Die Überraschungsreise, Prolog (3): Die letzten Tage
Modnerds Tagebuch, 24. Oktober 2015
Noch eine Woche, oder sieben Tage. Dann ist dort… Nebel. In meinem Kopf trenne ich gerade in die Zeit vor dem Nebel und jene nach dem Nebel. Bis zum kommenden Samstag habe ich Termine und Vorhaben und auch ab dem Samstag zwei Wochen später ist mein Kalender – beruflich wie privat – extrem voll. Dazwischen ist nur eine graue Masse.
Ich hatte nicht erwartet, wie absurd das ist. Zeit und Termine sind in meinem Kopf etwas sehr grafisches. Da gibt es Farben und Flächen und ich kann stets sehr genau sagen, wie das was vor liegt, geprägt ist. Ich weiß – ohne nachzusehen – ob die Wochenenden verplant sind, wieviele Abende noch frei sind und ob entspanne Arbeitswochen oder stressige Zeiten vor mir liegen. Durch meinen Kopf wabern einzelne Objekte und Vorhaben, alles ist strukturiert und definiert.
Und jetzt ist da dieser Nebel. Ein Nichts, fast wie das Nichts in der Unendlichen Geschichte, und mein Kopf nennt es Urlaub. Normalerweise fasse ich dieses Urlaub jedoch auch wieder in Bilder und Formen. Da gibt es mögliche Routen, Entfernungen, Hotels, die ich besuchen will. Ich lese den Wetterbericht der Region die ich bereise, freue mich auf Orte, die ich im Reiseführer oder auf Webseiten gesehen habe und kann es kaum erwarten, zu gesehenen Fotos die Realität zu erleben.
Aber nun: Nichts von alledem. Ich habe es so gewollt und ich freue mich absolut darauf, nur ist es anders, als alles was ich je erlebt habe. Es ist ein Nichts und es fühlt sich so an, als würde ich mit verbundenen Augen in ein Wunderland geführt.
Ich muss gestehen, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, welche Gefühle die Reise wohl auslösen würde. Dass sie dies tun würde, war klar und genau deswegen will ich das machen. Aber komischerweise scheint es mir unwichtig gewesen zu sein, was genau ich fühlen würde. Diesen Aspekt habe ich in Gedanken nicht durchgespielt, was mich gerade ziemlich erstaunt.
Die sehr stressigen Wochen der letzten Zeit und das was nach dem Überraschungsurlaub kommen wird konturieren dieses Nichts auf besondere Art und Weise. Da ich auch direkt vor dem Start der Reise kaum Zeit hatte, mir Gedanken zur Überraschungsreise zu machen, wird das nebelwatteartige Nichts noch größer und gewaltiger, weil es auf einmal sehr überraschend kommt. Aber genau so wollte ich es. Die maximale Überraschung.
Ich falle den Nebelwolken entgegen, hoffe dass sich darunter etwas wundervolles offenbart und ein Ende ein Sprungtuch zum Landen vorbereitet ist.
Modnerds Tagebuch, 25. Oktober 2015
Heute morgen war es kalt in Deutschland, kalt beim Aufstehen und mein Reflex war, zu checken, wie die Temperatur da sein wird, wo ich in einer Woche sein werde. Natürlich konnte ich das nicht, aber es war klar: Mein Unterbewusstsein hat nun gerafft, dass eine Reise ansteht.
Silencers Tagebuch, 27. Oktober 2015
Ich betreibe Reisplanungen in zwei Dokumenten: Eine Tabelle, in der die Etappen der Reise untereinander aufgeführt sind, und in der Entfernungen, Kosten und andere Details eingetragen sind. Das ist die Struktur einer Reise. Das zweite Dokument ist ein Textdokument, in dem für jeden einzelnen Tag eine ungefähre Zeitplanung, mögliche Sehenswürdigkeiten u.ä. festgehalten sind. Für jeden Tag, an dem ich eines der Dokumente bearbeite, gibt es eine neue Version davon. Im Laufe der letzten Wochen sind 28 neue Versionen der Tagesplanung entstanden. Aber was dabei rausgekommen ist, kann sich sehen lassen.
Ein Gedanke zu „Die Überraschungsreise, Prolog (3): Die letzten Tage“
Immer eine neue Version – da komm ja nicht einmal ich mit meiner Versions-Paranoia mit 😉