Das war das Jahr, das war (2016)

Das war das Jahr, das war (2016)

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Nachdem das Vorjahr von einem diffusen “Hier fällt alles auseinander”-Gefühl geprägt war, startete 2016 voller Hoffnung. Aber nicht lange, denn was in diesem Jahr an weltpolitischen Katastrophen zusammenkam, geht auf keine Kuhhaut.

Die Wahl von Trump und der Brexit sind Resultat der Entwicklungen, die ich seit Jahren beklage – die politischen Führungsebenen nehmen soziale Entwicklungen nicht ernst, lassen Lobbyisten die Arbeit der Politiker machen und nehmen hart umkämpfte Errungenschaften wie Frieden und Demokratie als gottgegeben und Normalzustand an. In diesem Jahr ließen sich die Folgen beobachten. Was für weitere Konsequenzen das haben wird, werden wir erst in der Zukunft sehen. Schön wird das aber alles nicht werden, und besser wird es in den nächsten Jahren auch nicht.

2016 hat übrigens auch gezeigt, dass ich mit meiner These richtig lag, dass grob geschätzt 70 bis 80 Prozent aller Menschen nicht alle Latten am Zaun haben. Das hätte es mir allerdings auch mitteilen können ohne alles einmal hart nach rechts rucken zu lassen. Denn in diesem Jahr sind längst überwunden geglaubte Dinge wieder hervorgebrochen: Rassismus, Faschismus, Homophopie und generell Ablehnung von Offenheit ist plötzlich wieder salonfähig, damit lassen sich wieder Wahlen gewinnen.

Auch ich bin intoleranter gegenüber Andersdenkenden geworden, aber nur gegenüber der rechten Seite. Das politische Klima ist gerade dergestalt, dass viele Menschen meinen ihren bislang versteckten Rassismus offen ausleben zu können. Mit solchen Leuten will ich nichts zu tun haben, mit denen breche ich den Kontakt einfach ab. Im realen Leben und im virtuellen. Das diskutiere ich auch nicht mehr lange, denn gerade soziale Medien sorgen für dermaßene Echokammern, die die eigene Meinung bis ins unendliche verstärken, dass solche Leute das bißchen kognitive Dissonanz auch noch mitnehmen.

2016 sind viele Helden meiner Jugend, prominente Musiker und Leute, die man halt so kennt, gestorben. Bei einigen kam das sehr überraschend, und ab April in einer Häugigkeit, das mir dämmerte: Das war die #2016erSchneisedesTodes. Am Ende dieser Jahresruückschau gibt es daher jetzt die Rubrik “Nekrolog”.

Mein persönliches Jahr war dagegen gut. Nicht spitze, aber OK. Das erste Quartal 2016 war gepägt von gleich mehreren grippalen Infekten, die mich echt niedergelegt haben. Ein Aufenthalt in London war zumindest für einige Tage durch Fieber und Grippekopf ziemlich eingeschränkt. April und Mai waren geprägt von Vorbereitungen für die Reise im Juni. Die war Durchwachsen, aber das musste auch irgendwann passieren, kann ja nicht immer alles toll sein und glatt gehen. Das es bei der Fahrt das Motorrad fast zerlegt hätte – geschenkt. Das war nichts, was sich nicht hätte reparieren lassen. Im November kamm dann, völlig unerwartet und fast zwei Jahre nach dem letzten Umzug, plötzlich die Lust zurück die Wohnung zu Ende zu bauen. Jetzt hängen auch die letzten Lampen.

Und sonst noch?

Worte des Jahres: “Lei vuole la carta” – Sie will die Pappe.

Einschneidendstes Erlebnis:
Der Moment der Fassungslosigkeit, als ich den auseinandergebrochenen Rohrrahmen am Motorrad entdeckte.

Zugenommen oder abgenommen? Zugenommen.

Verstörendstes Ereignis:
Die Anklage von Böhmermann.

Mehr ausgegeben oder weniger? Mehr. Die Fahrzeuge erforderten Aufmerksamkeit. Am Motorrad musste das komplette Gepäcksystem ersetzt werden, Verschleissteile wie Bremsen, Reifen, Kette usw. waren fällig, ein neuer Helm und neue Stiefel waren einfach dran. Das Kleine Gelbe AutoTM gibt es auch noch, das wollte in diesem Jahr einen neuen Luftmassenmesser, eine neue Lambdasonde, ein neues Thermostat und neue Temperaturfühler haben.

Mehr bewegt oder weniger? Wieder mehr, zumindest in der ersten Jahreshälfte auch mit viel Sport. Das wurde in der zweiten weniger, Arbeits- und Faulheitsbedingt. Ich brauche offensichtlich ein Ziel, auf das ich hinarbeiten kann.

Die hirnrissigste Unternehmung? Bei 30 Grad im Motorradanzug wandern gehen und den geheimen Tempel suchen.

