Evolution des Reisens oder: Kontrollverlust mit Ansage

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„Ich bewundere das ja, wie Du so durch die Welt reist“, sagte ich zu Kalesco, und fügte hinzu „für mich wäre das ja nichts, ich könnte das nicht“.

Wir saßen in einem Café auf dem Messegelände in Hannover, um uns herum das Rauschen der Cebit 2010. Ich meinte ernst, was ich gerade gesagt hatte. So sehr ich es liebte, Kalescos Reisen um die Welt in ihrem Blog zu verfolgen, so wenig konnte ich mir solche Abenteuer für mich selbst vorstellen. Ich selbst war bis dahin kaum aus Deutschland raus gekommen. Andere Länder waren einfach… zu weit weg.

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„Warum machen wir das nicht einfach mal?“, fragte Modnerd, als ich ihm zum wiederholten Mal von der Darstellung Italiens im Videospiel „Assassins Creed“ vorschwärmte. „Ist doch nichts dabei, fliegen wir halt mal eine Woche da hin“. Ich lehnte natürlich sofort ab. Was für eine absurde Idee! In ein Flugzeug! Nach Italien! Und da mit dem Auto rumfahren! Wie bucht man den einen Flug, wie ein Hotel oder einen Mietwagen, und wie kommt man da durch ohne die Sprache zu sprechen? Das war im Sommer 2010. Im Herbst des selben Jahres flogen wir in die Toskana. Ein Jahr darauf nach Süditalien.

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Dann veränderte sich alles. Ich war infiziert mit Reiselust und dem Verlangen andere Orte kennen zu lernen und Dinge zu erleben. Seit 2012 bin ich jedes Jahr meist drei Mal unterwegs. Städtereisen mit der Bahn im Frühjahr und Herbst, Fernreisen mit dem Motorrad im Sommer.

Viel hat sich verändert, in den vergangenen fünf Jahren, den Anstoß haben Kalesco und Modnerd gegeben – und dafür danke ich den beiden! Zwischenzeitlich habe ich meinen ganz eigenen Stil gefunden. Während Kalesco um die Welt jettet und im Blitztempo perfekt vorbereitete Punkte abarbeitet, legt Modnerd Wert darauf legt, möglichst planlos und ohne zu viel Vorbereitung in europäischen Ländern rumzukurven und spontan zu sein, um den Preis, direkt an wichtigen Sachen vorbeizufahren.

Auch meine Aktivitäten sind bislang bewusst auf Europa beschränkt. Mein Ziel war es, bestimmte Regionen sehr intensiv kennen zu lernen, in die Tiefe zu gehen und durch mehrere Besuche genaue Ortskenntnis zu erlangen. Das ist tatsächlich gelungen – Mittlerweile gibt es Orte in Italien und Frankreich, an denen die Menschen mich mit Namen und Umarmungen begrüßen, wenn ich mal wieder in ihrer Tür stehe. Ich kenne die Namen ihrer Kinder und weiß, warum sie im Clinch mit den Nachbarn liegen. Ich habe sogar mehrere Sprachen neu gelernt, in denen ich mich zumindest soweit verständigen kann, das ich ein Essen und ein Bett zum Schlafen organisieren und über Weltpolitik diskutieren kann.

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Ich bin mittlerweile Reiseprofi und pflege meinen eigenen Stil, einen Mix aus Kalescos und Modnerds. Ich weiß, wie ich Reiseplanung und Durchführung angehen muss. Ich weiß, welche Dinge man auf Reisen braucht (gute Schuhe, Geld, Papiere, Smartphone) und was nicht (so gut wie alles andere). Und nun kommt… eine neue Idee.

Vor mehr als zweieinhalb Jahren kam Modnerd mit dem Wunsch nach einer „Überraschungsreise“ an. Er, der bislang andere zu Reisen animiert und stets die Organisation übernommen hatte, wollte zwei für ihn wichtige Faktoren auf die Spitze treiben: 1. Die Vernachlässigung der Vorplanung und 2. Der Faktor der Überraschung und des unvorbereiteten Entdeckens, in der Hoffnung, dass beides zu emotionalen Erlebnissen führen wird.

Anfang 2013 fand ich die Idee Banane, aber in der Zwischenzeit hat sich das geändert. Reiseplanung und -organisation ist für mich ein Vergnügen, und außerdem bin ich ein Mensch, der gerne Geheimnisse hat. So stimmte ich vergangenes Jahr zu, in diesem Herbst eine Reise zu organisieren und mit Modnerd gemeinsam anzutreten.

In Kürze geht es los, und obwohl er rätselt und Vermutungen anstellt und mögliche Orte und Länder auf Zettel schreibt, hat er KEINEN BLASSEN SCHIMMER wohin es geht und was ihn erwarten wird. Und ja, es warten so einige Herausforderungen auf uns, denn für mich ist Reisen mittlerweile auch der Versuch die eigenen Grenzen zu finden – was mir bislang nicht gelungen ist, diesmal aber passieren kann, denn es stehen wirklich spannende Sachen auf dem Plan.

So. Das war meine Seite der Geschichte.
Im Nachgang wird es natürlich ein Reisetagebuch geben, aber das wird BEIDE Seiten beleuchten – Modnerds Notizen und wie er die Reise erlebt werden hier genauso auftauchen wie meine Story. Momentan, dass kann ich schon verraten, sind wir beide gespannt. Ich, weil ich hoffe, dass alle Zahnrädchen so ineinander greifen wie geplant, Modnerd, weil er plötzlich merkt, dass dieses Konzept totalen Kontrollverlust bedeutet.

Wer unsere Reise verfolgen will: Es wird sicherlich getwittert (@silencer137, siehe Seitenleiste rechts im Blog). Und natürlich wird es später ein Reisetagebuch geben, inkl. Blick hinter die Kulissen der Vorplanung der letzten 18 Monate.

Kategorien: Reisen | 3 Kommentare

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3 Gedanken zu „Evolution des Reisens oder: Kontrollverlust mit Ansage

  1. Planung und Organisation wird ja wirklich etwas überbewertet… 😉

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  2. zimtapfel

    Oh, ich bin hökscht gespannt!

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  3. Woohoo!!

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