Reisetagebuch Japan (6): Der Tag, an dem wenig klappt

Reisetagebuch Japan (6): Der Tag, an dem wenig klappt

Reise durch Japan. Heute geht es raus auf´s Land. Dabei verzweifeln Modnerd und Silencer fast an japanischen Englischkenntnissen, faules Bluetooth ist faul und im Wald der verlorenen Seelen wartet ein schwarzer Drache. Auch ansonsten klappt nicht alles auf Anhieb.

Mittwoch, 06. November 2019
Oak Hostel Fuji
Sumida, Tokyo

Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker, aber zu dem Zeitpunkt bin ich schon wach. Mir geht´s nicht so toll. Die Riesenportion Ramennudeln mit dick Rindfleisch gestern Abend waren wohl ein wenig zu viel und zu fettig für meine Magen. Erst konnte ich vor Bauchschmerzen lange nicht einschlafen, dann habe ich wirres Zeug geträumt und bin immer wieder aufgewacht. Mein Bauch fühlte sich an wie aufgebläht und mit Ziegelsteinen gefüllt. So ähnlich müssen sich Schwangere fühlen.

Ich wälze meinen Kugelbauch aus dem Bett und schlurfe auf den Balkon. Ein letztes Mal gucke ich über das kleine, ruhige Viertel von Sumida.

Heute ist es an der Zeit Tokyo zu verlassen. Fünf Tage sind Modnerd und ich jetzt hier gewesen. Das war gut um sich ein wenig einzufinden und an das japanische Leben ranzutasten. Aber Japan ist nicht nur Tokyo, und nun ist es an der Zeit ein wenig mehr von dem Land zu sehen. Mach´s gut, Zimmer!


Schnell sind die letzten Sachen gepackt, eine Tasse Instantkaffee geschlürft und dann geht es los. Der Aufenthaltsraum des Hostels liegt verlassen da, die Backpacker schlafen alle noch.

Der Haupteingang ist auch noch verschlossen, so verlassen wir das Hostel durch eine Nebentür, die in eine kleine Gasse neben dem Haus führt.

Die Rollen von Modnerd Koffer hallen laut durch die noch leeren Straßen. Wir gehen zum Bahnhof Honjo-Azumabashi um die Ecke, von wo uns eine Metro in die Nähe des Hafens, zum Bahnhof Shinagawa, bringt. Am Bahnhof suche ich die Toiletten auf und amüsiere mich über ein Gestell in der Ecke, in dem Väter während des Geschäfts ihre Kinder parken können.

Am Bahnhof lasse ich an einem Schalter von Japan Rail meinen Railpass aktivieren. Ab jetzt kann ich zwei Wochen lang alle Züge von Japan Rail benutzen. Dann steigen Modnerd und ich in einen Expresszug.

Der ist voller Pendler und fährt nach Süden durch den Ort Kawasaki und dann ab der Küste entlang.

Nach rund einer Stunde steigen wir in Hirasuka aus. Das gehört zwar immer noch zu der riesigen, grauen Masse der Metropolregion von Tokio, liegt aber schon an deren Rand. Das ist daran zu merken, dass alles ein wenig kleiner und ländlicher wirkt als weiter drinnen.

Wir laufen zehn Minuten zu Fuß durch die Stadt, dann stehen wir vor dem Autoverleih von Times Rental.

Bild: Google Earth.

Auch ein Wagen steht bereits für uns vor dem Container. Leider stürzt unser Mietwagenvoucher, den wir in Deutschland über Car del Mar besorgt haben, die Angestellte hinter dem Tresen in Verzweifelung. Das sie kaum ein Wort Englisch spricht, macht die Sache nicht besser.

Erst kann sie Dinge nicht in ihren Computer eingeben, dann telefoniert sie, dann holt sie einen Kollegen dazu, der holt eine weitere Kollegin, dann telefonieren sie wieder – ich höre das Wort “Kanazawa” und kann mir schon denken, was hier Probleme macht. Wir wollen unseren Mietwagen “one Way” haben, d.h. hier abholen und woanders, eben in Kanazawa, wieder abgeben. Das ist wohl so nicht vorgesehen.

Die Angestellte druckt einen Beleg aus und legt ihn vor uns auf den Tresen, dann lächelt sie und nickt freundlich. Ich gucke auf den Zettel. Er ist auf japanisch, anscheinend eine Auflistung. Ich erkenne Zahlen und Yenzeichen, aber der Sinn bleibt mir verborgen. Nicht verborgen bleibt mir die gigantische Summe unter dem Strich: über 64.000 Yen, das sind über 500 Euro. Ich hole mein Telefon raus und halte die Übersetzungskamera auf den Zettel. Tatsächlich, eine Mietaufstellung.

