Reisetagebuch MaGenTu (1): Eine Nähmaschine verreist
Städtehopping im Februar: In einer Woche durch Mailand, Genua und Turin. Bevorzugtes Reisemittel ist die Bahn. Die gebärdet sich am ersten Tag so skurril, dass das einen eigenen Eintrag im Reisetagebuch wert ist.
Freitag, 06. Februar 2015
Verreisen.
Im Februar.
Dumme Idee? Mitnichten. Touristische Zentren sind im Februar leer, und zumindest statistisch gesehen ist es einer der regenärmsten Monate des Jahres. Allerdings auch einer der kältesten, und dieser Februar, im Jahr 2015 ist, Verzeihung, SCHWEINEKALT.
Was soll ich nur mitnehmen? Die dicke Fleecejacke? Oder doch lieber noch ein normales Hemd mehr? Tut es der normale Rucksack, den ich für Städtereisen nehme? Oder doch lieber den großen Monsterrucksack, der sperriger ist, dafür aber Platz für eine Decke bietet? Die Entscheidung fällt nicht leicht.
Es ist Anfang Februar. Vor dem Fenster meines Wohnzimmers liegt Schnee, und die Temperatur beträgt 5 Grad Minus. Da, wo ich hinfahren will, ist es wechselhaft. Zwischen 0 Grad und Schnee und 15 Grad und Sonnenschein ist alles drin. Gar nicht so einfach, dafür die richtigen Klamotten einzupacken.
Am Ende wird es die Fleecejacke und der große Monsterrucksack, sehr zur Freude des Wiesels. Das verreist gerne auf großem Fuß. Ich bin froh, dass ich den riesigen Rucksack noch habe. Eigentlich war der so ein Billigding. Der sollte eigentlich nur für die Bahnfahrt nach Venedig halten. Damals, im Februar 2012, als ich das allererste Mal allein und mit der Bahn verreiste. Reisen war damals ganz neu für mich, und ich war mir nicht sicher, ob ich das überhaupt mehr als einmal tun wollen würde. Konnte ja keiner ahnen, dass mich in der Wasserstadt die Liebe zur Ferne ereilte und ich seitem alle 4 Monate auf Tour bin.
Der Billigrucksack aus Rojas Orientladen stellte sich dann aber als erstaunlich gut verarbeitet heraus, lediglich die Schnallen aus billigem Kunststoff wurden schnell hart und brachen im Laufe der letzten Jahre kaputt. Zum Wegwerfen war mir der Rucksack zu schade, aber für solche Fälle habe ich Meister Edem. Der ist begnadeter Kleinhandwerker und mein persönlicher Q. Er baut mir Ausrüstung fürs Motorrad, und solche Sachen wie Rucksäcke repariert er mit links. Meister Edem hat alle 27 Schnallen und Gurtschlösser des Monsterrucksacks ausgetauscht und ihm damit ein neues Leben geschenkt.
Das Riesenviech ist jetzt zur Hälfte gefüllt und wiegt etwas über 10 Kilo. Das ist für eine Bahnreise gerade noch OK, aber schon mehr als ich mag. Ich verreise lieber leichter, wesentlich reduzieren scheint mir nicht mehr möglich oder sinnvoll zu sein.
Die Nacht ist kurz und endet um Fünf. Mit dem Auto geht es nach Götham City, dann zu Fuß durch die noch schlafende Stadt, und um zwanzig nach echs betrete ich den Bahnhof. Ich bin eine halbe Stunde zu früh dran. Das ein Zug früher fährt als geplant ist zwar unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie, was sich die Bahn so einfallen lässt. Die heutige Bahnverbindung habe ich absichtlich so früh gewählt. Mit der muss ich nur ein mal Umsteigen, und so früh am Morgen ist die Wahrscheinlichkeit einer Verspätung gering. Aber die Bahn überrascht mit einer neuen Variation.
Tatsächlich fällt mir die Kinnlade runter, als ich die Bahnhofshalle betrete. Fassungslos starre ich auf die Anzeigetafel. “ICE nach Interlaken” steht da, und dahinter “Zug fällt aus. Kein Ersatz”. Oh, guck an. Ein kompletter Zugausfall ohne Ersatz. Das ist neu, das hatte ich bei Fernreisen noch nie. Dafür gibt es keinen Plan B.
