New Hatch

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So, jetzt wo die Sache mit den Schuhen geklärt wäre, können wir uns einem anderen Fortbewegungsmittel widmen. Damit das hier nicht wirklich noch zum Modeblog verkommt, wird es jetzt dezidiert und ureigenst männlich. Man stelle sich jetzt bitte Benzingeruch in der Luft vor, denn nun geht es um: Autos! Jawoll.

Autos sind ja eigentlich voll unspannend. Müssen halt vier Räder haben und fahren. Meine vier Räder hängen an einem Kleinen Gelben AutoTM, und das kommt leider so langsam in die Jahre. Die Zentralverriegelung funktioniert nicht mehr, durch die Türen dringt seid Jahr und Tag Wasser ein, manchmal lässt sich der Kofferraum tagelang nicht öffnen, die Frontscheibe pfeift. Das neueste Ungemach ist ein Scheibenwischer, der sich nur noch in Zeitlupe bewegt, weil sich das Metallgestänge in die Alubuchsen eingearbeitet hat.

Wenn Sie auf diesem Bild ZWEI gelbe Autos sehen, sollten Sie ihrne Optiker kontaktieren.

Wenn Sie auf diesem Bild ZWEI gelbe Autos sehen, sollten Sie ihren Optiker kontaktieren.

Ein Jahr TÜV hat das Kleine Gelbe AutoTM noch, und bis dahin muss ein Nachfolger her, denn ganz ohne Auto geht es hier auf dem Dorf halt nicht. Ehrlich gesagt habe ich kaum Lust mich damit zu beschäftigen – aber es muss sein, das KGATM hat schon 14 Jahre auf dem Buckel, sieben davon in meinem Besitz. Auch der Nachfolger sollte auch ein Gebrauchter sein. Bei dem Wertverlust in den ersten vier Jahren lohnt sich ein Neuer nicht, und außerdem kenne ich mein Glück: Wenn ich mir ein neues Auto kaufe, sind am nächsten Tag die fossilen Brennstoffe alle. Nee, nee, so nicht.

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Eigentlich ist die Sache ganz einfach: Da ich einen großen Penis habe und nicht kompensieren muss, kann es ein kleines Auto sein. Möglichst sparsam, ich bin hauptsächlich allein und in der Stadt unterwegs. Da ich gelegentlich auch mal Autobahn fahren muss, sollte es nicht in der Microklasse von Smart und Aygo sein, sondern eins drüber. Ganz doof aussehen sollte es nach Möglichkeit auch nicht.

Damit, man glaubt es nicht, habe ich bereits Anforderungen definiert, die kaum ein Wagen sinnvoll umsetzt.

Ich hätte es ja echt nicht gedacht, aber anscheinend haben die Automobilhersteller die letzten 15 Jahre mit dem Kopf im eigenen Rektum verbracht.

1. Verbrauch.
Während das Öl immer knapper wird, bauen die kleine Autos, die Verbräuche jenseits von gut und böse haben. Vielleicht sind die Motoren effizienter geworden, aber das wird wieder aufgefressen, weil die Autos mehr wiegen – neben der Sicherheitstechnik braucht ja jede kleine Kasperbude heute drei Klimanlagen und Gedöns. Kleinwagen von der Größe eines Polo verbrauchen immer noch 6 bis 9 Liter. Das ist Inakzeptabel. Früher war immer die Rede vom DreiLiterAuto. Wo ist das? Nicht in Sicht. Stattdessen verbrauchen die Kisten heute immer noch genauso viel wie mein jetziges Auto, und das ist 15 Jahre alt.

2. Aussehen
Alles, was in den letzten 10 Jahren rausgekommen ist, sieht furchtbar und gleich aus, vieles sogar ausgesprochen peinlich. Da gefällt mir exakt gar nichts. Man merkt halt einfach, dass alle Hersteller die gleiche Bezier-Software zur Gestaltung der Karosserien verwenden. Was natürlich keine Entschuldigung für einen Fiat Multipla ist, aber wie der passieren konnte, weiß ja eh niemand.