“Und das sollen wir bezahlen?!” frage ich auf Englisch. Freundliches Lächeln und eine zögerliche Antwort auf Japanisch helfen nicht viel weiter. Ich starte die Gesprächssimultanübersetzung Japanisch-Englisch im Google Übersetzer, aber der hat sich genau diesen Moment ausgesucht um zu streiken. So kommen wir hier nicht weiter.

In dem Moment scheint die Vorgesetzte der Tresenangestellte noch eine Idee zu haben. Es folgt weiteres Rumgeklicke und ein Telefonat, dann lächelt die Angestellte, tippt etwas auf einen Taschenrechner und dreht den dann zu uns rum. Das Display zeigt “38.800”. Was soll das bedeuten? Sollen wir das bezahlen? Aber wir haben doch schon bezahlt – in Deutschland, sonst hätten wir jetzt ja keinen Gutschein.

“You pay”, sagt die Angestellte, und die umstehenden Kolleginnen und Kollegen lächeln und verbeugen sich leicht. Modnerd wirft einen flüchtigen Blick auf den Rechner, dann nickt er heftig, guckt zu mir und sagt: “Ja ja, das hört sich doch gut an. Machen wir, oder?”

Modnerd und ich sind wirklich gute Freunde. Ich kenne ihn sehr genau und weiß, wann er aus Reflex reagiert und wann eine Information ordentlich prozessiert wurde und wirklich bei ihm angekommen und verstanden ist. Das war jetzt gerade Reflex, zumal ich zufällig weiß, dass er keine Ahnung hat, wieviel 38.000 Yen sind.

Ich kneife die Augen zusammen und raune ihm zu “Du, das sind über 300 Euro!”. Sein Lächeln gefriert. “Oh”, sagt er.

Die Angestellten hinter dem Tresen lächeln und verbeugen sich leicht. Hin und her, englische Frage, japanische Antwort, lächeln. Am Ende wird ein Übersetzer ans Telefon geholt und das Telefon Modnerd in die Hand gedrückt. Ein kurzes Telefonat später steht fest: Ja, wir müssen jetzt wirklich noch 300 Euro nachzahlen. Die eigentliche Miete des Autos sei über unsere Buchung bereits abgedeckt, aber da komme jetzt noch eine One-Way-Fee, eine Einweggebühr, oben drauf, und das sei nunmal so viel. Geil. Damit ist die Gebühr deutlich höher als die Miete selbst.

Mist. Egal. Entweder wir zahlen das jetzt, oder unsere Reise endet hier. Modnerd steckt seine Kreditkarte in das Lesegerät auf dem Tresen und es passiert… nichts. Nochmal.

Nichts.

Nochmal.

Nichts.

Ich versuche es mit meiner Visa-Karte, und die wird zum Glück auf Anhieb akzeptiert. Puh.

Unser Mietwagen steht bereits bereit. Es ist ein Hybridfahrzeug mit Automatikschaltung. So eines habe ich noch nie gesehen, aber das will nichts heißen. In Japan gibt es viele Modelle, die ausschließlich für den japanischen Markt produziert werden.

Am Heck des kleinen Autos steht “Toyota Aqua”. Kurz in die Wikipedia geguckt: Ah, es handelt sich um einen Prius, der heißt hier nun anders. Hätten wir es uns aussuchen können, wäre ein Hybridfahrzeug sicher nicht unsere Wahl gewesen. Wir wollen Überland und in die Berge, und ein Hybrid schleppt schwere Akkus mit sich herum. Aber sei´s drum.

Modnerd will fahren, weil ihm als Beifahrer schnell schlecht wird. Soll er. Da er seinen ganz speziellen Workflow hat, ohne den er nicht arbeiten kann, braucht er seine eigene Ausrüstung im Auto. Dazu gehört eine spezielle Spezialhalterung für sein Telefon, was als Navigationsgerät herhalten soll. Leider sucht sich die spezielle Spezialhalterung genau diese Reise aus um an Altersschwäche zu verrecken. Der Saugnapf hält nicht mehr. Kaum presst Modnerd das Ding an die Scheibe, hängt es sofort auf halb Acht, um kurz darauf mit großem Gepolter ganz abzufallen.

