Einen Monat ohne (3): Transportprobleme

Wie ist das eigentlich, wenn die individuelle Mobilität zur Selbstverständlichkeit geworden ist, dann aber plötzlich wegfällt? Dank eines Fahrverbots habe ich einen Monat lang die Gelegenheit das auszuprobieren.

Der Bus um 07:13 Uhr ist noch angenehm leer, die Straßen auch. Gefühlt 90 Prozent aller Menschen sind noch im Winterurlaub.

Heute ist der erste Tag des Fahrverbots, falls alles geklappt hat und mein Führerschein in Gütersloh angekommen ist. Passend dazu: Heute die erste reguläre Fahrt mit dem Bus.

Vom Dorf bis mitten in die Innenstadt, von da sind es dann noch einmal 15 Minuten zu Fuß bis zur Arbeit. Kleiner Unterschied zum normalen „Ich rolle aus dem Bett, falle an der Dusche vorbei und bin 8 Minuten später am Schreibtisch.“ Aber gut, habe ich morgens gleich mal Bewegung.

Fahrradfahren ist übrigens gerade nicht meine bevorzugte Option, Elektrodienstrad hin oder her. Es regnet, und zwischen Dorf und Stadt liegt ein Bergrücken mit steilen Flanken und unbefestigten Waldwegen, die bei dem Wetter zu Schlammpisten werden.

Unvermittelt tut sich ein neues Problem auf. Ein Baumarkt hat sich dazu herabgelassen, endlich die Magnettafel zu liefern, die ich Anfang Dezember bestellt habe. Die ist nicht schwer, aber sperrig. Dazu kommen noch die Bodenmatten, die ich gestern gekauft habe.

Sonst denke ich nie darüber nach, wie ich solchen Kram transportieren kann – einfach in den Kofferraum schmeißen und gut is. Jetzt muss ich mir tatsächlich Gedanken machen, wie ich das transportiert bekomme. Kriege ich die Teile im Bus mitgenommen? Auf ein Mal ganz bestimmt nicht.

Unvermittelt tut sich auch dafür eine Lösung auf, ein Arbeitskollege wird mir die Sachen am Wochenende vorbeibringen. Sehr schön.

Unschön: Zukünftig muss ich darauf achten, keine sperrigen Gegenstände mehr zur Arbeit zu bestellen. Obwohl… Nach Hause geht ja auch nicht. Da ist ja nie jemand, und wenn eine Zustellung auf dem Dorf nicht möglich ist, werden die Pakete zur Zentralpost am Hauptbahnhof gebracht und müssen dort abgeholt werden. Eine Packstation gibt es auf dem Dorf auch nicht. Die einzige Lösung wäre: Sperrige Sachen so bestellen, dass sie Samstags ankommen.

Das ist eine interessante Erkenntnis: Ich dachte immer, Onlinebestellungen seien super für Leute ohne Auto. Wenn man aber berufstätig ist, sieht das schon ganz anders aus. Hatte ich mir nie Gedanken drum gemacht, aber tatsächlich hat Mobilität auch Auswirkungen darauf, was und wie man online bestellen kann.

Kategorien: Ganz Kurz | 10 Kommentare

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10 Gedanken zu „Einen Monat ohne (3): Transportprobleme

  1. Ist ja wirklich nur bedingt lustig, für viele ist das Alltag, weil sie sich kein Auto leisten können. Man stelle sich noch Kinder dazwischen vor, die regulär sicher zur Schule o.ä. kommen, aber kaum ist ein Arztbesuch fällig, wird’s noch blöder. Ich hatte auch mal (1 Jahr) einen Job, wo ich nicht aufs Auto angewiesen war. Da bin ich tatsächlich mit der S Bahn gefahren. Aber zu Hause dann doch für die täglichen Besorgungen in das Auto gehüpft. Da ich auch 15min zur S Bahn laufen musste, hab ich später das Auto dort in der Nähe geparkt, um nachmittags nicht (noch einmal) so viel Zeit zu verlieren, musste/wollte! mich schließlich alleinerziehend um meinen Sohn kümmern. Und das in Berlin, keine anständig funktionierenden, teils nicht mal vorhandenen öffentliche Verkehrsmittel.
    Ich bin gespannt, wie es bei dir weiter geht, bleib tapfer! Viele Grüße Miki

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  2. Vielleicht darf ich mich ja b ei dir auch über einen Menschentyp aufregen: die „Immer-nur-mit-Fahrer“! Sie haben aus Öko-Gründen (vorgeschoben!) keines anschaffen und dann immer bei denen, die für ihr Auto aufkommen müssen, „mal eben mitfahren“. Egal ob es grad passt „du hast doch ein Auto“. Von jeder Geburtstagsparty gratis und besoffen nach Hause kommen. So macht man das, einfach reinsetzen und fahren lassen. Wäre das abwechselnd; alles klar! Aber „Hat-kein-Auto“ ist ja geschützt. Auf so einem Um- Bogen hatte ich dann einen 10.000€ Wildunfall. Ja, SIE hat das Schwein ja nicht bestellt! Stand ich nachts da, musste teuer Leihwagen (mein Privatauto war im Arbeitsvertrag verbastelt) fahren. „Fahr doch öffentlich“! Gab noch mehr Storys, aber diejenige hat sich später gewundert, dass mein Liebster und ich immer mit nem Smart kamen :-P. Nun jam, war nicht das einzige Thema, nachdem ich ihr (mit fast 50!) mal ordentlich die Meinung geblasen habe (damit sich was ändert) hat sie den Kontakt abgebrochen. War meine Schwester.
    Kenne aber noch mehr Menschen diesen Typs, immer Vorsicht! Vor allem versauen einem diese die netten Menschen, wie dein Kollege offenbar einer ist, weil man dann nicht mehr unterscheidet sondern einfach die Schnauze voll hat.
    Musste mal raus 😉 kannst mich ja im Keller hocken lassen.
    Viele Grüße Miki

