Babyboomer als Feindbild

Babyboomer als Feindbild

Früher waren die Alten pragmatisch und die Jungen idealistisch.
Heute sind die Jungen desillusioniert. Sie wagen es nicht einmal mehr zu kämpfen.
Es ist absurd: Während die Jungen vor der Zeit altern, genießen die Alten die Privilegien der Jugend – Unbekümmertheit und Unvernunft.

Einen interessanten Text hat die ZEIT da zusammengeschrieben. Es geht um die Generation der Babyboomer, die Generation von Menschen, die Mitter der 50er bis Mitte der 60er geboren wurden. Sie, so suggeriert der Text, waren schon immer viele, mussten nur im Strom schwimmen, kennen keinen Widerspruch. Sie verachten die Alt-68er, profitieren aber von deren Leistungen, während sie gleichzeitig den Sozialstaat zurückbauen und kommende Generationen kleinhalten. Dafür lässt ihre eigene Generation es richtig krachen: Besetzt wichtige Posten bis ins hohe Alter und stellt Demographie und Erbverhalten komplett auf den Kopf. Anstatt am Lebensende den Stab (und das Vermögen) an die nächste Generation weiterzureichen, werden die Babyboomer aller selbst verkonsumiert haben, erst für Luxus, dann für Ihre Gesundheit.

Money Quote:

Zu jeder Zeit ihres Lebens profitierten sie von gut finanzierten Staatsprogrammen: Als sie jung waren, wurden für sie die Universitäten ausgebaut, das Bafög wurde erfunden. Als Berufstätige freuten sie sich über massive Steuersenkungen. Als Ältere kommen sie in den Genuss eines historisch einmaligen Versorgungswesens. Zum Dank haben sie den Staat zurückgebaut, wo sie nur konnten.

Sicher ist: Wir Jüngeren werden länger und mehr arbeiten müssen für weniger Geld. Wenn die Babyboomer in Rente gehen, werden wir höhere Steuern und Sozialabgaben zahlen, aber selbst später kaum mehr als eine Grundsicherung erhalten. Wir werden uns abrupt der Realität des Klimawandels stellen müssen. Und die Kosten der Finanzkrise werden wir auch zahlen.

Früher waren es die Kinder, die eine Party schmissen, und die Eltern, die das Desaster beseitigten. Die Babyboomer haben es geschafft, das Verhältnis umzukehren.

Der Text lässt einem beim Lesen immer wieder mit dem Kopf nicken, und am Ende mit einem guten Stück Wut im Bauch zurück, auf diese egoistische Generation der Blockierer. Den Feind “Babyboomer” hat man so vielleicht noch nicht wahrgenommen, aber die im Text beschriebenen, möglichen Konsequenzen hat jeder von uns schon erlebt.

Aber genau damit habe ich ein Problem. Hier gibt es einfache Antworten auf komplexe Problemstellungen, und damit macht man es sich immer zu leicht. So funktioniert die Welt nicht. “An allem sind die Babyboomer Schuld” ist natürlich eine sehr einfache Antwort. Der Text baut die Generation der Babyboomer als ein Feindbild auf, und schreibt die in eine ungekannte Höhe hinauf, nur um ihnen dann das Unglück der Welt in die Schuhe zu schieben. Das ist ab einem gewissen Maß nicht mehr fair, allerdings sorgt die Überhöhung auch dafür, dass man nach der Lektüre intensiv darüber nachdenkt.

Der komplette Text findet sich hier:
http://www.zeit.de/2013/17/demografie-babyboomer

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