Ich kann keinen Ersatz anbieten. Von meinem Kram, den ich für solche Reise immer mitnehme, sollte ich alles zu Hause lassen, hat Modnerd gesagt. Das habe ich getan, zumal er sich im Vorfeld fast etwas lustig gemacht hat, als er hörte, das ich auf meinen Reisen immer noch einen FM-Transmitter und einige Audiokabel mitschleppe. “JEDER Mietwagen hat heute Bluetooth”, sagte er. Mag sein, dass viele Autos Bluetooth haben, aber eben nicht alle. Und bei denen, die es haben, kann es so schlecht implementiert sein, dass es unbrauchbar ist. Was aber jeder Wagen hat: Ein Radio, und daran funktioniert so ein FM-Transmitter. Immer.

Aber der liegt nun zu Hause, und prompt funktioniert die Audioverbindung zum Auto nicht. Man kann das Autoradio zwar auf Englisch umstellen, allerdings hat der Hersteller des Entertainmentsystems sich nur die Mühe gemacht den Startbildschirm zu übersetzen. Kommt man in die Untermenüs, ist alles wieder japanisch. Ich fummele am Radio herum, während Modnerd den Wagen auf die Haupstraße von Hiratsuka steuert, komme aber nicht weiter. Die Nutzeroberfläche des “Entertainment Centers” im Mietwagen ist, wenn sie auf Englisch eingestellt wird, zur Hälfte auf Japanisch und damit unverständlich. Bluetooth bekomme ich nicht zum Laufen, und der Audioeingang bietet nur einen 3,5mm Klinkenstecker, den keiner von uns dabei hat. Gut, muss halt so gehen, sagen wir uns. In dem Moment fällt die spezielle Spezialhalterung zum zweiten Mal binnnen zehn Minuten von der Scheibe.

Modnerd steuert den Hybrid vorsichtig durch den Stadtverkehr. Links fahren ist gewöhnungsbedürftig, und manche Schilder sind hier anders als bei uns. Zwar haben die Japaner viele Verkehrszeichen von den USA und Australien übernommen, ein auf dem Kopf stehendes Dreieck als Stop-Signal habe ich aber noch nirgendwo anders gesehen. Der japanische Automobilclub JAF verteilt deshalb Infoblätter an Touristen und bietet sehr gute Infoseiten im Netz, z.B,. auf https://english.jaf.or.jp/

Die sind auch dringend nötig, denn um in Japan Auto fahren zu dürfen ist einiges an Aufwand nötig. Man braucht nämlich eine amtliche Übersetzung seines Führerscheins, die nur zusammen mit dem Schein und dem Reisepass gültig ist. Diese Übersetzung kann man aus dem Ausland beantragen, die Behörde versendet sie aber nur an Adressen innerhalb Japans. Modnerd und ich haben daher die Dienste einer Agentur in Anspruch genommen, die mit Leuten vor Ort zusammen arbeitet und uns Übersetzungen besorgt hat. Rund 65 Euro und vier Wochen Zeit kostet sowas, aber jetzt sind wir stolze Besitzer von Dokumenten, in denen auch stehen könnte “Wer das hier dabei hat ist doof” – lesen können wir den Kram nämlich nicht.

Langsam und vorsichtig fahren wir ein Mal um den Berg Fuji herum. Langsam, weil das Tempolimit außerhalb geschlossener Ortschaften bei 60 km/h liegt, innerorts bei 40 und manchmal auch weniger. Vorsichtig, weil halt Links fahren doch ein wenig seltsam ist, gerade beim Abbiegen. Wir halten beide die Augen offen, aber Modnerd hat das gut im Griff.

Bild: Google Earth.

Der Herr Fuji oder “Fuji San”, wie ihn die Japaner nennen, ist wirklich groß und wirkt mit seiner Symmetrie geradezu harmonisch. Kein Wunder, dass er als heiliger Berg verehrt wird.

Auf der von Hiratsuka abgewandten Seite des Berges biegen wir von der Landstraße ab und fahren in den Wald. Nach einigen hundert Metern erreichen wir einen Parkplatz mit einem Holzhaus daran.

Darin befindet sich ein Restaurant, ein Andenkenshop und eine Ticketkasse. Wir kaufen Eintrittskarten, dann folgen wir einem Rundweg. Der führt und zu einer Helmausgabestation, dann zu einem Loch im Boden. Das hier ist die Narusawa-Eishöhle.

Die ersten Meter geht es mit Treppen hinab, dann muss man sich durch enge und niedrige Felsspalten quetschen. Nach vielleicht zehn Minuten stehen wir dann in einer kleinen Höhle vor einem kleinen Haufen schmutzigen Eises.

