Der produzierende Mittelstand im Jahr 2016: Ihm ist schon irgendwie klar das man irgendwas mit Internet machen muss, kosten darf es aber nichts.
Aktuelles Beispiel: Das metallverarbeitende Unternehmen, dass neue Teile für die Renaissance fertigen soll. Die haben eine Website, aber die sieht aus, als wäre sie durch ein Zeitloch aus dem Jahr 1997 gefallen. Es gibt einen Katalog, aber der ist exakt so wie der auf Papier: Wer was bestellen möchte, macht das bitte schriftlich per Mail, zahlt per Nachname oder Vorkasse und darf dafür Skonto vom Rechnungsbetrag abziehen. Skonto! Deutsche Mittelständler sind gefühlt nur fünf Minuten vom Jahr 1960 entfernt.
Der Katalog des Metallbetriebs besteht aus einer langen Liste an kryptischen Zahlen und Abkürzungen, da steht dann sowas wie:
Artikel 7077 T KA BRB LOL ZZR600
Gut, die Abkürzung für mein Motorrad erkenne ich noch. Alles andere muss man nachschlagen. T steht für verchromt, KA für Seitenträger, BRB für Beifahrer-Rack, LOL für Abdeckung aus Edelstahl, usw. Was die Abkürzungen bedeuten steht aber nicht direkt am Artikel, oder wenigstens auf der Katalogseite, sondern auf einer eigenen Webseite, weit entfernt vom Katalog.
Eine Suche gibt es auch nicht, also muss man die kryptische Katalogliste durchgehen und dabei die andere Liste mit den 48(!) Abkürzungen abgleichen, bis man das Passende gefunden hat.
Bei manchen Artikeln kann man über einen separaten Link immerhin ein Bild aufrufen. Das ist dann ein Foto von… der Anbauanleitung. Kein Witz, das hier ist die ganze Produktpräsentation.
Immerhin ist es präzise und auf den Punkt, aber mal ehrlich: Schön ist anders.
Ein Shopsystem gibt es nicht. Wer etwas bestellen möchte, wechselt auf die Seite „Bestellungen“ und tippt dann die kryptischen Zahlen und Abkürzungen händisch in ein Mailformular ein, dass dann schlicht eine Mail an info@Firmenname.de schickt.
Eine Bestellbestätigung kommt dann zwei Tage später, muss ja auch händisch verschickt werden. Keine Ahnung auf welchem exotischen Mailprogramm aus den 90ern die Firmenmails verfasst werden, auf jeden Fall gehen die Umlaute allesamt kaputt;
„Vielen Dank f�r Ihren Auftrag“, steht dann da.
Einige Tage später trudelt dann eine „Pro forma-Rechnung“ ein, die man bezahlen soll, bevor der Artikel versendet wird.
Wählt man als Zahlungsweise Überweisung, darf man Skonto abziehen. Bei Zahlungen per Paypal oder Kreditkarte aber nicht. Ich war, ehrlich gesagt, etwas irritiert. Skonto, dass kenne ich nur vom Kolonialwarenhändler aus meiner Kindheit, aber hey, das kann auch an mir liegen. In der Internetwelt gibt es halt kein Skonto.
Bei aller Häme über diese sehr unelegante Art der Internetnutzung muss ich natürlich eines zugeben: Das System funktioniert. Es ist unbequem, aber es funktioniert. Und vermutlich sichert es in der Firma 3 Arbeitsplätze, von daher habe ich überhaupt keinen Grund mich zu beklagen. Aber ein bißchen lustig machen darf ich mich.
Viele Händler wissen: Nächstes Angebot ist nur einen Klick weiter und damit die selektive Auslese (wenn auch auf Zeit) wenn ich nicht schnell und gut präsentiert reagiere.
Bei manchen Teilebestellungen steht man süffisant nebendran und denkt sich seinen Teil. Dafür ist meist noch ein telefonischer und kompetenter Partner erreichbar.
