Einen Monat ohne (5): Geburtstagsblues

Ich kann mich eigentlich überhaupt nicht beklagen, stelle ich fest. Der ÖPNV per Bus ist in Götham noch besser ausgebaut als ich dachte.

In der Stadt kommt man selbst in entlegene Winkel meist mit zwei Mal umsteigen. Es dauert nur ein wenig. Die umliegenden Dörfer sind mit einem Halbstundentakt an die Stadt angebunden, für Orte weiter weg gibt es stündliche Überlandbusse oder Regionalbahnen.

Ziemlich gut, also, und trotzdem bin ich gerade ein wenig geknickt. Der Grund: Meine ganze Familie hat im Januar Geburtstag, und da gestalten sich Besuche nun doch schwierig.

Schwester wohnt in Bayern, ein gut nehmbarer ICE zum Supersparpreis führe um 05:40 Uhr – aber um die Zeit fährt kein Bus zum Bahnhof.

Nicht viel besser ist es für Besuche bei den Eltern, die weiter nördlich auf Dörfern wohnen. Statt ins Auto zu steigen und in 30 Minuten da zu sein, müsste ich allein für den Besuch bei meinem Vater fünf Minuten zum Bus laufen, 20 Minuten Bus fahren, 5 Minuten warten, einen anderen Bus nehmen, 20 Minuten warten, für 20 Minuten den Regionalzug nehmen, 10 Minuten warten und dann nochmal 20 Minuten Bus fahren. Eineinhalb Stunden hin, eineinhalb Stunden zurück. Ist immer noch alles machbar, keine Frage, aber da es die Verbindung Samstags nur vier Mal gibt und Sonntags gar nicht, wird aus einem kurzen Kaffeetrinken eine praktisch tagesfüllende Samstagsbeschäftigung.

Tut mir leid, liebe Familie. Das holen wir wann anders nach.
Vorzugsweise bei besserem Wetter.

Kategorien: Gnadenloses Leben | 22 Kommentare

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22 Gedanken zu „Einen Monat ohne (5): Geburtstagsblues

  1. Darüber hab ich nachgedacht, wäre es nicht cool, in dünn besiedelten Gegenden könnte man über eine App z.B. den Bedarf für eine Fahrt (Bus) melden, nicht sekundengenau, sondern mit Toleranz von 30 min oder so. Und der Dienstleister schickt entsprechend einen 7 Sitzer oder was grad passt (wenn jemand oder mehrere in aller Hergottsfrühe zum Bahnhof muss/müssen). Dann bekommt man Bescheid, wann man wo sein muss (Haltestelle) und wird eingesammelt. Und wenn kein Bedarf ist, fährt nix. Der Fahrer hat dann halt Bereitschaftsdienst, ist in anderen Branchen ja auch so.
    Naja, träum weiter!
    Viele Grüße Miki
    (ich komme bei anderen WordPresslern durch, ist aber kein Vorwurf)

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  2. Die Uni hier forscht gerade an sowas, an Algorithmen, um Anfragen möglichst effizient der Reihe nach abzufahren. Währenddessen greifen hier die Dörfler zur Selbsthilfe, gründen Vereine und kaufen Busse, mit denen sie z.B. Einkaufsfahrten organisieren.

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  3. @ICE 05:40 Uhr+Schwestern: Ausnahmsweise EDienstRad am WE ? Überlegenswert ? Hast Du sicher schon 😉 …

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  4. Ja, Nee.

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  5. Thom

    Es gibt ja in vielen Orten schon diese Mitfahrbänke. Man setzt sich drauf und jemand mit Auto hält und fragt, wo man hinmöchte und nimmt ihm mit. Wenn man diese Idee mit einer App kombiniert, kann man bestimmt und effizient in die umliegenden Städte und wieder zurück kommen.
    Carsharing auf dem Dorf könnte auch gut funktionieren. Wenn ich sehe, wie viele Autos bei uns im Wohngebiet rumstehen und unregelmäßig genutzt werden. Selbst bei mir steht alle zwei Tage das Auto still, da ich Fahrgemeinschaft habe.

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  6. Das stimmt. So eine Mitfahrerbank gibts hier auch, schreibe ich auch noch was zu.

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  7. Mitfahrbank. Das ist gut. Früher mußte man am Straßenrand stehen und den Daumen nach oben halten. Tja, die Tramper-Generation wird alt und bequem…

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  8. Hehe, so habe ich das noch gar nicht betrachtet

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  9. Aus Gründen der ErFAHRung sitzen in jedem Gemeinderat auch ein paar der weisen Alten … und wenn Du Dir deren rechten Daumen anschaust und feststellst, daß der länger ist als der linke, dann hast Du einen Vertreter der Tramper/Hippie/68er Generation vor Dir – bei Briten ist es der linke … 😉

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  10. rudi rüpel

    Das Zeichen des erhobenen Daumens verstehen nur noch die Alten. Die Jungen fahren ratlos, mit fragenden Gesichtern, an einem vorbei. Erkenntnis resultiert aus einem Selbstversuch.
    LIEBEn Gruß

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  11. Tja, die Zeiten ändern sich eben – das wäre vllt eine Marktnischenidee: jedem Alt68er seine aufblasbare Mitfahrbank. Mit Runenzeichen an den Seiten. Am Besten und frei nach Asterix auf Korsika für 4 Mann geeignet – da könnten die beim Warten auf einen Trecker mit Anhänger nebenbei die DorfNews austauschen 😉 …

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  12. Lupo

    Blöd ist, was man alles nicht mehr fahren darf. Nicht mal E-Bike!! Ich habe noch eine schöne alte Velosolex aus dem Jahr 1954 mit 0,5 PS. Nichtmal die darf ich noch fahren.