Nach den Erlebnissen auf dem Eisblauen Gletscher im Berg in der Nähe von Salzburg hatte ich bei “Eishöhle” ehrlich gesagt etwas spektakuläreres erwartet. Aber nun, auch in Japan zeigt sich der Klimawandel. Die letzten Sommer waren Rekordwarm und die Winter mild, da schmilzt selbst ewiges Eis in Höhlen. Wir geben unsere Helme wieder ab und spazieren durch den Wald.

Ein Schild klärt uns darüber auf, dass einer Legende nach unter diesem Wald ein See liegt, der vor Urzeiten durch einen Ausbruch des Fuji verschüttet wurde. An diesem unterirdischen See liegt eine Eishöhle, und in der lebt ein schwarzer Drache, der Hauptberuflich der Gott des Wassers und Beschützer des Nordens ist. In seiner Freizeit bestraft der Drache Sünder, in dem er sie in den Selbstmord treibt, in dem er sie auf den Grund des Sees zieht.

Ein schwarzer Drache, der Menschen in dunkles Wasser hinabzieht? Was für ein passendes Bild für Depressionen. Keine Ahnung was zuerst da war, die Legende vom Schwarzen Drachen oder die Selbstmörder, aber der Wald, durch den wir jetzt laufen, ist Aokigahara, der auch als Selbstmörderwald bekannt ist.

Jedes Jahr begehen hier über 200 Menschen Selbstmord. Das Unterholz des Walds ist dicht und das Gebiet ist von Felsspalten und kleinen Höhlen durchzogen. Die Menschen kommen hier her, um sich an Bäumen zu erhängen oder um sich in einer Felsspalte versteckt zu vergiften. Wobei das mit dem Erhängen wohl schwierig ist, die Bäume haben hier keine guten Äste in Bodennähe. Oder die wurden absichtlich von Forstarbeitern entfernt, die es leid sind, jeden Tag über Leichen zu stolpern. Der Aokigahara wird in Literatur und Filmen als perfekter Ort zum Sterben romantisiert, was die Lebensmüden geradezu anzieht.

Ich weiß auch woher das kommt: Der Wald hat etwas Verwunschenes und gleichzeitig Trauriges an sich. Er besteht hauptsächlich aus Nadelbäume mit traurig herabhängenden Ästen, der Waldboden aus Farnen und moosüberwucherten Steinen. Auch an den Bäumen wächst an manchen Stellen Moos und hängt wie in einem Urwald von Ästen und Wurzeln herab.

Der Waldweg ist voller kleiner Steine. Ich bücke mich und hebe einen auf. Er ist ganz leicht und porös. Vulkangestein.

Nach 25 Minuten durch den verwunschenen Wald erreichen wir den Eingang zu einer weiteren Höhle, der Windhöhle.

Dort ist es auch kalt. Es gibt aber kein Eis und auch keine Tropfsteine oder sowas, stattdessen stehen im Hauptraum Holzgestelle mit Gläsern.

In einigen sind Samen von Koniferen gelagert, in anderen die Eier von Seidenkäfern. Früher war die Seidenherstellung ein Saisongeschäft, weil die Seidenraupen nur ein Mal pro Jahr schlüpften. Dann erkannte man, das der Verpuppungszyklus temperaturabhängig ist, und durch Lagerung der Käfereier in kalten Höhlen steuerbar ist. Durch diese Erkenntnis ließ sich die Seide plötzlich das ganze Jahr über herstellen.

Auf dem Rückweg mir bewusst wie gut es tut, nach fünf Tagen in der Großstadt nun durch den Wald zu spazieren.

Auf dem Parkplatz drehe ich meine erste Runde in einem Fahrzeug, dass das Lenkrad auf der verkehrten Seite hat, dann überlasse ich den Prius wieder Modnerd. Wir fahren nach Norden, in die japanischen Alpen. Je höher wir kommen, desto herbstlicher sieht der Wald aus. Im Licht der Abendsonne leuchten Wälder und Wiesen golden auf. Es ist eine magische Stimmung.

Am späten Nachmittag kommen wir im Ort Sora an. Hier wird es schlagartig eisekalt. Wir sind auf 1500 Metern Höhe, und hier oben sind es nur noch drei Grad.

Unsere heutige Herberge ist eine kleine Pension, die von einem jungen Familienvater mit Vollbart geführt wird.

Es ist außerhalb der Saison, und wir sind die einzigen Gäste. Wir werden freundlich empfangen, aber zu essen gibt es heute nichts. Mittwochs ist Ruhetag. Na, dann eben ein Sandwich aus einem Lawsons in der Nähe. Conbinis gibt es zum Glück auch auf dem Land.

