Die Überraschungsreise, Prolog (2): Vorbereitungen
Silencers Tagebuch, irgendwann 2014-2015
Seit April 2014 steht fest, dass Modnerd und ich im Oktober 2015 verreisen wollen. Er wird nicht wissen wohin, die gesamte Reiseplanung übernehme ich.
Ich mache mich mit Eifer ans Werk. Im Groben weiß ich bereits wo ich hin will, und über den das Jahr 2014 lese ich Reiseführer zu potentiellen Zielen, lege Karten mit Points of Interest an, recherchiere Transportmittel und probiere Routen aus. Die erste, detaillierte Fassung der Reiseetappen ist im November 2014 fertig. Die Reise umfasst vier Länder und ist insgesamt über 6.000 Kilometer lang.
Leider, so stellt sich Anfang 2015 heraus, scheitert diese Fassung an der Unmöglichkeit von Landesgrenzen. Als Europäer, der den Schengenraum über alles liebt, war mir nicht wirklich klar, welche harten Begrenzungen Landesgrenzen nach wie vor sind. Es ist z.B. nahezu unmöglich einen Mietwagen in einem Land anzumieten und in einem anderen wieder abzugeben. Und es wird noch schlimmer, denn dort, wo ich gerne hinwollte, wurde sogar der Grenzübertritt per Zug eingestellt. Aus politischen Gründen.
Also heißt es umdisponieren, mit anderen Routen und Transportmitteln experimentieren, und am Ende eine noch bessere Reiseplanung auf die Beine stellen.
Silencers Tagebuch, 14. April 2015
Sechs Monate vor dem geplanten Reisebeginn steht eine detaillierte Planung inklusive Abflugs- und Fahrtzeiten, Mietwagenpreisen und Ähnlichem. Das Werk ist vollbracht… Oder doch nicht?
Gerade, als ich mit allem fertig bin, fällt Modnerd ein, dass die vorgesehenen Reisetermine so dann doch nicht wirklich passen. Ende Oktober ginge bei ihm jetzt doch nicht, aber Anfang November vielleicht?
Ich bin leicht angesäuert. Zum einen, weil nun ein Teil der Recherche noch einmal gemacht werden muss, zum anderen, weil Anfang bis Mitte November einfach auch klimatisch schwierig, sprich: Kalt und nass sein können. Außerdem passen nun Teile der Reiseplanung nicht mehr. Manche Verkehrsmittel stellen Ende Oktober den Betrieb ein, andere fahren zu ungünstigeren Zeiten. So werden wir um 3 Uhr Morgens im Hafenviertel einer osteuropäischen Stadt stranden, und bei einem frühen Wintereinbruch wird ein Teil der Route wegen Schnees gesperrt sein.
Ich seufze und mache mich wieder ans Werk.
Silencers Tagebuch, 31. Mai 2015
Hier was drehen, da was schrauben und dann steht alles fest, Flüge und Mietwagen, Unterkünfte und anderes sind jetzt gebucht. Die ursprüngliche Idee des “By any Means”, so viele verschiedene Transportmittel wie möglich zu verwenden, musste ich radikal runterschrauben. Wir werden nicht genug Zeit haben, um Abschnitte in einem Motorrad mit Beiwagen oder auf dem Rücken von Pferden zurück zu legen. Sowas hätte ich gerne mal gemacht!
Am Ende sind acht Haupttransportmittel übrig geblieben, darunter mehrere Flugzeuge, eine Fähre, der Rest Eisenbahnen und Autos. Durch drei Länder wird es gehen und 14 Tage dauern. Ich bin mit der Planung sehr zufrieden. Alles passt wieder perfekt, und zwar ohne nächtliche Hafenviertelabenteuer. Die täglichen Etappen werden anspruchsvoll, aber nicht zu lang werden. Nahezu jeder Tagesblauf der 14 Tage ist festgelegt: Welche Strecken werden zurückzulegen sein, wo werden wir übernachten, was gibt es an Sehenswürdigkeiten mitzunehmen.
Der Vorteil bei solch einer detaillierten Planung: Man hat spannende Tage ohne Leerlauf und weiß vorher schon ein wenig über die Ziele. Der Nachteil: Wenn dann doch was schief geht und man eine Tagesetappe nicht schafft, dann kippt die Planung schneller um als Dominosteine. Bei meinen Motorradreisen häkle ich deshalb Schleifen in die Reiseplanung: Schaffe ich an einem Tag die Etappe nicht, weil das Motorrad in die Werkstadt muss, ich krank werde oder sonstwas passiert, dann kann ich die Schleife quasi kappen und am übernächsten Punkt weitermachen. Bei DIESER Reise geht das aber nur begrenzt, zu groß sind dazu die Entfernungen und zu vielfältig die Transportmittel.
Ein ganz bestimmtes Transportmittel macht mir am meisten Sorgen. Es kommt in einer Region zum Einsatz, in der Streiks an der Tagesordnung sind. Es handelt sich dabei um ein Schiff, und wenn das nicht fährt, dann sitzen wir im Nirgendwo fest und der Rest der Reise klappt nicht mehr. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ausgerechnet an dem Tag, an dem Modnerd und ich es nehmen wollen, das Schiff bestreikt wird. No Risk, no fun!
2 Gedanken zu „Die Überraschungsreise, Prolog (2): Vorbereitungen“
Orrr, Sie machen es aber wieder spannend! Schon zwei Beiträge und Sie sind noch nichtmal losgefahren…
Hilft es, wenn ich streike, dass Sie mehr als einen Bericht pro Woche veröffentlichen?
Gemach, gemach, Verehrteste. Gutes braucht Zeit.