Star Wars VII: The Force Awakens (2015)
Herr Silencer hat den neuen Star Wars schon gesehen und bietet eine spoilerfreie Meinung dazu an.
Mit 6 Jahren sah ich das erste Mal “Krieg der Sterne” im Dorfkino und war dem Film sofort verfallen. Ab dem Moment sammelte ich alles darüber was ich finden konnte, aber das war nicht besonders viel: Der Star Wars-Hype war schon ein paar Jahre vorbei, und man musste schon großes Glück haben, um auf dem Flohmarkt mal die ein oder andere Spielfigur zu finden. Star Wars begleitete mich von der Kindheit bis zum Teenageralter, aber irgendwann wurden die Spielfiguren für das erste Moped verkauft, und dann geriet alles ein wenig in Vergessenheit.
Das änderte sich erst 1999, als die Prequeltrilogie anlief. Aber so sehr ich die mögen wollte, es gelang mir nicht wirklich. Damals verteidigte ich sogar noch “Phantom Menace” als Grundstein für große, zu erwartende Ereignisse – die dann in den Filmen nie passierten. Episode I bis III zeigten letztlich nur eines: Das George Lucas ein verdammt schlechter Filmemacher ist, der keine Ahnung vom Geschichtenerzählen hat.
Folgerichtig gehörte ich zu denen, die gewogen und interessiert den Verkauf des Franchises an Disney betrachteten. Lucas´ beleidigter Rückzug aus dem Blockbusterfilmbusiness kam meiner Überzeugung, dass man seine eigenen Geschichten vor ihm schützen müsste, sehr entgegen.

Eine neue Hoffnung schöpfte ich aus den Bildern, die in den vergangenen zwei Jahren von den Sets kamen. Die sahen sehr nach Star Wars aus, zudem kam die Info, dass die alte Besetzung nur kurz auftauchen und eine Brücke zu einem neuen und interessanten Cast schlagen sollte. Heute Nacht war es nun soweit: Im gut gefüllten Multiplexkino konnte ich mir in der Mitternachtsprämiere selbst ein Bild von Abrams´ Version von Star Wars machen.


Leider ist nicht alles supi, zwei der wichtigsten Charaktere in dem Film sind unverständlicherweise CGI auf Niveau von Dobby dem Hauself, was die Immersion sofort zusammenbrechen lässt, sobald sie im Bild sind. Das Pacing ist so rasant, dass es atemlos scheint – es gibt keine Minute Ruhe, ständig ist alles in Bewegung. Zusammen und dem wirklich gelungenen Look funktioniert diese Episode VII als Star Wars-Film, der die Prequels locker in die Tasche steckt. Im Ernst, schon in der ersten Filmminute ist “Erwachen der Macht” mehr dunkle Bedrohung, als es “Phantom Menace” je war.
Aber.
Das der Film so gut funktioniert liegt auch daran, dass er viele Dinge nicht erklärt und einfach in den Raum stellt. Ja, es sind interessante Brocken, die da hingeworfen werden und für die sich tolle Bilder finden lassen. Wenn “The First Order” aufmarschiert oder Kylo Ren sein raues Kreuzschwert zückt, wenn Rey eine senkrechte Düne hinabrodelt und die Kamera über einen Islandplaneten schwebt, dann sind das große Szenen mit Erinnerungswert, die aber viele Fragen offen lassen. Woher kommt “The First Order”? Was geschah mit Ren in der Zeit zwischen Endor und jetzt? Und WTF Luke Skywalker?
Das sind Fragen, die J.J. Abrams nicht beantworten muss, mit Kontext und Folgeproblemen dürfen sich seine Nachfolger rumschlagen. Und genau da ist er wieder, der Abram´sche Weg des geringsten Widerstands. Genau so lief das schon bei “Lost”: Er liefert eine interessante Idee und macht eine tolle, erste Staffel – aber wie der darin angerissene Mumpitz und unzusammenhängende Setpieces zusammenpassen, das sollen doch bitte andere austüfteln. Wollen wir mal hoffen, dass das gelingt.
Für den Moment haben wie mit “The Force Awakens” einen sehr guten Star Wars-Film. Ob er großartig ist, werden die nächsten Filme zeigen. Lust auf mehr macht er auf jeden Fall.