Es gibt noch ein drittes Problem, aber das liegt nicht bei den Autoherstellern, sondern bei mir. Ich bin nämlich verwöhnt. Das Kleine Gelbe AutoTM ist das, was die Engländer gerne als Hot Hatch bezeichnen. Eine Kiste, die nach Serie aussieht, aber deutlich anderes unter der Haube hat.

Seat Leon 20V Turbo, der BMW-Killer. Bildquelle: Nicht von mir.

Seat Leon 20V Turbo, der BMW-Killer. Bildquelle: Nicht von mir.

Das KGA ist ein Seat Leon. Der Spanier kommt aus dem VW-Baukasten, ist aber eine ganz besondere Zusammenstellung. Er basiert auf der Bodengruppe des VW Golf IV, die wertige Innenausstattung mit guten Sitzen kommt vom Audi A3, und das Fahrwerk und der Motor von einem Audi TT für Fortgeschrittene: Ein turbobeatmeter Zwanzigventiler mit 180 PS, der das Gelbe Dings in 7,7 Sekunden auf 100 bringt und eine Höchstgeschwindigkeit von 230 Km/h bringt. Der Leon 20VT „Top Sport“ ist so selten, dass die Lehrlinge zum Anschauungsunterricht zusammengerufen werden, wenn der Wagen in die Werkstatt rollt. Um Gewicht zu sparen, verfügt der Wagen dafür über keinerlei Extras, sieht man von einer Sitzheizung ab. Keine Klimaanlage, kein Bordcomputer, nicht mal elektrisch einstellbare Außenspiegel. Das spart Gewicht.

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Diese Hot Hatch-Austattung sorgt dafür, dass das Kleine Gelbe AutoTM bis auf die geringere Bodenfreiheit aussieht wie ein Serienfahrzeug mit 60 PS, aber so unglaublich viel Leistung freisetzen kann, das 90 Prozent aller Spinner auf der Autobahn nur noch die Rücklichter sehen. Ich fahre meistens zügig, aber sinnig. Aber wenn ich mal mehr Leistung will, kommt die sofort – Der Wagen hängt am Gas und explodiert förmlich, wenn man das Pedal durchtritt. Dabei liegt der Wagen wie ein Brett auf der Straße und wird immer ruhiger, je schneller er fährt. Da wackelt und klappert nichts, weder im Innenraum noch sonstwo. Noch schneller als er beschleunigt steht er auch wieder: Die Bremsen des Leons sind griffig, ein Tipp und die Kiste steht. Wenn ich mal andere Wagen fahre, bin ich immer wieder überrascht was für lange Wege die Bremspedale haben und wie gering die Bremsleistung ist.

Das hat nun leider echt dazu geführt, dass ich so schäbig verarbeitete und untermotorisierte Autochen nicht mehr ertrage. Ein 55 PS Seat IBIZA der Einstiegsklasse klappert, wackelt, fällt gefühlt in Kurven fast um und braucht ewig, um in den Quark zu kommen und noch ewiger zum Bremsen. Damit sind wir also bei Problem drei und vier:

3. Verarbeitung
Was viele Hersteller im Kleinwagensegment zusammenpfriemeln ist eine ziemlich Unverschämtheit. Viel Mühe geben sich z.B. die Koreaner, aber was bei Opel, Seat, Skoda und Konsorten angeboten wird, ist in Punkto Qualität und Schalldämmung auf einem Niveau mit einem Trabant.

4. Leistung in Relation
Hey, ich habe nichts gegen wenig PS. Mein Golf I hatte auch nur 55 PS, aber die Kiste wog auch nur 800 Kilo und war daher sehr agil. Heute sind nahezu alle Autos irrsinnig schwer und die Einstiegsklasse im Verhältnis untermotorisiert – und trotzdem sind die Verbräuche zu hoch. Muss man auch erstmal hinkriegen, so eine Fehlkonstruktion.

Wir fassen zusammen: Ein neues Auto wird in absehbarer Zeit gebraucht, und überraschenderweise gibt es wenige Wagen, die meinen ästhetischen und ökonomischen Ansprüchen gerecht werden. Dennoch: Die Suche beginnt jetzt. Und wenn ich mir ansehe, was so an rotnasigem Verkaufspersonal in Autohäusern unterwegs ist, dann wird da noch der ein oder andere lustige Artikel bei rausspringen.

