Reisetagebuch Sardinien (9): Lustlos
Herbstreise nach Sardinien. Heute gibt es einen goldenen Morgen, goldene Dünen, eine Höhle durch die eine Landstraße führt und ich übernachte in der Küche eines Restaurants.
Freitag, 26. Oktober 2018. Agriturismo Cuaddus e Tellas
Eine Minute vor dem Weckerklingeln wache ich auf. Es ist still und ruhig. Nicht mal Grillen zirpen. Auch die Pferde auf der Weide sind nicht zu hören. Was ist denn da los? Ich werfe mir die Jacke über und trete vor die Tür meines Zimmers auf dem Bauernhof Cuaddus e Tellas.
Es ist kühl, und es ist früh. Der Morgen ist spektakulär. Die Sonne filtert durch die Wolken über dem Tafelgebirge wie in einem billigen Bibelfilm. In den Tälern steht Nebel. Sowas kenne ich nur von Kitschpostkarten aus der Toskana.
Der Zauber hält nur wenige Minuten, dann ist das Licht anders, der Moment vorbei.
Pietro kommt von einer der oberen Weiden, wo heute Morgen die Pferde grasen. “Möchtest Du einen Spaziergang machen?” fragt er. “Nein, ich möchte frühstücken”, sage ich. Einen Caffé Doppio und einen Keks später sitze ich am Steuer des Fiats und schaukele ihn aus dem Tor des Agriturismo hinaus und auf die Straße.
Jetzt will ich nachholen, wozu gestern die Zeit fehlte: Einen Besuch in der Nuraghe su Nuraxi, dem bekanntesten Steinbau auf Sardinien. Im Tickethäuschen wird mein Enthusiasmus dann aber schnell abgekühlt. Besuche sind nur mit Führung erlaubt, und die nächste beginnt in 25 Minuten und dauert dann über eine Stunde. Ich überlege kurz. Letztlich läuft es darauf hinaus, dass ich fast zwei Stunden opfern müsste – und das letztlich für einen zusammengfallenen Steinhaufen. Nein, das ist mir zu lange.
Ich schieße ein Foto durch den Zaun und setze mich wieder ins Auto.
Es geht nach Norden, wieder über kleine Bergstraßen, die über grüne Hügel blicken. Das ist ein schöner Anblick, und wie ich so auf Autopilot durch die Gegend fahre, bin ich tief entspannt. Dazu trägt auch bei, dass die Schmerzen im Bein, die mir gestern solche Sorgen gemacht haben, verschwunden sind. Vielleicht habe ich wirklich zu lange hinterm Steuer gesessen und zu wenig getrunken und mir deshalb ein Blutgerinnselchen gefangen. Vielleicht hat das Aspirin dagegen geholfen. Vielleicht war es auch was ganz anderes, auf jeden Fall ist jetzt wieder alles in Ordnung. Das ist gut.
In der Nähe des Ortes Paulilatino gucke ich mir das Santuario Nuragico di San Cristina an. Hier gibt es alte Nuraghenreste und einen Brunnen. Keinen normalen Brunnen, sondern ein Brunnenheiligtum. Über dem Wasser des Brunnens, so waren sich die Menschen sicher, schwebte eine Gottheit. Entstanden ist der Brunnen in der Bronzezeit, rund 1.200 v.Chr. Die Symetrie des Brunnens ist beeindruckend. Das hier wirkt eher wie aus einem Science Fiction Film denn ein 3.500 Jahre altes Bauwerk. Ist der Treppenbau vielleicht neueren Datum? Nein, meinen aufgestellte und mit blecherner Stimme sprechende Infostände, das sei alles original. Ich bin beeindruckt, auch, wenn ich die Gottheit nicht sehe.
Der Rest des Parks ist nur so mittelspannend. Ich marschiere etwas lustlos durch Olivenhaine und gucke mir ein paar Nuraghenüberreste an, finde das aber in Summe nicht wirklich interessant und kehre bald darauf zum Auto zurück.
Weiter geht es an nach Westen, an die Küste. Etwas unterhalb von Alghero, wo ich vor zwei Tagen ins Landesinnere abgebogen bin. Hier ist Archittu, bekannt für seinen Arco. Das ist ein großer, elegant geschwungener und natürlich entstandener Steinbogen.
