Motorradreise 2013 (11): Wieselwunder auf der Wunderwiese
Im Juni 2013 waren Silencer und das Wiesel mit dem Motorrad unterwegs. 6.853 Kilometer, 22 Tage, mehr als 40 Orte. Dies ist das Tagebuch der LANGEN Reise. Am zwölften Tag geht es von der Küste der Toskana ins Landesinnere, es gibt ein Wieselwunder mit dem Wunderwiesel auf der Wunderwiese sowie einen Exorzismus.
Donnerstag, 13. Juni 2013, Haus I Papaveri nahe San Vincenzo, Etruskische Riviera, Italien
Heute gibt es kein Rumlungern, heute springe ich schon um kurz nach 07.30 Uhr aus dem Bett. Abwaschen, Müll rausbringen, Kleinkram zusammenpacken – und noch ein letztes Mal diese großartige Dusche im I Papaveri genießen. Wann kann man sonst schon einmal in einer offenen Riesendusche stehen und dabei durch die geöffneten Fenster über Kornfelder und hinaus aufs Meer blicken, und sich dabei gleichzeitig von Wasser und Wind umschmeicheln lassen?
Ich verabschiede mich von Signora Franca, der Inhaberin der “Papaveri”, und muss ihr versprechen, eine gute Empfehlung im Internet zu schreiben. Das mache ich natürlich gerne. Also: Wer ein perfektes, ein wirklich durch und durch liebevoll zusammengestelltes und dabei günstig zu mietendes Ferienappartment sucht, dem es an nichts mangelt und das nur 15 Minuten von einem perfekten Strand entfernt ist, soll sich http://www.ipapaveri.it ansehen!
Um kurz nach 09.00 Uhr rollt die Renaissance vom Hof und schwenkt nach Norden. Das besessene Navi des Todes rechnet zwar was ganz anderes und versucht mich verkehrt herum in die Auffahrt einer mautpflichtigen Autobahn zu lotsen, aber ich ignoriere das geflissentlich. Ich weiß ja, wo ich hin will, und kenne auch den Weg. Zumal das Navi jetzt auch äußerlich dem Wahnsinn anheim fällt, es zeigt Bildstörungen, und manchmal leuchtet die Ladeleuchte. Sehr seltsam.
Links von der Strada Statale funkelt das Meer, rechts hüllen sich die Berge noch in Morgendunst ein, der das Sonnenlicht diffus macht. Die erste Station heute ist das Dorf Fauglia, wo ich vor einem Jahr von Göttin Lara die inneren Heiligtümer der Caseificio Busti gezeigt bekam. Pecorino von Busti ist sehr, sehr gut, ein paar Sorten bekommt man auch in ausgewählten Geschäften in Deutschland. Was man bei uns nicht bekommt, sind die kräftigen Sorten, und dazu gehört auch die, die in einer Höhle und in Stroh reift, und DIE will ich unbedingt nochmal essen.
Ich rolle am neuen Gebäude der Käserei vorbei und auf den Parkplatz eines Hauses, dass nur nach Hinterhof aussieht. Bis man vor der Tür steht sieht man nicht, dass sich dahinter eines der besten Spezialitätengeschäfte der Region verbirgt, und selbst wenn man den Türgriff schon in der Hand hat, denkt man noch, dass der Laden geschlossen ist.
Innen begrüsst einen dann die überbordende Freundlichkeit der Verkäuferinnen und überbordende Regale mit einer großen Auswahl feinster Lebensmittel aus der Region. Hier hole ich mir “Pecorino con Paglia”, mit Stroh, und bin überrascht, dass er 1. nur ein Drittel von dem kostet, was man woanders dafür zahlt und 2. meine Auswahl Vakuumverpackt werden kann, was im besten Fall bedeutet, dass es der Käse bis nach Deutschland schafft!
Glücklich stopfe ich meinen Pecorino in einen der Koffer und begebe mich zurück auf die Landstraße. Über die kurvige Strecke geht es durch hügeliges Gebiet gen Pisa, das nur 20 Kilometer entfernt liegt. Unterwegs komme ich an Parrana San Giusto vorbei. Hier habe ich drei mal in den vergangenen Jahren übernachtet, aber dieses Jahr hatte ich mal Lust auf was anderes als den Agriturismo “le Grazie”.
