Herr Silencer im August 2017
Ich brauch´mal Urlaub…
Wort des Monats:
„Unzuparkbar“ (auf Empfehlung von Olpo)
Wetter:
Anfang des Monats sonnig und heiß, dann regnerisch und lauwarm, und am 20. kommt der Herbst durch die Tür: Morgens teilweise nur 6-9 Grad Grad und Regen. In der Nacht bleibt es dann auch kalt, tagsüber springen die Temperaturen dann wie wild zwischen 20 und 30 Grad. Fühlt sich an wie ein warmer Herbst.
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Lesen:
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Hören:
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Sehen:
Dunkirk [Kino]
Der zweite Weltkrieg: Am Strand von Dünnkirchen sitzen 400.000 Soldaten fest, eingekesselt von deutscher Infanterie und unter Beschuss der Luftwaffe. Die Navy schickt zivile Boote los, um die Leute da rauszuholen.
Filme von Christopher Nolan haben immer einen besonderen Twist. In „Memento“ lief die Geschichte rückwärts, in „Prestige“ war der Film ein Zauberstück. In „Dunkirk“ laufen nun drei Handlungsebenen ab, aber in unterschiedlichen Zeitrahmen. Eine Handlung erstreckt sich über den Verlauf einer Woche, einer über einen Tag, einer über eine Stunde, aber alle sind parallel montiert und finden einen Knotenpunkt, an dem sich alle verschränken.
Die Zeit ist ohnehin das beherrschende Element. Der Film macht Druck, Druck, Druck – auch im Soundtrack, in dem beständig eine Uhr tickt. Zusammen mit der kurzen Laufzeit von 2 Stunden (für Nolan-Verhältnisse ist das kurz!) kommt dabei ein spannender wie sehenswerter Film heraus, der mit erzählerischen Traditionen bricht, ein ohrenbetäubendes Sounddesign hat und den Zuschauer verwundert, aber mit einem seltsam leeren Gefühl zurücklässt. Das kommt daher, dass der Film sich für alles Wesentliche schlicht nicht interessiert.
Historische Korrektheit, Charaktere, Zeichnung, Empathie – das wird alles zurückgefahren und erstarrt in Platzhaltern und Posen, die den Zuschauer nie mitleiden lassen, sondern ihn zum distanzierten Beobachter machen. Das kann man entweder als geniale Weiterentwicklung des Genres „Kriegsfilm“ sehen, oder als „schlecht gemacht“. In jedem Fall ist die Wirkung besonders, was Dunkirk in meinen Augen nicht zu einem überragenden, aber zu einem sehr interessanten Film macht.
Valerian und die Stadt der tausend Planeten [Kino]
Valerian ist ein Superduperweltraumagent, der ein Dings klauen und auf eine Multi-Spezies-Raumstation, die Stadt der tausend Planeten, bringen soll. Dort hat man andere Probleme, anscheinend gehen im historischen Teil der Station seltsame Dinge vor. Valerian geht dem nach, stellt sich möglichst dumm an und trifft Rhianna.
„Der teuerste europäische Film“, posaunte es im Vorfeld des Streifens. Das sieht man auch, die 200 Millionen sind nämlich sämtlich in die Spezialeffekte geflossen. Luc Besson wollte hier einen Kindheitstraum wahr machen und einen Comic aus seiner Kindheit auf die Leinwand bringen. Kein Geld mehr übrig war leider für Drehbuch und Schauspieler: Der Protagonist sieht so verquollen aus als hätte er jede Nacht Party gemacht, und die Geschichte wirkt, als hätte Besson besoffen in einer Bar einer beliebigen Person erzählt, was er von seinen 60er-Jahre-Comics noch so im Kopf hat, und diese Person durfte dann das Drehbuch schreiben.
Anders ist die Menge an geballtem Mumpitz nicht zu erklären, die sich hier ansammelt. Allein schon, dass Valerian in den ersten Minuten an seiner CoPilotin rumfummelt, dann aber trotz halbnacktem Gespiels nicht zum Stich kommt und sie daraufhin den Rest des Films heiraten will ist ein Plotdevice gone horribly wrong. Von den hirnzermatschenden Dialogen will ich gar nicht erst anfangen, zumal die Plotholes und das schlimme Pacing noch viel übler sind. Höchstrafe ist dann, dass der Film zwischendurch 10 Minuten anhält um ein Musikvideo von Rhianna zu zeigen. WTF? In der Summe: Schöne Bilder, aber Zeitverschwendung das zu gucken.