Ort des Jahres? Sabines Hotel in Nizza. Ein Ort der Zuflucht und der Ablehnung. Viel gelernt dort.

Die teuerste Anschaffung? Eine Summe von Ausgaben, um das Motorrad wieder auf die Straße zu bekommen.

Das leckerste Essen? Bison!

2016 zum ersten Mal getan? Segway gefahren.

2016 nach langer Zeit wieder getan? Venedig besucht.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? Mit Fieber in London rumliegen, 5 Kilo mehr auf den Hüften, Trump.

Gereist? Oh ja.

2016 war in einem Wort…? Verbesserungswürdig.

Film des Jahres: “Colonia Dignidad”

Theaterstück des Jahres: “The Curious Incident with the Dog at the Night Time”

Musical des Jahres: “Wicked”.

Album des Jahres: Keins. Ich höre einfach wenig Musik. Podcast des Jahres wäre aber “Teenagersexbeichte”. (Bei dem es weder um Teenager noch um Sex oder Beichten geht).

Spiel des Jahres: “Uncharted 4”, dicht gefolgt von “Blood & Wine”. Aber das ist eigentlich ein DLC, und Witcher III war schon 2015 Spiel des Jahres.

Serie des Jahres: “Westworld”

Show des Jahres: “The Grand Tour”

Buch des Jahres: Marc Elsberg “Blackout”

Ding des Jahres: Merinowäsche. (Danke für den Tip, Albrecht!)

Spielzeug des Jahres: Die Garmin VIRB XE-Kamera. Was für ein geiles Teil. Tolle Aufnahmen, außerdem loggt die zig Sensordaten mit.

Enttäuschungen des Jahres: “Assassins Creed Chronicles: Russia & India” in Sachen Games und im Kino “Suicide Squad”. Was für ein Haufen Scheiß.

Die schönste Zeit verbracht damit…? Im Mietwagen ein völlig fremdes Land zu kurven.

Vorherrschendes Gefühl 2016? Die Welt hat einen Schwelbrand, und alle stehen in den Startlöchern, um Eimerweise Benzin darauf zu kippen.

Erkenntnis des Jahres: Direkte Demokratie funktioniert nicht.

In diesem Sinne: Ich wünschen einen guten Start in ein tolles 2017!

Nekrolog:

David Bowie (69)
Alan Rickmann (70)
Achim Mentzel (69)
Peter Lustig (81)
Umberto Eco (84)
Prince (58)
Hans Koschnik (87)
Roger Willemsen (60)
Lothar Späth (78)
Roger Cicero (45)
Henning Voscherau (75)
Hans-Dietrich Genscher (89)
Kenny “R2D2” Baker (81)
Manfred Deix (67)
Guido Westerwelle (54)
Miriam Pielhau (41)
Muhammad Ali (76)
Nancy Reagan (94)
Uwe Friedrichsen (81)
Arne Elsholtz (71)
Erika Berger (76)
Walter Leisler Kiep (90)
Margot Honecker (89)
Bud Spencer (86)
Götz George (77)
Jutta Limbach (72)
Peter Hintze (66)
Anton Yelchin (27)
Bommi Baumann (68)
Gene Wilder (83)
Walter Scheel (97)
Manfred Krug (79)
John Glenn (95)
Fidel Castro (90)
Leonard Cohen (82)
Oleg Popow (82)
Hildegard Hamm-Brücher (95)
George Michael (53)
Knut Kiesewetter (70)
Carrie Fisher (60)

5 Gedanken zu „Das war das Jahr, das war (2016)

  1. Freut mich, daß die, der oder das Merino den Richtigen getroffen hat. Die nächsten Tage kommt die “Schlotterzeit” und auch meine überwarmen Unterbuxen zum Einsatz.
    Vor ein paar Tagen war ne Mutter aus Aleppo mit ihrem 12-jährigem Ableger hier zum Aufwärmen….hatten den Zug verpaßt..(Minibahnhof nebenan). Obwohl der Junge nen Ticker über einem!! Jahr hier in D ist, sprach er schon besser deutsch als viele der Zugewanderten, welche schon seit langen Jahren hier sind. Daneben beherrschte er noch fünf, zumindest in Wort -Sprachen. Sooo einen Mensch in der Reisebrance z.B., aber Hallo.
    Ich jedenfalls finde immer aus dem Zustrom der Flüchtlinge Menschen, bei denen sich manch Anderer (auch Lästerer und Angreifer) eine gaanz große Scheibe abschneiden könnte.

  2. Ganz klar! Dein Jahr muss 730 Tage gehabt haben! Wie solltest du das sonst alles schaffen?? Reisen, Kultur ohne Ende (Musical, Show, Theater…), Bücher, Filme, Spiele, Serien…Und dann gibt es hier immer noch jede Menge Text! Wann machst du das alles?? Na egal, Hauptsache du machst weiter 😀 Wünsche dir ein tolles Jahr 2017!

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