Ich packe meine Koffer….

Die Überschrift ist irreführend. Ich packe meine Koffer leider nicht, zumindest nicht im Moment. Zwar bringt mich das Fernweh gerade um, und in der Freizeit dreht sich jeder zweite Gedanke um „wo wäre ich jetzt gerade, wenn nicht…“ aber die Sucht nach Orten in der Ferne muss gerade noch ein wenig zurückstehen. Jetzt ist nicht die Zeit um weg zu fahren. Zum einen sind meine bevorzugten Ziele in den kommenden Wochen schon lange ausgebucht, zum anderen beginnt die Ferienzeit, und damit ist mir zu viel los auf den Straßen.

Außerdem lässt die Reparatur der V-Strom auf sich warten, denn bis zum heutigen Tag – fast drei Wochen später – hat mein Unfallgegner seiner Versicherung den Schaden noch nicht gemeldet, und ohne kann die Werkstatt nicht anfangen. Die Versicherung hat den Typen schon versucht anzurufen und zu -schreiben, aber der rappelt sich nicht und stellt sich tot.
Was für ein Arsch.

Wenn er sich weiterhin nicht rührt, nimmt seine Versicherung übrigens an, dass meine Ansprüche berechtigt sind und holt sich dann die Polizeiakte, um den Mann final anzuzeigen. Mein Recht bekomme ich auf jeden Fall, aber sowas daaaauert. Würde ich auf die Strom angewiesen sein, ich würde mich schwarzärgern.

Gut, dass ich hier eine Bürgemeinschaft mit der besten Verkehrsanwältin der Stadt habe. Tip von der ist übrigens: Unfälle, an denen man keine Schuld trägt, NICHT der EIGENEN Versicherung melden. Denn sonst würde man prophylaktisch hochgestuft. Interessant, oder?

***

Aber es gibt Hoffnung. Im September, wenn die Ferienzeit durch ist und es wieder ruhiger wird, wollte ich eigentlich für einige Tage Sardinien angucken. Ich merke aber gerade wie sehr mir die Reise mit dem Motorrad fehlt, und deshalb werde ich die Flugtickets verfallen lassen und mit der, dann hoffentlich wieder reparierten, V-Strom losfahren.

Bis dahin freue ich mich, dass ich jetzt überhaupt wieder Koffer zum zukünftigen Packen habe. Wir erinnern uns: Beim Auffahrunfall war die V-Strom auf der Seite und damit auf dem linken Seitenkoffer gelandet. Der unverwüstliche Givi E45 hat das zwar überlebt, ist aber nun zerschrammt, und wer weiß, ob nicht die Monokey-Halterung was abbekommen hat.

Doof nur: Die Dinger gibt es nicht mehr neu zu kaufen, und WAS es neu zu kaufen gibt, ist in allen Belangen schlechter. Vielleicht bezahlt mir die Versicherung des Unfallgegners brandneue Abenteuerkoffer. Die will ich aber gar nicht. Ich hätte gerne wieder einen E45, aber was man da so gebraucht zu kaufen bekommt, ist nicht nur sauteuer, sondern sieht meistens erbärmlich aus: Ausgeblichen, zerkratzt, verbastelt.

Bild: Nutzer Constantin auf Ebay-Kleinanzeigen.

Selten hat man Glück und bekommt gebrauchte E45s in gutem Zustand. Und dieses Glück hatte ich nun! Ein junger Mann hatte drei GIVI-Koffer von seinem Vater geerbt, der die praktisch nie benutzt hatte. Bei einer der ersten Fahrten hatte der junge Mann dann einen Unfall, dabei wurde einer der Koffer zerstört. Die beiden restlichen stellte der Mann in den Keller. Dort standen sie jahrelang, geschützt vor Witterung und Verfall. Bis jetzt.

Der junge Mann war sich sicher, dass kaum jemand die Koffer haben wollte, denn das übriggebliebene Duo ist asymmetrisch: Einer der Koffer ist ein E45, der andere ist schmaler und fasst nur 36 Liter. Genau DIESE Kombination passt aber perfekt an die Vrau Strom, die selbst auch asymmetrisch ist. Auf die Seite mit dem Auspuff kommt der kleinere Koffer, und zack, ist die Maschine auf beiden Seiten (fast) gleich breit. Das beide Koffer das gleiche Schließsystem haben und ein Schlüssel beide öffnet, ist ein sehr willkommener Bonus.