Schüsse, Küsse und Omelets [Theater im OP]
Mr. Fisher ist Geschäftsführer eines Autohauses in Hamburg, gleichzeitig in Teilzeit auch Spion für die britische Wirtschaftskammer. Er ist zudem ein wenig verpeilt, und so wundert es nicht, als zwischen streng vertraulichen Operationen, dem Umgang mit seiner Geliebten, seiner Frau, einer Prostituierten und einer Vertreterin der Autokette alles drunter und drüber geht.
Hm. Noch eine Screwball-Komödie am ThOP, und keine gute. Wenn ausnahmslos alle Charaktere abgrundtief doof handeln, Situationen unglaubwürdig herbeigeschrieben werden, dann bricht irgdendwann der Suspension of Disbelief und damit die Aufführung. Das die Schauspieler allesamt tolle Leistungen abliefern, macht es umso trauriger, dass diese Inszenierung auf der Bananenschale des schlechten Quellmaterial ausgerutscht ist.
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Senuas Sacrifice [PS4]
Schottland, im Jahr 500 oder so. Senua ist eine Pikte und letzte Überlebende eines Massakers an ihrem Clan. Sie macht sich auf um die Seele ihres Geliebten aus Helheim, dem Reich des Todes, zurück zu holen. Das Problem dabei: Senua ist psychisch schwer krank, sie leidet an Psychosen, sieht Halluzinationen und kämpft in Wahrheit nicht gegen die Unterwelt, sondern gegen ihre Krankheit: Die Monster sind in ihr.
„Senuas Sacrfice“ will Psychosen erfahrbar machen, und der dafür betriebene Aufwand ist beachtlich. In Zusammenarbeit mit Betroffenen und Ärzten haben die Entwickler versucht, die Symptome zu simulieren. Widerstreitende Stimmen wispern um den Spieler herum und verunsichern ihn, Migräneanfälle lassen Kerzen zu Flutlichtern werden, Schatten in den Augenwinkeln bewegen sich und bei vielen Aktionen ist der der enorme Kraftaufwand spürbar, den Senua betreiben muss, um Überhaupt mit ihrem Leben weiter zu machen und gegen die Leere in sich selbst anzukämpfen. Mitfühlbar wird das auch durch die realistische Darstellung der Hauptfigur, mit der man wirklich mitleidet. Überhaupt, die Grafik: Nicht nur Senua, auch die sturmumtoste Küste ist wahnwitzig schön und detailliert dargestellt. Senuas Sacrfice ist das bislang schönste Spiel für die PS4. Das verwundert umso mehr, als das ein Team von nur 12 Personen das Spiel entwickelt hat und selbst distributiert, das hat kein Publisher finanziert.
Was leider nur so mittel funktioniert ist das Gameplay. Senua muss abwechselnd mit dem Schwert kämpfen und Umgebungsrätsel lösen. Das unterhält nicht wirklich, denn Steuerung ist unpräzise: Die Hälfte der Zeit hat man das Gefühl keine Kontrolle über die Spielfigur zu haben, weil man während Ausweichanimationen keine Kontrolle hat. Dazu kommt, dass die Seuerung nicht erklärt wird: Senuas Sacrifice verzichtet auf jegliche Oncsreen-Einblendungen, und bis zum Ende wusste ich nicht, was die Tastenbelegung alles kann. In den Kämpfen wiederholen sich Gegner ständig und sind selbst auf einfachen Schwierigkeitsstufen stark. Die Rätselmechanik funktioniert, nutzt sich schnell ab und nervt dann stellenweise. Durchbrochen wird die Struktur aus Räsel und Kampf immer wieder durch erzählerische Passagen und solche, die wirklich ungewöhnlich sind. So liegt ein Level nahezu im Dunkel, und lässt sich nur nach Gehör navigieren. Das ist innovativ, aber sicher auch nicht jedermans Sache.
Diese kleinen spielerischen Mängel sind aber nicht wild, denn zum einen ist das Pacing sehr gut, zum anderen ist das Game mit ca. 6-8 Stunden recht kurz, aber dafür atmosphärisch sehr dicht. Immer wollte ich wissen, wie es mit Senua weitergeht und wie ihre Geschichte ausgeht. Ein interessantes und wichtiges Spiel, aber leider kein Meisterwerk. Die 30 Euro, die Entwickler Ninja Theory dafür im Direktvertrieb haben möchte, ist es aber allemal wert.
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Machen:
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Neues Spielzeug:
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