Reisetagebuch 2018 (15): Der Weg nach Hause

Reisetagebuch 2018 (15): Der Weg nach Hause

Mit der Barocca auf Sommertour. Die Reise ist fast vorbei, aber vor der Frage, auf welchem Weg es nach Hause geht, gibt es noch einen Abstecher nach Venedig. Dann geht die Welt unter.

Donnerstag, 05.Juli 2018
Die Villa Maria Luigia liegt kurz hinter Treviso. Von hier ist man in 30 Minuten in Mestre oder in 60 Minuten in Punta Sabbioni. Von beiden Orten aus ist man ratzfatz in Venedig. Ich entscheide mich für Punta Sabbioni, schon weil ich die Überfahrt mit dem Wasserbus so gerne mag.

Bild: Google Earth 2018

Ohne die monströse Airbagweste passt meine Jacke sogar in einen Seitenkoffer des Motorrads, so dass ich mich ohne Gefahr eines Hitzekollers in der Stadt frei bewegen kann.

Wobei “bewegen” relativ ist. Das Boot ist selbst morgens um kurz vor Neun schon randvoll voll mit Menschen, und die Stadt ist an den beliebten Plätzen völlig verstopft mit Tagestouristen.

Amerikanerinnen erkennt man übrigens daran, dass sie sich alle zwei Minuten gegenseitig dran erinnern, auch ja genug zu trinken. “Stay hydrated”, sagen sie zwischen zwei Schlucken aus monströsen Wasserflaschen, die sie überall mit herumschleppen.

Auch aus einer Gruppe Frauen am Bahnhof Santa Lucia klingt ein lautes “Girls, stay hydrated!!”, und auf dieses Kommando hin heben alle gleichzeitig die Wasserflaschen an den Hals und trinken hektisch. Synchronsaufende Prachtexemplare von Wasserbüffeln! Das ist ja fast olympisch! Ich hole den Fotoapparat raus, in der Hoffnung, dass sie das nochmal machen. Aber dann kann ich vor Lachen nicht mehr an mich halten, was die Damen nicht lustig finden.

Spot the Americans!

Wow. Die Stadt ist jetzt so voller Menschen, dass sie sich über die beliebtesten Plätze und Gassen quasi im Gänsemarsch schieben. Deshalb nehme ich reiss aus und gehe in die etwas abseits liegenden Viertel.

Wie anders doch Venedig doch im Sommer wirkt! Ich war ja zuletzt im Februar hier, da war es kalt, häufig bedeckt und manchmal hat es geregnet. Vor allem aber war es früh dunkel. Jetzt sind die Plätze Sonnendurchflutet und die Bäume grün. Die Melancholie des Winters ist der Entspannung des Hochsommers gewichen. Abseits der Touristengebiete schlendere ich durch die Gassen. Ab und zu sehe ich ein verirrtes Touristenpärchen, sonst ist es hier angenehm leer.

Faszinierend, diese verwinkelte Stadt. Ebenso faszinierend, dass es immer wieder kostenlose Ausstellungen gibt, wie diese hier: In einer Kirche werden Streichinstrumente ausgestellt.

Vor den Stufen von Santa Maria della Salute lasse ich mich ein wenig nieder und beobachte das Treiben.

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Es ist brütend heiß, und auf ganz viel Rumlaufen habe ich auch keine Lust. Stattdessen setze ich mich in ein Vaporetto, dass auf San Michele anlegt. Das ist die Friedhofsinsel, die zwischen Venedig und Murano liegt. Hier bin ich fast ganz allein.

Bild: Google Earth 2018

Ein Ort kondensierter Trauer, so fühlte sich San Michele beim ersten Mal an. Jetzt ist es hier immer noch still, aber durch das Sonnenlicht und laut zirpende Grillen wirkt alles viel freundlicher.

San Michele ist natürlich nicht mit Staglieno vergleichbar, aber mit Staglieno ist ohnehin nichts zu vergleichen. Aber auch hier gibt es lauschige Ecken, schöne Motive und ein paar wenige, interessante Skuplturen.

