Reisetagebuch (11): Split

Reisetagebuch (11): Split

Mit dem Motorrad auf Sommertour. Heute geht es von Dubrovnik nach Split und dabei ganz kurz durch Bosnien-Herzegowina.

Samstag, 30.06.2018, Dubrovnik
Die “Villa Dubrovnik Gardens” heißt nicht umsonst so. Das Steinhaus liegt in einem großen Garten, der mit seinen Bäumen und hohen Büschen das Äußere zuverlässig abschirmt. Ein kleiner, grüner Urwald, bevölkert von Gartenzwergen und Katzen, direkt über der Altstadt von Dubrovnik.

Was den Garten noch besser macht: Hier servieren Anita und Marjana, die beiden Haushälterinnen, das Frühstück. Ein “Alles, was man sich wünschen kann”-Frühstück. Es gibt Rührei, gebratene Würstchen und Pilze, dazu Toast, eine Aufschnittbuffet, und am Platz wartet ein warmes Schokocroissant. Garten Eden? Dicht dran!

Eine kleine Katze guckt mir beim Frühstück zu und versucht zwischendurch mit einem gezielten Sprung in den Joghurtteller etwas davon zu erhaschen.

Danach schleppe ich die Koffer zum Motorrad und stelle dabei erstaunt fest, dass die Frühstückskatz noch eine Schwester hat. Auf dem Rückweg sind es schon drei. Diese Katzen vermehren sich schneller als Tribbles!

Ich verabschiede mich von Anita und Marjana, dann stürze ich mich in den Stadtverkehr von Dubrovnik.

Geht nicht anders. Eigentlich will ich ja nur raus aus der Stadt, und die Ausfallstraße liegt nur eine Straße und damit 50 Meter über der, in der ich mich gerade befinde… aber leider hat Dubrovnik ein superkomplexes System aus Einbahnstraßen.

So muss ich erst einmal ganz hinunter in die Stadt und um die Festung herum, durch den Busbahnhof, über den LKW-Zubringer zum Hafen und bin dann FAST wieder da wo ich vorher war – nur, dass ich jetzt auf die Küstenstraße stadtauswärts einbiegen kann.

Bild: Google Earth 2018

Der Verkehr auf der Küstenstraße ist recht dicht, aber das gibt sich bald. Je weiter ich nach Norden komme, desto weniger wird der Verkehr.

Ich kann der V-Strom die Sporen geben, und auf dieser Straße ist das Fahren die wahre Wonne. Tief duckt sich die Maschine in die Kurven, während sie auf den wenigen geraden Abschnitten geradezu dahingleitet. Schneller als 80 ist zwar nicht erlaubt, aber das ist auch gut so – ab und an sind hier Wohnmobile unterwegs, die tauchen auch gerne mal unvermittelt hinter Kurven auf. Es ist ein sportliches, aber entspanntes Fahren. Herrlich!


Die Straße ist breit und führt in weiten Schwüngen an den Bergen entlang, die die Küste säumen. Das heißt: Rechts Aussicht auf grandiose Felswände, links auf´s Meer und die vorgelagerten Inseln. Die Küste Kroatiens wird nämlich gesäumt von Inseln, und auf die kann ich aus angemessener Höhe drauf schauen.

Auch auf der Seite zum Landesinneren gibt es Aussicht.

Was mit vorher gar nicht so klar war: Kroatien ist immer noch gespalten. Dubrovnik liegt in einer schmalen Exklave, die vom Rest des Landes getrennt ist. Der schmale Küstenstreifen wird durch ein winziges Stückchen Bosnien-Herzegowina abgetrennt. Ich verlasse also die EU an einem Grenzübergang, fahre die Küstenstraße 15 Minuten weiter, fahre dann wieder über eine Grenze und bin wieder zurück in Kroatien.

Bild: Wikimedia, Chumwa, CC BY SA NC, Pfeil von mir.
Bild: Google Earth 2018

Pause in Bosnien-Herzegovina.

Mehrere Stunden folge ich der Küstenstraße nach Norden. Nach den kurzen Strecken zuletzt in Italien und dann der Großstadt gestern ist es eine Wohltat, nun stundenlang dem Motorrad durch die Kurven zu flitzen, den Wind um die Nase zu spüren und diese großartige Aussicht über Land und Meer zu genießen. Das macht den Kopf frei, während sich der Körper ohne groß denken zu müssen um das Steuern des Motorrads kümmert.

Ich könnte noch ewig so weiterfahren, aber dann komme ich nach Split. Hier ist der Stadtverkehr recht flott und dicht, aber alles machbar. Parkplätze sind Mangelware, aber einem Geheimtipp folgend fahre ich bis fast in die Altstadt. Unmittelbar vor deren Tor befinden sich Moppedparkplätze, hidden in plain sight und kaum benutzt. Perfekt!

