Engelspapst
Soso, der zurückgetretene Papst Ratzinger/Benedikt darf jetzt also in einem Klostergebäude im Vatikan wohnen, im Hinterhaus des amtierenden Papstes, sozusagen. Da kann er aber froh sein, dass in diesem Fall die Kirche mal nicht an Traditionen festhält.
Das letzte (und erste) Mal, dass ein Papst zurücktrat, war das im Jahr 1294. Damals hatte die Kurie als Nachfolger einen Mann vom Lande auserkoren, der neue Stellvertreter Christi auf Erden zu werden: Pietro de Morrone aus der Region L´Aquila in Umbrien. Eine raue Gegend, in der Pietro aufwuchs und früh Mönch wurde. Als er davon hörte das er Papst werden sollte, packte er mitten in der Nacht sein Maultier und floh. Der Gedanke, Oberhaupt der katholischen Kirche zu werden, versetzte ihn in Panik. Die Kurie jedoch ließ ihn verfolgen und überredete ihn irgendwann doch, das Amt anzunehmen. Auf seinem Maultier ritt er in L´Aquila ein, wurde zum Papst ernannt und trug fortan den Namen Cölestin der Fünfte.
Ganze 20 Wochen dauerte die Amtszeit von Papst Cölestin V. Dann schmiss er hin, angewidert von den Intrigen der Kirche und der Unmoral der Geistlichen in Rom. Er legte sein Amt nieder und zog sich in ein kleines Kloster im Latium zurück. Dummerweise war sein Nachfolger im Amt der Meinung, dass die Aktion mit der Amtsniederlegung-aus-moralischen-Gründen durchaus Sympathien im gemeinen Volk weckte. “Engelspapst”, so nannte man ihn schon voller Bewunderung. Der Nachfolgepapst war kein Engel. Bonifaz der Dritte fürchtete, dass die Bewunderung des Volks für seinen Vorgänger zu einer Spaltung der Kirche führen könnte. Deshalb ließ er den alten Papst festnehmen und in der Festung Fumone einsperren.
Das ist die gleiche Festung, in hundert Jahre vorher der Gegenpapst Gregor VIII lebendig eingemauert wurde. Seitdem, so sagt man, hausen die Geister zweier Päpste in dem alten Gemäuer… ganz zu schweigen von der Schlossherrin, die hier des Nachts noch um ihren toten Sohn weint, und der Magd, die in einen Brunnen voller Messer gestossen wurde… Fumone ist ein Ort der Albträume. Wenn italienischem TV nichts mehr einfällt, sperren sie Models für eine Nacht in die Burg und filmen sie mit Nachtsichtkameras bei Panikanfällen. Kein Witz.
Zusammengefasst: Vor Ratzinger hat nur ein Papst aus eigener Entscheidung hingeschmissen, und dem erging es nicht so gut. Und in Fumone möchte man nach Einbruch der Dunkelheit nicht unterwegs sein.
2 Gedanken zu „Engelspapst“
in der Festung Fumone einsperren? also Kost und Logis frei… 😀
Models verachten Kost 🙂