Ein großes Tor blickt genau auf die Stadt hinaus. Ich lasse mich im heißen Schatten nieder und genieße den Ausblick auf Venedig.

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Es ist wirklich irrsinnig heiß, und dann fängt es plötzlich an zu nieseln. Eine widerliche, fast tropische Kombination. Es fühlt sich eklig an, gleichzeitig vom Regen nass zu werden UND dabei aus allen Poren zu schwitzen. Ich mache mich auf den Heimweg.

Bild: Google Earth 2018

Zurück auf dem Festland nutze ich die Zeit, um noch ein wenig einzukaufen. Morgen geht es nach Hause, und ich habe noch Transportkapazitäten frei. Also kaufe ich im Einkaufszentrum von Treviso Gewürze und ein paar andere Dinge des täglichen Bedarfs. Zahnpasta, zum Beispiel. Klingt erstmal doof, Zahnpasta als Reisemitbringsel. Aber ich mag das. Jedes Mal, wenn ich mir damit zu Hause die Zähne putze, werde ich denken: Ach ja, die hast du auf der Motorradreise gekauft. So kommt wieder ein Stückchen Urlaub in den Alltag zurück.

Am Abend genieße ich ein nochmal ein Abendessen in der Villa Maria Luigia. Ist übrigens völlig egal, was ich hier bestelle. Auf der Rechnung taucht immer nur ein überaus fairer Festpreis auf, für “Zimmer mit Frühstück und Abendessen”.

Heute Abend gibt es selbstgemachte Spaghetti mit Meeresfrüchten, Rindfleisch mit schwarzem Salz und Salat und zum Nachtisch Schokoladensalami.


Freitag, 06. Juli 2018
Der letzte Tag. Die Reise ist vorbei, jetzt steht nur noch der Heimweg an.

Trotz des großen Anbaus, der mittlweile das ganze Restaurant beinhaltet: Das Frühstück wird immer noch im ehemaligen Erdgeschoß der alten Villa serviert.

Ich verabschiede mich von Sara und Francesco, Söhnchen Carlo und Hund Birba. Es ist kurz vor Sieben, und vor der Tür steht bereits die Barocca mitten auf dem Gartenweg.

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Ich schwinge mich in den Sattel und atme tief durch. Jetzt geht es nach Hause. Ich starte den Motor, winke noch einmal der Familie zu, die sich für eine Verabschiedung versammelt hat, und gebe Gas. Gartenweg, Kiesbett, Landstraße, und schon ist die Barocca am Horizont verschwunden.

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Militärdenkmal an der Strecke.

Im Veneto scheint die Sonne, es ist angenehm warm, und die V-Strom zieht gemütlich hmit Tempo 130 über die fast leere, weil mautpflichtige, Autobahn. Klar gäbe es auch mautfreie Wege, aber die brauchen das dreifache an Zeit und, ehrlich gesagt, sind die auch alle nicht schöner als dieser Highway hier. Das Veneto und die Region Friaul-Julisch Venetien, die nach Westen daran anschliesst, sind in diesem Berich nun mal flach wie Ostfriesland und pupslangweilig. Hier gibt es nur ein Feld nach dem nächsten, und wenn man nicht Autobahn fährt, hat man VIEL Zeit sich die anzusehen – weil man nämlich eingekeilt zwischen Lastwagen dahindümpelt. Nein, dann lieber Autobahn.

Je weiter ich auf die Berge zufahre, hinter denen Österreich liegt, desto dunkler wird es. Ich habe immer ein Auge am Horizont und bin mir nach kurzer Zeit sicher: Ja, da fällt Regen. Kurz darauf meldet sich Anna zu Wort. Sie habe Wetter gefunden, verkündet sie, und das Regenradar bestätigt das: In Österreich geht die Welt unter.

Ich halte an, hole die Rolle mit der StormChaser-Kombi raus und lege auch schon mal die wasserdichten Handschuhe bereit. Ein Ehepaar aus Schmalkalden grüßt freundlich und guckt interessiert dabei zu, wie ich mich in einen Tiefseetaucher verwandele. Fünf Minuten später bin ich wasserdicht verpackt und setze die Fahrt fort.

