Momentaufnahme: März 2016

Herr Silencer im März 2016
Es juckt in der Gashand.

Wetter: Kalt, in der ersten Monatshälfte nachts noch bis -5 Grad, tagsüber 3-10 Grad. Wenig Niederschlag. Den Rest des Monats bleibt es grau und trüb bei 4-6 Grad. ——————————————————————————————————————————————————-
Lesen:

Dr. Nadja Hermann: Fettlogik überwinden [Kindle]
Nadja Hermann wog 150 kg, litt unter Bluthochdruck und anderen Beschwerden. Dann begann sich die Verhaltenstherapeutin intensiv mit Ernährung auseinanderzusetzen und entdeckte, dass viel von dem, was sie über Stoffwechsel und Ernährung zu wissen glaubte, dem Reich der Märchen entstammte. Manche dieser „Fettlogiken“ hielten sie vom Abnehmen ab. Dabei ist es im Kern ganz einfach: 1Kg Fett sind 7.000 Kalorien. Wer weniger isst, als sein Körper an Kalorien benötigt, nimmt ab. Eineinhalb Jahre später hatte Hermann Normalgewicht.

Auf das Buch bin ich durch „Erzählmirnix“ aufmerksam geworden – ja, die Autorin der tiefgründigen Strichmännchengeschichten ist die selbe wie die der „Fettlogik“. Das Buch ist mit dem gleichen Witz geschrieben, den sie in den Comics an den Tag legt. Im Mittelpunkt des Buchs steht dabei nicht Hermanns persönliche Geschichte des Abnehmens, die dient lediglich als Illustration für einzelne Kapitel. „Fettlogik“ beschäftigt sich in der Hauptsache mit populären Mythen zum Thema Stoffwechslen und Ernährung, und widerlegt sie anhand von wissenschaftlichen Studien. Nebenbei fällt allerlei Wissenswertes zum Thema Nahrung und Körperfunktionen sowie den Auswirkungen von Übergewicht ab. Das bspw. Fett ein Organ ist und sogar Hormone produziert, wusste ich noch nicht.

„Fettlogik“ ist kein dezidiertes Motivations- oder Diätbuch aus der „Tschakka! Sie schaffen das!“-Ecke der Brigitte-Fraktion. Dazu ist es zu wissenschaftlich. Es kann für Abnehmwillige aber das sein, was Alan Carrs „Endlich Nichtraucher“ für Raucher ist: Ein Buch, das einem dabei hilft, die eigenen Verhaltensweisen auf intellektuellem Weg zu erkennen und zu hinterfragen. Dabei ist das Buch interessant, spannend und witzig zu lesen, während man nebenbei viel lernt. Auch für Normalgewichtige sehr empfehlenswert.

Willingham et. al.: Fables: Farewell [Graphic Novel]
Sowohl Rose Red als auch Snow White sammeln riesige Armeen um sich und bereiten sich darauf vor, gegeneinander in den Krieg zu ziehen. Die Schwestern sind sich bewusst, dass dieser Kampf die Erde in Schutt und Asche legen wird.

„Fables“ war mal eine absolut großartige Serie, so ungefähr das Beste, was die Comicwelt seit Neil Gaimans „Sandman“ und „Lucifer“ zu bieten hatte. 2002 startete die Reihe mit der Grundidee, dass Märchenfiguren in einer Enklave in New York leben. Geflüchtet vor einem großen Feind, der ihre Welten systematisch versklavt hat. Von den großen und kleinen Problemen der Charaktere (z.B. Rapunzel: Wie kommt man durch den Tag, wenn das eigene Haar 15 cm pro Stunde wächst?) und dem Kampf gegen den übermächtigen Feind erzählte die Reihe, und war dabei immer originell und nie langweilig.

Allerdings gilt das nur bis Band 11, dann ist die Hauptstory auserzählt. Was dann folgt, fühlt sich erst falsch an, wird dann hanebüchen ärgerlich und endet nun, im 22. Band, in schlimmem Schwachsinn. Die ganzen letzten Bücher wurden genutzt, um einen Konflikt zwischen den Geschwistern Rosenrot und Schneeweißchen herbei zu konstruieren, und er ergibt trotzdem keinerlei Sinn. Vermutlich wissen das auch die Autoren, denn hier ziehen sie einfach den Stecker. Nicht, ohne vorher noch dummes Zeug zu machen und bekannte und beliebte Figuren im Sekundentakt um die Ecke zu bringen. Und dann? Wird der Endkampf abgesagt und alle gehen ihrer Wege.

Das hätte man vor 11 Bänden auch schon tun können. Alles ab Band 12 wirkt so, als hätte das gleich Team daran rumgefuhrwerkt, dass auch das Spin-off „Jack of Fables“ gegen die Wand gefahren hat. Handwerklich begabt, aber null Sinn für Konsistenz und den richtigen Ton einer Erzählung und keine Ahnung, wo sie mit ihrer Geschichte hinwollten. Ein unwürdiges Ende.