Pisa. Wo ich schonmal hier bin, habe ich mir gedacht, könnte ich dem Wiesel auch mal Pisa zeigen. Ich mag die kleine Universitätsstadt ja sehr und war schon zwei Mal hier, beide Male allerdings im September. Dann ist alles wie ausgestorben, denn wenn zwei Drittel der Einwohner Semesterferien haben, bleibt nicht viel übrig und das Leben wird ruhig. Pisa ist auch touristisch nicht überlaufen. Die Touris schieben sich nur dicht gedrängt über die Piazza die Miracoli, die Wunderwiese, in die Innenstadt verlaufen sich aber nur die wenigsten.
Nur ein paar Minuten zu Fuss von Wunderwiese, auf der sich Taufkirche, Dom und Schiefer Turm drängen, liegt ein Wohnviertel. Dort kenne ich einen superguten Parkplatz. Den nutze ich jetzt auch, und 10 Minuten später gibt es endlich ein Wieselwunder auf der Wunderwiese.
Ich will dem Wiesel ein paar interessante Dinge zeigen, wie etwa das merkwürdige Dach der Taufkirche, das zur Seeseite hin aus Blei ist, allerdings ignoriert es mich und will lieber in den typischen Touristenposen fotografiert werden.
Einen Dombesuch bekomme ich auch heute wieder nicht hin, meine Lust durch eine Horde von Asiaten (und davon sind gerade mehrere Busse angekommen) zu waten hält sich arg in Grenzen. Also biege ich in die Altstadt ab und lasse mich durch die Gassen treiben.
Ich kenne die Straßen schon ganz gut, und bin erstaunt, wie anders sich eine Stadt anfühlen kann, wenn sie belebter ist. Straßen, die im September staubig und leer in der Sonne gebrütet haben, summen jetzt vor Leben und sind gesäumt von kleinen Marktständen, die wenig, aber ausnahmslos prächtig aussehendes Obst und Gemüse verkaufen.
In einem Café trinke ich einen Caffé. Es stimmt, was viele Touristen bemängeln. Es gibt wenige öffentliche Toiletten in italienischen Städten, zumal, wenn sie keine Tourihochburgen sind. Und selbst dort, wo sich viele Besucher bewegen, sind die Toiletten oft schlecht ausgeschildert und gut in Stadtmauern oder ähnlichem versteckt. Die legendär unappetitlichen Automatenklos sollte man ganz meiden, diese freistehenden Zellen, die man gegen Münzeinwurf nutzen darf und die sich theoretisch nach jeder Benutzung selbst reinigen. In der Praxis habe ich schon alles gesehen, von selbst öffnenden Türen, während die Benutzerin gerade auf dem Thron saß, über komplett defekt bis hin zu hoppelnden Klohäußchen, die sich anscheinend im Schleudergang der Selbstreinigung weggehängt hatten. Auch eine Zelle, die sich im Selbstreinigungsmodus verriegelt hatte, während noch jemand drin war, habe ich schon erlebt.
Dabei kann es viel einfacher sein. Ich fahre da zwei Strategien. 1. Ausstellungen und Museen: Zugegegeben, die Option gibt es selten. Öffentliche Ausstellungen sind der Freund eines jeden Reisenden. Kommt man kostenlos rein, und da gibt es stets Toiletten. Und vielleicht lernt man ja noch was Interessantes. Option 2. geht dagegen immer: Die Bar. In Italien und Südfrankreich geht man in eine Bar oder ein Café und bestellt am Tresen einen Caffé, den man im Stehen trinkt. Der kostet 80 Cent, man bekommt noch oft ein Glas Wasser dazu, und hat gleichzeitig das Recht erworben, die Gästetoiletten zu benutzen. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, und das für 20 Cent weniger, als die Benutzung eines dieser mörderischen Kloroboter kosten würde.
Aber zurück nach Pisa. Ich lasse mich durch die Gassen treiben, bleibe mal hier stehen und sehe einem Kürschner bei Lederarbeiten zu, beobachte dort einen bestimmt über siebzigjährigen Fahrradreparateur beim Schrauben an einem Studentenfahrrasd, oder ich amüsiere mich über schnatternde Studierende und verwirrte Touristen. Die Athmosphäre der Stadt ist einfach… locker und angenehm. Das Video zeigt ein paar Impressionen, die letzte Einstellung zeigt das Amphitheater in Lucca:
[wpvideo hUkPZmYs]
Ach, jetzt bin ich doch wieder länger in Pisa hängengeblieben als ich wollte. Bei meiner Rückkehr zum Motorrad zeigt das Thermometer 49,5 Grad. Das stimmt natürlich nicht, weil das kleine Gerät direkt in der prallen Sonne war, aber über 30 Grad sind es auf jeden Fall. Mir läuft der Schweiß runter, und der Seitenständer der Renaissance hinterlässt einen Abdruck im Teer der Straße. Das der Verkehr nur noch aus roten Ampeln zu bestehen scheint, macht die Sache nicht besser. Der Fahrtwind fehlt sowohl dem Motorrad als auch mir, und bald summt der Motorlüfter dauernd, während ich auf dem Bock hänge und in den Sattel gebacken werde.
