Herr Silencer im März 2019
Mal ne Nacht im eigenen Bett wäre auch schön.
Wetter: Anfang des Monats sonnig und mit 6-12 Grad warm, nur vereinzelt bedeckt und Regen. Das changiert, bleibt aber im Wesentlichen so.
Lesen:
Ben Aaronovitch: Rivers of London [Kindle]
Peter Grant ist kurz vor dem Ende seiner Probezeit als Polizeibeamter in London. Eines Nachts passieren bei einem Einsatz komische Dinge, und kurz darauf wird er zu einer Spezialeinheit versetzt. Sein neuer Vorgesetzter erklärt ihm, dass er nun bei einer paranormalen Ermittlungseinheit arbeite und erstmal zaubern lernen müsse. Abgelenkt wird Grant durch die hübschen Töchter von Mutter Themse, den Flüssen von London. Letztlich kommt es aber doch zu einer Konfrontation mit Mr. Punch, der Personifizierung häuslicher Gewalt.
Tja, hört sich erstmal ganz interessant an, liest sich aber murksig. Das Buch strotzt vor netten Ideen, angefangen von den den sexy Personifizierungen der Flüsse von London über den kauzigen Chefinspektor Nightingale bis hin zum Antagonisten, der Leuten das Gesicht von Innen zertrümmert. Dummerweise werden die dramatischen Ereignisse um diese Ideen herum von einem Ich-Erzähler vorgetragen, der seiner Rolle zu keiner Zeit gerecht wird. Abgeklärt und im Duktus einer Bedienungsanleitung für Videorekorder wird die Geschichte erzählt. Sich durch diesen spannungsleeren und öden Brei zu quälen war eine Tortur. Deshalb habe ich auch drei Jahre bis zum Ende des Buchs gebraucht. Immerhin habe ich es bis zum Ende geschafft – an „Glass Book of the Dreameaters“ lese ich schon seit 11 Jahren.
Hören:
Lästerschwestern
Robin Blase und David Hain kommentieren die Youtub- und Influencerszene. Interessante Einblicke in ein Paralleuniversum, fast so gut wie eine Soap. Irgendwie erwische ich mich aber die ganze Zeit dabei zu denken, dass die vorkommenden Personen ja alle irgendwie nicht echt sind, so weit ist deren Lebenswirklichkeit und Szene entfernt.
Sehen:
Christopher Robin [Prime]
Auch die schönste Kindheit geht irgendwann vorbei, und Christopher Robin verlässt den 100Morgenwald und zieht nach London. Zurück bleiben seine alten Spielkameraden I-Ah, Tigger, Ru, Ferkel und natürlich der Bär von geringem Verstand, Winnie Puh. Jahre später ist Robin erwachsen und hat eine Familie, einen Job und viele Sorgen. Winnie macht sich auf, Freude und Glück zurück in das Herz seines alten Freundes zu bringen und den Heffalump aus ihm zu vertreiben.
Bei Disney wird gerade alles als Realverfilmung wieder aufgelegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. So auch „Winnie the Pooh, und das ist creepy as fuck.
Puh, Tigger, Ferkel und der andere Gedöns sehen aus, als wären sie gerade vom Friedhof der Kuscheltiere zurückgekehrt. Sie wirken real, was schon gruselig genug ist – sich bewegende Stofftiere sind nunmal nur eine Handbreit von Chucky, der Mörderpuppe entfernt. Gerade Puh wirkt dazu, als hätte er die Räude, und da er Knopfaugen hat, blinzelt er auch nicht. Und nun stellen wir uns einen zerfledderten Stoffbären vor, er mit kalten, toten Augen auf uns zugewankt kommt und mit der Stimme eines 100 Jahre alten Katastraten murmelt „Wir müssen spiiiiiielen… Spiiiiielen“. GRU-SEL-IG!!