Bill Watterson: Calvin & Hobbes [Paperback]
In der Fantasie des sechsjährigen Calvin wird sein Stofftiger Hobbes lebendig.

Zu Calvin & Hobbes muss man nicht viel sagen. Es sind wunderbare Minigeschichten in meist nur drei Bildern, aber mit einem oft sehr tiefgründigen Humor. 10 Jahre lang, von 1985 bis 1995, war C&H der erfolgreichste Comicstrip der Welt und erschien zeitweise gleichzeitig in 2.400 Zeitungen. Dann zog Bill Watterson einfach den Stecker und sagt von heute auf morgen: „So, alles was ich zu erzählen hatte, habe ich erzählt, jetzt ist Schluß, und Lizensierung an andere Autoren mache ich nicht.“ Er wehrte sich auch gegen Vermarktung in Form von Merchandising. Das ist konsequent und bewundernswert, und wenn man sieht, was durch Dauerverwurstung mit den „Peanuts“ passierte, ist das ein Segen. So haben sich Calvin & Hobbes bis heute einen sehr eigenen Zauber bewahrt. Einen Zauber, der am nächsten an den der Kindheit herankommt.

Rund 6,5 kg bringt diese Gesamtausgabe auf die Waage. Vier dicke Bände in einem Schuber enthalten alle Calvin & Hobbes & Strips, die je erschienen sind – und je erscheinen werden.

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Hören:

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Sehen:

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Ash vs. Evil Dead
Vor 30 Jahren stieß Ash auf das Böse, das in einem Kampf gegen die Armee der Finsternis mündete. Mehr durch Zufall als durch Können gelang es ihm, das Böse in ein Buch zu bannen. Heute ist Ash Mitte 60 und lebt versteckt in einem Trailerpark. Als er bekifft einer Studentin imponieren will und aus dem Nekronomicom liest, bahnt sich das Böse wieder einen Weg in unsere Welt. Gegen seinen Willen muss Ash noch einmal die Kettensäge auspacken.

Was galten die „Tanz der Teufel“-Filme als legendär böse! 1981 kam der erste, und der wurde erst indiziert, dann wurde wegen ihm die Jugendschutzregelungen in Deutschland drastisch verschärft und eine Beschlagsnahmungswelle losgetreten. Was verboten ist, ist interessant, und so standen VHS-Kopien auf den Schulhöfen hoch im Kurs. Ich fand die Filme langweilig, eklig und doof.

Die achtteilige Serie „Ash vs. Evil Dead“ ist immer noch eklig, aber alles andere als langweilig. Die einzelnen Folgen sind mit 22 Minuten recht kurz, und das ist gut so: Es gibt quasi ohne Atempause Slapstick, Splatter und Action. Bruce Campell macht dabei eine fantastische (korsettgestützte) Figur, genau wie die anderen Schauspieler, die eine tolle Performance abliefern. Allein Lucy „Xena“ Lawless Auftritt ist ein Grund, die Serie zu schauen. Heutige Serien sind aufgeladen mit Ernsthaftigkeit und bedeutungsschwangerem Grübelüberbau. „Ash“ nicht. Hier geht es nur um den puren Jux.

The Knick [Bluray/Amazon Prime]
New York, 1900. Im Knickerbocker-Krankenhaus operiert und forscht ein Ärzteteam, und entwickelt dabei immer neue Methoden. Im Mittelpunkt stehen nicht die Patienten, hier geht es um die Ärzte. Jeder einzelne von ihnen ist von Ehrgeiz getrieben, und jeder einzelne zahlt den Preis dafür.

„The Knick“ ist eine düstere Serie, auf mehreren Ebenen. Zum einen beginnt um 1900 gerade erst die Elektrifizierung, und Regisseur Steven Soderbergh verzichtet oft auf mehr Ausleuchtung als die eine Gaslichtflamme, die irgendwo flackert. Zum anderen ist „The Knick“ gnadenlos No-Nonsense. Hier gibt es keine Helden im OP, alle Protagonisten werden von ihren eigenen Dämonen letztlich ins Unglück geführt – während die zwielichtigeren, die mit weniger moralischem Gepäck unterwegs sind, mit ihren Machenschaften durchkommen. Es sind harte Zeiten, in denen Glück nur im kleinen Rahmen und im Verborgenen vorkommt. Die schlimmen Implikationen mancher Handlungen, die beiläufig gezeigt werden, muss sich der Zuschauer sogar selbst erschließen. Rassenunruhen, Banden organisierten Polizisten, Philippinenkrieg, das alles wird kurz thematisiert, aber selten vertieft.

Die Serie zeigt die Abgründe des ausgehenden 19. Jahrhunderts genauso wie die rasanten Fortschritte in Wissenschaft und Technik und erläutert ganz nebenbei, warum manche Dinge heute noch so sind, wie sie sind. Wer hätte gedacht, dass Elektroautos im Jahr 1900 der letzte Schrei und relativ verbreitet waren? Verschwunden sind die nur, weil die Ölindustrie neue Absatzmärkte für ihr Lampenöl brauchte und den Verbrennungsmotor pushte.