Ein breit ausgebauter Weg führt von einem Parkplatz bis zu einer idealen Fotoposition. Das ist auch der Grund, weshalb alle Bilder vom Archo di Archittu gleich aussehen: Die Besucher latschen bis zum Photopoint, machen einen Selfie und eiern wieder zurück zum Parkplatz. So mache ich es auch.
Der Floh braucht Benzin. An einer Tamoiltankstelle stelle ich mich der Herausforderung Tankomat. Diese Automatentankstellen in Italien sind meist die Hölle, weil man die ohne Debitkarte nicht vernünftig nutzen kann. Immerhin: Der hier nimmt tatsächlich Kreditkarten. Trotzdem mache ich mich zum Horst, denn die Zapfpistole schlägt nicht ab, und der Tank des Fiat sprudelt über. Scheisse.
Auf einer Landzunge eine Stunde weiter Südlich liegt Tharros, ein Grabungsgebiet. Bis dahin ist es eine nette kleine Wanderung in der Mittagssonne. Die Temperaturen sind human, um die 24 Grad. Aber es ist ja auch schon Ende Oktober, fast November. Ich wandere zu einem alten Wachturm hinauf, der das Capo San Marco überblickt.
Die Ruinen im archäologischen Grabungsfeld kosten Eintritt, aber den zu bezahlen habe ich keine Lust. Aber vom alten Wachturm aus kann man das Grabungsfeld komplett einsehen. Verpassen tue ich da nichts.
Am Rand eine Parkplatzes schlinge ich ein Tabouleh herunter, das ich schon seit zwei Tagen im Kofferraum spazieren fahre, und hoffe, dass das noch nicht obergärig war.
Die Stadt Oristano lasse ich links liegen. Schon in der Peripherie knäult sich der Verkehr, darauf habe ich keine Lust. Ich fahre lieber weiter übers Land, was hier grün und bergig ist.
Eine halbe Stunde die Küste runter liegt schon meine heutige Unterkunft, in einem Gebiet namens “Goldene Dünen”. Ein Blick auf die Satellitenaufnahmen zeigt, warum. An dieser Stelle gib es einen sehr breite und schönen Strandabschnitt.
Da hinzukommen ist nicht einfach, nur eine Schotterstraße führt zu den Dünen. Das Teile des Weges wohl neulich bei den Unwettern weggeschwommen sind, macht die Sache nicht einfacher. Vorsichtig und im Schrittempo steuere ich den Floh durch Tiefe Auswaschungen und Schlaglöcher.
Dann endet die Schotterstrecke an einem noch grindigerem Feldweg, der sich den Berg hinabschraubt. Ich halte an. Eigentlich bin ich mir sehr sicher, mich nicht verfahren zu haben – aber dieser Weg hier, das kann doch unmöglich richtig sein, oder? Ich halte an und blicke mich um. Nein, das muss der richtige Weg sein. Sehr langsam lasse ich den Fiat den steilen und verdrehten Weg hinabklettern. Es kommt auf den Bildern nicht rüber, weil die VIRB-Kamera wegen Fischaugenoptik und Niveauregulierung nicht wiedergeben kann, wie eng und steil der Weg ist, aber er IST schmal und hat an manchen Stellen ein solches Gefälle, dass ich fast fürchte, dass mir die Kiste auf dem lockeren Schotter wegrutscht.
Ich bin froh, als plötzlich der Weg wieder gerade wird und Asphalt anfängt. Ich habe mich nicht verfahren, ich bin wirklich angekommen. Die Straße führt in ein kleines Wäldchen. Hier sind Carports mit einem leichten Sonnenschutz. Ich parke den staubbedeckten Fiat und gehe zu Fuß weiter. Irre ich mich, oder guckt der Cinquecento gerade böse? Das Recht dazu hätte er, der Weg gerade war eine Zumutung.
Aber kleine Fiats kommen nun mal überall hin, und manchmal gehört halt auch sowas dazu. Ich mag die kleinen Kisten wirklich. In der Stadt sind sie ohnehin unschlagbar, und das italienische Bauern die nutzen um auf ihre Bergweiden zu fahren, sagt einiges über das Fahrwerk und die Haltbarkeit kleiner Fiats aus. Wenn ich die Wahl zwischen einem Fiat 500 und etwas anderem wie, sagen wir mal einem SUV, hätte, ich würde jederzeit den Kleinstwagen wählen.
