Die dicke Agathe 2019
Elf Monate im Jahr steht der große Blumentopf im Weg. Den hat der Vormieter hier zurückgelassen. Was über seinen Rand hängt (des Blumentopfes, nicht des Vormieters), sieht unansehnlich aus: Knotige, fleischige Auswüchse hängen wie rheumatöse Finger schlapp herunter. Farblich erinnert dieses Gekröse an einen Smoothie aus Erbsen und Blattspinat, den jemand drei Wochen im Kühlschrank vergessen hat. Kein schöner Anblick also.
Ich habe das augenbeleidigende Grünzeug Agathe getauft und weil sie so groß ist, ist es eben die dicke Agathe. Ich habe sie bislang nicht entsorgt, denn ein Mal im Jahr sieht das hässliche Gewächs plötzlich so aus: Wie ein wunderschöner, knallbunter Wasserfall aus exotischen Blüten!
Die Haustiere lieben Agathe in dem Zustand.
Bleibt die Frage: Woher weiß so ein Weihnachtskaktus wann Weihnachten ist?
4 Gedanken zu „Die dicke Agathe 2019“
Ihm erscheint ein Engel? Im Traum?
Agathe liebt dich und zieht sich jedes Jahr zu Weihnachten ihr schönstes Kleid für dich an.
Du wirst sie auch 2020 bitte NICHT entsorgen.
Das Geheimnis des Weihnachtskaktus ist sein Wurzelballen – in ihm sind alle nötigen Informationen gespeichert, die ihn exakt am 24. Dezember um 12 Uhr mittags zum Erblühen bringen. Durch irritierende Einflüsse unserer Zivilisation gehen manche Knollenuhren falsch, zumeist laufen sie vor, sodaß manche Exemplare bereits um den 10. Dezember herum ihre LEDs anknipsen. Mittlerweile sind durch die Evolution so gut wie alle Pflanzen dieser Art GPSsensibel geworden: bekanntermaßen blühen sie seit etwa 20 Jahren in Australien, Neuseeland, um Kap Hoorn und auf Feuerland um den 15. Juni herum. Andere Spekulationen schreiben dies dem Umstand zu, daß das frühe Wachstum der Blüten dadurch angeregt wird, weil die Blattstengel auf der südlichen Halbkugel ständig nach unten, also in Richtung der Antarktis hängen.
Aber Agathe liebt Dich, da gehe ich mit zwerch konform. Sie hat selten viele Blüten und das rosa ist eine Wucht. In Ösiland sind sie eher morgenrot; das hat jedoch damit zu tun, daß die Ösis eine selten ausgeschlafene Spezies ist und einen großen Anteil an keltischen Vorfahren aufweist, die oft rothaarig waren.
OK, das sind doch schöne Gedanken. Agathe träumt das ganze Jahr vor sich hin (im Gegensatz zu den stets ausgeschlafenen Pendants im Ö-Land), dann erscheint ihr ein Engel und DANN fällt ihr ein, dass sie sich für mich schön machen könnte. So muss es sein!