Eine Frage des Willens

Eine Frage des Willens

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Tag 13.

“jaja, Ärzte sind Schweine, nä?”, sagt der Orthopäde, und ausnahmsweise mag ich ihm da auch nicht widersprechen. Stattdessen starre ich ihn nur mit runterhängendem Unterkiefer und bösem Blick an, denn was er gerade verkündet hat, kann ich kaum glauben.

Das mit Abstand Zweitschlimmste, nach der Immobilität, ist nämlich gerade das Spritzen. Die OP am Fuß ist nun fast zwei Wochen her, und seitdem muss ich jeden Tag ein Mittel gegen Thrombosen verabreicht bekommen. Und das per Spritze. Die ersten Tage, in der Klinik, war das ein kleiner Pieks von einer freundlichen Schwester. Aber zu Hause muss ich das selber spritzen, und DAS ist gar nicht so einfach.

Ich habe generell keine Angst vor Spritzen, aber sich selbst zu stechen, das erfordert ganz schön Überwindung. Ich hatte ja angenommen, das im Jahr 2015 subkutane Mittel über so ein Star-Trek-mäßiges Gerät injiziert werden. Ansetzen, es macht kurz “Pssscht”, und das war´s, dachte ich. Aber weit gefehlt. Selbst die vorgefüllten Spritzen haben immer noch zwei Zentimeter lange Nadeln.

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Sich die in den Bauch zu rammen kostet einiges an Überwindung, und wenn man es verkehrt macht, kann man ganz schön Schaden anrichten. Meinen allerersten Versuch kann man immer noch sehen, in Form eines 10 x 10 Zentimeter großen, blau-gelb-grünen Flecks.

Die Packung Thromsosemittel, die ich mit nach Hause bekommen habe, beinhaltete 10 Spritzen. Seit Tag 1 zähle ich die runter. Immer, wenn ich wieder eine Injektion geschafft habe, stelle ich die benutze Spritze wie eine Trophäe auf den Küchentisch. Bei 5 Spritzen wurde Bergfest gefeiert (mit Mineralwasser, den Thrombosemittel in Kombination mir Alkohol ergibt die Mutter aller Kopfschmerzen), und seit gestern Abend stehen 10 leere Spritzen in einer Reihe. Ich habe es GESCHAFFT! Zehn Mal überwunden, zehn mal selbst gespritzt, nur zwei blaue Flecken. Endlich habe ich es hinter mir!!

Heute nun sitze ich zum Verbandswechseln beim Orthopäden. Der guckt kaum auf, als er fragt “Ham´se noch vom Thrombosemittel?”

“Wah?”… mehr bekomme ich nicht raus.

“Ja, müssen´se vier Wochen lang nehmen”.

“Waaah?!”…

Jetzt sieht er auf.

“Jaja, Ärzte sind Schweine, nä?”,
Ich widerspreche ihm nicht.

12 Gedanken zu „Eine Frage des Willens

  1. kenne ich. Habe ich meinen Kindern dann überlassen das zu machen, die haben es genossen mich damit zu pieksen. Warum piekst du nicht in deinen Oberschenkel. Geht nämlich auch. Vorher desinfizieren, Haut ein bisschen zusammen drücken pieksen und dann nach leeren der Spritze ein bisschen darauf hauen damt es sich verteilt – aber ich kann das auch nicht, definitiv nicht

  2. Oje. Ja, das ist eklig, kenne ich auch. Bis mann erstmal durch das Unterhautfettgewebe ist…. Aber grade am Bauch gibt es durchaus Stellen, an denen keine Nervenzellenoben an de rHaut sind. Das kann man vorher durch Tasten mit der Spitze rausfinden. Dann tut der Stich zumindest nicht weh.

  3. Ach du meine Fresse! *schluck*
    Volles Mitgefühl hier. Mir wird alleine beim Anblick der Spritzen ganz flau.

    Ernsthaft ein 10*10 ZENTIMETER Bluterguss von einer Nadel? Ach du meine Fresse, kann ich da nur nochmal wiederholen.

    *mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen ab*

  4. Christian: Danke für den Tip!

    AW: Oh, Beileid und gute Besserung! Ich hoffe, es waren auch nur Routinemäßige Wartungsarbeiten und kein Unfall? Für Fahren mit Karpaltunnel empfehle ich eine Gashilfe, die rettet einem das Handgelenk, weil man mit dem Handballen Gas geben kann.

    Markus: “Schäbbisch” ist ja auch mal ein schönes Wort 🙂

  5. Fahrhilfe wäre gut, das Problem ist jedoch, daß die Hand bei einer Gefahrbremsung nicht voll einsatzbereit und schnell genug ist. Habe durch Segel-Jugend-Sonnensünden zu viel davon getankt und muß es nun büßen. Manchmal wird man auch an Stellen geschnitten, wo es die Venen mit guter Entzündung dazu danken.

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