Etwas weiter öffnet sich das Wäldchen, und nun liegt unter und vor mir das Meer und rechts ein Gebäude, das wie eine Strandbar aussieht.
Ein junger Mann mit Hornbrille und Haarreif im Lockenhaar guckt mich leicht verpeilt an, als ich die Rezeption betrete. “Ach du bist es”, sagt er näselnd. “Ich hatte dir eine Whatsapp geschickt, wann du ankommst”. “Nicht angekommen”, sage ich. “Wieso, Du bist doch hier”, sagt er. “Ich meine, die Whatsapp ist nicht angekommen”, sage ich. “Ach so”, sagt er. Dann schweigt er und guckt einen langen Moment an meinem linken Ohr vorbei, was mich irritiert.
Dann fällt ihm wieder ein, warum wir hier sind und sagt “Macht ja nix, ich fotografier nur schnell deinen Ausweis”. Spricht´s und sieht sich irritiert um. Dann klopft er alle Taschen seine Short ab und rennt einige Runden im Kreis durch die Stranbar. Oh, das klassische Ritual des verlegten Handys.
Der junge Mann watschelt durch den Gastraum, mal auf diesen Tisch guckend, mal hinter jene Topfpflanze spähend. Am Ende stellt sich heraus, dass das Handy, das er suchte, direkt vor seiner Nase auf der Rezeption lag.
Er macht ein Bild meines Personalausweises, dann nimmt er einen Schlüssel und führt mich zu einer Reihe von kleinen Hütten. Jeder Minibungalow hat ein Zimmer mit einem Doppelbett, einer winzigen Terrasse und: Einer grandiosen Aussicht über die Küste. Der Bungalow liegt auf einem sandbedeckten Berg, von dem aus sich Dünen bis zum Meer ziehen. Sonnenschein, blauer Himmel, Sand, Meer, keine menschlichen Bauten am Wasser außer einem alten Nuraghenwachturm auf einer Klippe. Ich stehe vor dem Bungalow und versuche dieses Bild tief in mich aufzusaugen, bevor es mich überwältigt.
Wenig später laufe ich durch die Dünen. Der Abstieg ist beschwerlich, denn die Küste fällt hier steil ab und geht in einen fast einen Kilometer breiten Strand über. Den Abhang hinab gibt es einen schmalen Brettersteg, der sich nicht gerade vertrauenswürdig unter meinen Schritten durchbiegt, und weiter unten liegen Gummimatten im Sand.
Der Strand ist fast einen Kilometer breit, und bei jedem Schritt sinken meine Füße tief im Sand ein.Die Fortbewegung ist anstrengend.
Am Wasser angekommen stelle ich fest, das der Boden direkt an der Wasserlinie steil abfällt. Innerhalb eines Meters steigt die Wassertiefe von “Knöcheltief” zu “Ich kann nicht mehr stehen”. Außerdem ist der Wellengang riesig. Nein, zu gefährlich. Wenn man hier ins Wasser geht, zieht einen die Strömung sofort raus. Also nichts mit Baden. Der Versuch, mich einfach an den Strand zu legen und die Sonne zu genießen, ist aber auch nicht von Erfolg gekrönt. Der Wind weht Sandkörner in Bodenhöhe umher, und nach kurzer Zeit fühle ich mich erst paniert, dann gesandstrahlt.
Hm. Peeling, ist gut für die Haut. Aber ungemütlich. Nach kurzer Zeit packe ich meine Sachen und stapfe zurück über den Strand und den Berg hinauf. An der Hütte angekommen lasse ich mich in die Sonnenliege fallen und blicke über die Sandküste. Die Sonne geht bereits unter, und jetzt macht die Landschaft ihrem Namen alle Ehre. Sabbioni d´Oro, “goldene Dünen”.
Samstag, 27. Oktober 2018
Ich bin lange vor dem Weckerklingeln wach. Warum höre ich das Rauschen des Meeres nicht mehr? Ich schiebe den Vorhang vor der Glastür des Strandhäusschens weg. Von hoch oben blicke ich über eine Dünenlandschaft. Doch, das Meer ist noch da. Vielleicht hat der Wind gedreht. Ich lege mich nochmal hin, einschlafen kann ich aber nicht mehr.