Kategorien: kleines gelbes Auto | 12 Kommentare

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12 Gedanken zu „New Hatch

  1. Das wird sicher kein Spass werden, zumal für mich deutlich zu lesen ist, dass Du den Wagen eigentlich gar nicht abgeben magst.

    Die Wagen, die weniger als 4 Leiter brauchen, die viele Initiativen, die Bestrebungen unbedingt Benzin zu sparen sind irgendwie alle von der Bildfläche verschwunden, es zählt Komfort und Sicherheit. In Zeiten in denen selbst ein Smart immer noch 6 Liter braucht und der Produkterklärer das nicht mal schlimm findet, überlegt man hier gar ganz auf mindestens ein Auto zu verzichten.

    Elektro? Joah, gerne, wenn ich den Goldesel dazu finde.

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  2. -Leiter +Liter

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  3. Du hast recht, leicht wird mir das nicht fallen. Aber die vielen, kleinen Unzulänglichkeiten, wie eben die Elektrik- und Wasserprobleme, vermiesen den Spass nicht unwesentlich und machen Lust auf was anderes.

    DAnke für die Bestätigung, dass die Spritsparprogramme verschwunden sind – ich hatte das nicht im Auge und gedacht, die sind fester Bestandteil der Autokultur geworden. Stattdessen hat man sie einfach… begraben.

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  4. Christoph

    Ganz ehrlich: Welche Kleinwagen bist du in letzter Zeit gefahren? Kleinwagen im Bereich Schalldämmung auf dem Niveau des Trabants? Spritverbrauch beim Polo zwischen 6 und 9 Litern? Und im Gegenzug ein Auto mit 180 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 230 km/h loben? Wie sieht es denn da mit dem Verbrauch aus?

    Sorry, aber dieser Blogpost strotzt vor Blödsinn.
    Der aktuelle Polo (und damit auch der Ibiza und Fabia) befinden sich im Bereich Schalldämmung auf dem Niveau des aktuellen Golfs. Das war im Einstiegsbereich noch vor 10 Jahren undenkbar. Auch der Ford Fiesta ist flüsterleise. Der Smart ist tatsächlich sehr laut, ist aber auch als reines Stadtfahrzeug für Kurzstrecken gedacht.

    Zum Verbrauch:
    Der Polo verbraucht mit dem 1.2 TSI Motor knapp unter 5 Litern E10 bei mir. Ja, ich lasse den Wagen vor roten Ampeln ausrollen und fahre vorausschauend, aber bin trotzdem kein fahrendes Hindernis. Mit 105 PS muss sich der Wagen ohnehin nicht verstecken. Drei Klimaanlagen habe ich auch nicht, sondern lediglich eine manuelle Klimaanlage, die das macht, was sie machen soll, das Auto kühlen. Den Verbrauch finde ich sehr fair. Wenn es weniger sein soll, nimmt man halt ein Dieselfahrzeug. Das Fahrzeug verfügt sowohl vorne als auch hinten über Doppelscheibenbremsen und bremst gefühlt sehr gut. Kein Vergleich zu einem 15 Jahre alten Modell.

    Aber was erzähle ich hier. Der Artikel ist sicherlich etwas reißerisch aufgemacht und das aus Absicht. Mit der Realität hat er aber wenig zu tun. Und über den Unsinn, ein 180 PS Wagen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 230 km/h zu fahren und gleichzeitig über spritsparende Autos zu sinnieren, verliere ich lieber kein Wort. Der Polo ist übrigens bei 180 oder 190 km/h abgeriegelt, bin mir da grad nicht sicher. Ist aber auch einerlei. Ich fahre selten mehr als 130 km/h. Hier stehen Verbrauch und Reisegeschwindigkeit in einem gesunden Verhältnis. Ich muss auch niemanden damit beeindrucken, dass er nur noch meine Rücklichter sieht. Warum auch. Es ist keine große Leistung sich ein leistungsstarkes Fahrzeug zu kaufen. Für mich ist das lediglich ein Fortbewegungsmittel. Ich möchte darin bequem sitzen, Musik hören können und möglichst angenehm und günstig von A nach B kommen. Der Rest ist mir egal.