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  3. Ich lasse dich nie im Keller hocken, Miki. Danke, dass du so unermüdlich kommentierst! Solche Leute die überall hin chauffiert werden wollen kenne ich in der Tat aber gar nicht, habe ich auch nicht in meinem Bekanntenkreis.

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  4. Das ist sowieso ein Problem. Wir brauchen wieder ganz dringend einen Funktionierenden und gut getakteten ÖPNV – In Deutschland sind viel zu viele Autos auf den Straßen.

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  5. zwerch

    Geht ja schnell los… hatte ich da gestern nicht was geschrieben?
    Aber man wird lernfähig und Not macht bekanntlich erfinderisch 😉

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  6. Ali

    Habe mit sämtlichen Paketzusteller ausgemacht, die Dinger einfach auf den Traktorsitz (steht im Unterstand) oder bei kleineren Dingern vor die Haustüre zu werfen.
    Obwohl da auch – für mich – recht teure Sachen versendet wurden, hat sich noch nie jemand daran vergriffen. Etwas Vertrauen in die Menschen setze ich schon.
    Obwohl die S-Bahn fast vor meiner Haustüre hält, hatte ich seit Modernisierung der Züge etwa 1x pro Jahr das Vergnügen, damit zu fahren. Es ist dann Kombiticket zum Mannheimer Maimarkt, so billig fahre ich den Termin nicht mit der Dose.
    Meine Holde lebt mir jeden Tag vor wie es ist, ein Ganzjahresradfahrer/in zu sein.
    Da könnte ich noch weitere Autos hinstellen…nein, sie nimmt Mertretes und wieselt jeden Tag durch die Stadt.
    Ergebnis: 2x im Jahr ist der Fahrradkorb fällig. Und mir? fehlen dazu die E..r oder sind durch das Möppfahren zu sehr verwöhnt.

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  7. EDienstrad+Waldweg+Schlammpiste=Trainingsparcours für Osteuropa 😉

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  8. ruediger

    Mit macht hier in Wiesbaden der ÖPNV einen eher mittel gewollten Eindruck, dabei wäre gerade der für vieles so viel besser auf dem Weg in die Stadt. Aber wer gibt für 10 Minuten reine Fahrt, unbequeme Wegezeit, ungewollte Mitfahrer und denn schon 2,5€ aus, wenn der Wagen vor der Tür steht und nicht muss?

    Es soll ja mittlerweile Gemeinden in dieser Republik geben, die tatsächlich den ÖPNV in einem bestimmten Bereich verstärken und ar kostenlos anbieten wollen. Keine Ahnung ob das die Bequemlichkeit der Selbstfahrer brechen kann, wenn man die Parkplätze in den Innenstädten drastisch verteuert oder in Ihrer Anzahl verringert indes sicher schon. Doch werden stattdessen vermutlich Nachbargemeinden ohne diese Ansatz absichtlich passende Werbung schalten und die Autofahrerversuchen nach Ort B zu locken, der Geschäfte wegen. Entweder machen es alle oder keiner, also keiner.

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  9. Zwerch: Erfinderisch kann ich 🙂

    Ali: Gute Idee! Ich gucke mal, wo ich eine Trecker herbekomme. Zur Not hast Du ja bestimmt noch einen in Reserve. Hinter den Erdbaumaschinen versteckt oder so. 😀

    Opo: Geh weg, ich fahre doch in Osteuropa nicht mit dem Fahrrad 🙂

    Rüdiger: Zum einen die Bequemlichkeit, zum anderen ist Wiesbaden ja Beamtenstadt – da muss man standesgemäß zur Arbeit fahren, im größten SUV den es auf dem Markt gibt. (Im Ernst, außer in Stuttgart habe ich noch nie so viele Quatschkarren gesehen wie in Wiesbaden).

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  10. ssuchi

    Der Quatschkarren-Anteil in Wiesbaden ist sicher unbestritten hoch und der Anteil der quasi-religiösen alles-andere-als-Quatschkarren-geht-gar-nicht-Verfechter noch viel höher.

    Auf der anderen Seite hat Wiesbaden jetzt bereits seit zwei Jahren ein Landesticket, alle öffentlichen Bediensteten fahren umsonst mit allen Öffis quer durch Hessen. Das bewegt schon etwas, die Busse sind seitdem alle und immer propenvoll.

    Gegen den sinnvollen und dringend notwendigen Straßenbahn-Neubau gibt es trotzdem erbitterten Widerstand der schon erwähnten alles-andere-als-Quatschkarren-geht-gar-nicht-Front, die um ihre Parkplätze und die doppelte Auto-Spur auf den Stadtringen bangt…

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