Parallel zu Küste geht es weiter nach Norden, in die Stadt Viareggio. Dort halte ich nur kurz und schaue mir den Torre Matilde, den Matildenturm, also das Wahrzeichen an, dann fahre ich weiter. Es ist zu heiß um lange in der Gegend rumzulaufen, und Viareggio ist keine Schönheit, im Gegenteil. So interessant wie das Wahrzeichen ist die ganze Stadt.
Die Landschaft hier ist spannend. Im Hintergrund erheben sich die ligurischen Berge, davor weite Grasfelder, in denen vereinzelt Bäume stehen. Die Renaissance summt über schmale Straßen und hinterlässt eine weithin sichtbare Spur aus Staub und aufgescheuchten Vögeln über den Feldern.
Hier und da ragen die bunten Sonnenschirme der Sexdienstleisterinnen aus der Botanik. Ich bin ja immer wieder erstaunt wieviele Huren es in Italien gibt. Kurioserweise ist in Italien Prostitution erlaubt, die Ausübung in Gebäuden und insbesondere Bordelle sind aber verboten. Das hat zu Folge, dass der Straßenstrich – insbesondere auf den Landstraßen und um die größeren Städte herum – floriert. Ich frage mich ja, wo die eigentlich ihre Dienstleistung erbringen. Im Feld? Im Auto? Im Stehen? Muss doch alles unbequem sein…
Weiter geht es über Straßen, die so schmal sind, dass bei Gegenverkehr der rechte Koffer der Renaissance durchs Gebüsch am Fahrbahnrand streift. Einmal muss sogar eine Dienstleisterin aus dem Weg springen, damit ich ihr nicht die Brüste abfahre.
Es ist früher Nachmittag, als ich in Lucca ankomme. Ich stelle die Kawasaki auf einem, zuvor bei Google Streetview ausgespähten, Motorradparkplatz ab. Motorräder haben ja überall Platz, denkt man vielleicht. nicht in italienischen Altstädten. Dort sind die Gassen oft so eng, dass gerade mal ein Auto hinduchpasst. Bürgersteige gibt es nicht. Irgendwo kann man sich also nicht einfach hinstellen, und mit der Suche nach einem Parkplatz im Labyrinth aus Einbahnstraßen kann man viel Zeit verplempern, und dabei schlimmstenfalls feststellen, dass so manche Gasse auch mal in einer Treppe endet. Das erspare ich mir lieber.
Lucca ist auch eine von diesen alten Festungsstädten, die von mächtigen Mauern umgeben sind. Dazu kommt, dass Lucca sehr reich war, 99 Kirchen hat und eines der kuriosesten Wahlsysteme pflegte. Was und warum, habe ich hier schon mal aufgeschrieben.
Bei meinem ersten Besuch bin ich aber an einer weiteren Besonderheit dieser bemerkenswerten Stadt einfach vorbeigerannt, und die will ich mir heute ansehen. Die Rede ist von einem ehemaligen römischen Amphitheater, in dem sich, nachdem es nicht mehr für Wettkämpfe genutzt wurde, Geschäfte eingenistet haben. Und so steht heute innerhalb der Stadt ein Amphitheater, und wenn man es betritt, dann steht man mitten auf einer Piazza:
Ansonsten ist Lucca eine Ansammlung wirklich schmucker Gassen und Geschäfte, allerdings schon sehr auf Touristen ausgerichtet. Amüsieren muss ich mich über dieses Stromkabel, dass aus dem dritten stock hängt und ein Motorrad aufladen muss. BMW-Fahrer haben überall die gleichen Probleme…
Einen Spaziergang unter Laubbäumen auf den Mauern der Zitadelle später sitze ich wieder im Sattel, jetzt geht es auf die letzte Etappe des heutigen Tages und zu einem Ziel, auf dessen Wiedersehen ich mich seit einem Jahr freue. Das Casa Brescia in Siena, das jetzt das Ziel ist, war 2012 der Grund für mich, in die Toskana zu fahren. Ich hatte ein Bild des Hauses gesehen, mich darin verliebt und schnuppdiwupp eine Ganze Reise um den Aufenthalt dort herumgestrickt.
