unter die Nase und sagte: “Findest Du nicht, dass der ganz schön stinkt? ich glaub der geht jetzt baden, da vorne ist ein kleiner Fluß.”

Das Wiesel, sich augenblicklich befreiend, flitzte nach draußen und war verschwunden. Wir fanden es, nach einigem Suchen am Nachbarcamper, getarnt unter einem Ahornblatt und mit dem Gedanken spielend, nach Kanada auszuwandern. Genützt hat es ihm nix.

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Kanada, ich komme
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“Ahhh, Ihhh, Wasser, Hilfe, will nicht”
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So leicht kriegt ihr mich nicht
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Immer noch trocken
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Fast geschafft
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Da, dahinten, ich kann schon die Erlösung sehen
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Geschafft!

Das Wiesel hat es wirklich geschafft, nicht mal einen Tropfen Wasser abzubekommen, und das, obwohl wir es auf der anderen Seite des Flusses ausgesetzt hatten. Ganz schön schlau und gelenkig so ein Wiesel. Den Rest der Reise haben wir es dann mit Baden in Ruh gelassen und es lieber ab und an mit Deo besprüht. Das war wohl ein Agreement, mit dem auch das Wiesel leben konnte.Seine Quittung bekam es ja noch, geahnt hatte er es bis zu diesem Zeitpunkt bestimmt noch nicht, sonst wäre seine Entscheidung vielleicht anders ausgefallen.

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Oh, sind das Oreo´s?
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Jaaah, es sind Oreo´s *mjommjommjom*
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Vollgefressen, mit sich und der Welt im Reinen, 2 Minuten Sonne tanken…
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…bis es unter den Pfoten kitzelt und das Wiesel mit der Nase wieder Abenteuerluft schnuppert…

Zum nächsten Teil: Von Ottern und Mali-Malis
Zum vorherigen Teil: Smithonian

6 Gedanken zu „Shenandoah

  1. Ich habe jetzt bestimmt für den Rest des Tages einen Ohrwurm – zum Glück mag ich den Song so gerne.

    Meine Lieblingsstelle ist ja die, dass ihr unterschreiben musstet, ‘kleine Lebensmittel offen stehen oder liegen zu lassen’, um Waschbären anzulocken. Also das hätte ich ja auch sofort gemacht! 😀

    Sehr unterhaltsam geschrieben (wie auch die bisherigen Teile)! Vielen Dank für’s Mitnehmen! 🙂

  2. Alle Oreos sind weg, Wiesel sind verflucht gefräßig.
    Danke für den lieben Zuspruch, mir macht es viel Spaß in meinen Erinnerungen zu schwelgen und die ganze Reise ein weiteres mal zu erleben.
    Der Shenandoah war landschaftlich gesehen der schönste Teil der Reise. Gern erinnern wir beide uns an ihn zurück und es war mit Sicherheit nicht unser letzter Besuch da. In den nun folgenden Tagen schlägt das Wetter zeitweise um und wir ändern dadurch ein wenig unsere Pläne, aber lest nächste Woche einfach selbst… 😉

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