Ich bin der einzige Gast, und zwei freundliche Damen sind extra wegen mit hier rausgekommen und haben mir eines dieser italienischen Cargo-Frühstücke hingestellt, mit einem Klotz Käse und Frühstücksschinken, der eigentlich zum Braten gedacht ist, aber hier so rumliegt. Sie sind fast enttäuscht, dass ich es bei einem Cornetto und einem Caffé Doppio belasse. Mehr brauche ich aber auch nicht. Caffé, und diese Aussicht zum Frühstück. Wahnsinn.
Nach dem Frühstück suche ich meine sieben Sachen zusammen, dann geht es auch schon los. Nebel hängt in dem Wald, in dem der Fiat noch unter seinem Sonnenschutz steht. Er ist feucht vom Tau der Nacht.
Abenteuer Strandstrasse, jetzt muss sich der Cinquecento aber den kaputten Weg wieder hochquälen. Im Gegenlicht ist jetzt deutlich zu sehen, wie wellig und tief die Schlaglöcher sind. Der Fiat ächzt und rumpelt, aber irgendwann hat er wieder Asphalt unter den Rädern.
Die Sonne lacht, aber nicht lange. Als ich von der Küste ins Landesinnere steuere, zieht es sich zu. Immer mehr, bis es am Ende so neblig und dunkel ist, das ich die Sonnenbrille absetzen und die Scheinwerfer des Fiat einschalten muss.
Vor unerwartete Probleme stellt mich das Kaff Guspini, in dessen engen Gassen ich mich gehörig verfahre:
Neben dem Gassenwirrwarr ist auch Samstag und damit Markttag. Überall sind Senioren mit uralten Autos und im Schrittempo unterwegs. Den Vogel ab schießt ein bestimmt 30 Jahre alter Fiat Punto, dessen Elektrik so hinüber ist, dass der linke Blinker angeht wenn der Fahrer bremst. Dafür flackern die Bremslichter wenn er blinkt. Ich bin froh, als ich endlich einen Ausweg aus dem Kaff finde, auch wenn die Straße steil in die Berge führt.
Die Bergstraße hat, abgesehen davon, dass sie von Giuspini wegführt, noch einen weiteren Vorteil. Der Nebel bleibt zurück, und bald blicke ich aus 500 Metern Höhe von oben auf die dichte Nebeldecke, während mich wieder die Sonne anstrahlt. Scheinwerfer aus, Sonnenbrille wieder auf.
Fast zwei Stunden lang geht es nun über enge Bergstraßen. Fenster runter, Podcast hören, und fahren fahren fahren. Herrlich.
Bei der Stadt Iglesias komme ich wieder aus den Bergen raus, die hier ganz angeknabbert sind. Dieser Teil der Insel ist bekannt für Raubbau. Sardinien wurde immer wieder besetzt um ausgeplündert zu werden, zuerst von den Römern, die die Bäume holten, später von den Italienern, die das Eisen hier abbauten, dann von den Faschisten, die die Kohle wollten. Ich merke, dass ich heute wenig Lust auf irgendwas habe. Iglesias gucke ich mir daher nicht an, sondern fahre weiter nach Domusnovas.
Die Straße endet an einem Parkplatz. Das heisst, eigentlich nicht – mit auf der Straße steht ein Eisengitter, und davor parken ein paar Autos. Die Straße selbst verschwindet in einer Spalte in einer senkrechten Felswand.
Ich stelle den Fiat ab und checke die Lage. Auf dem Parkplatz machen sich ein paar Bergsteiger für den Einstieg in die Wand bereit. Auf dem Gitter steht “Baustelle” und “Betreten verboten”. Dahinter verschwindet die Straße in der Felsspalte, die mehr nach Höhle und weniger nach Tunnel aussieht. Ich grinse schief. Genau mein Ding.
Das Gitter sperrt die Straße nur halbherzig ab, an der Seite ist eine große Lücke. Wenn die wirklich wollten, dass hier niemand reinkommt, gäbe es die Lücke nicht, oder? Ich schiebe mich hindurch und lauf in den Höhleneingang hinein. Nahtlos führt die Straße hier weiter, sogar noch hier und da von Markierungsleuchten erhellt. Es handelt sich tatsächlich um eine Höhle, eine echte Tropfsteinhöhle, durch die die Landstraße führt.
