Montagmorgen

Montagmorgen, auf dem Weg zur Arbeit. Direkt hinter der Kurve am Ende des Waldes steht jemand mitten auf der Gegenspur der Straße. „Depp“, denke ich, während ich um ihn rum kurve.

Dann sehe ich, dass der da nicht freiwillig rumsteht wie Max inne Möhren. Zu seinen Füßen liegt eine Frau auf dem Asphalt, neben ihr ein Fahrradhelm und ein Stück weiter das zugehörige Fahrrad. Offensichtlich ein Unfall. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht ein halbes Dutzende Personen. Es kümmert sich also schon jemand, ich werde da nicht gebraucht. Dann bremse ich doch, halte an und laufe zurück.

Eine junge Frau telefoniert aufgeregt mit dem Notruf. Sehr gut, das ist also erledigt. Drei Autos haben bereits gehalten, aber niemand hat die Unfallstelle gesichert. Ich will gerade etwas sagen, da kommt einer der Fahrer selbst auf die Idee, dass man an beiden Seiten der Kurve Warndreiecke aufstellen könnte. Bleibt die Frau auf dem Asphalt, neben der ein junger Mann kniet und nicht weiß, was er machen soll.

Sie ist ansprechbar, kann sich aber nicht bewegen. Ihre Schulter und Hüfte tut weh, was passiert ist, weiß sie nicht. Das klingt nach Hirnerschütterung. Sie bittet darum, dass ihr Mann und ihre Arbeit informiert werden. Eine junge Frau übernimmt das mit dem Handy der Verunfallten, der junge Mann lagert auf mein Geheiß ihre Füße hoch. Nicht zu früh, denn jetzt setzt der Schockzustand ein und die Hirnerschütterung haut richtig durch, die Frau vergisst Sachen, wiederholt sich und spricht immer undeutlicher. Ich kann nicht viel mehr machen als mich mit ihr ruhig zu unterhalten. Versichern, dass gleich Hilfe da ist. Darüber scherzen, dass sowas einem echt den Tag verderben kann. Ihr gut zureden. Dann hält bereits der Krankenwagen neben uns.

Manchmal ist das Timing der Welt seltsam. Am Samstag habe ich erst einen Auffrischungskurs in erster Hilfe besucht, und schon zwei Tage später komme ich wieder in eine Ersthelfersituation. Das ist wie damals, als ich einen Feuerlöscher kaufte und einen Tag später ein brennendes Auto löschen musste. Life is strange.

Und, was soll ich sagen? Allein das Bewusstsein, gerade erst den Kurs gemacht zu haben, hat mir heute mehr Sicherheit gegeben. Ich wäre auch so auf die Situation zugegangen, aber so konnte ich das mit noch mehr Selbstbewusstsein tun. Hat sich also schon gelohnt.

Kategorien: Ganz Kurz | Ein Kommentar

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Ein Gedanke zu „Montagmorgen

  1. Es gibt Zufälle, die nicht besser mit zwei Schubkarren zu treffen wären.
    Gut für dich mit der Auffrischung vom Kurs, die andere Seite ist, daß „man“ /Person sich dann auch traut zu helfen. Der größte Fehler wäre, nichts zu tun, auch wenn profane Kenntnisse der EH nicht so deutlich vorliegen.
    Daß du das zudem noch in einer Post-Geschichte verpackst, finde ich……das Wort nehme ich ungern…..einfach gut oder geil.

    Gefällt 1 Person

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