In meinem Kopf rast es… Irgendwie komme ich schon nach Mailand, das ist nicht das Problem. Das Problem ist ein Zwischenhalt in Bern, den ich unbedingt brauche. Oder anders: Das Problem hockt in einem Schließfach am anderen Ende der Bahnhofshalle, wo ich es gestern Abend eingeschlossen habe. Dabei handelt sich um eine 10 Kilogramm schwere Nähmaschine.
Die Nähmaschine-mit-Herzchen gehört Anna. Als Anna vor 12 Jahren der Karriere wegen von Götham nach Bern ging, hat sie kurzzeitig ihren gesamten Hausstand bei mir eingelagert. Bei der Abholung wurde die Nähmaschine dann vergessen, und seitdem steht dieses Monster bei mir rum und nimmt Platz weg. Die heutige Reise war nun so vorgesehen, dass ich mich morgens in Göttingen in den Zug setze, in Bern gemütlich einen Kaffee mit Anna trinke und ihr feierlich die verlorene Nähmaschine da lasse, und dann am Nachmittag nach Mailand weiterfahre.
Ein schneller Blick in die Bahnapp zeigt, dass gegen 07.15 noch ein Zug starten wird, allerdings müsste ich bei der Verbindung fünf Mal umsteigen. Ich stürze ins Reisezentrum, wo um diese Zeit gerade mal zwei Mitarbeiter Dienst tun. Viel zu wenig Personal für die fast 30 ungeduldigen Reisenden, die wenig später und allesamt nach mir den Warteraum betreten. In Windeseile spielt der Bahnmitarbeiter verschiedene Kombinationen durch. Am Ende druckt er mir fünf neue Reservierungen und wünscht mir viel Glück. Ich kann es brauchen – fünf Mal einen Anschluss bekommen, ein Mal eine Umsteigezeit von nur 5 Minuten, das klappt mit der DB doch nie!
Tatsächlich hat auch der Zug, den ich jetzt nehme, vom Start her 10 Minuten Verspätung und eine geänderte Wagenreihung. Ich stehe auf dem Bahnsteig im kalten Februarwind und zittere vor Kälte so heftig, dass mir die Brille auf der Nase hin- und herwackelt. Als der Zug endlich kommt, finde ich mich in einem Abteil mit einer Jack-Wolfksin-Mutti wieder. Von Kopf bis Fuß in Funktionsklamotten, zieht die Tante als erstes ihr Schuhe aus, legt sich quer auf zwei Sitze und steckt die Biowollsocken in meine Richtung. Wi-der-lich.
Angenehmer ist die junge Italienierin, die mit einem Hund ins Abteil kommt. Der sieht aus wie ein Schäferhund, den man zu heiss gewaschen hat und der eingelaufen ist. Außerdem hat er Glubschaugen. Ein angenehmes und gut erzogenes Tier, das ruhig in der Mitte des Abteils liegt. Zweieinhalb Meter höher lugt die Nähmaschine drohend über den Rand der Gepäckablage. Ich äuge immer wieder hinauf und beobachte sie besonders bei Bremsmanövern des Zugs ganz genau. Fehlt noch, dass die sich bei einer Bremsung selbstständig macht, runterfällt und den kleinen, glubschäugigen Hund erschlägt.
In Mannheim heißt es Umsteigen und warten. Auch hier ist es schweinekalt. Die Nähmaschine steht auf dem Bahnsteig rum, unbeaufsichtigt, während ich ein Stück weiter rumlungere. Ich hege die Hoffnung, dass ein Sondereinsatzkommando kommt und die Nähmaschine verhaftet. Das passiert natürlich nicht, ich muss das schwere Ding auch in den nächsten Zug hieven. Auch der hat nicht die richtige Reihenfolge, Verspätung und eine ausgefallene Heizung. Deutsche Bahn, My Ass.
Die 10 Minuten Verspätung sind dabei am Schlimmsten, denn zum nächsten Anschlusszug in Basel habe ich ohnehin nur 5 Minuten Umsteigezeit. Und die schweizer Bahn wartet nicht, die fährt IMMER pünktlich. “Warten sie mal ab”, mein die junge Schaffnerin, die meine Fahrkarte kontrolliert, “Hinter Freiburg gibt es eine Neubaustrecke, da kann der Zugführer mal richtig aufdrehen.” Und das tut er auch, er heizt so dermaßen, dass er auf die letzten Meter vor Basel die Verspätung komplett rausholt. Ich falle glücklich in den schweizer Zug, der auf die Sekunde genau abfährt.
