Reisetagebuch 2018 (14): In heiligen Hallen
Mit der Barocca auf Sommertour. Heute geht es in die Suppe, weit übers Land und schließlich in heilige Hallen.
04. Juli 2018, Bohinji Bistrica, Slowenien
Ich bin mit dem ersten Hahnenschrei wach. Der ist zum Glück erst um 05:00 Uhr. Dieser Hahn ist zivilisiert, anders als das Kackvieh, das bei mir zu Hause um 01:30 Uhr unter meinem Schlafzimmerfenster anfängt auf voller Lautstärke loszulegen.
Draußen klatscht Regen auf die Dächer der Holzhäuser. Ich drehe mich noch einmal um, kann aber nicht mehr einschlafen. In Gedanken bin ich schon auf der Straße. Heute habe ich eine große Tour vor mir.
Irgendwann halte ich es nicht mehr aus, klettere aus dem Bett, spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und mache mich abreisefertig. Für Frühstück ist es noch zu früh, das Hotel schläft noch. Um kurz vor sechs trage ich die Koffer zum Motorrad. Es regnet nicht mehr, aber dunkle Wolken hängen über dem Ort. Das sieht alles nach schwerem Wetter aus.
Wie komme ich jetzt hier weg?, überlege ich, während ich den Sattel und die Spiegel der Barocca trocken wische. Zwischen meinem Ziel und mir liegt das Gebirge des Triglav-Nationalparks, das den Ort hier wie ein Halbkreis nach Westen abschirmt. Soll ich auf Nummer sicher gehen und die breite, gut ausgebaute Straße durchs Tal nehmen, und um die Berge herum fahren? Dieser Weg wäre unspektakulär, aber sicher.
Oder soll ich es wagen mitten durch die Berge zu fahren, über winzigste Straßen und mehrere Pässe? Ich entscheide mich für die Bergausläufer. Wenn schon, denn schon. Anna meldet sich im Helm und bestätigt die Route. OK, Klamotten an und los geht´s.
Als ich die Jacke schließe, bin ich irritiert. Die LED-Anzeige am Ärmel springt nach kurzer Zeit auf Grün. Das Airbagsystem ist aktiviert. Was soll das denn jetzt? Vor zwei Tagen war das wegen eines Sensorfehlers nicht benutzbar, und nun, kurz vor dem Werkstatttermin, funktioniert es wieder?
Das Ding mit Wetter im Gebirge ist ja, dass es selten überall gleich ist. Wolken bleiben an den Bergen hängen und sorgen für schlechte Sicht, im einem Tal regnet´s, im nächsten nicht. Und: Berge sind hoch. Manchmal höher als die Reisehöhe der Wolken, die dann in ihnen hängenbleiben. So auch jetzt.
Ich fahre plötzlich in eine weiße Wattewand, und sofort wird es kalt und klamm und Wassertropfen benetzen Motorrad und Fahrer.
Ich verziehe das Gesicht und grummele vor mich hin, aber dann passiert etwas wunderbares: Die Straße geht noch höher, und plötzlich bin ich oberhalb der Wolkendecke und sehe auf sie hinab! Die Morgensonne scheint hier oben, und die Wolken wirken wie ein Meer, das in den Tälern herumschwappt. Hier und da erheben sich Bergspitzen aus dem weißen Weich, wie Inseln.
Mit besser Laune fahre ich weiter. Die hält aber nur so lange, bis ich wieder runter ins Tal und damit mitten in die Suppe muss. Darin ist es dunkel und kalt.
Ich brettere mit der V-Strom über die kaputten und bröckeligen Straßen. Es ist kurz nach sechs, und ich bin ganz alleine hier unterwegs. Naja, fast. Lediglich ein Kleinlaster mit Milchkannen dreht seine Runde in der Nebelsuppe und mäht mich fast um. Alles ländlich hier. Vorsichtig taste ich mich weiter.
Gegen 09:00 Uhr bin ich bei Tolmin, eine halbe Stunde später quere ich die Grenze nach Italien, die hier wirklich abgebaut und unbemannt ist. Halt, doch nicht: Hinter einem Busch versteckt sich ein slowenischer Streifenwagen, aber der Polizist bohrt mit einem Finger in der Nase und hat nur Augen für sein Smartphone.