Hier und da gibt es sogar Scheinwerfer, die die Wände und die Decke illuminieren. Und sogar Videokameras hängen hier noch.
Aber stellenweise ist die Beleuchtung über hunderte Meter ausgefallen. Dann bin ich froh über die kleine Winkellampe, die am Schulterriemen hängt. Meist habe ich die auf Schwach eingestellt. Das reicht aus damit der radfahrende Rentner, der unvermittelt aus dem Dunkel auftaucht, nicht mit mir kollidiert. An manchen stellen möchte ich mir aber die Höhlenwände ansehen, dann schalte ich die Lampe hoch. Bis zu 800 Lumen produziert das kleine Ding dann für kurze Zeit und strahlt damit so hell wie ein Handscheinwerfer.
Nach zwanzig Minuten im Dunkel erreiche ich das Ende der Höhle, kehre um und wandere zurück.
Eine halbe Stunde von der Höhle-mit-Straße liegt Carbonia, die Kohlestadt. Eine künstliche Planstadt, von den Fachisten für die Kohlebergleute gebaut. Ich halte auf dem Parkplatz des berühmten Kohlebergbaumuseums, steige aus und gehe auf den Eingang zu.
Vor dem Museum bleibe ich stehen, und stelle fest: Ich habe überhaupt keine Lust darauf, jetzt etwas über Kohlebergbau zu lernen oder sogar in den Berg einzufahren. Soll ich mich trotzdem da durchquälen? Die Gelegenheit kommt vielleicht nie wieder.
Ach, egal. Ich drehe um und steige wieder in den Fiat. Statt Bildung fahre ich zu Conad und kaufe mir ein in Plastik eingeschweißtes Sandwich. Hm, wo möchte ich das mal essen? Ah, da im Hafen von Calasetta, am Nordende der Halbinsel San Antiocha. Gesagt, getan.
Ich sitze am Wasser, beobachte einen Seehund und lasse mir den Wind um die Nase wehen. Dann fahre ich nach Portoscusa. Das hatte ich für ein lauschiges Hafenstädtchen gehalten, aber der Weg dahin führt durch eine endlose Abfolge vor sich hinrostender Industrieanlagen.
Meine heutige Unterkunft war früher mal ein Restaurant, bis es die Betreiber innerhalb ihrer Familie verkauft und die neuen Besitzer es zu einer Wohnung umgebaut haben.
Der ehemalige Gästeraum ist nun eine Wohnlandschaft mit fantastisch viel Platz und großen Fenstern. Es ist aber immer noch zu erkennen, dass das hier mal ein Restaurant war, und deshalb fühlt sich alles ganz komisch an. Mein Schlafzimmer war früher mal Teil der Küche, und ist nun ein toll renovierter und barrierefreier Raum mit einem kreisrunden Bullaugenfenster im Bad.
Unter dem Restaurant ist immer noch ein Restaurant, aber davon höre ich nichts. Und obwohl Samstag ist, hält sich auch der Giro der Italiener in Grenzen. Portoscusa ist ziemlich tot. Die Einheimischen gehen noch Einkäufen nach oder sitzen vor den Kirchen, zerstreuen sich aber schnell, als es dunkel wird. Ich kaufe mir ein Stück Pizza in einer Bäckerei und schlendere durch den Ort bis es dunkel wird.
Es ist Samstag, und eigentlich Zeit für Corso und Party am Hafen. Wider erwarten ist aber wenig los. Einige Einheimische flanieren über die Hafenpromenade, im Imbiss vor dem Haus spielen ein paar alte Männer Karten, aber recht schnell ist der Ofen aus und ich höre aus meinem Schlafzimmer nur noch das Meer und die Glocken der Bojen im Hafen.
Die besuchten Orte bislang. Die der vergangenen zwei Tage in lila und grau.
Lesen Sie am nächsten Samstag: Au Vaia!
Die Reise bisher:
Ein Gedanke zu „Reisetagebuch Sardinien (9): Lustlos“
Ah, Carbonia ist also das sardinische Wolfsburg.