Das war keine Minute zu früh, denn nun beginnt es zu regnen. Nicht mal besonders schlimm. Ich sitze in meinem wasserdichten Anzug und gucke aus dem Helm und fahre sehr entspannt vor mich hin, quasi Energiesparmodus. Das ist auch nötig, denn ich habe mir vorgenommen, in einem durch bis nach Hause zu fahren. 1.100 Kilometer. Dass das möglich ist, habe ich im vergangenen Oktober bewiesen. Da ist mir allerdings ein Sturm in die Quere gekommen, und dann hat mir auf die letzten 300 Kilometer Dunkelheit und Kälte zu schaffen gemacht. Dagegen müsste die Fahrt jetzt ein Stück Kuchen werden, denn es ist wärmer und ich bin früher dran, d.h. Dunkelheit sollte kein Problem werden.

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Eigentlich hätte ich ja über den Großglockner fahren wollen, aber da schneit es jetzt wirklich gerade, bei knapp über Null Grad. Mein Ticket für die Hochalpenstraße ist 24 Monate gültig, muss ich in 2019 halt noch einen Anlauf machen. Für heute fahre ich die langweilige Strecke um die Alpen herum. Das sollte sehr schnell gehen, denke ich.

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Tja, falsch gedacht. Es geht nicht schnell und langweilig wird es auch nicht. Starkregen setzt ein, von der richtig üblen Sorte. Es gießt wie aus Eimern. Wasser klatscht auf den Helm und fließt überall um mich herum. Das sieht aus und fühlt sich an wie Weltuntergang.

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Die hohe Luftfeuchtigkeit macht durchaus Probleme, denn die Vignette, die ich kurz vor der österreichischen Grenze kaufe, hält nicht am feuchten Fahrwerk des Motorrads.

Das Ding fällt einfach wieder ab! Im strömenden Regen kriege ich die Gabel aber nicht trocken. Was nun?
Wie so oft ist Panzerband Freund und Helfer in der Not. Nicht schön, aber hält:

Über Stunden lässt die Intensität des Starkregens nicht nach, und das macht echte Probleme. Zum Glück nicht bei der Suzuki. Der V-Twin bollert völlig unbeeindruckt, und die DL650 schneidet stoisch durch die Wassermassen. Dafür bin ich froh und dankbar – ältere Modelle der Suzuki V-Strom neigen tatsächlich dazu in Dauerregen förmlich abzusaufen, weil Wasser an die Zündkerzen kommt. Albrecht kann davon ein Lied singen.

Die Barocca ist noch in einem anderen Bereich besonders exponiert. Das Cockpit wird durch die kurze Spezialscheibe praktisch nicht mehr vor dieser Art Regen geschützt, zumindest nicht unter einer bestimmten Geschwindigkeit. Sobald ich langsam fahre, pladdert das Wasser auf die Instrumente und steht auf dem Bildschirm des Navis. Um das zu bedienen oder auch nur was zu sehen, muss ich erst das Wasser wegwischen.

“Anna, ich hoffe, sie können schwimmen”, denke ich. Zum Glück ist das ZUMO wirklich wasserdicht, und auch durch eine Wasserschicht auf dem Display lässt sich die virtuelle Copilotin nicht irritieren.

Nein, die Probleme durch den Regen hat nicht das Motorrad, die habe ich. Ich spüre sie sozusagen hautnah – meine wasserdichten und oft erprobten Klamotten halten irgendwann nicht mehr durch. Die StormChaser-Kombi ist zwar absolut dicht, aber ich kann spüren, wie Tropfen in den linken Stiefel eindringen, und am linken Zeigefinger habe ich Wassereinbruch im Handschuh. Das ist echt noch nie passiert, aber ich war auch noch nie so lange bei solch schneller Fahrt in so dichtem Regen.