Schweizer Züge sind ziemlich irre, wenn man nur den DB-Murks kennt. Sie sind einfach bequem und nicht ausschließlich nach Effizienzgesichtspunkten gebaut, sondern so, dass sich Menschen darin wohlfühlen. Es gibt ausreichend große Ablagen für Gepäck, was heute besonders den zusteigenden Skisportlern zugute kommt, die selbst ihre großen Sportgeräte ohne Probleme verstauen. Auch die Nähmaschine findet hier einen Platz, ohne das die Gefahr besteht, das sie kleine Hunde erschlägt.
In den Wagen gibt es, total unsymetrisch, Sitzecken mit Tischen in der Mitte, Sitzreihen die mal längs und mal quer angeordnet sind und kleine Nischen mit Zweiertischen. An einem solchen sitzt ein farbiger Mann, der seinen Fahrausweis vergessen hat. Der Schaffner gibt ihm mehrfach Zeit den Ausweis zu suchen, und als klar wird, dass der nicht dabei ist, sucht er freundlich eine konstruktive Lösung. Am Ende googlelt er über sein Android-Smartphone, mit dem er auch die Fahrkarten scannt, die Adresse des Mannes und lässt ihn eine Fahrkarte für 5 Franken nachlösen.
Was für ein Unterschied zu Deutschland! Ich habe solche Situationen schon oft mit angesehen, und deutsches Fahrpersonal nutzt solche Gelegenheiten oft und gerne, um seine Macht zu demonstrieren und die Leute herablassend abzukanzeln und zu belehren.
Wobei das nicht auf Schaffner beschränkt ist. Gerade eben, vor Mannheim, hatte ich eine unangenehme Begegnung mit der Bundespolizei. Mich haben die nur gefragt warum ich eine Nähmaschine mitführe und ob ich das öfter machen würde – vermutlich haben sie mich für ein Mitglied des berüchtigten Nähmaschinenschmugglerrings gehalten. Dann haben sie einen jungen Franzosen erwischt, der unbedarft meinte, er hätte Zigaretten gekauft. Geschlagene 5 Minuten hielt der Beamte eine lange Rede, dass man sowas in Deutschland anzugeben hätte, hier habe alles seine Ordnung, von wegen Zoll und blabla. Sehr einschüchternd, so wie sich das anhörte, war der Franzose schon mit einem Bein im Knast. Bis sich dann rausstellte, dass der junge Mann lediglich drei Schachteln mitführte und das ganze Gehabe und die Selbstinszenierung von Wichtigkeit vollkommen vergeblich war. Eigentlich eine Comedynummer, wenn dahinter nicht ein schlimmer Fall von Drangsalierung in Tateinheit mit latenter Ausländerfeindlichkeit (“Der Franzos´meint, er muss sich nicht an die deutschen Gesetze halten, hahaha”) stecken würde.
Nette Schaffner und pünktliche Züge, nur zwei von vielen, skurrilen Eigenarten dieser “Schweiz”. Genauso wie das Tragen von Waffen. Weiß kaum einer, ist aber so: Das Tobleroneland hat eines der liberalsten Waffengesetze der Welt. Eine Knifte kann jeder kaufen, so lange er nur “unbescholten” ist. Als Abschiedsgeschenk von der Armee bekommt jeder Reservist eine Knarre mit nach Hause, und aktive Soldaten tragen ihre Waffen auch auf dem Weg ins Wochenende durch die Gegend. Das ist bei den Eidgenossen genauso normal wie KäseFONdue (mit der Betonung auf der Silbe FON und einem Kratzen im Rachen ausgesprochen). Für mich aber nicht, und ich staune nicht schlecht, als ein junger Soldat mitten im Eisenbahnwagen einfach so ein riesiges Sturmgewehr vor dem Bauch herumbalanciert, als wäre es eine Handtasche, während er seinen Koffer durch die Gegend wuchtet. Gut, dass die Schweizer vom Wesen her eher lethargisch sind und sich nicht schnell erregen. Ein anderer Grund fällt mir nicht ein, warum es hier nicht dauernd Zwischenfälle mit Waffen gibt.
