Mordsgedächtnis (ThOP 2013)
“Habe ich zwei Menschen getötet?”
Diese verzweifelt Frage stellt Caroline Walker dem Polizeitherapeuten Dr. Ellis. Er ist ihre letzte Hoffnung, denn was wirklich vor wenigen Wochen, in der Nacht im Herbst 1994 geschah, weiss sie nicht mehr. Man fand sie neben den Leichen ihres Ehemanns und des Gärtners, und alles deutet darauf hin, dass sie die beiden getötet hat. Aber warum? Per Hypnose versucht Dr. Ellis, die Patientin in ihre Vergangenheit zurückzuführen. Was die beiden finden sind keine Antworten, sondern immer größere Fragen – bis hin zu der, wer diese Person Caroline Walker eigentlich ist und ob ein Mensch eine Lüge sein kann.
Als der Hypnotherapeut in das Gedächtnis seiner Patientin eindringt, nimmt er die Zuschauer mit auf eine Reise, die bis zum Schluss rätselhaft und spannend bleibt. In bester “Inception”-Manier, mit einem Schuss “Total Recall” verliert man sich in den echten und falschen Erinnerungen von Caroline Walker. Machte sie sich selbst etwas vor, und hat ihr Geist Erinnerungen verdrängt und verklärt, weil sie von ihrem Mann mißhandelt wurde? Oder ist sie nicht das Opfer, sondern wirklich eine Täterin?
Neben der smarten Geschichte von Michael Cooney und dem intensiven Spiels der Hauptdarsteller Sonja Kutter und Andreas Hey sind es vor allem die vielen cleveren Details und die überraschenden Einfälle in der Inszenierung von Regisseurin Annika Brandt, die dieses Stück am Theater im OP sehenswert machen. Wenn die Musik vor und in den Pausen der Aufführung allesamt aus den Jahren 1992 bis 94 stammt, dann ist das schon Liebe zum Detail, die vor allem bei älteren Zuschauern sofort eine Wirkung entfaltet. Und wenn man dann erst beim zweiten Blick feststellt, dass sämtliche Personen in Carolines Erinnerungen das Gesicht von Dr. Ellis tragen, dann hat man das Gefühl in einen Alptraum zu fallen – oder in die Tiefen eines Mordsgedächtnis.
“Mordsgedächtnis”, noch bis 31.08.2013 am Theater im OP,
THOP
Ein Gedanke zu „Mordsgedächtnis (ThOP 2013)“
Mist, leider bin ich zwar nächstes Woe in der Stadt, doch da is was anderes angesagt. Das ist echt schade, das hätte mir sicher gefallen. Gibts das irgend wie als Buch oder ähnliches Medium?