Reisetagebuch Rom 2013 (1): Die lange Nacht der Papstschützerin

Reisetagebuch Rom 2013 (1): Die lange Nacht der Papstschützerin

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Herr Silencer war im Tollsten Oktober aller Zeiten mit dem Zug und zu Fuß unterwegs und erkundete einige Städte. Allein. Dachte er zumindest.

Es ist Donnerstag. Gegen 11 klingelt der Wecker, aber da bin ich schon eine halbe Stunde wach. Ich habe lange geschlafen, denn vor mir liegt ein wirklich laaaanger Tag.

Noch dreieinhalb Stunden bis zur Abfahrt, was mache ich in der Zeit bloß? Erstaunlicherweise stellt sich die Frage gar nicht wirklich. Hier noch das Bett machen, da nochmal checken ob alles eingepackt ist, dann ist es auch schon so weit. Der große Reiserucksack ist zur Hälfte leer und hängt trotz der angezurrten Riemen labbrig herab. Ich brauche ja auch nicht viel – Unterwäsche für jeden Tag, Zahnbürste und ein wenig Kleinkram. Dabei verzichte ich nicht mal auf Luxus: Das kleine Netbook kommt genauso mit wie die dünne Fleecedecke, die man winzig zusammenpacken kann, die aber im Zweifel ein erheblicher Komfortgewinn ist, wenn im Nachtzug die Heizung nicht funktioniert.

Der Bus aus Mumpfelhausen fährt um 14.51 Uhr und ist 27 Minuten später am Bahnhof. Bis der Zug um 16.02 Uhr fährt ist dann noch Zeit für einen Kaffee. Voll Entzücken stelle ich fest, dass ich Sitzplatz 71 im IC habe. Das ist perfekt, denn dabei handelt es sich um einen Einzelplatz ohne Nachbarsitz. Mein Lieblingsplatz. Kein unangenehmer Nachbar, der sich breit macht oder das Wurstbrot rausholt, und zudem eine Steckdose ganz für mich allein.

Jede große Reise beginnt mit einem kleinen Kaffee.
Jede große Reise beginnt mit einem kleinen Kaffee.

Um 19.35 soll der Zug in München eintreffen. Dort erwartet mich Frau B. Auch eine schöne Tradition: Wenn ich mit der Bahn gen Süden fahre, nutze ich die eineinhalb Stunden Aufenthalt in München um dort mit Frau B. einen Kaffee zu trinken. Dann geht es um 21.00 Uhr mit einem Citynightliner weiter. Zwei Mal habe ich den schon genommen, bei meinen Trips nach Florenz und Venedig. Wenn man sich damit arrangieren kann, eine sehr lange Nacht in einem Abteil mit fünf Fremden zu verbringen und morgens um 6 am Ziel anzukommen, dann gibt es kaum eine günstigere Möglichkeit um nach Italien zu kommen. 39 Euro wollte die Bahn dafür früher haben, wenn man ganz früh buchte. Mittlerweile sind es mindestens 59, meist eher 79 – weil es im Moment die Sitzabteile im CNL nicht mehr gibt. Nur noch Schlaf- und Liegewagen. Für diese Fahrt habe ich einen Liegewagen – sowas habe ich noch nie mitgemacht, das ist spannend und neu.

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Der ICE nach München ist voll, aber pünktlich und niemand muss stehen. Ich höre Podcasts, lese, nicke für ein paar Minuten ein, schrecke wieder hoch. Die Mitreisenden sind erstaunlich diszipliniert, sieht man mal von dem Typen ab, der allen ernstes Tastentöne an seinem Smartphone aktiviert hat und darauf wie ein Bekloppter herumorgelt. Aber, herrje, dagegen wurden Kopfhörer erfunden.

Bei Fürth gibt´s die schönsten Sonnenuntergänge.
Bei Fürth gibt´s die schönsten Sonnenuntergänge.