Österreich verlängert meinen Badeaufenthalt noch ein wenig. Seitdem hier die Faschisten an der Macht sind, bestehen die darauf so zu tun, als ob sie ihre Grenzen sichern. Das bringt wenig, es kostet nur viel Zeit, denn alle Fahrzeuge werden von der Autobahn runter gelotst und müssen über einen Parkplatz fahren. Nicht falsch verstehen: Da findet keine Kontrolle statt. Ich sehe nicht einmal einen Zöllner. Man muss nur abfahren, über den Parkplatz tuckern und fährt dann wieder auf die Autobahn. Symbolpolitik. Alles nur, damit die FPÖ-Faschos behaupten können, sie würden das Land vor den Horden anstürmender Wilder verteidigen.

Was auf dem Weg nach Österreich gerade noch funktioniert, weil auf der mautpflichtigen Autobahn nicht viel los ist, wird auf dem Weg aus Österreich raus zur Katastrophe. Das merke ich, als ich nach rund fünf Stunden an der deutsch-österreichischen Grenze ankomme. Hier bauen die Deutschen den gleichen Mist wie ihre österreichischen Kollegen. Hier muss die königlich-bayerische-fucking Grenzpolizei zeigen, was für ein einen Langen der Seehofer hat und was für harte Hunde die Weißwürstchen von der CSU sind. GRENZEN SICHERN!!!! Weil hier aber das Verkehrsaufkommen wesentlich höher ist, produziert die unsinnige Grenzkontrolle einen Stau von mehr als 20 Kilometern Länge.

Ich stehe im strömenden Regen und koche förmlich vor Wut. Diese ganze Scheiße hier kostet Zeit und viel Kraft, und diese Schrittfahrerei und das Stop&Go sind auch für das Motorrad nicht toll.

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Und wofür die stundenlange Warterei? Damit einen am Ende ein Zöllner einen bösen Blick zuwerfen kann. Ja, im Ernst! Die machen nur Sichtkontrolle!

Vor der Grenze wird von drei auf eine Spur verengt, alle Autos müssen Schrittgeschwindigkeit fahren, und dann steht da am Straßenrand ein Otto in Uniform UND GLOTZT JEDES FAHRZEUG BÖSE AN. Mehr ist das nicht!! Alles Show! Für diese Scheiße ruiniert ihr Europa? Für diese Show stand ich jetzt hier zwei Stunden in den Wassermassen? Danke, CSU, Danke, FPÖ. IHR HABT DOCH ALLE DEN ARSCH OFFEN!

Grenzstation zwischen Salzburg und München.
Bild: Google Earth 2018

Wenigstens geht es nach der Grenze einigermaßen reibungslos weiter. Selbst der horrorfarbene Münchner Ringverkehr ist halb so schlimm. Ist aber ein schwacher Trost. Anna schätzt, dass wir nun insgesamt 13 Stunden brauchen werden. Heute Morgen lag ihre Schätzung bei etwas über zehn Stunden. Die verlorene Zeit wegen der Grenzkacke holen wir nicht mehr auf.

Immerhin, das Wetter wird wieder besser. In Franken lege ich die Regenkombi ab und fahre etwas besser gelaunt weiter.

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Hinter den Kasseler Bergen steht die Sonne schon tief. Während ich meine Silhouette auf dem Asphalt beobachte, schweifen meine Gedanken ab, und ich lasse ich die vergangenen Wochen noch einmal Revue passieren.

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Einundzwanzig Tage war ich nun unterwegs. Nur in Zentraleuropa, also eigentlich gar kein Abenteuer – zumindest nicht im Vergleich zu Motorradreisenden, die quer durch Südamerika fahren oder gleich um die ganze Welt. Für solche Weltreisenden war mein Tour vermutlich nur ein Kurztrip. Für mich ist es aber trotzdem immer wieder spannend in Europa mit dem Motorrad unterwegs zu sein, auch wenn ich die Zivilisation nicht verlasse. Drei Wochen allein unterwegs, fast jeden Tag woanders… das ist schon mehr als ein Ausflug zur nächsten Eisdiele. Zumindest ein wenig.