Der Zug fährt durch verschneite Täler und durch Tunnels unter Bergen hindurch. Die Schweiz wirkt an diesem Tag wie eine zu groß geratene Modellbahnanlage, alles sieht merkwürdig klein und künstlich aus. Dann gleitet der Zug über die großen Brücken, die Bern umgeben, und am Bahnhof wartet schon Anna.
Leider habe ich nur eine winzigkurze Umsteigezeit. Statt eines Kaffees mit Anna zu trinken, reicht die Zeit gerade um ihr die Nähmaschine in den einen Arm, einen Beutel mit Lakritze (die es in der Schweiz nicht gibt, man weiß dort halt, was gut ist) in den anderen und einen Kuß auf die Wange zu drücken, dann sitze ich schon wieder im nächsten Zug. Der fährt 5 Sekunden zu früh ab, aber vermutlich geht meine Uhr nicht richtig.
Das war also mein erstes Treffen. Ich habe auf dieser Reise Verabredungen mit drei Frauen in drei Städten: Anna in Bern, Nerys in Mailand und Caterina in Genua. Ich hoffe, die anderen Treffen werden nicht so hektisch. Trotzdem bin ich froh, diese Nähmaschine endlich los zu sein und sie nicht noch den Rest der Reise durch die Gegend schleppen zu müssen.
Es geht bis nach Brig, einem verschneiten Bergort, auf dessen eisüberzogenen Bahnsteig ich den glubschäugigen Hund wiedersehe und eine Stunde rumstehe, dann geht es im Eurocity weiter nach Mailand.
Der letzte Zug bleibt leider einen Kilometer vor dem Ziel einfach stehen und bewegt sich eine halbe Stunde nicht mehr, so dass ich erst um kurz vor sechs auf den Bahnsteig des Mailänder Bahnhofs springe, den großen Rucksack schultere und losflitze. Ich hetze quer durch die Wartehalle und sprinte an den unsäglichen Rolltreppen vorbei.
Die sind unsäglich, weil sie legendär ineffizient sind, und das mit Absicht. Es geht nicht darum Leute so schnell wie möglich von einer Etage zur nächsten zu befördern, sondern sie möglichst langsam und über die gesamte Länge des Bahnhofs an möglichst vielen Geschäften vorbei zu fahren. Die meisten der Geschäfte verkaufen Unterwäsche. Klar, so eine langsame Rolltreppe weckt bestimmt in jedem Bahnreisenden den Wunsch nach neuer Unterbuxen.
Drei Minuten vor Sechs entdecke ich den Laden, den ich suche. Der Stand von “Carta Milano” duckt sich zwischen zwei Wäscheboutiquen. Die Angestellte ist schon dabei den Laden abzuschliessen, wühlt aber nach Ansprache doch noch in einer Kiste herum und überreicht mir einen Umschlag, dann zieht sie das Rollgitter hinab.
Hinter einer Werbesäule für Unterwäsche reiße ich den Umschlag, auf dem handschriftlich mein Name notiert ist, auf und schüttele den Inhalt heraus: Eine Milanocard, die einige Vergünstigungen bringt, und eine Fahrkarte für Bus und Bahn für “drei Tage (48h)”. Also, das letzte mal als ICH nachgesehen habe, wahren drei Tage noch 72 Stunden. Egal.
Erstmal gehe ich ohnehin zu Fuß, weil ich die richtige Metro nicht auf Anhieb finde und ein Bißchen Bewegung nach einem ganzen Tag im Sitzen auch nicht schadet. Den Rucksack auf den Schultern trabe ich zwei Kilometer durch den Mailänder Nieselregen. Es ist bereits dunkel, und hier und da liegen noch Schneereste, die im kalten Regen nur langsam schmelzen.
In der Viale Zara, eine der großen Zufahrtsstraßen zum Zentrum von Mailand, liegt das Hotel Gala. Es ist die billigste Unterkunft, oberhalb von Hostels, die ich in Mailand gefunden habe. Deshalb bin ich auch positiv überrascht, dass es sich als sehr ordentliches, familiengeführtes Hotel rausstellt und mein Zimmer sogar ein kleines Appartment ist, mit Eingangsdiele und sogar einem Balkon. Man muss nur über den Schimmel im Bad hinwegsehen, und die Tatsache, dass weder Heizkörper noch Klimaanlage Wärme produzieren. Das Internet tut auch nicht, aber ansonsten: Super.
Ich überlege kurz ob ich heute noch was machen will.
