DHL nimmt keine Wickelmumien

Dieser Homunkulus von einem Paket kam neulich bei mir an.

Eine echte Wickelmumie, jeder Quadratzentimeter von Klebeband bedeckt. Ich habe es kurz geöffnet, den Inhalt gecheckt, dann sollte es wieder auf Reisen gehen. Aber da war Elizaveta davor.

„Mit dem Paket werden Sie aber nicht glücklich“, sagte die moldavische Chefin der hiesigen Postfiliale, als ich mit dem Klebebanddesaster ihren Laden betrat. „Das ist Sperrgut“.
„Was?“, entfuhr es mir.

„Ja, neulich war ein DHL-Berater hier, der hat mir gesagt, ich hätte schon 100 Euro Umsatzausfall gemacht, weil ich Sachen, die eigentlich Sperrgut waren, als normales Paket angenommen hätte. Jetzt gibt es härtere Regeln. Das hier hat er da gelassen.“

Sie schiebt mir einen Schnellhefter über den Tresen. „Woran erkenne ich Sperrgut“, steht auf dem ersten Blatt. Dahinter sind in Klarsichthüllen Bilder von seltsamsten Dingen abgebildet. Ein Benzinkanister, der mit Lappen umwickelt ist. Ein Stück Regenrinne, verpackt in einen Müllsack. Ein Gartengerät, vielleicht eine Harke, über die notdürftig Geschenkpapier gefrickelt ist. Und irgendwas Undefinierbares, von oben bis unten in Klebeband eingewickelt.

Auf das tippt die Postfrau. „Ihr Paket fällt in die Kategorie. Wenn das so umwickelt ist, ist es für DHL jetzt Sperrgut. Härtere Regeln. Sperrgut kostet 26 Euro, dazu kommt Porto.“ Sie sieht mich fragend an.

„Nee“, sage ich. „Ich gucke mal, ob ich einen neuen Karton finde.“

Ich würde mich jetzt über die härteren Regeln aufregen, wenn, ja wenn ich nicht wüsste, was Leute manchmal so verschicken.

Wir haben im Büro jemanden, der gelegentlich solche Lieferungen bekommt, und ich muss ganz ehrlich sagen: Meine Toleranzgrenze ist erreicht, wenn der Transportdienst hier fünf Liter-Kanister mit hochbrennbaren Reinigungsalkohol oder Industrieklebstoffen anschleppt, die überhaupt keine Verpackung haben und deren Gefahrenstoff-Aufkleber mit einer Paketmarke überklebt wurde. Von daher finde ich etwas härtere Regeln durchaus sinnvoll.

Nur: Sowohl meine Wickelmumie als auch die explosiven Kanister kamen nicht per DHL, sondern per GLS, und die sind verzweifelt genug so einen Kram auch zukünftig zu befördern.

Wer also, sagen wir mal, eine Gasflasche, eine Topfpflanze oder eine lebende Kuh versenden will: Einfach flächendeckend Klebeband drum rum, GLS nimmt das schon mit. Wenn DHL jetzt picky ist, wird GLS der neue Lieblingsversanddienst aller ebayer.

Kategorien: Gnadenloses Leben | 11 Kommentare

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11 Gedanken zu „DHL nimmt keine Wickelmumien

  1. Ohje, GLS ist ja für Privatkunden auch eher ne Strafe.

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  2. Ich sehe, woher in diesem Fall Sperrgut kommen könnte, bin mir aber nicht sicher, ob es zutreffen würde. War denn Dein Paket wirklich nicht formstabil verpackt, nur weil es … schwimmsicher war? Ich sehe diese Art wasserfeste Päckchen und Pakete auch regelmäßig bei einem Amt hin- und hergehen. 😉

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  3. Warum ist es denn bei Dir gelandet, wenn es eh woanders hin sollte? 🙂

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  4. Ok.
    Aber wer schickt dir solchen…. öhm… Klumpen?
    Wer soll den Inhalt (der in diesem Fall nicht feuergefährlich ist?) aus der Verpackung rauspulen?
    Hast du einen Umkarton gefunden?
    Und: was zum teufel ist da drin???
    😀
    GLS ist hier (bezogen auf den Zusteller) das Vor- Letzte. Oder sagen wir so: teilt sich den letzten Platz mit UPS.

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  5. Der Klumpen kam -logisch! Von einem ebayer. Was da drin ist und warum es eine Weltreise macht, zeige ich euch in Kürze.

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  6. ich finde „Homunkulus“ ist eine sehr liebevolle Bezeichnung für dein – öööhm – Ding

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  7. Mein öhmDing bezeichne ich liebevoller, aber für das Paket schien mir das passend 🙂

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  8. So verklebt sendet auch Hermes gerne in der Gegend herum. Ist für die wohl auch kein Problem (anders bei DHL – offensichtlich).

    Dafür kann ich deine Geschichte noch toppen: Bei der Berechnung der Paketgröße bei Hermes: »Die Summe der kürzesten und der längsten Seite eines Pakets ergibt die Paketklasse.«

    Kann man nicht falsch verstehen – oder doch? Doch, geht. Paket 20x40x60 cm.

    Ich lege das Paket auf den Tresen, die gute Damen nimmt ihr Messband raus und sagt »Das ist Klasse L«. Ich sage das sie das Band falsch angelegt hat von wegen »kurze und lange Seite, nicht lange und mittlere Seite«, denn es ist Klasse M. Sie widerspricht.

    Wer den Fehler gemacht hat ist für sie klar: »Das geht Höhe und Länge. Sie haben den Aufkleber auf die falsche Seite gemacht, daher ist das hier jetzt die Höhe und die hat 40 cm!«. Da ist man schon kurz sprachlos… 😉

    Dann doch lieber Sperrgut, oder? 😀

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  9. Paketberechnung als Wissenschaft in Tateinheit mit Willkür 😀

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  10. @Martin ich hoffe, du hast dein Paket wieder mitgenommen?
    Ich hab mal eins bei Hermes wieder abgeholt, nachdem es nach 24h noch nicht mal vom Shop abgeholt worden war. Die haben auch nicht schlecht geguckt (und wollten diskutieren!)

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  11. @Miki: Wieder mitgenommen und bei einem anderen Hermes Paketshop abgegeben. Der wollte dann auch nicht das ich den Aufkleber woanders aufbringe. 😀

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