Heute vor zehn Jahren rauchte ich meine letzte Zigarette. Das es meine letzte Kippe sein würde, wusste ich in dem Moment aber nicht. Ich hatte nicht vor aufzuhören. Klar, irgendwann – wie jeder Raucher – aber noch nicht heute.
Dann sah ich das Video „Nichtraucher in 5 Stunden“. In dem sehr unaufgeregt die Funktionsweise der Nikotinsucht erklärt wird. Nach dem Video dachte ich mir: Ach, guck an. So geht das also, deshalb rauche ich. Na, wenn das SO funktioniert, dann ist mir jetzt klar warum ich wie fühle. Und Zack, ab dem Abend am 02. Juni 2009 habe ich nie wieder geraucht.
Quasi die Mechanismen der Sucht verstanden und ihr einen Stock zwischen die Speichen gesteckt, und von Jetzt auf Gleich war es vorbei.
In den ersten Tagen war ich mir noch unsicher. Wenn ich gefragt wurde, ob ich nicht mehr rauche, dann habe ich immer gesagt „Nein, HEUTE rauche ich mal nicht“.
HEUTE war überschaubar. Das setzte mich selbst nicht so unter Druck. Immerhin hatte ich – wie lange? Dreizehn Jahre? Mit zunehmender Intensität geraucht. Zuletzt hielt ein Päckchen Tabak nur noch zwei Tage, was 30 bis 35 Zigaretten pro Tag entspricht. Außerdem rauchte meinte Freundin und auch praktisch jeder meiner Arbeitskollegen. Wenn ich stolz verkündete jetzt nie wieder zu rauchen, wäre Häme im Fall eines Rückfalls sicher. Nein, so hoch wollte ich das Ziel gar nicht hängen. Aber nur HEUTE nicht zu rauchen, das würde ich hinbekommen.
Klar gab es am Anfang Japp auf eine Zigarette. Besonders in Situationen, die mit einer Kippe fest im Hirn verdrahtet waren – Kaffeetrinken, zum Beispiel. Zum Kaffee gehörte die Zigarette. Aber da ich verstanden hatte, dass diese Verdrahtung sich auch wieder lösen ließ, setzte ich mental den Seitenschneider an.
Geholfen haben mir Apps, die ganz simpel mitzählen wie lange ich nicht mehr rauchte, wieviele Zigaretten ich nicht geraucht habe und wieviel Geld ich dadurch gespart habe. Da guckte ich zwischendurch immer wieder drauf. Es machte mich stolz, schon so weit gekommen zu sein, und zugleich machte es mir bewusst, dass die Uhr wieder bei Null anfangen würde, würde ich rückfällig.
Eine der Apps läuft heute noch. Laut der habe ich rund 127.000 Zigaretten nicht geraucht und damit den Gegenwert eines Kleinwagens für 20.000 Euro gespart – mit 2009er Zigarettenpreisen, wohlgemerkt. Bis das Risiko für Lungenkrebs wieder auf dem Niveau ist, als hätte ich nie geraucht, wird es aber nochmal 10 Jahre dauern.
Rückfällig wurde ich nie. Nicht mal in Versuchung kam ich. Denn von vornherein war klar, dass ich wirklich nie wieder eine Zigarette würde anfassen dürfen. Auch nicht „mal eine auf ner Party“ oder so. Als ich aufhörte, hatte ich schon Schmerzen in der Brust und chronischen Husten und eine Mordsangst, schon bleibende Schäden zu haben. Hatte ich zum Glück nicht.
Dafür war ich genauso dankbar wie für die neugewonnene Lebensqualität. Mein Geruchssinn kam zurück, ich hatte mehr Energie, dafür keine Krämpfe mehr in den Füßen. Zugenommen habe ich übrigens nicht.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine regelrechte Sorge, doch versehentlich wieder zu rauchen. Noch Jahre später träumte ich davon, dass mich jemand ansprach nach dem Motto „Ich dachte, Du rauchst nicht mehr?“ und ich guckte dann irritiert und sagte „Tue ich doch auch nicht“ – und in dem Moment sah ich die Zigarette in meiner Hand und wusste, ich war rückfällig geworden. Aber das blieben immer wirre Albträume.