Oder…..wie es viele machen: Mühle in der Werkstatt abgeben und sagen: Mach mal.
So, wie es aussieht, willst du ja deinen Schraubanteil dazu beitragen. Lt. Montagepiktogramm ist das so ähnlich wie ein Stück von Ikea.
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Ja, bei so handgerfertigten Sachen ist halt die Auswahl für selektive Auslese nicht gegeben 🙂
Wenn Sie wenigstens gute Arbeit leisten. Teile sind heute morgen angekommen und mindestens eine Haltelasche ist krumm und schief angeschweißt. Ich hoffe mal sehr, dass es da einen kompetenten Ansprechpartner am Telefon gibt, der das Teil umtauscht.
Stücke von IKEA liebe ich, das ist quasi Überraschungsei-Gebastele für Erwachsene. Und der Träger ist easy as pie anzubauen, vorausgesetzt, die Teile sind präzise gearbeitet…
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Bist du dir da sicher mit krumm&schief? Auch beim Möpp gibt es Toleranzen, innerhalb kurzer Zeit manchmal erhebliche…..was zu Anpassungen diverser Anbauteile führt.
Plug&play gibt’s nur bei deinem Äbbelphon.
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Viiel wichtiger: Geniese voll die Leinwand wg. Fußball.
Bei mir sitzen zwei Asylbewerber dazu, so lernen die etwas Deutsch, Knabbersachen erst ab 9:30 wegen Ramadan.
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Ja, krumm und schief und Abstand stimmt um 10 mm. Muss man auch erstmal hinkriegen, so einen Müll.
Ramadanfußball: Guter Mann, so muss man das machen!
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„Nur“ 10 mm, wo du doch Italien über alles liebst. 😀 Das ist normales Spaltmaß dort.
Neee, ich hab gut reden mit Schutzgasgerät, wird g’schwind passend gebruzzelt, ob’s dann auch hält, kann ich selber austesten.
Ich wundere mich da eh ein bisschen: War doch nur Ermüdungs/Überlastungsrisse lt. Foto. Kann man m.M.nach doch gut nachschweißen (Autogen).
Meine Sturzbügel hatten auch mal anderes Maß, nachdem diese beidseitig per Asphalthilfe aerodynamischer gleichmäßig anliegen, gefällt mir das besser so und der neue Sturzbügel schlummert weiter im Karton.
Tja…Asyl….hatte zwar mal was Soziales gemacht und in der Rente jetzt denke ich in erster Linie mal an mich, aaber meine Verbesserungshälfte scheint noch sozialkontaktfreudiger zu sein.
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Öchel.. Ja, Spaltmaß…
Ich habe mich letztlich gegen Reparatur entschieden, weil ich nicht weiß, ob das halten kann. Der Träger ist auch verzogen, und wenn der wieder unter Spannung steht und das Material eh schon müde ist, könnte es sein, dass er bald wieder bricht. Deshalb was neues. Ich bin da etws gnadenloser, ich würde auch Sturzbügel, die einmal so viel Energie eingesteckt haben, austauschen.
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@S……da gibt es keinerlei Diskussion. Ich weiß, daß der Sturzbügel im Fall des Falles keinerlei
Energie mehr aufnehmen könnte und dann die Verkleidung bricht. Daß dann eventuell für das Bein kein Platz mehr ist, ist eine andere Geschichte.
Auch im Fall vom Kofferträger muß ich dir Recht geben.
Werde den Austausch demnächst vornehmen. Gestern eine – wenn auch Kurzregen- Tour gehabt, vom Wetterbericht her war „nur“ bewölkt gemeldet. Unbedingt verlassen darauf kann ich mich nicht.
Längere und schönwetterstabilere Phasen gibt es wohl dieses Jahr nicht.
Rein von der Planung der Außenanlage hänge ich mindestens einen Monat hinterher.
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