Ironie des Schicksals: Die Koffer mussten im Odenwald abgeholt werden, was bis auf 50 Kilometer genau dort ist, wo mich der Autofahrer aus dem Sattel geschossen hat. Also bin ich am vergangenen Samstag um 6 Uhr aufgestanden und SCHON WIEDER 300 Kilometer A7 und A45 gefahren, habe die Koffer eingeladen und bin die gleiche Strecke 300 Kilometer zurückgedüst. Damit habe ich den Weg innerhalb von zwei Wochen 6 Mal zurückgelegt. Kleine Abwechselung dieses Mal war ein Kaffee bei IKEA in Hanau.

Die langweilige Fahrt hat sich aber gelohnt, denn nun stehen sie hier: Zwei praktisch neue GIVIs, ein E45 und ein E36.

Die beiden sind so gut erhalten, dass sogar noch die Original-Gepäckgummis drin sind, die normalerweise nach der zweiten Benutzung reissen:

Ich freue mich wie Bolle. Hitzschutzbleche werden die beiden nicht verpasst bekommen, weil die an der V-Strom, anders als an der ZZR, nicht nötig sind. Aber ein Passivlichtsystem kommt auf alle Fälle dran, denn die silbernen Aufkleber, die Givi statt echter Reflektoren da dran geklebt hat, sind eine unreflektierende Frechheit:

„Die im Dunkeln sieht man nicht“:

Die Bastelei mit dem LKW-Markierungsband wird zwar wieder Pain in the Ass-ige Fleißarbeit, aber ohne fahre ich keine schwarzen Koffer mehr. Außerdem hilft die Bastelarbeit die Zeit bis zur Herbstreise zu überbrücken.

Lange Rede, folgender Sinn: Ich habe gerade Fernschmerz, ganz heftig, und nutze die Zeit bis zur nächsten Fahrt um mich über neue Koffer zu freuen.

Kategorien: Motorrad | 7 Kommentare

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7 Gedanken zu „Ich packe meine Koffer….

  1. gut. hört sich gut an.
    und wenn Du zwischenzeitlich mal einen kleinen Ausflug machen möchtest, mit Reden oder ohne. Du bist uns stets herzlich willkommen!

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  2. Glückwunsch zum erfolgreichen Erwerb.

    Mir persönlich gefallen die Givi zwar nicht, aber Geschmäcker sind ja unterschiedlich.
    Bei meinen H&B Junior Koffern war schon beim Gebrauchtkauf jeweils ein Reflektor dran.

    Bei den neuen Alukisten für die AT habe ich mir Reflektorbänder in weiß und rot geholt und ein paar der Quadrate an die Koffer geklebt. Nach Aussagen meiner Mitfahrer sind die wirklich sehr gut sichtbar.

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  3. Ja, in der Tat kein Vergleich. Ich habe schon das alte Kofferset nachbeklebt, die Wirkung spricht für sich: https://silencer137.files.wordpress.com/2013/03/p1110283cut.jpg?w=600

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  4. Ja, wenn was so gut passt…also „wie für dich gemacht“… so asymmetrisch wie man es braucht…dann freut man sich doch wie ein Keks. Ich glaube da ans Schicksal. Die Koffer haben nur auf dich warten müssen, waren dir schon zugeordnet 🙂
    Bei sowas freue ich mich immer wie verrückt, freu ich mich mal mit dir mit…
    viele Grüße!

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  5. Und ich bin mal gespannt, wenn du ne Fernreise machst, ob du dich danach auch über solche
    „Mäckelchen“ aufregst wenn selbst verursacht. Hatte in Bulgarien meine im Stand gelegt und mein
    linker Juniorkoffer trägt nun die Schrammenauszeichnung. Dafür hat er das Möpp getragen.

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  6. Mäkelchen haben mich nie gestört. Mein Hepco un Becker Classic hatte jahrelang einen Riss im Deckel und Kratzer auf der Seite, weil ich mich mit dem Motorrad um die Längsachse überschlagen hatte. Das Ding war dann von innen mit Epoxydharz geflickt und dicht, alles andere egal. Bei dem Monokey der oben erwähnt wurde hatte aber nun tatsächlich das Schloss was abbekommen (die Givis haben nur eins, an dem alles hängt), und das ist nunmal wichtig

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  7. Glückwunsch zum Kauf! Sieht gut aus! Die Kratzer sind meiner Meinung nach nicht so schlimm… Ist ja ein Gebrauchsgegenstand. Hast Du das Passivlicht schon dran? Das überlege ich im Moment auch…

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