Der Dunning-Kruger-Blues

Ich bin in letzter Zeit zunehmend angewidert von der wachsenden Zahl von postfaktischen Menschen. Das sind Leute, für die Fakten und Tatsachen egal sind, weil „man hat ja gesunden Menschenverstand“. Trump und die AfD machen postfaktische Politik – Fakten spielen für sie keine Rolle, sind manipuliert oder von der Lügenpresse erfunden.

Neben dem gesunden Menschenverstand haben die Postfaktischen Youtube. Und Facebook. Dort finden sie ihre Filterbubble, in der sie mit Gleichgesinnten die schrägen Auffassungen teilen und sich, wie in einer Echokammer, gegenseitig bestärken.

Gerade Youtube ist eine Anlaufstelle für alle Arten von Verschwörungstheoretikern. Chemtrail-Gläubige zeigen hier Fotos von Schäfchenwölkchen und behaupten, dass hier Flugzeuge krankmachende Chemikalien versprühen würden, um die Bevölkerung zu dezimieren. Reichsbürger geben sich gegenseitig Tips, wie man sich von der „BRD GmbH“ lossagt, sich zum „Selbstverwalter“ erklärt und was man dem Gerichtsvollzieher über die Hager Landkriegsordnung sagen muss, damit der mitsamt der Vollzugsbeamten wieder abzieht. Impfgegner bestärken sich in den sozialen Netzwerken darin, dass Impfen krank macht und man Kinder besser nicht impfen lässt.

Alles Quatsch, alles fürcherlich dämlich. Postfaktisch ist ein Synonym für dumm. Muss man den Leuten mal explizit sagen, nur: Die meisten dieser Menschen leiden am Dunning-Kruger-Syndrom. Sie sind dumm, halten sich aber genau deswegen selbst für schlauer als alle anderen. Darunter leiden übrigens auch und gar nicht mal selten Akademiker/-innen.

Darüber rege nicht nur ich mich auf. Tommi Krappweis, dem Erfinder von Bernd-dem-Brot, ist jetzt der Arsch geplatzt und er hat einen Song über diese Charakterkarikaturen geschrieben. Der „Dunning-Kruger-Blues“ ist nicht lustig.

Er ist ein trauriges Zeitzeugnis.