Als es langsam ruhig wird im Zimmer, fällt uns auf, dass der kleine Ölofen in der Ecke ganz tierisch nach Petroleum oder sowas stinkt. Ich ziehe mich nochmal an und steige die Treppe herab. Im Gastraum gehen gerade die Lichter aus. Ich erwische den Herbergsvater aber noch und frage, ob es normal sei, dass der Ölofen so stinkt. Nein, sei es nicht, versichert er, folgt mir auf´s Zimmer, fummelt ein wenig an dem Ofen herum und verlegt uns schließlich in einen anderen Raum. Hier stinkt es nicht, draußen ist es kalt, drinnen muckelig warm. Ich nehme eine Futonmatte aus dem Schrank und rolle sie auf dem Boden aus, schlüpfe unter eine dicke Bettdecke und schlafe schnell ein.

Tour des Tages. Bild: Google Earth.

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10 Gedanken zu „Reisetagebuch Japan (6): Der Tag, an dem wenig klappt

  1. Was man zur Autoverleihgeschichte noch hinzufügen sollte, ist, dass unser Vermittler CarDelMar den Wagen eindeutig ohne Einwegmiete vermittelt hatte. Im Anschluss an die Reise wurde daher der Betrag auch anstandslos zurückgebucht. Somit gab es das Abenteuer dann doch kostenlos.

    Zu den Ölofen muss ich noch ergänzen, wie gruselig ineffizient die Dinger zu sein scheinen – wie vieles, was in Japan mit Umwelt und Energiesparen zu tun hat. Trotz ihrer großen Nähe zur Natur (auf eine Art) sind die Japaner alles andere als umweltfreundlich, leider. Ein Haus aus dünnem Holz und quasi Papier in den Bergen, in dem in jedem Zimmer ein dicker Ölofen steht – das habe ich regelrecht als schlimm empfunden. Hier komme ich dann auch nicht mehr auf “das macht man eben hier anders” zurecht. Wenn man dazu mit dem Gestank von halbverbranntem Öl einschlafen muss, “brennt” sich das Erlebnis sehr unschön ein.
    Das Grundproblem schien übrigens laut Wirt eine undichte Wand gewesen zu sein, die den Verlust an verbranntem Sauerstoff dadurch ausgleicht, dass der Rauch neben dem Auslass an der Wand gleich wieder durch die Wand angezogen wird. Und auch im neuen Raum bildete ich mir Ölgeruch ein und konnte lange nicht einschlafen.

  2. Modnerd, nun verrat doch das Ende der Mietwagengeschichte nicht! 🙂

    Die Ölöfen fand ich hoch effizient – die machen sehr schnell sehr viel muckelige Wärme. Nur geht die Wärme gleich wieder flöten, weil nichts isoliert ist, das stimmt.

    Wo hast Du denn das mit der “undichten Wand” her? Als ich mit im Raum war hat er uns erklärt, dass der starke Wind draußen gerade so steht, dass die Abgase durch das Abluftrohr wieder zurück ins Zimmer gedrückt werden. Er hatte noch kurz gemutmaßt, dass das Abluftrohr draußen vielleicht eine Schutzkappe verloren hat. Das wollte er aber nicht mehr nachgucken in der Nacht.

  3. Hihi… mit Spoiler Dank modnerd1138 😉
    Ist ja mal ungewöhnlich, dich nicht alleinreisend zu lesen.
    Linksverkehr stelle ich mir schrecklich vor, da würde ich sicher ein paar Autos zerlegen, ehe ich das könnte…
    Ich mache jetzt mal ein Experiment und nehme eine andere E Mail im Absender… mal gucken, ob ich trotzdem in den Keller muss.
    LG MIki

  4. Linksverkehr geht nach ein paar Kilometern Eingewöhnung ganz gut. Glücklicherweise sind die wichtigen Bedien- Elemente (Gaspedal, Bremse und Lenkrad) ja auch gleich zu dem, was man so von zu Hause kennt.
    Nur mit den weniger wichtigen Hebeln (Blinker, Scheibenwischer) dauert es ‘ne ganze Weile bis man das im “Muskelgedächtnis” umverdrahtet hat…Nur Motorrad fahren würde ich mir ganz am Anfang noch nicht gleich zutrauen

  5. Das Lustige ist, dass es im Linksverkehr (bzw. den Fahrzeugen dafür) auch Unterschiede gibt. In UK befindet sich zwar das Cockpit auf der linken Seit und der Blinker ist wie bei uns links. In Japan war das wiederum andersrum (Blinker rechts). Das führt dann zu regelmäßigen Blinkwischen oder Wischblinken.

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