Reistagebuch Shorties (4): Man isst deutsch

In italienischen Supermärkten gehen seltsame Veränderungen vor sich. Meine geliebten Reiskekse oder die guten Sternchenkeksriegel gibt es nicht mehr, dafür jede Menge Kram der zumindest deutsch klingt.

Der Morgen stirbt nie, er kriegt nur schnell Druckstellen.

Anscheinend hat man entweder die deutschen Touristen als Zielgruppe für Lebensmitteleinkäufe entdeckt, oder die Italiener finden gefallen an Essen, dass sich irgendwie deutsch anhört. Ich tippe auf letzteres, denn etliche der Waren sind im Eigenmarkensegment angesiedelt und auch dort erhältlich, wo es keinen Touristen hin verschlägt.

Ein Klassiker ist natürlich das unkaputtbare Würstel, das auch gerne mal Bestandteil der Pizza Wurstel wird. Ja, mit Umlauten ist es halt nicht so leicht.

Schwäbische Nudelen gibt es nun auch, liegen in trauter Einsamkeit neben den einheimischen Sorten. Bei der Benamsung hat man offensichtlich den Punkten auf dem „a“ nicht getraut und sie deshalb gleich mal weg gelassen. Nachher fallen die da noch runter und verletzen jemanden.

Gebäck ist einfacher, da kann man sich einen Namen ohne Umlaut aussuchen. Krapfen, zum Beispiel:

Und wenn man gar nicht um Umlaute rumkommt? Vielleicht macht man es sich dann einfach und macht statt der gefährlichen Punkte auf den Vokal einfach ein „e“ hinten dran? Ach scheiß drauf, wir machen BEIDES! Es lebe das MÜESli!

Den umgekehrten Fall gibt es natürlich auch. Besonders elegant ist neulich der LIDL bei mir um die Ecke an Weintrauben aus Italien gescheitert. „Herkunft: Ferrovia“ stand auf dem Schild darüber. So schön sich der Name auch anhört: Ferrovia ist kein Ort, den man auf irgendeiner Landkarte finden würde. Das Wort beschreibt, wie die Weintrauben nach Deutschland gekommen sind: Mit dem Zug. Ferrovia bedeutet einfach „Eisenbahn“ und stand groß auf der Verpackung der Trauben.

Kategorien: Reisen | 6 Kommentare

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6 Gedanken zu „Reistagebuch Shorties (4): Man isst deutsch

  1. zimtapfel

    Das Müesli mit ü und e die originale schweizer Schweibweise ist, wissen sie aber schon? Und genauso spricht es sich auch. Nicht Müüüüsli, sondern Müüü-esli.

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  2. Nein, wusste ich nicht. Aber dass die Schweizer es auch falsch machen, macht das ja nicht weniger witzig.

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  3. LaZimt

    Die können es gar nicht falsch machen, die haben es nämlich erfunden und somit das Recht zur Benamsung.

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  4. Hah, geil, fail gleich von Anfang an. Und vermutlich müssen wir dankbar sein, das sie es bei dem Reserve-e belassen haben. Vermutlich hieß Version 0.1 „müessliliodr“.

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  5. Sehr schöne Idee! Ich hoffe, da finden sich noch viele solchen Stilblüten in europäischen Supermärktem!

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  6. Sehr schöne Idee! Ich hoffe, es finden sich noch viele solchen Stilblüten in europäischen Supermärkten! Ich halte die Augen auf! 🙂

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