    Siehe:

    Achtung: Unter Kraftfahrzeug fallen hierbei insbesondere auch Mofas, E-Scooter, Fahrräder mit Hilfsmotor und E-Bikes (einsitzige zweirädrige Kleinkrafträder mit elektrischem Antrieb, der sich bei einer Geschwindigkeit von mehr als 25 km/h selbsttätig abschaltet)!

    Quelle:
    https://www.adac.de/verkehr/recht/bussgeld-punkte/fahrverbot/

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  13. 😳 das hatte ich noch gar nicht gesehen!

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  14. Lupo

    Jep, das ist sehr ärgelich, zumal meine Velosolex führerschein- und zulassungsfrei ist, wie alle Fahrräder mit Hilfsmotor, zählt aber zu Kraftfahrzeug. Das ist Behördenlogik, nicht versuchen, nachzuvollziehen!

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  15. Ne, aber gut, dass Du es sagst – hätte es nicht bislang dauernd geregnet, wäre ich mit meinem Elektrofahrrad unterwegs gewesen. So ein Mist.

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  16. Ah, Moment. Die eFahrräder bis 25 km/h sind rechtlich gesehen Fahrräder. Nur wenn sie ohne Muskelkraft fahren oder mehr als 25 km/h erreichen, dann fallen sie unter Kraftfahrzeuge. Deine Velosolex fällt sicherlich unter Kraftfahrzeug, weil sie ohne Nutzung der Pedale fährt.

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  17. Lupo

    Mach Dich lieber vorher schlau!

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  18. Schlau machen.
    Das würde ich auch empfehlen, denn es heißt im zitierten Text eindeutig „Kleinkrafträder mit elektrischem Antrieb, der sich bei einer Geschwindigkeit von mehr als 25 km/h selbsttätig abschaltet“ – demnach wäre ein Pedelec ein Kleinkraftrad und das ist verboten, Ätsch. Vielleicht führe man auf juristenblöd kein solches Kleinkraftrad, wenn man mit abgeschaltetem EMotor über 25 kmh schnell ist. Darunter ist es aber eindeutig ein Kleinkraftrad … 😉
    Auf jeden Fall ist die Show lächerlich, jemandem die Nutzung SÄMTLICHER Fahrzeuge mit jeglichem Antrieb außer Mensch zu verbieten, da er scheinbar ein Monat lang von Amtswegen ein Schwerverbrecher geworden wurde dem man möglichst alle Annehmlichkeiten streicht, der nach Ablauf der Frist aber wieder automatisch ein wertvolles, steuerzahlendes Mitglied der modernen Gesellschaft ist – Ausnahme vom Verbot: falls er einen Mopedführerschein besitzt. Die spinnen, die Piefke…

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  19. Nachtrag:

    … insbesondere auch Mofas, E-Scooter, Fahrräder mit Hilfsmotor und E-Bikes …

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  20. Lupo: Jo, getan. Nachbarin ist Anwältin mit Schwerpunkt Verkehrsrecht. Pedelecs sind Fahrädern gleichgestellt, ist in §1 StVG geregelt (fahren nicht schneller als 25 und nur wenn getreten wird). In Abgrenzung dazu gibt es eBikes und Fahhräder mit Hilfsmotor, die ohne Treten fahren, oder S-Pedelec, die schneller als 25 fahren. eBikes und S-Pedelec dürfen nicht gefahren werden bei Fahrverbot.

    Olpo: Finde ich gar nicht lächerlich, es soll ja eine Strafe sein 😉

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  21. Es ist Strafe und Umstand genug wie Du eben selbst bemerkst, 1 Monat auf den gewohnten Kübel zu verzichten, um sein Leben ’normal‘ weiterführen zu können. Man muß niemanden von behördlicher Seite physisch vernichten weil er das Pech hatte, irgendwo um 1 Kmh zu schnell gewesen zu sein, sodaß ihm zur Summe, die er ablegt, also immerhin 160 EUR, auch noch verboten wird, sich mit dem Mofa die Kohlen nach Hause führen zu dürfen – aber das wäre vermutlich ein Härtefall …
    Du selbst hast ja nur mehr 23 Tage, wenn ich’s richtig im Kopf hab‘ … 😉

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  22. Ja, öffentlicher Verkehr kann eine echte Herausforderung sein und mit erschwerter Mobilität einhergehen. Das hast du gut auf den Punkt gebracht.

    Herzliche Grüsse
    Thomas

    http://www.derhalbhartemann.com

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