Reisetagebuch London 2014 (5): Stonehenge

Reisetagebuch London 2014 (5): Stonehenge

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Im Februar 2014 verirrten sich Silencer und das Wiesel nach London. Eine Woche lang durchstreiften sie die Hauptstadt des britischen Empires und stellten dabei dummes Zeug an. Am fünften Tag geht es auf’s Land.

Montag, 10. Februar 2014, London

Montag. Es muss Montag sein. Erst frisst das ältere Ehepaar am Frühstücksbuffet alle Würstchen auf einmal weg, dann graut mir der Morgen. Eigentlich hatte ich für Sonntag eine Tour gebucht, die der Reiseveranstalter aber verlegen wollte: Auf entweder Samstag, den 08., oder Montag, den 10. Die Mail hatte mich Ende vergangener Woche erreicht, und ich hatte mir den Montag gewünscht, in einem Anfall von geistiger Umnachtung aber “Montag den 07.” geantwortet.

Heute ist Montag, aber nicht der 07. Als ich beim Frühstück nochmal die Bestätigung checke, fällt mir das Essen aus dem Gesicht: Der Reiseveranstalter hatte den 07.02. bestätigt. Das bedeutet, dass die Fahrt, auf die ich mich die ganze Zeit freue, bereits vor drei Tagen war! Hektisch schreibe ich eine Mail und hoffe, dass sich das noch umbuchen lässt. Auf die Fahrt habe ich mich die ganze Zeit gefreut, und wenn das jetzt wegen so eines dusseligen Datumsfehlers nichts wird…

Gegen halb Zehn stehe ich vor der Westerminster Abbey, jener Kirche, in der alles wichtige in England passiert. Hier werden Königinnen und Könige gekrönt und verstorbene Berühmtheiten beigesetzt. Das Innere der Abtei ist vollgestopft mit Nebenkapellen, Gräbern und Denkmälern. Elisabeth die erste liegt in einem Flügel, ihre Rivalin Mary, Queen of the Scotts, in einem anderen. Letztere wurde von ersterer übrigens 16 Jahre gefangen gehalten und am Ende hingerichtet, und erst als Elisabeth auch abgenippelt war und der englische Thron an den Schotten James fiel, der zufällig der Sohn von Mary war, bekam sie eine würdige Beisetzung und ein Grabmal, dass Elisabeth ebenbürtig war.

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Auch ansonsten findet sich alles, was in der britischen Geschichte Rang und Namen hatte. Lange verweile ich vor dem Sarkophag von Isaac Newton. Das Grab habe ich selbst entdeckt, der Audioguide erwähnt es nicht. Passt ins Bild, denn der ist SCHLECHT. Ein guter Audioguide kommt sofort auf den Punkt und ist klar strukturiert, erzählt die wesentlichen Fakten und ordnet die in den Kontext ein. Die ein oder andere Anekdote oben drauf, fertig ist der Lack. Schlechte Audioguides Rabimmeln und Rabammeln erst einmal ewig in der Gegend rum um zu zeigen wie aufwendig sie produziert sind, bewerfen einen dann mit nebnsächlichen Personen und einer Flut von Jahreszahlen, um den Zuhörer dann mit sinnlosen Details ganz in die Wüste zu führen und ihn da stehen zu lassen. Von der Sorte ist auch der Westminster Abbey Guide, dessen Rabimmeln und Rabammeln in Gregorianischem Mönchsgejodel vor und nach jedem Point of Interest besteht. Jeweils 20 Sekunden Gregorianergestöhne, macht bei 20 Tracks rund 400 Sekunden oder sechseinhalb Minuten sinnloser Lebenszeitverplemperung. Wäre er nicht eh kostenlos, der Guide wäre das Geld nicht wert. Wobei, kostenlos stimmt ja nicht. Was ich ja faszinierend finde, ist, dass die Briten ALLES anders machen müssen als der Rest der Welt. Da ist es nur Folgerichtig, dass der Eintritt in Museen kostenlos ist, für den Besuch einer Kirche -im Rest der Welt ein kostenloses Vergnügen- aber stets um die 20 Pfund (fast 25 Euro in echtem Geld) berappt werden müssen.

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Als ich die Westminster Abbey verlasse ist eine Mail von Premiumtours eingetrudelt. Meine Umbuchung sei OK, und ich möge bitte um 12.15 an der Victoria Coach Station sein. Nichts lieber als das! Ich begebe mich zum großen Busbahnhof, und wenig später sitze ich mit nur einem Dutzend anderer Touris in einem großen Reisebus.

Ah, Belgravia ist gar kein osteuropäisches Land.
Ah, Belgravia ist gar kein osteuropäisches Land.