Aber vor der Freude über Siena liegen erstmal 150 Kilometer. Staubiger, heißer, dichtbefahrener Straße. Von Lucca geht es nach Osten, Richtung Florenz. Das “Schokoladental”, die Region mit vielen meisterlichen Schokoladenwerkstätten zwischen Pisa, Pistoia und Prato, mithin vor der Haustür von Montecatini Terme, streife ich nur kurz und biege dann nach Süden ab. Das Navi rechnet eine Bergstraße, die sich durch ein Dörfchen nach dem nächsten zieht und verstopft ist mit Rentnern, die zu viel Zeit haben.
Ich lasse das Navi nach der schnellsten Route suchen und werde tatsächlich von der Sonntagsfahrerteststrecke weggeleitet, aber eine Verbesserung ist das nicht. Westlich von Flornz gibt es nur trockenes Ödland, und da hindurch wälzt sich an diesem Nachmittag eine endlose Autokolonne, und ich bin mittendrin. Das ein Schlagloch dem nächsten folgt macht die Sache nicht besser. Das Fahrwerk des Motorrad ächzt jedes Mal, wenn wir wieder eine besonders schlimme Stelle erwischt haben, und ich sehe oft in die Rückspiegel, ob beide Koffer und das Topcase noch da sind. Es wäre ein Alptraum, wenn sich eines der Gepäckstücke losreisst. Einem Freund ist das schon mal passiert – eine Halterung für die Koffer ist einfach weggebrochen, und der stylische BMW-Koffer hat sich mitten auf der Autobahn verabschiedet. Ich habe alte, unfancy Koffer der Marke GIVI, mit einer der robustesten Halterungen überhaupt – so erfolgreich, dass die seit nahezu 25 Jahre unverändert gebaut werden. Trotzdem vertraue ich dem nicht blind, so starke Schläge wie alle Teile gerade aushalten müssen, ist NICHTS zu hundert Prozent sicher. Das Material muss ohnehin leiden. Himmel, vor zehn Tagen noch sind wir bei 5 Grad durch Starkregen gefahren, zwischendurch waren wir an der Schneegrenze und auf nicht vorhandenen Strassen unterwegs und jetzt sind wir bei 35 Grad, wie Thermometer am Straßenrand verraten, auf Buckelpisten unterwegs.
Es ist wie Fahren in der Wüste, zumal zur Hitze noch Abgase, schlechte Luft und Staub hinzukommen. Vermutlich ist das die neueste Masche des besessenen Navis um mich umzubringen: Entweder Hitzschlag oder verdursten. Ich meine, einen genüsslichen Unterton in der Stimme des Navis hören zu können, wenn es den nächsten Kreisel ankündigt, durch den sich der blecherne und stinkende Lindwurm noch langsamer hindurchschlängeld als ohnehin schon.
Ein Dorf geht in das nächste über, ständig sind Baustellen, und oft geht es nur mit wenig mehr als Schrittgeschwindigkeit woran. Mir rinnt der Schweiß am Körper herab und der Kühler der Kawasaki steht auf Dauerbetrieb, denn bei so niedrigen Geschwindigkeiten werden weder die Maschine noch mein Anzug ausreichend mit Frischluft versorgt um kühl zu bleiben. Ein hässlicher Gewerbeschuppen nach dem nächsten zieht vorbei, unterbrochen nur von verfallenen Bauernhäusern. Ständig wird geblitzt, zumindest stehen überall Blitzomaten herum. Nicht, dass es aktuell überhaupt möglich wäre zu schnell zu fahren. Dieses Herumgeeiere macht überhaupt keinen Spaß und Hitze, Durst und Langeweile machen mich langsam irre.
Ein wenig besser wird es, als ich an Vinci (Wissen schon, da wo Leonardo herkam) vorbei bin und südwärts in das Chianti schwenke. Hier werden die Hügel grüner, der Verkehr dünnt sich aus und das Fahren macht wieder ein wenig mehr Freude. Zumindest so lange, bis ich merke, dass auch jetzt alle paar Kilometer Kontrollen sind und einmal sogar Carabiniere mich von hinten versuchen zu lasern. Das klappt natürlich nicht, weil die Kawasaki mit ihrem schlanken Heck und den breiten, aber runden Koffern wenig Angriffsfläche für den Messstrahl bietet, aber es macht mich sauer. Heute ist echt kein Flow drin.
