Impressionen eines Wochenendes (20): Kleine Harzrunde

Ich habe den Harz vor der Haustür. Gerade einmal 30 Minuten braucht es, bis ich von Götham aus am Mittelgebirge bin. Und doch bin ich sehr selten dort unterwegs. Wer hier schon eine Weile mitliest, kann sich den Grund denken: Ich kann die meisten anderen Motorradfahrer nicht ausstehen, und natürlich ziehen ziehen die einzigen vernünftigen Berge in ganz Nord- und Mitteldeutschland Moppedfahrer aus dem ganzen Norden sowie aus den Niederlanden und Frankreich an. Gerade im Sommer und am Wochenende ist der Harz voll von Spacken auf zwei Rädern, die die Landstraßen mit Rennstrecken verwechseln. In halsbrecherischen Überholmanövern und mit Drehzahlen im fünfstelligen Bereich heizen die Pfosten von einem Eiscafé zum nächsten und kommen sich dabei vor wie die Helden. Ich ertrage das nur ganz schwer.

Plötzlich die Idee: Wenn ich GANZ FRÜH losfahre, dann habe ich den Harz vielleicht ein paar Stunden für mich und kann mir vielleicht mal die Hängebrücke über der Rappbodetalsperre ansehen. Gesagt, getan. Der neue Helm musste eh Probe gefahren werden, warum also nicht dafür mal etwas eher aufstehen.

Es ging über Bad Lauterberg nach Braunlage, Elbingerode, Rottleberode, Nordhausen und wieder zurück.

Der Harz hat mich überrascht. Durch die Dürre sind die Laubbäume vielerorts so vertrocknet, das die Wälder schon nach Herbst aussehen.

BAROCCA-CAM01

BAROCCA-CAM01

Die Talsperren sind, wen wundert´s, ziemlich runter mit dem Pegel. Vermutlich müsste es jetzt ein Jahr lang regnen UND einen Winter mit viel Schnee geben, um die wieder ganz aufzufüllen.

Die Harzwasserwerke schreiben:

Die hohen Temperaturen führen auch zu einer hohen Verdunstung in unseren Talsperren im Westharz. Rund 50.000 Kubikmeter Rohwasser gehen so verloren – am Tag. Das entspricht dem täglichen Wasserverbrauch von rund 400.000 Personen.

Allein an der Granetalsperre, der größten Trinkwassertalsperre der Harzwasserwerke, verdunsten rund 15.000 Kubikmeter Rohwasser am Tag. Im Zeitraum von Februar bis Juli 2018 sind im Oberharz nur 297 Millimeter Niederschlag von den Harzwasserwerken gemessen worden. Damit ist dieser Zeitraum der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen der Harzwasserwerke 1857. Im Juli sind nur 19 Millimeter an der Messstation in Clausthal- Zellerfeld im Harz verzeichnet worden. Er ist damit der zweitrockenste seit 1857.

Die Harzwasserwerke versorgen übrigens mit Fernleitungen sogar Bremen mit Wasser und sind einer der wichtigsten Wasserlieferanten in Deutschland.

Das mit dem „Früh-aufstehen-und-und-vor-allen-anderen-an-der-Talsperre-sein“ ging leider nicht so ganz auf: Als ich um halb Zehn an der Rappbodetalsperre ankam, war die schon überlaufen. Hunderte von Menschen waren hier schon unterwegs, beide Parkplätze belegt, die Zufahrtsstraßen zugeparkt. Ich verlor spontan die Lust und fuhr nach Hause.

BAROCCA-CAM01

Trotzdem ein netter 200 km-Trip.

BAROCCA-CAM01

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Kategorien: Motorrad | 11 Kommentare

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11 Gedanken zu „Impressionen eines Wochenendes (20): Kleine Harzrunde

  1. Ist das eigentlich die erste Tour mit der Barocca-Cam die wir hier sehen? Ich finde die Bilder aus dieser Perspektive jedenfalls von noch nie gesehener Qualität. Bin

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  2. Äh, nee. Das ist eine normale VIRB, deren Tag umbenannt wurde 🙂

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  3. (War zu faul die Captions auseinanderzunehmen)

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  4. Ich kann mir zum Glück aussuchen, an welchem Wochentag eine „Runde“ fällig ist, mit der
    Gewißheit, Spacken, Organspendern ohne deren Wissens sowie den meisten schläfrigen Dosenfahrern ausweichen zu können, welche meist gerade Wochenend’s tätig sind.
    Von Eisdiele zu Eisdiele…….kommt auch bei mir manchmal vor. Nur liegen da deutliche Entfernungen von meist 400 plus dazwischen. Ein bißchen Erholung von der Hatz gestehe ich meiner Suziusine zu.

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  5. Genau der Grund, warum man mich an Sams- und Sonntagen weder im Sauerland, noch an Rhein und Mosel antrifft! Gestern morgen um 8:30 Uhr los und eine kleine 200 km Runde in Mittelhessen und Westerwald gemacht und dann um 11:30 Uhr mit der erwachten Holden ein spätes Frühstück zu Hause genossen.

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  6. Albrecht: Ach ja, das süße Faulenzertum des Ruhestands, was? Als ob DU zwischen Deinen ganzen Arbeiten unter der Woche Zeit für Touren hättest 🙂

    Typ3Typ: Du machst das richtig!

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  7. Grins. So süß gearbeitet wie jetzt hatte ich seltener im Leben. Madame hat unter der Woche einen Tag frei, dann geht es zu einem (für uns) interessanten Ziel. Noch! können wir 130jährigen auch Kurven geniesen, längere Strecken absolvieren ohne danach zum Arzt zu müssen. Ich werde sehr oft gefragt: Wann fahren wir wieder in die Alpen?

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  8. Na dann: Kommt doch mal in den Harz!

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  9. DL650R

    War das nicht irgendwie auch eine Pflichtpilgereise für die Barocca, wo doch das Admin-Team des V-Strom-Forums nicht unweit deiner Tour in Bad Sachsa sitzt? Der Name der Stadt hat mir auch nicht viel gesagt, doch wahrscheinlich haben beim Durchfahren der Gegend viele in den 1970ern und 1980ern Geborene seltsame Deja Vues, denn der Autor der Buch- und Hörspielserie TKKG ging dort auf das Internatsgymnasium Pädagogium und lies dann später viele der Geschichten in der Gegend spielen.

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  10. @silencer……..aber nur, wenn wir dann danach eine Wanderung im Harzer Naturistenstieg machen. 😡Kannst dann die neuen Stiefel als lauffähig einnorden.
    Das Harzgebiet soll es DAS Fahrradland schlechthin lt. WIKI sein. Dein Bericht zeigt Überquellung von Möps an den Sammelparkplätzen, von Radfahrern, welche im Sattel sitzend Verkehrsregeln annulieren kein negatives Wort.

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  11. @Dl650R: Tettenborn, richtig. Irgendwann besuch eich Gilla und Jörg auch noch mal 🙂 Das mit TKKG wusste ich gar nicht.

    @Albrecht: Ich habe kein Problem mit FKK. Wandern geht gut, Radfahren eher nicht. Mein Penis ist so groß, das er sich in den Radspeichern verfangen könnte. 😀 Sagen wir es mal so: In den Alpen sind Radfahrer ein weitaus größeres Hindernis für Motorradfahrer.

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