Die Reparatur der V-Strom zieht sich dahin. Ein ganzer Monat ist schon vergangen, seitdem ein Autofahrer die Stabilität der Suzuki getestet hat. Während die Motorradsaison langsam verstreicht, steht die Maschine doof in der Werkstatt rum. Zuerst gab es keine Freigabe von der gegnerischen Versicherung, schlicht weil der Unfallgegner den Unfall nicht gemeldet hat.
Mittlerweile danke ich jeden Tag der Tatsache, dass ich nicht meinem Vertrauen in die Menschheit nachgegeben habe, sondern darauf bestanden habe, dass der Unfall von der Polizei aufgenommen wird. Das machte das Ganze jetzt zumindest etwas einfacher, und nachdem die gegnerische Versicherung sowohl von meiner Werkstatt als auch meiner Anwältin Druck bekommen hat, liegt seit vergangener Woche zumindest die Reparaturfreigabe vor. Jetzt heißt es warten auf Ersatzteile, was nochmal zwei oder mehr Wochen dauern kann.
Die Zwischenzeit habe ich mir mit Basteleien vertrieben. Dank der weltbesten Vermieter kann ich jetzt eine Garage direkt unter dem Haus nutzen. Die wollte erstmal aufgeräumt werden, aber nun habe ich einen Platz wo ich ganz in Ruhe, ungestört und vor allem geschützt vor Wind und Wetter an Sachen rumbauen kann.
Ein akutes Projekt gab es nicht, also habe ich mich mal um die Beleuchtung der Renaissance gekümmert. Die Birnen der Blinker sind altersschwach und mussten eh mal getaucht werden, damit man sie noch ordentlich sieht. Am Liebsten hätte ich auf LED umgerüstet, aber solche Leuchtmittel sind in der EU nicht erlaubt.
Irgendwann im vergangenen Jahr hatte mich die fixe Idee ereilt, dass weiße Blinkergläser doch ganz witzig wären, weil man dann in der silbernen Verkleidung die Blinker kaum sehen würde. Dann fiel mir auf, dass zum schwarzen Windschild und dem schwarzen Motorschutz vielleicht schwarze Blinkergläser besser wären. Damit legte ich den Gedanken auch wieder beiseite, denn farbige Blinker – das ist prollig und unnütz, warum dafür teuer Geld ausgeben.
Dann begab es sich aber, dass ein ZZR-Fahrer einen Unfall hatte. Motorradfahrer sind heute nach Marke und Modell in Internetforen organisiert. Dort tauscht man sich aus, über Technik und Touren, Tips und Tricks und auch über Glück und Pech.
Der andere Fahrer hatte das Glück, dass ihm nichts passiert war. Aber auch das Pech, dass seine ZZR komplett hinüber war. Lediglich Blinker und Rücklicht, alles in schwarz, waren noch intakt, und über das Forum bot er sie sehr günstig an.
Ich kaufte die Teile auf und packte sie erstmal ins Regal, denn zum einen hatte die ZZR im vergangenen Sommer ganz andere Probleme, zum anderen muss man für den Anbau das ganze Heck auseinanderbauen. Das bedeutet im Fall der Renaissance: Das komplette Gepäcksystem, bis runter zu den Auspuffhalterungen, muss demontiert werden. Bislang fehlte mir dazu die Motivation. Aber da jetzt eh gerade schlechtes Wetter war, die Garage zum Basteln einlud und ich eh nichts besseres zu tun hatte, legte ich dann doch mal los.
Erstmal Gepäcksystem und Verkleidungen runter, bis die ZZR ganz nackt ist. Die Seitenverkleidungen sind ein wenig tricky, neben 4 Schrauben ist die Verkleidung vorne, am Tank, in eine Öse eingeknöpft und über dem Kennzeichen in eine Lasche eingeschoben. Mann muss sie also vorne anziehen und dann nach hinten rausschieben. Wusste ich nicht, als ich an der Autobahn stand und das erste mal da ran musste. Prompt hattee ich die hintere Halterung abgebrochen.
Dann die hinteren Blinker aus den Verschraubungen lösen und die neuen einsetzen.
Der Trick bei diesen Blinkern ist in der Tat, dass das Glas getönt und die Birne farbig ist. Das Glas ist so speziell, dass es das Licht der Birne problemlos durchlässt. Zugelassene Blinker tragen das „E“-Zeichen, und das nicht ohne Grund. In Foren sind immer wieder Komiker unterwegs die irre stolz drauf sind, dass sie ihre Blinkergläser selbst angemalt oder lasiert haben. Das ist nicht nur verboten, sondern auch dumm. Durch bemalte Blinker kommt weniger Licht, und im Falle eines Unfalls kann sich die Versicherung weigern zu zahlen.
Das Rücklicht ist mit drei Schrauben befestigt und lässt sich problemlos tauschen.
Dann kann alles wieder in umgekehrter Reihenfolge zusammengebaut werden. Das Resultat gefällt mir ganz gut:
Die Blinker vorne sind in der Theorie einfacher zu tauschen, weil man nur eine Schraube lösen und dann Birne und Glas wechseln kann. In der Praxis ist es so leicht dann doch nicht, weil die schwarzen Gläser von Lights4All eine schlecht ausgeformte Halterung haben, die nur so lala oder gar nicht hält. Hier muss man ein wenig nachfeilen, dann hält das irgendwann auch.
So, fertig. Schöner Zeitvertrieb für einen verregneten Nachmittag. Ist das jetzt prollig? Vielleicht ein Bißchen, zumindest empfinde ich diese Art der Verschlimmschönerung von Moppeds so. Aber egal. Zum einen ist das noch MEILENWEIT entfernt von, sagen wir mal, giftgrün aufgedonnerten Kawasakis mit Schlangenlederoptik und Monster-Aufklebern, zum anderen gefällt es mir. Und nur darauf kommt es an.
Ist doch schick!
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Ich gebe Frau Zimt recht! Sieht doch elegant aus.
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Besten Dank, ihr beiden!
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Sogar Koffer dran für Sofortreisestart. Das dunkel eingefärbte Glas passt optisch gut.
LED’s haben meist nicht den passenden Abstrahlwinkel.
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Sehr schön, finde ich farblich passender als die Gelben.
Eine Garage…. davon träume ich schon soooo lange, Glückwunsch 🙂
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Ein kleiner Tipp für die nächste Bastelstunde (falls eines der Leuchtmittel der Blinker nicht mehr so will wie es soll): Philips Silver Vision.
Die sind gegen den »Spiegeleieffekt« bei Klarglasblinkern hervorragend geeignet. Hatte ich an meinem VW T4 VR6 verbaut: https://www.gaskutsche.de/tipps_blinker.php
Wenn sie blinken sind sie orange, wenn sie nicht blinken wirken sie verchromt. Macht sich auch gut bei getönten Blinkern. Mit 12 Euro (das Paar) aber relativ happig bepreist.
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Ah verdammt, wenn ich das eher gewusst hätte – sowas hatte ich gesucht. Danke für den Tip!
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