Review: Assassins Creed Rogue (2014)

Review: Assassins Creed Rogue (2014)

acrogue

Der Assassine Shay Patrick Cormac wird 1755 durch Achilles Davenport von Amerika nach Lissabon geschickt um ein Artefakt der Vorfahren zu bergen. Cormac findet das Artefakt, löst damit aber ein Erdbeben aus. 30.000 Menschen sterben allein in Lissabon, der entstehende Tsunami überspült die Westküste Amerikas. Ähnliches ist vier Jahre zuvor auf Haiti geschehen, und Cormac erkennt, dass es noch mehr solcher Artefakte gibt, und das sie die Welt im Inneren zusammenhalten. Er bittet die Assassinenbruderschaft die Suche nach ihnen einzustellen, um nicht noch mehr Menschenleben zu gefährden. Mentor Achilles glaubt ihm nicht und eröffnet die Jagd auf Shay, der sich den Templern anschließt und seinerseits die Assassinen in den Kolonien dezimiert, bis nur noch Achilles übrig ist.

“Rogue” ist zeitgleich mit “Unity” erschienen. Während letzteres aber technisch und spielerisch aus PS4 und XBONE neue Wege geht, ist Rogue kaum mehr als eine Kombination aus “AC III” und “Black Flag” für die alten Konsolen XBOX 360 und PS3. Das ist weniger schlimm als es sich anhört: Die Technik funktioniert, die Kanten sind abgeschliffen, und die Seefahrtmechaniken machen nach wie vor einen Heidenspaß. Shay Cormac segelt im herbstlichen Flußtal des Hudson River, rennt durch ein neu gestaltetes New York oder turnt im schneebedeckten Nordatlantik herum, was sich grundlegend anders anfühlt als die Karibik in “Black Flag”. Aufgrund des eisigen Szenarios sind Tauchgänge gestrichen, dafür gibt es Schiffswracks im Packeis zu erkunden und die Nordwestpassage zu finden.

Die Geschichte von Rogue ist wesentlich interessanter als die seiner direkten Vorgänger ACIII und Black Flag. Shay Cormacs Leben ist packender und seine Motive glaubwürdiger als die anderer Serienhelden. Das geschickte Spiel mit historischen Ereignissen wie den Erdbeben oder Personen wie Benjamin Franklin und Captain Cook sorgt für Nervenkitzel, und da wir Achilles schon als gebrochenen, alten Mann kennen, Adéwalé und andere dagegen als junge Piraten, ist es interessant zu sehen, wie Rogue die zeitlichen Lücken füllt und erklärt, warum zu Beginn von ACIII die Bruderschaft nicht existent ist.

Leider bleiben die Aha-Effekte auf diese Szenen begrenzt, abseits davon ist die Inszenierung recht platt und die gute Geschichte kurz und zu hingeholpert erzählt. Weder wird der Hintergrund des siebenjährigen Kriegs (des ersten, echten Weltkriegs!) noch die Story um den Seitenwechsel zu den Templern vernünftig, im Sinne von angemessen dramatisch, dargestellt. Die wenigen Storymissionen hat man in 10 Stunden durch, ohne auch die Hälfte der Welt gesehen haben zu müssen. Um das Schiff hochzurüsten, Orte zu entdecken, Geheimnisse zu finden und Dinge zusammenzupuzzlen ist man sicher locker 40-60 Stunden beschäftigt.

Die Modern Day Story ist übrigens wieder quasi abwesend, wer will, kann in Egoperspektive und Schneckentempo durch das Büro von Abstergo Entertainment kriechen und 20 mal das gleiche, doofe Puzzle lösen, um irgendeinen egalen Quatsch über eine Nebenfigur der Gegenwartstempler anzuhören. Glücklicherweise ist dieser Blödsinn zum großen Teil Optional und ansonsten ignorierbar.

Nichtsdestotrotz bleibt aufgrund der Spielmechanik und der vielen, feinen Details in der Summe ein tolles und vollwertiges Spiel über. Rogue hat mich an vielen Stellen überrascht, angefangen bei der Pinguinkolonie, die ich in einem Schiffswrack entdeckte, über die Storyverästelungen zu Black Flag und ACIII bis hin zur Vertonung, die für sich schon ein Erlebnis ist. Shay spricht ein breites, irisches Englisch, in dem Vokale deutsch ausgesprochen werden. Wenn er seltsam fremdbetont losnäselt und Dinge sagt wie “Oi mäkk mei ouen Lugg” (I make my own luck) ist das sehr atmosphärisch.

Insgesamt ein würdiger Schluss der Nordamerika-Trilogie und ein gelungener Abschied von den alten Konsolen.

Wer übrigens die Wahl zwischen Rogue und Unity hat, sollte Rogue zuerst spielen. Erstens bildet es eine tolle Brücke zu den Geschehnissen in Unity. Zweitens kann man, wenn man ein Mal die Schönheit von Unity gesehen hat, die Grafik auf den alten Konsolen nur noch schwer ertragen.

3 Gedanken zu „Review: Assassins Creed Rogue (2014)

  1. Beim ersten Satz musste ich jetzt schon deutlich grinsen. Wenn man einmal in Spanien in der Provinz Huelva Urlaub gemacht und dann womöglich noch Ausflüge nach Portugal unternommen hat, wird man vermutlich nie wieder die Jahreszahl des großen Erdbebens von Lissabon vergessen. Das ist dort echt allgegenwärtig, da ist alles kaputt gegangen, die Jahreszahl findet sich andauernd, weil danach fast sämtliche Kirchen und sonstigen Gebäude restauriert werden mussten.
    Faszinierend, wenn solche echten Ereignisse in einem Spiel aufgegriffen werden. Ich mag das auch bei historischen Romanen, wenn mit solchen Bezügen zu realem Geschehen gespielt wird.

    Und echt wahr: eine Pinguinkolonie? Screenshot or it didn’t happen! 😀

  2. Ich wusste auch nichts von dem Beben, bevor ich das erste Mal in der Gegend war. Aber dadurch, dass es dort so allgegenwärtig ist, vergesse ich das sicher nie mehr.

    Ah! Die Pinguine hatte ich ja sogar schon gesehen! 🙂 Danke für’s extra nochmal raussuchen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.