Immerhin hat mich mein Weg durch sieben Länder geführt. Zuerst war da der Abstecher in die Schweiz, wo ich erst den Muger fand und dann ein ein grandioses Cordon Bleu in einem Gasthof kurz vor dem Gotthard. Am Gotthard selbst ging es in die geheime Festung, dann habe ich mir einen Traum erfüllt und bin die Tremola gefahren. Dann die Woche entspanntem Relaxens in San Vincenzo, mit ausgedehntem Rumliegen am Strand und kurzen Ausflügen nach Florenz und Siena. Wieder auf der Straße ging es weiter, so weit in den Süden Italiens wie ich noch nie mit einem Motorrad im Süden war. Ich habe Apulien kennengelernt. Das war eine interessante Begegnung, verliebt habe ich mich aber nicht in den Landstrich. Oh, ich muss tanken.

In einem Stück und ohne Pause: Venedig – Götham, 1.100 km, 13 Stunden.
Bild: Google Earth 2018

Dann ging es mit dem Schiff nach Kroatien. Das war aufregend, meine erste Fährüberfahrt mit einem eigenen Fahrzeug an Bord. Das Treffen mit Albrecht in Dubrovnik war definitiv ein Highlight der Reise. Schließlich die Fahrt von Kroatien aus mit einem Winzabstecher über Bosnien-Herzegowina nach Slowenien, und von dort wieder nach Italien. Unterwegs habe ich einige Eindrücke gesammelt, die ich hoffentlich nie vergessen werde. Die winzige Altstadt von Dubrovnik. Der alte Palast von Split. Die grandiose Küste von Kroatien. Die Plitvicer Seen. Die Höhle von Postojna. Und immer wieder Straßen, Straßen, Straßen, bei jedem Wetter.

Die ganze Reise. Drei Wochen, sechs Länder, 6.300 Kilometer.
Bild: Google Maps 2019

Was hat die Reise mit mir gemacht?

Nun, wie immer war es schön, drei Wochen ganz alleine zu sein. Auf mich allein gestellt und nur für mich selbst und das Motorrad verantwortlich. Die einzige Aufgabe war es, am Tag wohlbehalten von A nach B zu kommen (meist über C und D, aber das zählt nicht). Das macht den Kopf frei, in dem sonst die Arbeit haust.

Wie immer habe ich zugesehen, dass ich aus meiner Komfortzone herauskomme und Dinge tue, vor denen ich ein wenig Bammel habe. Das Rumkurven in Apulien gehörte ein wenig dazu, die Schiffsreise definitiv und das ich mich in Städte wie Dubrovnik oder Split gewagt habe ist auch nichts, was ich jeden Tag freiwillig machen würde.

Eine echte Herausforderung war das Wetter. Meine Fresse, war das heiß! Ich bin nicht sicher, ob es an der Hitze von oft weit über 30 Grad lag, das ich oft schnell kaputt war, oder ob es meine mangelnde Fitness war, die am Ende dafür gesorgt hat, das ich so oft so schnell mit meinen Kräften haushalten musste. Vermutlich eine Kombination aus Beidem.

Was bleibt? Unvergessliche Eindrücke aus der Basilikata, von Kroatien und Slowenien. Da will ich bestimmt später mal wieder hin.

Doch, das hat sich gelohnt, denke ich, als die Barocca das Ortsschild von Mumpfelhausen passiert. Kurz darauf steht die V-Strom in ihrem Hangar. Braves Motorrad, denke ich. Hast mich nicht im Stich gelassen.

Nicht nur wegen der Eindrücke hat sich das gelohnt, auch die Einkäufe sind sehr befriedigend.

6.373 Kilometer waren das am Ende. Nicht so viel wie ich dachte, ehrlich gesagt. Das lag aber auch am Wetter. Die Ruhetage in San Vincenzo waren einfach zu heiß, um etwas zu unternehmen. Eigentlich hätte ich statt der 10 Kilometer zum Strand dort auch jeden Tag bis zu 300 Kilometer fahren wollen. Naja, egal.

Das Wichtigste ist: Ich bin heil wieder angekommen. Keine Panne, kein Unfall.
Das ist gut.

Und eine Woche später trifft auch das Innenleben meiner TechAir-Jacke wieder ein, komplett geprüft und mit getauschten Steuerteilen. Aber immer noch müffelnd wie Sau.