Der Frühnebel ist in den Bergen zurückgeblieben, und jetzt wird auch langsam das Wetter wach. In einem Tal halte ich kurz an und trinke einen Schluck Wasser aus der Feldflasche, dazu gibt es einen Apfel als Frühstück. Das Grün der umliegenden Wiesen und Wälder leuchtet in Technicolor. So übersättigt sind die Farben, dass sie fast unwirklich wirken.
Weiter geht es durch das Friaul und in den Veneto.
Hier schieben sich Lastwagen an Lastwagen lang. Die Region ist eines der Powerhäuser Italiens. Viele wichtige Firmen sitzen hier, oft alteingesessene Familienbetriebe, die inzwischen weltbekannte Marken sind. Darunter viele Outdoor, aber auch Motorradausrüster. Alpine Stars gehört auch dazu. Das Unternehmen kennt jeder Motorradfahrer und Rennsport-Fan. Von denen stammt meine TechAir-Jacke.
Die haben hier, im Veneto, 1963 ganz klein angefangen, als Hersteller von Wanderbekleidung. Als sie immer größer und internationaler wurden, nannte Firmengründer Sante Mazzarolo das Unternehmen nach seiner Lieblingsblume, dem Edelweiß. Auf italienisch heißt das Stella Alpina, und weil er es mit dem englischen nicht so hatte, übersetze Mazzarolo das wörtlich und machte daraus “Alpine Stars”.
Heute ist Alpine Stars ein weltweit tätiges Unternehmen mit Abteilungen für Moto GP, Motocross, Formel 1, WEC und NASCAR, aber auch für Straßenmotorräder, Mountainbiker und Surfing. Büros von Alpine Stars finden sich in Tokyo, Bangkok und Kalifornien. Sowas erwartet man von einem Global Player, aber kaum jemand käme auf die Idee, dass die Firmenzentrale und die so wichtige Abteilung für Forschung und Entwicklung nach wie vor in dem kleinen Dorf Asolo am Rande der Alpen residiert, und dort in einem recht unscheinbaren Bungalow. Hier wurde mein TechAir-Anzug entwickelt und gebaut.
Die Entwicklung eines völlig autarken und motorradunabhängigen Airbagsystems für Motorradfahrer lief bei Alpinestars schon seit 2004. Ab 2011 kam es raus, zunächst aber nur für Profis, den Fahrern der MotoGP und der World Superbikes Series. 2013 crashte damit der Rennfahrer Marc Marquez bei einem MotoGP-Rennen bei 337 Stundenkilometern – und überlebte dank des Airbags in der Jacke nicht nur, er trug nicht mal ernsthafte Verletzungen davon. Er bekam lediglich ein Steinchen ins Auge.
Nach 5 Jahren Rennerfahrung hatte man in Asolo dann genug Daten gesammelt, um einen Algorithmus entwickeln zu können, der das System auch Straßentauglich machte. 2016 kam dann das TechAir auf den Markt, das ich gerade trage – und das heute völlig normal zu funktionieren scheint. Es hat keine Fehlfunktionen, wie in den letzten Tagen. Als ich vor dem Alpine Stars Bungalow in Asolo anhalte, leuchtet munter die grüne Status-LED am Ärmel.
Der Bau ist mit schweren Toren geschützt. Gerade verlässt eine Mitarbeiterin den Parkplatz. Bevor das Tor wieder zufährt, flitsche ich mit der V-Strom hindurch und parke sie auf dem Besucherparkplatz.
Ha, ich habe es echt hier her geschafft! Auf dem Parkplatz trenne ich das Chassis des TechAir von seiner Jacke und klemme es mir unter den Arm.
Dann betrete ich eine angenehm klimatisierte Lobby. Die Firmenzentrale von Alpine Stars! Das ist ein wenig, als ob ich einen Fuß in heiligen Hallen setze.
Eine Empfangsdame strahlt mich an und ruft “Buongiorno!” – weil es hier um wichtige Dinge geht, möchte ich kein italienisch radebrechen. Verhandlungssicher bin ich darin nämlich nicht. Deshalb frage ich vorsichtig: “Sprechen sie englisch?” – “Of course”, sagt sie und bittet dann um Verzeihung, weil sie einen Anruf entgegennehmen muss.