Gegen Viertel nach Sechs geht innerhalb weniger Minuten die Sonne unter, und wie vor einem Jahr – bei meiner Reise nach Florenz- wird die Landschaft kurz in ein unwirkliches Licht getaucht, bevor sich die Sonne mit einem schönen Sonnenuntergang über Fürth für heute verabschiedet. Seit wenig mehr als zwei Stunden bin ich unterwegs, jetzt beginnt die lange Nacht. Insgesamt werde ich 21 Stunden unterwegs sein, bis ich mein Ziel erreiche.

Ein wenig bekannter Fakt über Herrn Silencer ist ja, dass mir NIE langweilig wird. Ich habe eigentlich immer etwas zu tun oder zu lesen, und wenn mal nicht, dann ist das auch kein Problem. Das darf man übrigens nicht mit einem anderen Phänomen verwechseln: Warten. Ich hasse es irgendwo warten zu müssen. Aber wenn ich es doch einmal tun muss, ist mir dabei wenigstens nicht langweilig.

Trotzdem hätte ich jetzt gerne Wieselgesellschaft. Das reist nämlich nicht mit mir, sondern treibt sich irgendwo herum. Ohne Wiesel zu verreisen ist nicht dasselbe. Immerhin, so merkt Katja via Twitter an, habe ich so endlich mal die reelle Chance, in Italien Sternchenkekse zu kaufen und auch was davon abzubekommen. Normalerweise verschwinden die in der Gegenwart des Wiesels sofort, und diesmal kann das nicht passieren.

Um 19.35 läuft der ICE in München ein. Hier erwartet mich Frau B., diesmal sogar mit Familie, und wir setzen die hübsche Tradition fort, die Stunde Zwischenstopp mit einem Kaffee bzw. einem Läberkäs und einem netten Gespräch zu verbringen. Frau B. gesteht dann auch, dass sie in den vergangenen Wochen einem gewissen Wiesel Unterschlupf gewährt hat. Kaum hat sie das gesagt, lugt auch schon ein Wiesnwiesel um die Ecke und bohrt mir freudig seine Nase in den Arm. Aus irgendeinem Grund trägt es ein Lebkuchenherz.

Das Wiesnwiesel. Was das Wiesel auf der Wiesn alles erlebt hat, das sehen wir in Kürze.
Das Wiesnwiesel. Was das Wiesel auf der Wiesn alles erlebt hat, das sehen wir in Kürze.

Allerliebst, ich freue mich, muss ich doch die Reise nicht mehr allein verbringen. andererseits werde ich nun von potentiellen Sternchenkeksen nichts sehen. Nunja.

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Um Kurz vor neun verabschiede ich mich und entere den Nachtzug. Die Kabine ist lediglich so groß wie ein normales Abteil und hat an jeder Wand drei schmale Pritschen. Meine ist unten, darüber bin ich auch sehr froh. Als ich das Laken ausbreite, drängt sich eine kleine, magere Frau in das Abteil und stellt gleich lautstark fest: “Scheisse, Mitte”. Dann folgt ein Redefluss, der erst einmal nicht zu stoppen ist. Wie alt die Frau, die sich als Elisabeth vorstellt, ist, kann ich nicht sagen. Sie sieht aus wie 70, ausgezehrt, mit eingefallenen Wangen und tief in Höhlen liegenden Augen. Vermutlich ist sie wesentlich jünger, ihre Energie beim Sprechen und die Agressivität ihrer Bewegungen deuten darauf hin, dass unter den mehreren Schichten Kleidung ein drahtiger Körper steckt. Sie spuckt beim Sprechen, was an ihren schlechten Zähnen liegt. Elisabteh trägt ein Baseballcap, abgewetzte Jeans, Sneaker, die irgendwann mal gegitztert haben, und eine Menge Pullover unter einer Jeansjacke. Dazu ungefähr ein Dutzend Glitzerohrringe und an jedem Finger mindestens zwei Ringe mit großen Pastiksteinen. Gäbe es bei Barbie Schlagringe, so würden sie aussehen.