Will ich nicht.
Ich bin todmüde, und so gehe ich nur zum Supermarkt an der Ecke. Wenig später sitze ich am Schreibtisch des Hotelzimmers, eingewickelt in die Fleecedecke, und lasse den Abend bei Zwiebelfoccaccia, Schokocrostatine und einem Birra Moretti ausklingen. Das habe ich mir hart verdient. Trotzdem bin ich glücklich: Ich habe mein Reiseziel erreicht, UND ich bin endlich, nach 12 Jahren, diese verdammte Nähmaschine los! Morgen dann beginnt der eigentliche Urlaub. Ich habe viel vor in den nächsten Tagen.
7 Gedanken zu „Reisetagebuch MaGenTu (1): Eine Nähmaschine verreist“
Die Bahn macht mobil, z.B. durch Training der Reflexe sowie Anpassungs- und Sprintfähigkeit ihre Kunden. Beweglichkeit neu definiert…
“Die Bahn macht Beine”, genau 🙂
Die britische Bahn handhabt das auch etwas anders:
http://arctica.ich-glaub-ich-steh-im-wal.de/2015/08/11/zugfahren-mit-kundenservice/
Danke für das Fundstück, Natira!
@natira Nana, also so hart sollte man zur DB nun auch nicht grundsätzlich sein. Zwar klappt das mit dem Service nicht immer, aber als regelmäßiger Bahnfahrer kann ich sagen, dass genau das hier beschriebene Verhalten auch die Bahn durchaus kann:
– Freundliche, erklärende Durchsagen, dass der Zug nicht fahren kann, weil der Fahrer in einem andern Zug fest steckt sind nicht unüblich,
– Abfragen der Anschlussverbindungen und Durchsagen der nötigen Anschlüsse, teilweise konkrete Abklärung mit der Transportleitung, dass Züge warten ist zumindest im Fernverkehr seit geraumer Zeit Standard,
– Verteilen von Fahrgastrechte-Formularen bei großen Verspätungen zumindest nicht selten.
Ich habe leider oft den Eindruck, dass nicht die Bahn und ihre Prozeduren so schlecht sind, sondern es sind grummelige, oft unmotivierte und unfreudliche Mitarbeiter, die sich irgendwie sehr „deutsch“ verhalten, was Service angeht.
Ich glaube kaum, dass Natira hier eine Grundsatzdebatte über die DB anfangen wollte. Im übrigen empfinde ich es genau umgekehrt – Ich habe ja immer das Gefühl, dass das System DB an sich kaputt ist. Extrem auf Kante genäht, viel zu wenig Ressourcen, Probleme sind Teil der Kalkulation. Zusammengehalten wird das dann nur noch vom guten Willen und dem Verständnis des Personals. Statt von Prozessen hängt alles von Personen ab, und das finde ich den nicht akzeptablen Punkt in unserem System, dass das teuerste in Europa ist.
@ckater und @silencer
Ich wollte in der Tat keine Grundsatzdebatte über die Bahn anfangen. 🙂 Arcticas Post lag zeitlich so nahe an Silencers – ich habe beide Blogs in meinem Reader -, dass ich ihn Silencer zur Kenntnis bringen wollte. Und so wie sie ihr Erlebnis beschreibt, habe ich die Deutsche Bahn noch nicht erlebt.
Als gelegentliche Bahnfahrerin konnte ich die Bahn und ihre Mitarbeiter aber sowohl in guter als auch in schlechter Form beobachten. Von ausgefallener Technik, undeutlich und verspätet durchgegebenen Ansagen (Bahn und Bahnhof, was auch bei mir zu hektischem Bahnsteigwechsel führt, weil ein anderer Reisender die auf dem falschen Bahnsteig Wartenden informierte), genervte Mitarbeitern, wodurch sich selbst das Verständnis geduldiger Kunden, dass die Mitarbeiter ja für das Problem an sich auch nichts können, schnell erschöpft), bis hin zur perfekten pünktlichen Bahnreise, freundlichen Servicemitarbeitern am Bahnhof, die beraten und eigenständig Alternativen suchen, geduldigen Zugbegleitern, die noch höflich blieben, wenn ich den betreffenden Kunden schon hätte durchschütteln können. Wie bei so vielen anderen Dingen im Kunden-Service-Bereich sind es aber häufig die negativen Erfahrungen, die präsenter bleiben …