Ich nehme in einer Sitzecke Platz und merke schnell, wie unangebracht meine Frage war: Die Frau wechselt fließen zwischen mindestens 4 Sprachen, die sie nahezu akzentfrei spricht. Wahnsinn. Das würde ich auch gerne können. Ich habe für Sprachen leider gar keine Begabung. Ich spreche nur zwei Sprachen fliessend, in zwei weiteren erreiche ich ungefähr das Level fortgeschrittener Einsteiger, und in einer reicht es für “Tourist”. Der für Touristen notwendige Wortschatz ist ja arg begrenzt (Guten Tag/Abend, ich bin Silencer, ich habe eine Reservierung für ein Zimmer für heute Nacht, wo sind die Handtücher, der Wasserhahn tropft, ich hätte gerne ein Bier, nein, ich brauche keine weitere Mietwagenversicherung). Als Sprachunbegabter bin ich voll neidisch auf Menschen, die neue Sprachen einfach so aufzusaugen scheinen. Und was die Dame im Vorzimmer kann… Wow. Just – Wow.
Wenige Minuten später steht Mattia vor mir. Der schlaksige Mittvierziger gehört zum TechAir-Team. Er redet nicht viel. Ich schildere ihm, wie es sich in den letzten Tagen verhalten hat: Erst quasi ein Totalausfall, gestern lief es dann vier Stunden bevor es auf Störung ging, heute lief es problemlos. Laut Log ist es immer ein Sensor auf der linken Schulter, der nicht mehr will. Dann schaltet sich zur Sicherheit das ganze System ab.
Mattia lauscht, nickt und sagt dann: “Alles klar. Ich würde es gerne hier behalten und untersuchen lassen. Uns interessiert immer, was genau mit den Einheiten passiert, die da draußen herumfahren. Allein schon die Auswertung des Logs wird uns helfen, weil wir die Software die darin gespeicherten Situationen lernen lassen können. Nach der Analyse wird der Sensor komplett ausgetauscht.” Er stutzt einen Moment. “Problem ist nur: Wir haben hier keinen Vor-Ort-Service, deshalb kann ich Dir kein Ersatzchassis anbieten.” Ich nicke. War mir fast klar, und immerhin war es meine Idee, die Firmenzentrale zu besuchen. Einfach, weil ich die unbedingt sehen wollte. Ich habe mich hier quasi aufgedrängt.
“Ich bin mir unschlüssig”, sage ich. “Einerseits muss es geprüft werden, andererseits muss ich noch nach Deutschland zurück”. Mattia nickt und meint “Klar. Wenn Du es auf der Rückfahrt tragen willst, funktioniert es ja auch ohne Airbag als Rückenprotektor. Du kannst es dann zu Hause zu deinem Händler bringen, und der kann es uns schicken”. Mit Grauen denke ich daran, dass der Händler locker 150 km weg ist. Hin, das Chassis abgeben, zurück, wieder hin zum Abholen, wieder zurück… 600 km. “Nee”, sage ich, “ich möchte das lieber hier lassen”. Mattia nickt und überlegt. Dann sagt er: “Warte mal, ich gucke mal was…
Dann verschwindet er, und als er 10 Minuten später wiederkommt, hält er einen Harnisch mit einem Nucleon-Protektor in den Händen. Genau meine Größe, und nach der Tech Air das zweitbeste an Rückenprotektoren, was Alpine Stars herstellt. Ich falle ihm fast um den Hals und bedanke mich. Dann kommen wir ein wenig ins Reden.
Wie sich denn das Airbag-System so verkauft, will ich wissen. Weiß er nicht, sagt Mattia, dafür müsse ich die PR-Abteilung fragen. Hm-Hm, schon klar. Ein gigantischer Absatz kann es nicht sein, sonst würden sie sich nicht um Pflegefälle wie mich so intensiv kümmern. Oder anders: Vielleicht kümmern sie sich gerade um Leute wie mich so besonders, weil wir dieses System auf Herz und Nieren testen und bereit sind, diese Erfahrungen mit Alpine Stars zu teilen, damit die ihr extrem komplexes, experimentelles und lebensrettendes Produkt noch besser machen können. Dieses Narrativ gefällt mir natürlich viel besser.