Sie fahre ja einmal im Monat nach Rom, sagt sie. Letztens, da hat sie einen Türken erwischt, der ihr Nachts die Sachen klauen wollte. Sie arbeite als Security im Vatikan. Da seien ja jetzt überall die Argentinier, weil der neue Papst ja nur argentinisch spricht. Nicht so wie “unser” Ratzinger, der ja fliessend 160 Sprachen gesprochen hat, sagt sie. Aber der neue, der tauscht das ganze Personal aus und schifft alle Schätze des Vatikans nach Argentinien, deswegen hat der ja jetzt Schulden. Schlimmer seien nur noch die Türken!

Ich muss an Walter Moers “Öch bön wiedär da” denken. Darin bekommt Hitler ab und zu einen Ausraster und brüllt dann minutenlang nur noch “de Jodn!! de Jodn!!!”. Bei Elisabeth sind es die Türken.
Gerade als ich denke, dass unser Gespräch nicht mehr absurder werden kann, legt Elisabeth noch eine Schippe drauf.

Im Vatikan kennt sie alle, sagt sie. Auch den Polenpaule, damals. Den Ratzinger, den kennt sie seit 53 Jahren. Und sie weiß auch, warum der abgedankt hat. Weil der gemobbt und gestalkt wurde, und ihm die Weiber die Haut vom Leib gekratzt haben bis auf die blutigen Knochen, deshalb konnte der nicht mehr. Schon als Kardinal wären die Weiber hinter ihm her gewesen und hätten ihm das Fleisch von den Knochen gekratzt mit ihren langen Fingernägeln. Einmal, da musste der sofort zur Tetanusspritze, weil wenn man Tetanus hat, ist man in 20 Sekunden tot, so lange braucht das Blut um durch den Körper zu zirkulieren, und wenn das Tetanus eine Runde rum ist: Bam, tot. Sagt Elisabeth. Aber der sei ja halt auch ein fürchterlich gutaussehender Mann, der Ratzinger. Ich versuche den Gedanken von Ratzinger als Sexsymbol zu verdrängen. Elisabeth redet schon weiter: Diese Schlampe – sie hält ein Bild einer rothaarigen Frau hoch- sei die schlimmste, die verfolge ihn überall hin.

Elisabeth hat das Bild der Rothaarigen in siebfacher Kopie, sorgfältig ausgeschitten, in einem kleinen Plastiketui. Für mich sieht das nach einem Foto der mittelalten Sophia Loren aus, aber was weiß ich schon. Elisabeth lässt sich nicht abbringen und verkündet, dass ihre Securitymädels die schon finden und dann auch kratzen würden.

Aha. Rabiate Papstgroupies, die von einer selbsternannten Miliz von Papstschützerinnen gejagt werden. Ein Krieg in Schatten des Vatikan. Nunja. Bei meiner Fahrt nach Venedig hatte ich das Abteil voller Prostituierter, bei der Fahrt von Florenz voller quietschfideler thailändischer Nonnen. Nun also eine Papstschützerin, die in diesem Moment eine Packung Hähnchenflügel aus der Jackentasche zieht und sie hastig verzehrt. Ganz so, als wäre sie gewohnt Angst haben zu müssen, dass ihr die jemand wegnimmt.

Zum Glück geht die Tür auf und ein weiterer Reisender kommt herein. Ein eleganter Endvierziger, der Freunde in der Toskana besuchen will. Dann kommt noch die Schaffnerin und sammelt Fahrkarten und Pässe ein. Kurzzeitig verwirrt wird sie dabei von Elisabeth, die laut und aggressiv rumquengelt, sie wollte in einer der oberen Pritschen schlafen, damit ihr nicht die Türken des nachts das Gepäck klauen. De Türken! De Türken!

Enge Pritsche.
Enge Pritsche.

