Wie Trailer Filme kaputtmachen

Trailer schneiden ist eine hohe Kunst, und wenn man es richtig machen will, extrem zeitaufwendig. Wenn man beim Trailer aber schludert, kann das Filme schwer beschädigen. Drei Fallbeispiele.

Beispiele für schlechte Trailer gibt es zuhauf. Gestern im Kino lief bspw. der Trailer „SMS für Dich“, dem neuen Karoline-Herfurth-und-Nora-Tschirner-Vehikel. Er begann recht verheissungsvoll, glitt dann aber ab in „Ich erzähle den kompletten Film in drei Minuten“, inklusive der Preisgabe storyentscheidender Wendungen. So einen Trailer guckt man und denkt am Ende „OK, danke, jetzt brauche ich den Film nicht mehr zu sehen“.

Ein besonders schlimmer Fall von „Ich erzähle den Film und anhschliessend guckt den keiner mehr“ war übrigens Terminator GeniSYS. Kein schlechter Streifen, aber der Plotpivot, das John Connor nun böse ist, der gehörte nicht vorab verraten.

In letzter Zeit trifft man vermehrt auf schlechte Trailer der Marke: Hat mit dem Film nichts zu tun. „Ghostbusters“ gilt mit fast einer Million Dislikes als grottigster Trailer, der je auf Youtube veröffenlicht wurde. Zu recht, denn er ist mies geschnitten, hat ein lausiges Pacing und der Einsatz der Musik ist unteirdisch. Vor allem stellt er aber die Charaktere falsch dar und behauptet, das Reboot sei eine Fortsetzung. In meinen Augen ist das Ding kein Trailer, das ist Sabotage.

Anderer Fall der jüngsten Vergangenheit: Der erste Trailer zu „Star Trek: Beyond“. Ebenfalls schlimm geschnitten, völlig vergurkte Musikauswahl und seltsamste Aneinanderreihung von Bildern, so dass das fast nach einem neuen „Fast & Furious“ als nach Star Trek aussah. Der Trailer war so schlimm, dass Drehbuchautor Simon Pegg sich dafür entschuldigte und Regisseur Justin Lin beteuerte eiligst, dass der Film ganz anders sei. Was stimmt.

Warum kommt ein Trailer ins Netz und in die Kinos, den nicht mal die Filmmacher gut finden? Ganz einfach: Weil Trailererstellung aufwendig ist, wird das immer öfter an Externe outgesourced und von Schlipsträgern vom Studio beaufsichtigt. Es gibt Firmen, die sind auf Trailer spezialisiert, und etliche sind auch extrem gut darin*. Ein Trailer sollte nach Möglichkeit die Tonalität und das Feeling des Werks einzufangen und wiedergeben. Manchmal gelingt das aber nicht, und dann kommt ein Trailer zu einem völlig anderen Werk dabei heraus.

Den krassesten Fall von so einem „Thema verfehlt“-Trailer dürfte der zu „Suicide Squad“ sein. Der Film fährt gerade vernichtende Kritiken ein. Unter anderem deshalb, weil er wirkt, als hätte man versucht zwei verschiedene Filme zusammen zu kleben. Der Witz dabei: Genau das ist der Fall.

Wenn stimmt, was man aktuell liest, ist Folgendes passiert: Der Film wurde gedreht mit dem Ziel einen düsteren und erwachsenen Streifen abzuliefern. Dann hat eine externe Firma aus dem Rohmaterial einen Trailer zusammengeschnitten, der massiv auf Musikuntermalung setzte und zudem einen recht locker-spaßigen Grundton vermittelte:

Der Trailer kam massivst gut an, jeder mochte ihn – und dem Regisseur und dem Studio war plötzlich klar, dass sie hier einen Film  anpriesen, den es so nicht gab. Hektisch wurden zwei Schnittfassungen des Films erstellt. Eine Fassung war so düster und ernst wie ursprünglich intendiert, die andere spaßiger und anders mit Musik unterlegt, so wie der Trailer. In Fokusgruppentests kam die lockere Fassung besser an, und so wurde die Trailerfirma beauftragt massive Nachdrehs zu leiten, um die andere Tonalität irgendwie umgesetzt zu bekommen. Die nachgedrehten Szenen wurden dann eiligst in das vorhandene Material eingepasst und plakative Popmusik über jede zweite Szene gelegt.

Das Resultat ist ein Film, der zwei Visionen folgt, und das immer abwechselnd. Ein Frankenstein-Film, der aus unterschiedlichsten Teilen zusammengepatcht wurde und nun vorne und hinten auseinanderfällt.

Trailer können also Filme auf mehrer Arten zerstören. Sie können dem Werk wirtschaftlich massiv schaden (Ghostbusters), vollkommen andere Erwartungen wecken (Star Trek) oder sogar den Aufbau und den Ton des Films komplett über den Haufen werfen, wenn die Schlipsträger des Studios kalte Füße bekommen (suicide Squad).
Schön ist das alles nicht.

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* Gehört hier nicht hin, aber die Rendertailer von Digicpictures sind Kunstwerke, die eine eigene Geschichte erzählen, dem Werk treu bleiben UND Informationen liefern.

Kategorien: Ganz Kurz | Ein Kommentar

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Ein Gedanke zu „Wie Trailer Filme kaputtmachen

  1. Hi – ich mag ja deine Filmkritiken und meistens bin ich genau derselben Meinung (wahrscheinlich mag ich sie deswegen :-P)
    Von Suicide Squad hatte ich schon im Vorhinein den Eindruck dass es crap werden würde, zu viel wurde meiner Meinung versucht: zu sehr auf Marvel einhauen – ich meine übertreffen, zu extreme Bilder und Kostüme. Ich hab mir nicht mal den Trailer angeschaut!! Bis heute. Und der macht ja nun wirklich Spaß! ich verstehe dass das Publikum da erwartet dass man coole Musik einbaut. Den Film werde ich irgendwann mal streamen, wenn er verfügbar ist, aber ich gehe davon aus, dass ich deinen Eindruck nachvollziehen können werde. Vor allem wenn die wirklich nach dem Trailer (und vermutlich dem Comic Con Preview Trailer oder was das war) den Film auseinandergenommen haben, um Erwartungen zu erfüllen. Schade drum.

    Der Trailer aber, der ist wirklich cool, vor allem wenn man Queen mag 🙂 (und wer mag Queen denn nicht?!) – ich meine… Bohemian Rhapsody!? Viel besser wird’s einfach nicht 😀

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