Ob denn viel Support anfalle, will ich wissen. Geht so, sagt Mattia. Dann fragt er, wie sich denn das System in der Praxis so mache. Geht so, sage ich. Wenn es funktioniert, ist es super, weil man es einfach vergisst. Aber das hohe Gewicht nervt ein wenig beim Reisen, und vor allem: Es beginnt auf schweißintensiven Touren zu stinken wie eine Jauchegrube. Tourenfahrer wie ich fahren eben nicht nur, wir laufen auch durch Städte oder machen andere Sachen in den Klamotten. Dafür sind sie zu schwer, die Belüftung nicht gut genug und vom Gestank wollen wir gar nicht anfangen.
Mattia nickt und macht sich Notizen, die er verspricht an die Entwickler weiterzugeben. Das mit dem Gestank hat er selbst mitbekommen, als ich ihm das Chassis in die Hände gedrückt habe. Schlagartig roch es in der feinen Lobby des Empfangs nach Gülle. Dann notiert er sich noch meine Telefonnummer und meint, dass er das Chassis gleich in die Werkstatt geben würde. Mit etwas Glück ist es übermorgen, noch vor meiner Abreise aus dem Veneto, fertig.
Ich verabschiede mich und mache ich mich wieder auf den Weg. Ohne die schwere Airbagweste darin fühlt sich die Jacke richtig schlank und beweglich an, und ich bin satte 3 Kilo leichter.
Zehn Minuten vom Alpine Stars Hauptquartier entfernt befindet sich ein Outlet Store. Den kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Sagte ich EIN Outlet Store? Gefühlt hat in dieser Gegend jeder Outdoor- und Mode-Hersteller seinen eigenen, in jedem kleinen Dorf steht ein Fabrikverkauf von Marken, die ich sogar mal gehört habe, von Salewa über Replay bis hin zu Hilfiger. Ich will aber nur in den Outlet Store von Alpine Stars.
Hier probiere ich mit Hilfe einer rothaarigen Verkäuferin Hosen an. Ich hasse Hosen kaufen, aber mit der sachkundigen Begleitung ist es fast nett.
Eine Textil-/Ledermischhose in meiner Größe mit Oberschenkeltaschen finde ich leider nicht. Schade, Preisnachlässe von bis zu 50 Prozent sind verlockend, aber wenn es nichts gibt, hilft das wenig. Dabei gefallen mit einige Modelle schon, aber die gibt es nicht in meiner Größe. “Factory Outlet” heisst nämlich nicht, wie ich immer dachte, dass es hier alles gibt was Alpine Stars herstellt. Stattdessen scheint es hier viel Rückläufer und Restposten zu geben. Was es in meiner Größe gibt, sitzt wie ein nasser Sacke. Deshalb flüchte ich irgendwann wieder.
Dann dödele ich noch ein wenig in der Gegend rum und erkunde die kleinen Dörfer des Veneto. Das ist nur so mittelspannend, aber irgendwie muss ich Zeit totschlagen.
Fällt mir gar nicht so leicht, mehrere Stunden rumzukriegen, wenn ich nirgendwo hin will und nichts vorhabe. Das es unter freiem Himmel so heiß ist, dass der Asphalt schmilzt, macht die Sache nicht besser. Am Ende sitze ich sogar eine Stunde in einem klimatisierten Einkaufszentrum in Treviso auf einer Bank und lese mich durchs Internet. Oh, was ist das denn? Das schwere Wetter aus Slowenien verfolgt mich wohl und soll übermorgen hier eintreffen. Och nö! So ein Mist, das bedeutet, dass mein letzter Reisetag etwas anders aussehen wird als geplant. Ich stecke das Smartphone weg und verlasse die Shopping Mall. In der glühenden Sonne wartet die Barocca.
Die letzte Fahrt des Tages ist kurz. Nur wenige Kilometer weit geht es, dann kommt ein sehr vertrautes, rosafarbenes Haus in Sicht.
Die Reifen der V-Strom knirschen durch tiefen Kies, dann rollt das Motorrad über einen gepflasterten Fußweg und quer durch den Garten der alten Offiziersvilla. Ich darf das, genauso wie ich direkt auf einer Terrasse vor dem Haus parken darf. Sondererlaubnis.