Ich stecke mir Stöpsel in die Ohren, drehe mich zur Wand und mache die Augen zu. An Schlaf ist nicht zu denken, dafür ist mein Hirn zu aufgedreht, aber ich gleite in ein leichtes Dösen ab. Das wird nach zwei Stunden unterbrochen, als in Insbruck eine weitere Reisende zusteigt. Sie muss an die Tür des Abteils klopfen, weil Elisabeth die aus Angst vor Türken verriegelt hat. Im Dämmerzustand höre ich, wie eine junge Frau hereinkommt, ihre Pritsche fertig macht und dann ihr Gepäck nachholt, als es plötzlich aus einer der oberen Pritschen brüllt: “SAKRAZEMT ICH MUSS MORGEN FRÜH UM HALB ZEHN IM VATIKAN ARBEITEN JETZT IST MAL RUHE HIER WENN DAS SO WEITER GEHT MIT DEM REIN UND RAUSLAUFEN WERDE ICH HIER GANZ UNGEMÜTLICH.”
Ich ziehe mir die Stöpsel aus den Ohren und fahre Elisabeth an: “Ey, Fluchen ist unchristlich!”, woraufhin die Tirade zu einem verärgerten Brummeln gedämpft wird. Neben mir weint sich jetzt die junge Frau in den Schlaf, die von Elisabeths Rumbrüllerei vollkommen verängstigt ist.

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Der Zug rumpelt durch die Nacht. Schlafwagen sind eine großartige Erfindung. Einsteigen, die Augen zumachen und am Ende der Nacht ausgeruht am Reiseziel ankommen. Fast wie Beamen. Augen zu und da. Zumindest in der Theorie. In der Praxis bin ich lange wach, aber irgendwann gegen halb zwei oder so muss auch ich eingeschlafen sein, denn plötzlich ist es halb fünf, dann halb sechs, und schließlich klopft es an der Tür und die Schaffnerin gibt mir meinen Personalausweis zurück. Sehr komfortabel, aus den Sitzabteilen kenne ich das anders. Da reissen dauernd österreichische und italienische Grenzer und Schaffner die Tür auf, knipsen das Licht an und kontrollieren irgendwas, da ist an Schlaf überhaupt nicht zu denken.

Grüner Prellbock in Santa Maria Novella, Florenz.
Grüner Prellbock in Santa Maria Novella, Florenz.

Um kurz nach sechs steige ich in Florenz aus und gebe den Großteil meines Gepäcks zur Aufbewahrung auf. Ich betreibe Rucksack-Inception: Ein Rucksack in einem Rucksack. Im großen Rucksack habe ich noch einen kleinen, leichten, der als Daypack dient und der alles enthält, was wichtig und wertvoll ist. Den werfe ich mir über die Schulter, dann laufe ich durch die, vom Vollmond beleuchtete, Altstadt, über die Ponte Trinita und den Berg hinauf zur Piazzale Michelangelo.

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Dort schaue ich mir den Sonnenaufgang an, und beobachte, wie der Nebel durch die Täler schwappt während sich das Licht verändert.

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Dieser Zwischenstopp in Florenz ist übrigens nicht ganz freiwillig, ich habe von der DB einfach keine Fahrkarte zum günstigen Preis bis nach Rom bekommen können. Bis nach Florenz war kein Problem, aber alles darüber hinaus verdoppelte plötzlich den Preis der Fahrkarte. Da lege ich lieber hier einen Stop ein, besuche ein paar Lieblingsgeschäfte und fahre dann mit der italienischen Bahn weiter.

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Als ich genug Nebel geguckt habe, laufe ich ein wenig durch die Stadt, die gerade für die Touristen fertig gemacht wird. Überall stehen Lieferwagen, überall werden Dinge ein- und ausgeladen.

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Ich klettere auf den Campanile des Doms und gucke mir die Stadt von oben an. Der Kirchturm ist ganz schön hoch, nur die Domkuppel ist noch höher. Aber auf der war ich schon.

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Ich klettere wieder runter, kaufe bei Signore Evangelisti in der Via dei Gracchi eine neue Krawatte und bei Signum einen historischen Stadtplan von Rom.