Aber irgendwas ist ja immer.

~ Ende ~


Die ganze Motorradtour im Überblick:


11 Gedanken zu „Reisetagebuch 2018 (15): Der Weg nach Hause

  1. Silencer, vielen Dank für deine schönen Berichte. Die gefühlte Freiheit ist um einiges größer wenn man so eine Tour alleine unternimmt. Das beste Beispiel was passieren kann, wenn man nicht alleine reist, sehen wir an der Dubrovnik Episode. Beim lesen vom Treffen mit Albrecht, dachte ich mir, daß dir die Strapazen erspart geblieben wären, hättest du ihn nicht getroffen. Kann das sein?
    LIEBEn Gruß
    rudi rüpel

  2. @rrüpel…das war nur stundenweise.
    Warum sich mit “richtig” Fernreisenden vergleichen? Zum ersten kann man die einzeln abzählen, und eine Arbeitsstelle haben die vermutlich auch nicht noch dazu auszufüllen.
    Solch eine er(ge)füllte Rundtour in der Kürze der Zeit……deshalb die enge Taktung…..erstmal zu machen und das ohne professionelle Guidehilfe UND Leser – so einer wie ich – daran teilhaben zu lassen….alle Achtung.
    Freut mich auch ungemein, daß die Suzuki zuverlässig läuft, genau der Punkt, weshalb so was bei mir unter dem Popo ist.

  3. Danke für die lieben Kommentare!

    Rudi: Stimmt, alleine reisen ist schon Freiheit. Aber der Beinahe-Kollaps in Dubrovnik hatte nichts mit Albrecht zu tun. Das Programm hätte ich auch ohne ihn durchgezogen. Wäre er nicht dabei gewesen, hätte ich mir nur meine Limo selber holen müssen 🙂

    Zwerch: Danke für´s Mitreisen 😉

    Modnerd: Ah, Sarah Schachtner!

    Rüdiger: Merci!

    Albrecht:; Jat ja auch ein Experte empfohlen, die V-Strom. 😀

    SuseMoto: Dankesehr!

  4. Hei Silencer, ich weiß, ich meine auch nicht daß es was mit Albrecht zu tun hatte, es hat fast immer was mit einem selber zu tun. Wenn noch jemand dabei ist handele ich für den anderen irgendwie mit, weil ich mich auf ihn einlasse und merke dies in den Situationen nicht einmal, häufig dann in den Nachbetrachtungen. Zum Beispiel: wäre ich da angekommen mit Brackwasser im Bauch und ich hätte keine Verabredung gehabt, dann wäre ich zuerst mal zur Unterkunft, hätte auf meinen Bauch gehört und wäre dann später frisch und in Zivil durch die Stadt gestreift. Wenn ich allerdingst so wie du dort auf einen Freund hätte treffen können, auf den ich mich sehr freue, so wäre ohne Zweifel das komplette Programm genauso wie bei dir abgelaufen. Ich glaube ich wäre garnicht auf die Idee gekommen erst zum Hotel zu fahren. Egal ob mit oder ohne Bauchgrummeln. Ich glaube du weißt was ich meine.
    Danke und LIEBEn Gruß auch ans Wiesel
    rudi

  5. @Rudi: Ah, alles klar, ich verstehe was Du meinst. Du hast völlig recht mit diesem Gefühl des “mithandeln” für andere, das geht mir nämlich genauso und ist eines meiner Hauptprobleme, weshalb ich nicht mit anderen Fahre. Ich habe ständig im Kopf: Fahr nicht zu schnell/halt nicht so oft an/mach mehr Pausen… und weil sich die Gedanken um sowas drehen, kann ich nicht wirklich abschalten.

    In Dubrovnik war es tatsächlich anders. Hätte es die Möglichkeit gegeben, vorher den ganzen Kram in der Unterkunft abzuladen, hätte ich das auf jeden Fall gemacht. Ging leider nicht, Zimmer war erst später bezugsfertig. Wir waren ja recht früh da, so um 09:00 Uhr.

    Das Wiesel guckt grüßend zurück. Ich glaube, es will wissen ob Du Kekse hast.

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