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Der Busbahnhof.
Der Busbahnhof.

Der Bus zuppelt durch den Stadtverkehr und jökelt dann Überland nach Westen, zwei Stunden lang.

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Das Ziel: Ein Feld, wenige Kilometer hinter dem kleinen Ort Amesbury, besser bekannt als Stonehenge. Schon von der Schnellstraße sieht man die berühmten Steine.

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“Seit um 16.00 Uhr wieder hier, Folks. Ich bin Zauberer, und um 16.02 wird dieser Bus auf magische Weise verschwunden sein!”, schärft uns der Busfahrer ein.

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Vor Stonehenge wird gerade eine ganz neue Anlage von “Heritage” gebaut, dem britischen Staatsorgan zur Erhaltung historischer Stätten. Im Gegensatz zur deutschen Denkmalschutzbehörde klebt Heritage aber nicht einfach eine Plakette mit der Aufschrift “Denkmalgeschützt” an Dinge und überzieht verzweifelte Besitzer mit Auflagen, sondern kauft wichtige Stätten und Gebäude und sorgt für ihren Unterhalt und Pflege. Stonehenge gehört selbstverständlich auch zu den zu pflegenden Objekten.

Früher waren Andenkenladen und Parkplatz direkt neben dem Monument.Das neue Besuchszentrum liegt weit außerhalb der Sichtweite des Monuments, versteckt hinter der nähten Hügelkette und vom Steinkreis aus nicht zu sehen oder zu hören. Die Besucher werden mit Shuttlebussen zum Steinkreis gebracht. Dadurch soll der Ort mehr gewürdigt werden, und das funktioniert sehr gut.

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Der Wind weht eisig, und ich bin froh über meine Kopfbedeckung: Eine wasserdichte Schiebermütze mit Ohrenklappen. Trotzdem ist es arschkalt, und ich bemitleide die Aufpasser ein wenig, die den ganzen Tag in dem schneidenden Wind stehen müssen. Von der Anlage bin ich sehr beeindruckt. Es ist schon ein besonderes Gefühl hier zu stehen, vor diesem Steinkreis, den ich von tausenden Bildern kenne.

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Man kann nicht bis an die Steine heran, ein Rundweg führt zu Dreivierteln um die Anlage herum. Der Audioguide (einer von der guten Sorte!) weiß zu berichten, dass durch die vielen Besucher, die früher zwischen den Steinen herumliefen, der Boden so verändert wurde, dass die Steine umfielen. Tatsächlich kann man sehen, dass ein Stein einen Socken aus Beton bekommen hat. Andere werden von Holzkonstuktionen gestützt. Ich finde den Rundweg super: Man kann toll sehen und prima Fotos machen, auf denen nicht hundert fremde Menschen drauf sind. Nur das Wiesel schmuggelt sich dauernd ins Bild.

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Auf den Äckern rund herum werden Schafe und Krähen angebaut.

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Am Besucherzentrum werden gerade Nachbaute neolithischer Hütten geflochten, wie mir eine der im wind frierenden Aufpasserinnen erklärt. Das soll die neue Attraktion im kommenden Sommer werden, drei Hütten mit ewigen Feuern. Die müssen immer Brennen, weil sonst die Hütten weggammeln. aha.

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Gegen 18 Uhr bin ich wieder in London. “Take your crap out, I am your driver, not your mother”, erinnert der Busfahrer beim Ausstieg. Mit der Tube geht es dann nach Embankment, von dort Coventry Garden (Es heisst wirkich Covent Garden. Nicht Coventry. das ist was anderes. DAnke für den Hinweis, FrauZimt). Das ist ein beeindruckender, viktorianischer Bau, der im Dunkeln fast noch schöner aussieht als am Tage.

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Ich entdecke in der Neal Street den Doc Martens Flagship Store. Früher habe ich nichts anderes als Docs getragen, und mein bestes Paar, dass ich heute noch habe, habe ich 2001 bei einem Besuch hier in London gekauft. Da war der Laden allerdings größer und nahm ein ganzes Gebäude auf mehreren Stockwerken ein.

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Ich entdecke meine Lieblingsschuhe, und spiele mit dem Gedanken ein Paar mit zu nehmen. Bis mein Blick auf den Preis fällt. EINHUNDERTFÜNFUNSIEBZIG PFUND?! Das sind in echtem Geld 210 Euro und rund 100 Pfunde mehr als vor 13 Jahren. Junge junge, diese Inflation…

Ein Stückchen weiter liegt Forbidden Planet. Den hat Owley empfohlen, und tatsächlich kann man hier Nerdgasmen erleben… Merchandise zu Comics, Spielen und Serien Galore, allein Dr. Who füllt eine ganze Wand.