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Damit habe ich die Shoppingpflicht in meinen Lieblingsgeschäften erfüllt und schlendere gen Bahnhof. Dabei gerate ich, mal wieder, in eine Demo gegen Austerity in Form des Merkelschen Sparprogramms, dass andere europäische Länder zugrunde richtet.

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Sehr cool: Akzeptanzkampagne für Trisomie, haushoch plakatiert. Warum gibt es sowas nicht bei uns?
Sehr cool: Akzeptanzkampagne für Trisomie, haushoch plakatiert. Warum gibt es sowas nicht bei uns?

Eigentlich wollte ich noch Chiantieis probieren, aber die Gelateria am Dom macht leider erst auf, als ich schon wieder im Frecciarossa sitze und meinem eigentlichen Reiseziel entgegendüse.

Hier soll es Eis aus Chiantiwein geben.
Hier soll es Eis aus Chiantiwein geben.

Der Freccirossa ist sowas wie der ICE in Italien. Im Gegensatz zu dem ist er aber sauber, funktional, fast immer pünktlich, ordentlich eingerichtet und bietet funktionierende Klimaanlagen und kostenloses WLAN. dabei kostet die Fahrt wesentlich weniger als vergleichbare Strecken in Deutschland. Und dabei ist der Frecciarossa die billigausgabe, wer es wirklich luxuriös haben will, der fährt Frecciargento oder die privaten Linien.
Der Schaffner scannt mein Ticket mit einem winzigen Android-Smartphone. Das Ticket habe ich schon zu Hause bestellt und ausgedruckt. Das kann ich, weil ich einen Account bei Trenitalia habe, und sogar eine italienische Steuernummer. Fragen sie nicht warum.

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Rom präsentiert sich an diesem Tag Ende Oktober mit wolkenlosem Himmel und bei über 20 Grad. Ich gerate ganz schön ins Schwitzen, als ich die 5 km zu meiner Unterkunft laufe. der Rucksack ist zwar halb leer, wiegt aber trotzdem einiges – ich musste ja unbedingt Netbook und Co mitnehmen.

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Ich merke wie meine Knie zu Schmerzen beginnen. Durch das viele am Schreibtisch sitzen haben sich meine Kniescheiben komisch verschoben. Bei zu doller Belastung werden dann die Nerven im Knie gereizt und produzieren Schmerzen. Hoffentlich wird das nicht wieder so schlimm wie in Venedig oder Barcelona, wo ich am Ende gar nicht mehr laufen konnte.

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Hinter der Engelsburg finde ich meine Unterkunft. Das Gebäude ist ein alter Palazzo an der Cola de Rienzo, einer belebten Strasse ca. 10 Minuten nordöstlich des Vatikan, und komplett mit protzigem Eingang, Innhof altem Fahrstuhl und grimmigen Hausmeister. Der guckt aber nur böse und sagt nichts, schon deshalb, weil mich mein Gastgeber bereits am Eingang erwartet. Fabio ist ein älterer Herr mit sorgfältige gestutztem Bart und tiefer Bräune, die durch einen leichten Grauton den starken Raucher verrät. Fabio gehört ein Appartment im Palazzo, und das hat er in drei einzelne Zimmer umgebaut, die er einzeln vermietet. Das gesamter Appartment und die Zimmer sind neu renoviert und mit Designermöbeln ausgestattet. Mir gefällt es hier auf Anhieb. Mein Zimmer ist groß, hat ein eigenes Bad und liegt zum Innenhof, d.h. es ist absolut ruhig. Perfetto! Dem Wiesel gefällt es auch.

Der Empfangsbereich im Flur. Normalerweise unbesetzt, man muss sich mit dem Personal verabreden.
Der Empfangsbereich im Flur. Normalerweise unbesetzt, man muss sich mit dem Personal verabreden.

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Antiker Fahrstuhl.
Antiker Fahrstuhl.

