Corona (5): Was hätte Helmut Kohl getan?

Weltweit: 396.249 Infektionen (+41.253), 17.252 (+1.816) Todesfälle
Deutschland: 31.370 Infektionen (+3.812), 133 (+18) Todesfälle

Die anderen
„Ich bin ja gerade erst wieder da“, ruft der Nachbar. Er steht mitten im Garten und ruft zu meinem Balkon hoch. So mit Schiebermütze und grauem Kittel sieht er aus wie ein Hausmeister. Oder der Blockwart. Ist er aber nicht, der alte Herr ist zwar manchmal grantelig, aber schon in Ordnung. „Ich war ja vier Wochen auf Reha. Hatte nen Herzinfarkt. Reha in Rotenburg. Aber nicht dem schönen Rotenburg, sondern Rotenburg an der Fulda. Da braucht man schon dieses In-ter-Net“, er zieht die Silben ganz lang, „um den Italiener zu finden. Naja, jedenfalls bin ich gerade erst wieder da. Und jetzt dieser Virus. Ob da man so alles mit tau ist… Ich glaub ja nicht, dass das alles so natürlich ist. Wer weiß ob das nicht ne Waffe war, und der Chinese hat vergessen die Tür zu zu machen. Ich geh jetzt aber nicht mehr raus.´“

„Das machen´se richtig“, rufe ich vom Balkon. Der Nachbar rückt seine Schiebermütze zurecht und sagt „Nächste Woche ist ja Geburtstag, mein Bruder wird 80. Wollte ich ja auch nicht hin, aber meine Schwägerin hat gebettelt das nicht ausfallen zu lassen. Jetzt macht sie zwei Mal was, einmal Kaffee und einmal Abendbrot, und zu jedem kommen andere, dann sind wir nur zu viert. Aber da gehe ich dann schon hin. Man wird ja nur ein Mal 80.“

Ich Ich Ich
Seit dem Wochenende bin ich wieder stärker am Husten, mit Kribbeln in den unteren Atemwegen. Seit gestern dann Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Ist das eine neue Atemwegsinfektion? Aber woher soll die kommen, ich hatte seit Mitte letzter Woche quasi keinen Kontakt mehr zu Menschen. Oder ist das einfach der Tatsache geschuldet, dass es am Arbeitsplatz wegen der Fußbodenheizung gerade eine Luftfeuchtigkeit zwischen 12 und 25 Prozent hat (normal wäre so um die 40)? Keine Ahnung. Ich neige nicht zu Hypochondrie, achte jetzt aber sehr genau auf weitere Symptome. Was bei Corona aber leider kaum was bringt, weil so viele Fälle asymptomatisch verlaufen.

Die Welt
Im Unvereinigten Königreich (UK) hatte König Boris ja erst verkündet nichts machen zu wollen, aber davon ist er nun ab. Nachdem er sich in eine Runde Untertanenbschimpfung ergab, bei der er anprangerte, dass die Leute nicht freiwillig zu Hause blieben, gibt es nun eine dreiwöchige Ausgangssperre.

Derweil in den USA fordern Fox-News-Kommentatoren ein Enddatum von Trump für das Ende der (milden) Maßnahmen, weil: Stockmarket und so, wissen schon. Die orangefarbene Hohlbirne geht darauf gerne ein und twittert in Großbuchstaben was von zwei Wochen, dann wolle er was verkünden. Vermutlich tut er dann kund, dass er das Virus eigenhändig erwürgt hat und man jetzt wieder zur Normalität zurückkehren kann. Nunja.

Da bleibt nur Galgenhumor.

Was schön ist:
Franca und Licio geht es gut. Die beiden alten Herrschaften sind auch schon in ihren Siebzigern und Achtzigern, haben aber den Ernst der Lage begriffen. „Wir bleiben zu Hause und fotografieren Blümchen“, schreibt Franca und schickt prompt Beweisfotos über Whatsapp. Sara und Francesco leiden derweil darunter, dass ihr Restaurant geschlossen bleiben muss. Die beiden habe vermutlich hohe Kredite für den Neubau am Laufen, und jetzt käme eine Umsatzbringende Zeit mit Osterfeiern, Kommunionen und Taufen. Aber „wir sind gesund und unser Garten hält uns auf Trab“, schreibt Sara, und das ist ja auch was.

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Kategorien: Corona-Tagebuch | 12 Kommentare

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12 Gedanken zu „Corona (5): Was hätte Helmut Kohl getan?

  1. Ich wünsch Dir alles Gute! Hoffentlich nur eine „normale“ Erkältung. Wobei bei mir seit 2 Jahren immer im Frühjahr allergiebedingt auch ein Kratzen im Hals kommt…

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  2. rudi rüpel

    Hei Silencer,

    der eine Helmut hätte sich sicherlich erst mal zum aussitzen hingesetzt und der andere Helmut hätte die Bundeswehr mobilisiert, die können ganz toll Sandsäcke füllen und Helikopter fliegen.
    Silencer, du merkst ich bin ein Experte im Fragen beantworten die niemand stellt.

    LIEBEn Gruß, halt durch!
    rudi rüpel

    Gefällt 1 Person

  3. Ali

    Meine Verwandtschaft in Texas berichtet nichts Gutes, da das Gesundheitssystem so ausgedünnt ist, daß Viele gar nicht die Möglichkeit haben, sich
    a) testen zu lassen
    b) bei restriktiven Maßnahmen Viele am Limit sind.
    Die allgemeine Stimmung und Verunsicherung ist deshalb groß, aber auch bei uns spürbar.
    Schön finde ich, daß es mittlerweise Gruppen gibt, welche z.B. das Einkaufen für die gefährdeten Personen übernehmen.
    Das wiederum gibt mir die Möglichkeit – da selbst Risikogruppe – mich aus diesem Helfen etwas zurückzunehmen.

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  4. Gute Besserung, bzw. keine Verschlechterung!

    Das schöne RotHenburg hat ein H hinter dem T. 🙂

    Ich lese Deinen Blog ja gerne, aber wenn weiterhin die Grafik der Johns Hopkins Universität erscheint, bekomme ich Coronoia und werde Dich bloggieren. Echt jetzt.

    Hier stelle ich mich für die nächsten Wochen auf vier männliche, unausgelastete Mitbewohner ein…..dafür brauche ich Kraft und keine weiteren Statistiken.

    In diesem Sinne…..

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  5. Ralfi: Dangge!

    Ali: USA ist dritte Welt was das angeht. Und ja, tritt mal kürzer, mit Deinen 82 Lenzen gehörst Du zur Risikogruppe! 😛

    Hirnwirr: Meinst Du im Vorschaubild oder hier im Beitrag?

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  6. rudi rüpel

    hirnwirr, Coronoia, hahahaha, bin auch kurz davor, aber dafür kann die Grafik nix.

    LIEBEn Gruß

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  7. Ey, warum willst Du mich denn blockieren, Rudi? Was habe ich Dir denn getan? 😀

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  8. Ach JETZT verstehe ich es, Du hast Coronoia! Na, dan halt mal die Ohren steif!

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  9. War etwas schwer zu verstehen, gelle?
    Ich versuche mich dann wieder etwas schlichter auszudrücken! 🤓

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  10. Das heutige Vorschaubild war nur für dich

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  11. rudi rüpel

    Wer kann mir helfen? Wie viele Johns sind eigentlich in dieser Hopkins Universität?

    LIEBEn Gruß an ALLE, haltet durch!

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  12. 😀

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