Die Assoziation habe wohl nicht nur ich. Hier ist der „Puh Horrortrailer“:
Als Bleistiftzeichnung in den Büchern von A.A. Millne funktionierte Puh toll, als Zeichentrickfigur nur noch so mittel und in dieser Realverfilmung gar nicht mehr. Auch der Rest passt einfach nicht zusammen. Selbst gute Schauspieler wie Ewan McGregor, Hayley Atwell oder Mark Gatiss geben sich kaum Mühe und telefonieren ihre schlecht geschriebenen Rollen nur durch, und die Story ist das reinste Ärgernis. Natürlich hat Christopher Robin vor lauter Erwachsensein keinen Funken Freude im Leben, natürlich ist seine kulleräugige Tochter ständig enttäuscht von ihm und natürlich müssen die Stofftiere aus dem Jenseits ihm wieder die Lebensfreude zurückgeben. Klassisch Disney, die Geschichte könnte direkt so aus den 60ern gefallen sein. Ganz großer, anachronistischer Käse.
Performance, writing, CGI, Regie – jedes einzelne Teil von „Pooh“ ist schlecht, und in der Summe ergibt das einen so unterirdischen Film, das allenfalls Kiffer daran Freude haben werden, wenn die ihn völlig high als Horrorfilm gucken. „Pooh“ ist immer nur einen zusätzlichen Buchstaben vom Scheißbär entfernt gewesen, hier hat er die Grenze überschritten. Ich habe jede einzelne Minute von diesem Drecksfilm inbrünstig gehasst.
Captain Marvel [Kino]
Irgendwo auf einem fernen Planeten verhaut Jude Lawson die arme Brie Larson, natürlich zu ihrem eigenen Besten. Sie soll davon nämlich eine ganz dolle Heldenkriegerin werden. Bei einem Außeneinsatz geht dann aber was schief, und Larson fällt durch das Dach einer Videothek in die 90er Jahre von Los Angeles. Hier trifft sie auf Bösewichte mit dreiteiligen Polyesteranzügen und einen jungen Samuel L. Jackson. Gemeinsam finden sie raus, das die Heldenkriegerin eigentlich von der Erde kommt und eine wandelnde Neonreklame ist, die voll hell funkeln kann.
Ich mag gute Comicverfilmungen, ich mag Frauen in starken Rollen. Dieser Film ist und hat leider beides nicht. Was er hat, sind starke Nebenfiguren und einen coolen Samuel L. Jackson. Beide sind toll geschrieben und haben die besten Szenen im Film. Jacksons digitales Makeup ist dabei der Hammer, er sieht glatte 30 Jahre jünger aus und spielt seine Rolle mit sichtlicher Freude. Dieser junge Nick Fury hat bereits Erfahrungen als Spion, aber noch nicht allen Shit der Welt gesehen. Er ist noch kein Zyniker, sondern knuddelt gerne mal und bedroht Außerirdische mit einer geladenen Katze.
Leider kann der Rest des Films nicht mithalten. Die Story ist spannungsarm und schleppt sich durch die ersten zwei Drittel der Laufzeit, ohne dass es um etwas anderes ginge als eine McGuffinjagd. Brie Larsons Charakter wird als als kaum verwundbar und supermächtig eingeführt. Solche Charaktere, zu denen auch Superman gehört, haben generell ein Problem, denn sie sind langweilig. Bei ihnen geht es um nichts, man fiebert nicht mit ihnen mit. Diese Captain Marvel macht auch keine Heldenreise durch, bei der sie im Mittelteil eine echte Herausforderung hätte. Nein, sie sucht nur ihr Gedächtnis und trifft dabei auf Leute, die Dinge von ihr behaupten, die wir aber nie sehen. So beschreiben Nebenfiguren den Charakter als tolle Type und wamherzige Person, aber das wird nie gezeigt. Stattdessen bekommt Brie Larson vom Drehbuch nicht viel zu tun und nur grottige Dialoge, und so zieht sie sich die meiste Zeit darauf zurück, muffig oder selbstgefällig zu gucken.