Vor 10 Jahren wurde noch überall geraucht, selbst in der Bahn und in Restaurants. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Möchte man aber auch nicht. Unmittelbar nach mir haben erst Freundin, dann fast das ganze Kollegium aufgehört zu rauchen. Es musste nur erstmal jemand ausprobieren und vormachen.
Gut, das die Raucherzeiten vorbei sind.
Ich bin auch immer wieder froh, dass ich nicht mehr rauche und dass die Zeiten, wo vielerorts noch geraucht werden konnte, vorbei sind. Bei mir war es das Singen im Chor, bei dem ich merkte, als ich es ernster zu nehmen begann, dass es sich nicht gut mit Rauchen vertrug. Erstaunlicherweise habe ich dann ziemlich zufällig und ohne konkrete Entscheidung aufgehört – und das, obwohl ich zeitweise bei einem knappen Päckchen am Tag war und selbst bei Schnupfen und Husten rauchte, obwohl es eigentlich unangenehm war. Es wurde einfach immer weniger und hörte dann auf – an meisten habe ich es, wie du, auch in spezifischen Situationen vermisst, Kaffee und Zigarette gehörte auch zusammen. Ein paar Jahre war ich dann in der Lage, bei Feten und ähnlichen Anlässen 1-2 Kippen zu rauchen, ohne wieder anzufangen – bis ich feststellte, es schmeckte mir nicht mehr, und ich fühlte mich nicht gut damit. Da habe ich es dann auch zu solchen Gelegenheiten sein lassen.
LikeGefällt 1 Person
Hochachtungsvolle Glückwünsche!
LikeLike
Glückwünsche auch von mir! Die Ersparnisse gehen irgendwie in Reisen, oder? Was ja sehr gut ist.
LikeLike
Wow, 10 Jahre ist das schon her!
Ich erinnere mich noch, wie trafen uns kurz danach auf einer Hochzeit und du erzähltest ganz stolz, das du seit X Tagen nicht mehr rauchst und ich sagte sowas wie „Ach ja, stimmt, jetzt wo du es sagst, du stinkst gar nicht mehr!“ 😎
Weiter so muss man ja inzwischen wohl nicht mehr sagen.
LikeGefällt 1 Person
Herzlichen Glückwunsch! Das ist wirklich Grund zur Freude. Ich hab ein halbes Jahr früher aufgehört – nach 22 Jahren als Raucherin und hatte übrigens tatsächlich ähnliche Träume in den ersten Jahren.
LikeGefällt 1 Person
Da freut man sich doch, dass es statt dem schleichenden Tod hier regelmäßig spannende Reiseberichte (und andere unterhaltsame Geschichten) zu lesen gibt…irgendwo „muss“ das gesparte Geld ja hin.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser (richtigen) Entscheidung und Gratulation zu so viel Willensstärke (wahrscheinlich besonders in den ersten Wochen / Monaten)
LikeGefällt 1 Person
Danke an alle! Ich freu mich, dass ihr Euch mitfreut.
Modnerd: Hast Recht, das gesparte Geld wird sinnvoller investiert 🙂
La Zimt: Ja, die Hochzeit ist mir in guter Erinnerung. Ich dachte, das würde eine große Herausforderung -. und war dann ganz easy.
Katja: Ebenfalls Lob, Respekt & Anerkennung!
Stephan: So ist es, das gesparte Geld muss wohin 🙂
LikeLike
Klasse und weiter so!
Mir hat damals „Endlich Nichtraucher“ die Augen geöffnet und es im Kopf „Klick“ machen lassen. 😉
LikeGefällt 1 Person
Ja, das Buch ist super, das und Teil 2 habe ich dann auch gelesen. „Nichtraucher in 5 Stunden“ ist im Prinzip auch die Allan Carr-Methode, aber als Video. Beide machen „Klick“ im Kopf.
LikeLike
Gratulation! Nichtrauchen ist echte Lebensqualität.
LikeGefällt 1 Person