Der Cast, allen voran Clive Owen, ist phänomenal und spielt fantastisch. Bilder und Ausstattung sind top notch. Die historischen Referenzen sind mal offensichtlich (Typhoid Mary), mal dezent (erste Ärztin Sara Josephine Baker). Also alles supi? Nein, nicht uneingeschränkt. Was nervt, ist Soderberghs artsi-fartsiness. Dazu gehört sein Fimmel, dauernd leinwandfüllend die Hinterköpfe von Leuten zu Filmen, oder diese seltsame 12tonähnliche Musik, die ab und zu durch die Szenarie wabert und wohl ein Soundtrack sein möchte. Dafür sollte man den Regisseur und den Musiker mit der Bontempi-Orgel verprügeln. Abgesehen davon: Tolle Serie, die nach der 2. Staffel enden muss. Bitte keine dritte mehr drehen.

The Martian – Rettet Matt Damon [PSN]
Astronaut wird bei einer Marsmission für tot gehalten und auf dem roten Planeten vergessen. Hilfe von Außen hat er nicht zu erwarten, also muss er sich was einfallen lassen um zu überleben. Dann passiert Science, baby!

Das Buch „The Martian“ gilt in SciFi-Kreisen als Ingenieursporno. Wenn Astronaut Mark Watney Kartoffeln in Fäkalien anbaut, aus altem „Pathfinder“-Schrott Funkstrecken bastelt oder an seiner Unterkunft rumschraubt, hat das alles einen nachvollziehbaren, wissenschaftlichen Hintergrund und basiert auf soliden Berechnungen, die im Buch aus ausgeführt sind. Das macht einen Teil des Charmes aus – mit diesem Buch als Anleitung wäre bei den gegebenen Parametern ein Überleben auf dem Mars möglich. Der Film hämmert zum Glück nicht auf seiner wissenschaftlichen Basis herum und kommt lockerer daher, aber dadruch nicht weniger unterhaltsam. Matt Damon als MacGyver vom Mars macht seine Sache gut, und die Story hat ein so gutes Pacing, dass es in den gut 2,5 Filmstunden keine Hänger gibt.

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Spielen:

last maharadscha

Assassins Creed Syndicate: The Last Maharaja [PS4]
Duleep Singh, der letzte Maharadscha Indiens, hängt er lieber auf den dekadenten Partys der Londoner Oberschicht rum, als sich um die Belange Indiens zu kümmern. Das geht dem Londoner Assassinenchef Henry Green auf die Nerven. Da der selbst nichts gebacken bekommt, müssen Evie und Jacob Frye den Playboy davon überzeugen, nach Indien zurück zu kehren und sich um seinen Kram zu kümmern.

Der neueste und letzte DLC für Assassins Creed: Syndicate wirkt so, als hätten ihn irgendwelche Praktikanten in der Mittagspause zusammengepfriemelt und dann an der Qualitätssicherung vorbei in den Store geschmuggelt. Das ganze Ding ist eine Vollkatastrophe, auf drei Ebenen:

1.Narration: Die Story zwischen den einzelnen Missionen ist vollkommen zusammenhanglos, wirr erzählt und mit einer fragwürdigen Grundaussage. Eben noch superwichtige McGuffins spielen in der nächsten Sekunde keine Rolle. Die Figuren handeln vollkommen erratisch und nerven. Dazu kommt das langweillige Missionsdesign – Schon wieder muss in den Tower und in die Bank von England eingrochen werden, als ob man das nicht zur Genüge im Hauptspiel gemacht hätte.

2. Gameplay: Die wenigen, guten Ideen werden ausgewalzt bis sie nerven – Jacob betrunken zu sehen ist ungefähr zwei Sekunden lang spaßig, ihn eine halbe Stunde nur torkelnd und mit unpräziser Steuerung spielen zu können aber pain in the ass.

3. Technik: Der DLC stürzt auf der PS4 gerne und oft ab, die Skripte von Ereignissen und Fahrzeugen lösen gelegentlich nicht aus, Figuren bleiben irgendwo hängen oder reagieren einfach nicht, wichtige Objekte sind gelegentlich nicht interaktiv. Ein Mal fiel mir sogar ein Questgeber-NPC aus einem fahrenden Zug, starb dabei und tauchte dann nie wieder auf.

Finger weg von diesem Mist!

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Machen:
Krank sein – Dienstreisen – Wieder krank sein 😦
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Neues Spielzeug:

 

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Neue Ohrhörer, kabellose Anker Soundbuds. IPX-7 spritzwassergeschützt, guter Sound und Bluetooth, dabei eine Akkulaufzeit von 8 Stunden. Ideal für den Sport. Für knapp 25 Euro ist das ein ein No-Brainer!

Und natürlich, wie jedes Jahr um diese Zeit, ein Satz neuer Reifen für das Motorrad.

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Archiv Momentaufnahmen ab 2008

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