Ich werfe die Sachen in die Ecke und mich auf´s Bett und döse weg. Eine Dreiveriertel Stunde später mache ich mich auf zu einem kleinen Spaziergang -mehr soll es nicht werden- und schlendere die Via Cola di Rienzi entlang bis zur Piazza Popolo, dann den Corso hinab und am Trevi Brunnen vorbei. In einem Restaurant am Corso esse ich eine Kleinigkeit – es ist schlecht und wenig, wie ich angesichts der Preise vermutet habe. Billige Pasta mit Broccolisauce, danach angebratene Kartoffelstückchen mit Wurst. Dabei sollte das Menu eigentlich aus was ganz anderem bestehen, angekündigt war Bistecca. Egal.

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Ich schlendere weiter durch die Touristenmassen, komme wieder zur Engelsburg und von da aus wieder in meine Strasse. Erstaunlich: In Rom macht ALLES pünktlich um 20 Uhr zu. Keine Chance, jetzt noch in einem Supermarkt eine Tüte Sternchenkekse zu bekommen. Wieder im Appartment stelle ich fest, dass ich mir eine Blase gelaufen habe. Kein Wunder: Ein Blick auf den GPS-Logger zeigt, dass der kurze Abendspaziergang 10 Kilometer lang war. Rom ist groß, und gerade was Wegstrecken angeht, vertut man sich leicht.

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6 Gedanken zu „Reisetagebuch Rom 2013 (1): Die lange Nacht der Papstschützerin

  1. Was du nur immer für Leute triffst! Du hast doch irgendwas in der Tasche, womit du so Gestalten anziehst! Die war doch garantiert aus irgendeiner Einrichtung entlaufen, diese Papsttante…

    Die Unterkunft in Rom klingt ja ziemlich cool, was zahlt man denn da, wenn ich so indiskret fragen darf? Das ist ja wirklich geradezu extrem zentral gelegen!

  2. Toller Bericht! Ich freue mich schon auf die weiteren Teile des Reisetagebuchs. Und mich würde dann doch mal interessieren, was der Vatikan zu den Benedetto-Goupies zu sagen hätte, wenn man ihn danach fragen würde *g.

  3. Zimt: Momentmal… vielleicht ist es das! Was habe ich immer in meiner Tasche, wenn ich solche Leute treffe? DAS WIESEL! DAS WIESEL ZIEHT VERRÜCKTE AN!
    Die Unterkunft war klasse, ich habe 70 Euro/Nacht bezahlt. Das ist für ein Einzelzimmer mit eigenem Bad (!), Frühstück, zentraler Lage und nicht letzter Ranz in Rom äußerst günstig.

    MicBe: Merci!

  4. Was für tolle Aufnahmen vom aufwachenden Florenz!
    Und ich bin so froh, dass du keinem Turm widerstehen kannst und alles von oben knipst! 🙂
    Die meisten dieser ollen Türme haben leider diese engen Aufgänge und nachdem ich einige Male mitten auf solchen Treppen fiese klaustrophobische Attacken bekommen habe, traue ich mich gar nicht mehr hoch. Aber ich liebe diese Bilder mit Aussicht und auf die Stadt Draufsicht!

  5. Oh Du Arme! Aber ich kann das total verstehen, bei Aufgängen die nur wenig breiter als meine Schultern sind beschleicht mich auch das komische Gefühle, dass die Mauern immer näher kommen… zum Glück artet das aber nicht in Panik aus, so lange wie ich dabei nicht in Menschenmassen stehe (und genau exakt das ist mir in der Domkuppel passiert – enge Wände, von vorne und hinten Menschen, heiss, stickig, Gegenverkehr – fürchterlich!)

  6. Das mit der Domkuppel hatte ich zum Glück vorher bei dir gelesen und die Bilder vom Aufgang gesehen, deswegen war da für mich direkt klar, dass ich da auf keinen Fall hoch kann.
    Das ist übrigens etwas, was ich in Reiseführern und dergleichen immer vermisse, dass mal jemand aufschreibt, wie eng oder auch nicht die Aufgänge auf solche Türme sind. Die Angaben finden sich eigentlich nie und man merkt es erst, wenn man mitten drin festhängt – von unten fangen die meisten Treppen ja erst mal harmlos an.

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