Ich bin erleichtert, als ich die Autobahn vor Siena erreiche. Hier gebe ich ein wenig mehr Gas. Gerade will ich einen weißen Fiat überholen, als der Fahrer plötzlich seinen Arm aus dem Fenster streckt und mit der Handfläche eine Abwärtsbewegung macht. Lentamente, langsam. Ich nehme sofort das Gas weg, und tatsächlich fahren wir durch eine Geschwindigkeitskontrolle, just als meine Tachonadel wieder die 90 trifft. Achje, das wäre beinahe schief gegangen. Für heute reichts. Ich gehe kein Risiko mehr ein, reihe mich brav hinter dem freundlichen Retter ein, der sich hier wohl auskennt, und zuckele Richtung Siena. Dabei wundere ich mich wieder einmal über die italienischen Autofahrer. Hätte mich in Deutschland jemand vor dem Blitzer gewarnt?
Gegen 17.00 Uhr rollt die Renaissance die Zufahrtsstrasse zum Casa Brescia entlang. Stefano, der Herr des Hauses, steht schon am Tor und winkt und ruft mir schon von weitem zu.
Die klassische Begrüßung mit Bussi hier und da bekomme ich natürlich wieder nicht hin. Ich weiß auch nicht, ich kann mir nie merken auf welcher Seite man anfängt und wie oft hier und da und dann vergurke ich es. Egal.
News? fragt Stefano und strahlt über beide Ohren. “Oh ja”, sage ich. Dann hilft mir die Koffer ins Haus zu bringen, und während wir noch Neuigkeiten austauschen, gibt er mir ein Päckchen von Amazon.it.
Das Ersatzteil für das TomTom! Stefano ist nämlich nicht nur mein Host für die nächsten Tage, er ist auch der Fixer für hier. Eine Minute später habe ich die neue Ladehalterung aus der Verpackung gerissen. Es ist die richtige! Schnell schließe ich den selbstgebastelten Bypass an und stecke das TomTom oben drauf. Das erwacht sofort zum Leben. Es funktioniert! Wir sind wieder im Spiel, Baby. Jetzt bleibt nur noch eines zu tun… für den Fall, dass die alte, seelenlose Ladehalterung ihre Neigung den Weg in den Untergang zu weisen auf das Navi übertragen hat, wird prophylaktisch eine Dämonenaustreibung nicht schaden.
Am Abend fahre ich nach Siena hinein. Die alte Backsteinstadt döst in der untergehenden Sonne, als ich die Kirche Basilica Cateriniana betrete. Während das Wiesel Schmiere steht, werfe ich das Navigationsgerät ins Weihwasserbecken und murmele dazu einen Exorzismus, der in etwa den Wortlaut hat “Und wenn du dich nicht zusammenreißt und diese Scheiße lässt, dann tausche ich Dich gegen das 2013er Modell aus”. Exorzismusformel, Weihwasser, neue Ladehalterung. Ich hoffe doch sehr, dass dem Gerät damit seine Mordabsichten ausgetrieben sind.
Zufrieden mit dem Tagewerk und völlig fertig von der Fahrt durch die Wüste gibt es jetzt erst einmal ein Eis.
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7 Gedanken zu „Motorradreise 2013 (11): Wieselwunder auf der Wunderwiese“
Hah, zeitliche Ansychronität entdeckt! Bzw. meinen Rücken auf einem der Pisa-Fotos im Video 😉
hihi, ja, da hast Du recht. Ich fand die Bilder von den Turmfesthaltern damals so schön, dass ich die gerne nochmal zeigen wollte.
warst du denn schon mal auf dem schiefem Turm?
Nein, war ich noch nicht. Das ist eine ziemlich exklusive angelegenheit. Soweit ich weiß, kommt man da nur mit Führer hoch, den man lange im voraus buchen muss. Die Anzahl der Personen ist stark begrenzt, und entsprechend teuer ist das Ganze.
Ich wollte alles lesen, ehrlich, aber vor lauter Oh! und Ah! über die Toskana, das Wiesel, und, am allerschönsten, das Wiesel in der Toskana, fiel ich in Ohnmacht.
Meinen Sie, das Wiesel würde anlässlich seines Hamburgbesuchs gern noch einmal mit mir auf Reisen gehen? ich vermisse den kleinen Racker.
Wo gönge es denn bei Ihnen hin und wie lange?
Es wäre nur ein kleiner Deutschlandtrip, aber mit dem Wwiesel und mir, und puschlig, ich sage es Ihnen…
(Ok, Sie bekämen Ihr Wiesel nicht zurück, aber ein bißchen Schwund ist ja immer).