    Den Seat Ibiza, den du da gefahren bist, würde ich gerne mal sehen. Montagsautos gibt es immer mal, aber mit dem durchschnittlichen Serienfahrzeug hat das wenig zutun. Den 9 Liter Polo würde ich auch gerne mal sehen. Sicherlich, wenn ich nur Vollgas und Vollbremsung kenne, kann ich meinen Polo auf der Autobahn auf einen Verbrauch von 10 Litern hochprügeln. Aber die Regel ist das nicht. Der Verbrauch eines Fahrzeugs hängt auch maßgeblich vom Fahrzeugführer ab. Vielleicht solltest du da mal ansetzen.

    Trotzdem viel Spaß bei der Suche nach dem richtigen Fahrzeug. Ein 15 Jahre alter Seat ist nun wahrlich kein Maßstab für aktuelle Modelle. Es hieß zu dieser Zeit nicht umsonst: Sehen, Einsteigen, Aussteigen, Totlachen. Die Qualität war seinerzeit einfach unterirdisch. Wenn du die rosarote Brille abnimmst, wirst du das auch irgendwann einsehen. 😉

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  5. Hallo Christoph,

    ganz herzlichen Dank für den ausführlichen Kommentar – Du kommst damit meiner Frage in die Runde zuvor, was man denn heute wohl so fahren kann. Stimmt, ich habe einiges überspitzt und Einzelfälle verallgemeinert. Natürlich verbraucht nicht jeder Kleinwagen 6 bis 9 Liter, aber ein Audi A1 schon. Natürlich ist nicht jeder Kleinwwagen klapprig, aber der 2013er Ibiza ist mir da schon unangenehm aufgefallen. Und natürlich ist nicht jeder Kleinwagen in Einstiegsmotorisierung ein rollendes Hindernis – aber der Mini ist so schwer, dass man sich zwischen Geschwindigkeit und Klimanlage entscheiden muss, mal ganz abgesehen davon, dass er nicht von der Stelle kommt.

    Ein 15 Jahrer alter Seat ist natürlich NICHT das Maß der Dinge. Selbst mit vorausschauender Fahrweise genehmigt sich die Kiste im Drittelmix 9,5 Liter, bei schnellen Autobahnfarten auch mal 11. davon will ich unbedingt weg, und ich hatte mir ausgemalt, dass sich 15 Jahre später die Verbrauchswerte reduziert hätten – und wollte in diesem Artikel zum Ausdruck bringen, wie sehr es mich verwundert, dass dem nicht so ist.

    Deine Schilderung des 1.2 TSI hört sich auf jeden Fall schon mal sehr interessant an – Danke für den Tip, vielleicht sollte ich mir den Polo bzw seine Schwestern nochmal genau ansehen.

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  6. Oh, ich muss zugeben, ich freue mich über deine Abenteuer lesen zu dürfen – dennoch wünsche ich dir natürlich schnell und günstig den geeigneten Nachfolger zu finden!
    Ich kann nur sagen, dass ich mit meinem Südkoreaner nach wie vor sehr zufrieden bin (100 PS, da würde etwas mehr Durchzug nicht schaden; 5.9l nach 25.000 km „Einfahrzeit“)

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  7. Benziner – vergessen.

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  8. Du hattest den I30, oder?

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  9. Ich hab einen Hyundai i30, 2013er Version, ja.

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  10. Der Artikel muss mir ja durchgerutscht sein, aber gefunden. Und das ist eben (Auto-)Liebe. Aus der Nummer kommt man nicht so einfach raus 🙂

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  11. Höhö, 2022 und da fährt der Silencer noch immer mit dem kleinen gelben Ding herum!

    Ich übrigens auch noch immer mit dem i30 (aktuell aber nur im Winter, weil im Sommer die wenigen Strecken mit dem 2010er Nissan Interstar bewältigt werden… Wir sind zu faul den Kindersitz für die paar nicht-Urlaubsfahrten umzubauen.)

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  12. Kalesco: Pffaahaha! Meine Güte, wusste ich schon gar nicht mehr WIE lange ich schon über eine Neuanschaffung sinniere. Tatsächlich wurde der Wagen für praktisch kein Geld von einer freien Werkstatt durchrepariert, und dann hat er mir wieder richtig Freude gemacht.

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