Ah, die Villa Maria Luigia. Hehe, schon wieder eine Villa. Gestern: Villa Bistrica in Slowenien. Vor drei Tagen: Villa Cezar bei Split. Vor vier Tagen: Villa Dubrovnik Gardens. Vor fünf Tagen: Villa Lucia in Apulien. Boah, ist das erst fünf Tage her, seitdem ich in Süditalien war? Fühlt sich viel länger an. Lange Reise. Aber die Villa Maria Luiga fühlt sich an wie nach Hause kommen. Das hier ist ein Hort der Ruhe und des Friedens.
Francesco, der Ehemann von Sara und Chefkoch in der Maria Luigia, begrüßt mich fröhlich. Er wirkt aufgekratzt. “Wie, gar nicht müde, jetzt mit Kind und größerem Restaurant?”, frage ich. “Nö, habe gerade geschlafen”, antwortet er fröhlich und überreicht mir den Schlüssel zu Zimmer 101. “Mein” Zimmer, das Sara mir immer gibt, wenn es frei ist. Als ich den Raum betrete ist es angenehm kühl. Sie hat daran gedacht, vor meiner Ankunft die Klimaanlage einzuschalten. Es ist auch diese Umsicht, dieses Achten auf kleinste Details, weshalb ich so gerne bei Sara und Francesco zu Gast bin.
Zimmer 101. Ach, was habe ich in diesem Zimmer und an diesem Schreibtisch schon für Pläne geschmiedet. Ok, meistens Notfallpläne, weil etwas schiefgegangen war. Hier habe ich 2014 den Plan gefasst, mit dem quietschenden Vorderrad der ZZR in eine gewisse Werkstatt in Livorno zu fahren. Hier habe ich 2016 nach Möglichkeiten gesucht, den gebrochenen Gepäckrahmen der Kawasaki zu reparieren. Und hier hatte ich im vergangenen Jahr die Faxen mit der rasselnden Kette der V-Strom dicke und habe nach alternativen Heimwegen gesucht.
Heute ist mit dem Motorrad alles okay, dennoch muss ich umplanen. Ich klappe das Netbook auf und fange an Webcams und Wetterseiten zu checken, hole Albrechts Meinung ein und spiele mehrere Szenarien durch. Am Ende steht fest: Hilft alles nichts. Am Freitag wollte ich über den Großglockner fahren, aber alle Wettermodelle sagen, dass an dem Tag da oben Regen und Schneeregen bei drei Grad sein wird. Es hat keinen Zweck bei diesem Wetter da hochzukurven. Das würde im besten Fall unangenehm nass und kalt, im schlimmsten Fall echt gefährlich. Und selbst wenn es “nur” regnet, viel sehen würde ich von den Alpen bei dem Wetter nicht.
Das ist doof, weil ich sowohl das Ticket für die Passfahrt als auch ein Hotel an der Straße hinter dem Berg schon gebucht habe. Aber es hilft nichts. Ich zahle die Stornierungsgebühr für das Hotel. Die Reise war bislang so schön und reibungslos, ich werde nicht auf den letzten Tag ein so hohes Risiko eingehen.
Nein, die letzten Tage der Reise werde ich genießen und relaxen, und damit fange ich jetzt gleich an. Das fällt mir leicht, irgendwie komme ich an diesem Ort schnell zur Ruhe. Ist vielleicht ansteckend, weil Francesco und Sara so sehr in sich ruhen.
Vor der Villa sind Tische gedeckt. Francesco kocht ja auf Sterneniveau mit frischem Fisch aus der Lagune. Ich kann Fisch und andere “Meerefrüchte” ja eigentlich nicht ausstehen, aber HIER esse ich sie, und das mit Genuss. Während die Sonne langsam untergeht, genieße ich Fischravioli mit rohen Gambas, Makrelen an Erbsenpaste, Grillgemüse und Schokokuchen mit Vanilleeis. Ich werde hier verwöhnt wie ein König. Man achte bei den Bildern auf die Details, wie das Essen angerichtet ist. Und ja, so gut wie es aussieht , schmeckt es auch.
Ah, was geht es mir hier gut.
Ein Gedanke zu „Reisetagebuch 2018 (14): In heiligen Hallen“
gerne gelesen