Split überrascht mich. Die Stadt liegt direkt an der Küste, und eine breite Strandpromenade lädt zum Flanieren ein. Was auch etliche tun. die Stadt ist voller Touristen.

Spot the American!
Auch hier fällt mir auf, wie sich Amerikaner daneben benehmen können. Wie dieser junge Mann, der laut telefonierend praktisch in einem Beet auf der Uferpromenade liegt.

Die Altstadt von Split liegt fast komplett innerhalb des alten Diokletianpalastes. Das war ein römischer Kaiser, und nachdem der weg war, fanden es die Bewohner von Split praktisch, ihre Häuser in das Innere der Palastruinen zu bauen – einfach, weil da schon Wände standen, die man nutzen konnte.

So eine Gratishauswand ist nichts, auf das man niest, herzlichen Dank.
Den Grundriss des Palastes und die alten Mauern sieht man noch heute, nicht nur aus der Luft.

Der alte Diokletianpalast ist so riesig….
…das nun die ganze Altstadt darin ist.
Bild: Google Earth 2018

Wirklich völlig irre: Ein Gebäude, dass so groß war, dass eine ganze Stadt hineinpasst. Aber es stimmt, überall sind noch Reste des Palastes zu sehen, in die sich kleine Häuschen ducken.

Der Keller des Palastes ist ein unterirdischer Markt.

Auch in Split wurde Game of Thrones gedreht, und deshalb gibt es natürlich auch hier jede Menge Merchandisingläden und Führungen zu den Drehorten.

Nach zwei Stunden habe ich genug. Mir pladdert der Schweiß schon wieder aus jeder Pore. Kein Wunder… Airbagjacke und 32 Grad.

Ich fahre zu meiner heutigen Unterkunft, der Villa Cezar in Kaštel Lukšić, 20 Kilometer nördlich von Split. “Villa” ist an dem Gebäude gar nichts, es ist einfach ein kleines, familiengeführtes Hotel mit neuen Zimmern. Ich wringe mich aus den klitschnassen Klamotten und dusche erst einmal, dann schlendere ich zum nahe gelegenen Meer, setze mich auf einen Bootssteg und lese, bis die Sonne untergeht. In der Ferne ist Split zu sehen.

Der Sonnenuntergang im Zeitraffervideo:

[wpvideo Uhca4wRD]

Die Nacht wird schweißig, selbst um halb elf haben wir noch fast 30 Grad. Uff.

Selbst am Abend ist es noch sehr warm.

Während ich im Bett liege, verfolge ich Albrechts Fahrt. Der hat sich allen Ernstes vorgenommen, an einem Tag von Dubrovnik aus nach Hause zu fahren, warum auch immer. Das sind mehr als 1.400 Kilometer, reine Fahrzeit in der Theorie 14 Stunden. In der Praxis ist Albrecht schon länger unterwegs, mindestens 16 Stunden, und gerade kurz vor Passau.

Kopfschüttelnd lege ich das Telefon weg. Das ist doch völlig irre. Ihn treibt niemand, warum tut er sich das an? Mein Rekord liegt bei 1.100 Kilometern und 13 Stunden ohne Pause im Sattel. Das war kein Vergnügen, und Albrecht ist mehr als 20 Jahre älter als ich. Nunja, er wird schon wissen, was er tut.

Um 04:53 kommt die Nachricht: “Bin dahoam. Alles guat gange.”

Ist Albrecht eigentlich Bayer? Frage ich mich noch, drehe mich auf die Seite und schlafe sofort wieder ein.

6 Gedanken zu „Reisetagebuch (11): Split

  1. @modnerd: ich glaube die Episoden- Liste habe ich schon bei der ersten Folge gesehen…Habe allerdings auch erst relativ spät (so Mitte Januar) angefangen, alles nach zu lesen.

    @Herr Silencer
    Split fand ich damals (Sommer 2016) auch sehr schön. Besonders mit dem riesigen Park auf der Halbinsel westlich der Altstadt und mehreren schönen, aber nicht zu überlaufenen Stränden (speziell in der Bucht östlich des Hafens)
    Ich fand es auch nicht so überlaufen, wie ich es der Schilderung von Dubrovnik (Haken und Kringel bitte selbstständig dazu denken) entnommen habe…und auch den GoT-Hype haben sie nicht überstrapaziert. Ja es gab Touren und Merch, aber niemanden der einen ständig mit der Nase drauf gestoßen hat, dass hier gedreht wurde oder “wussten Sie schon, dass mein(e) [hier Verwandtschafts- Verhältnis einfügen] mit am Set gearbeitet hat” ins Gesicht blärrt.

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