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Ich kaufe den Laden leer, dann streife ich noch ein wenig durch die nächtliche Stadt. Dabei komme ich an Nelson auf seiner Säule auf dem Trafalgar Square vorbei, finde Chinatown (wo die Straßennamen auf Englisch und Mandarin an den Häusern stehen) und entdecke die absurde “M&M-World”, wo man schon am Eingang Schokolinsen in die Hand gedrückt bekommt und allen möglichen Krempel in Form der Maskottchen kaufen kann.

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Mit der Tube geht es zum Bahnhof King´s Cross. In den Harry Potter Büchern ist hier der Abfahrtsort des Hogwarts Express, von Gleis 9 3/4. Problem dabei: Mrs. Rowlings hat sich vertan. Sie hat eigentlich den Bahnhof St. Pancras, genau gegenüber, beschrieben. In Kings Cross sind die Gleise 9 und 10 nämlich in unterschiedlichen Gebäudenteilen, und altmodisch ist der Bahnhof auch nicht mehr, im Gegenteil:

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Das hält die geschäftstüchtigen Lizenznehmer aber nicht davon ab, in einer Ecke des Bahnhofs das Geschäft “Gleis 9 3/4” zu betreiben.

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Direkt daneben steckt der Korb in der Wand, mit dem Man sich fotografieren lassen kann. Da ein Foto aber 10 Pfund (ungefähr 25 DM) kostet, sehe ich davon ab des Wiesels Wunsch nach einem Bild nach zu geben.

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Ich fahre zurück nach Paddington, nehme dort aber den verkehrten Ausgang und lande… am Wasser?! Tatsächlich: Hinter dem Bahnhof verlaufen Kanäle, an denen kleine Hausboote vertäut sind.

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Im Garfunkels neben dem Bahnhof Paddington gibt es ein Pint “Londons Proud” Bier und dazu einen Monsterburger mit Zwiebelringen und Black Stiltonkäse, und erst gegen 23.00 Uhr bin ich wieder in meinem Häuschenanbau im Cardiff.

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Reisetagebuch London:
Tips für London

12 Gedanken zu „Reisetagebuch London 2014 (5): Stonehenge

  1. Oh cool – Stonehenge besuche ich vielleicht im September wenn ich nach Southampton ausrücken muss…
    Schöne Sachen hast du gemacht, muss ich sagen! Ich hätte dich vorher schicken sollen, damit ich dann alle coolen Orte besuchen kann 😉 War irgendwie etwas zu hopplahopp und gefühlt haben wir viel weniger an einem Tag gesehen – wobei die zwei Tage schon ausgefüllt waren. Aber zwei Tage sind halt nix… Naja. London steht ja noch eine Weile. 🙂

  2. Kalesco: Falls es Dich beruhigt: Ich bin aus London weggefahren mit dem Gefühl NICHTS gesehen zu haben… Die Stadt ist einfach zu groß.

    Modnerd: Dein Tip war der Kanal von Camden aus in die Stadt, und den habe ich gefunden und bin eine halbe Stunde daran lang gelaufen. Aber hinter Paddington hätte ich keinen vermutet.

  3. Ach, ich mag die Briten. Warum war ich damals eigentlich nicht in Stonehenge, ich habe es vergessen. Der legendäre Ali hatte eine Insidertour gemacht, die ziemlich cool gewesen sein muss.

    Und wo ist das Bild des Monsterburgers? Fotografieren Sie etwa Ihr Essen nicht vorher?

    Auf dem ersten Bild sieht das Wiesel aus, als wäre es ins Bild retuschiert worden. Über die angebauten Vögel und Schafe habe ich sehr gegrinst.

    Den roten faden zwischen diesen wirren Bemerkungen müssen Sie bitte selbst herstellen. Danke.

  4. WdW: Der legendäre Ali? Ist das Hamburger Prominenz? 🙂 Ich fotografiere mein Essen recht selten, außerdem hatte ich Hunger, da blieb keine Zeit für Faxenkram. DAs Licht an dem Tag war ganz komisch. Durch den starken Wind rasten die Wolken über die Landschaft, und dann kam durchaus so komische Lichtstimmung zustande, dass das Wiesel wie gephotoshopped aussieht. Ist es aber nicht, versprochen (ich kann nämlich kein Photoshop, die Software ist so scheißekompliziert das all meine Bilder unbehandelt sind).

    Modnerd: Es stand nicht ausführlich da, aber ich kann es anhand eines Fotos in diesem Artikel belegen : http://silencer137.com/2014/03/12/reisetagebuch-london-2014-3-at-worlds-end/#more-23174

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