Nun bietet Rummuffeln, selbstgefällig Gucken und ab und zu Funkeln und Leuchten keine abendfüllende Unterhaltung. Auch wenn das letzte Drittel durch eine Wendung in der Geschichte wieder etwas interessanter wird, so ist „Captain Marvel“ einer der schwächsten Filme des Marvel Universums.
The Umbrella Academy [Netflix]
Zur gleichen Zeit werden überall auf dem Planeten Kinder mit übernatürlichen Fähigkeiten geboren. Ein englischer Lordzausel adoptiert sieben von ihnen und bildet sie zu Verbrechensbekämpfern aus. Jahre später sind die Kinder erwachsen, und die Erwachsenen sind doof und normal. Da taucht plötzlich ein Mitglieder der Familie wieder auf, das vor Jahren verschütt gegangen ist. Im Schlepptau: Killerin Mary j. Blige. Die versucht mit aller Macht zu verhindern, dass jemand verhindert, dass die Welt untergeht.
Mit viel TamTam beworbene Eigenproduktion von Netflix. Offensichtlich großes Budget, was an Ellen Page in der Hauptrolle und einem gut gemachten CGI-Affen erkennbar ist. Ändert leider nichts daran, dass der dramaturgische Aufbau der Serie vollkommen für den Hintern ist. Man bekommt unsympathische bis egale Charaktere vorgesetzt, von denen man nichts weiß und von denen die Regie dennoch voraussetzt, dass einem ihr Schicksal am Herzen liegt. Tut es aber nicht, Bätsch. Erst gegen Ende der 10teiligen Staffel versteht man ungefähr worum es geht, aber in exakt dem Moment, in dem es spannend wird, ist die Serie vorbei. Das ganze ist also eine meeeeeeegalange Exposition – Zeitverschwendung, das zu gucken.
Damit reiht sich „Umbrella Academy“ in eine Vielzahl von Netflix-Produktionen ein, deren Idee interessant klingt und die hervorragend besetzt sind, die sich dann aber als unfassbar langweilig herausstellen, weil ein straighter zwei-Stunden-Film statt einer zehnstündiger Serie gereicht hätte.
Spielen:
Red Dead Redemption [XBOX One]
Die USA im Jahr 1907. Nach den Ereignissen von Read Dead Redemption II ist John Marston ehrbar geworden und hat sich mit Frau und Kind eine Existenz als Farmer aufgebaut. Acht Jahre später holt ihn seine Vergangenheit ein. Die Detektei Pinkerton spürt ihn auf, entführt seine Familie und stellt ihm ein Ultimatum: Das Leben von Abigail und Jack gegen die Köpfe seiner ehemaligen Kumpane Bill Williamson, Javier Cuella und Dutch van der Linde. Widerwillig zieht Marston los, um seine ehemaligen Outlaw-Kollegen zu jagen. Dabei gerät er in die Wirren der mexikanischen Revolution, die Arme einer schönen Rancherin und in die Mühlen der Justiz.
„Red Dead Redemption“ habe ich zuletzt 2010 gespielt und war beeindruckt. Das bin ich immer noch. Klar ist mittlerweile die Grafik etwas angestaubt, auch wenn sie auf der XBOX One in Full HD läuft. Was aber nicht vergeht ist die toll geschriebene Geschichte. Ebenfalls beeindruckend: Durch die Vorgschichte, die in Red Dead Redemption 2 erzählt wird, werden viele Plotholes in Teil 1 gefüllt und manche Dinge ergeben jetzt erst einen Sinn. Wüsste ich es nicht besser, ich würde denken, das war von Anfang an alles so geplant. Dabei ist es nur umsichtiges Writing. Teil zwei macht seinen Vorgänger also besser, und davor kann man nur den Hut ziehen.
Machen:
Eintrittskarten im Wert von 600 Euro gebucht, für den 04. April 2020. „Das verwunschene Kind“? Das ist platt falsch, das Kind ist verflucht.
Neues Spielzeug:
Ein Cabin Max Upgrade, den Metz XL.
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