Herr Silencer im November 2020
Grau, nass und kalt
Wetter: Anfang des Monats noch Wechselspiel zwischen nach 6 Grad nachts und und bis zu 20 Grad tagsüber, ab dem 05. dann Frost, Nebel und schlagartig sind alle Bäume kahl. Ende des Monats trocken, aber grau und Temperaturen tags um den Gefrierpunkt, nachts bis minus fünf. Ja, das ist November.
Lesen:
Jasper Fforde: The constant Rabbit (2/2)
Wales, 1965: Ein „Antromorphisierendes Ereignis“ sorgt dafür, das 9 Kaninchen, 3 Füchse, 6 Meerschweinchen und ein Dachs zu sprechenden, menschengroßen Wesen werden, wie aus einer Tierfabel.
40 Jahre später haben sich die Kaninchen vermehrt wie, nun, die Kaninchen, und versuchen sich in die britische Gesellschaft zu integrieren. Das ist nicht einfach, denn die meisten Menschen verachten Kaninchen und haben die Füchse zu Überwachern gemacht.
Wie schon im vergangenen Monat gesagt: Fforde ist Spezialist darin, absurde und bis ins Detail durchdachte Welten zu erfinden, in denen dann aber leider völlig belangloses Personal herumtappt und aneinandergereihte Szenen, aber keine echte Geschichte erlebt. Meist endet dann noch alles mit einem Cliffhanger zu einer Fortsetzung, die dann aber nie kommt.
„Constant Rabbit“ ist nicht ganz so schlimm und zumindest in sich abgeschlossen, allerdings wirkt das letzte Kapitel auch wie hingehuddelt. Nachdem der Autor den großen Schirm aufklappt und Rassismus und Faschismus mit einer Tierfabel erklärt, klappt er ihn auf die letzten Seiten mit einer Deus-Ex-Machina-Lösung einfach wieder zu. Ein billiger Trick, aber immerhin bleibt das halb vergnügliche Buch so nicht in schlechter Erinnerung.
Hören:
Shakira Laundry Service
Ich liebe diese Scheibe, musste aber bei der Digitalisierungsaktion neulich feststellen, dass ich die gar nicht besitze! Tatsächlich hatte meine Schwester das Album 2001 zu Weihnachten bekommen, und ich habe es mir dauernd ausgeliehen, weil ich es so toll fand. Jetzt gebraucht für 41 Cent gekauft und freue mich wieder über „Underneath your Skin“ und „Tango Objection“ oder „Whenever, wherever“, dessen Video ich in seiner Absurdität und Ästhetik für eines für eines der besten Musikvideos aller Zeiten halte.
Assassins Creed Valhalla OST
Einar Selvik ist eigentlich Black-Metaler, seit 2003 macht er außerdem Nordic Folk, der u.a. in der TV-Serie „Vikings“ zu hören ist. Für Assassins Creed gestaltet er zusammen mit Jesper Kyd (der das erste Mal seit „Brotherhood“ wieder dabei ist!) und Ubisoft-Hofkomponistin Sarah Schachtner nordische Welten. Mit dem vielen Gegröhle und Getrommel nicht so meins, aber auch mal interessant.
Sehen:
Patrik Pacard (1984) [DVD]
Der 16jährige Patrik Pacard macht mit seinen Eltern Urlaub in einem Fjord und trifft dort auf einen schrulligen Professor. Wenig später sind KGB, CIA und afrikanische Rebellen hinter ihm her. Was Patrick nicht weiß: Der Professor hat eine Formel gefunden, die das Erbgut von Pflanzen so verändert, dass sie überall wachsen können – Ananas auf einem Gletscher oder Weizen in der Wüste sind damit kein Problem. Dummerweise hat der Spion Dimitri die Formel gestohlen und heimlich mit einem Laser in Patricks Fußsohle eingebrannt. Die Situation spitzt sich zu, als Patriks Mutter entführt wird und er selbst droht zu erblinden, denn bei der Fußsohlenaktion ist der Laser abgerutscht und hat ihm die Netzhaut verbrannt.
1984 war Patrick Pacard ein „Weihnachtsmehrteiler“ im ZDF, eine sechsteilige Miniserie, die über Weihnachten und zwischen den Jahren ausgestrahlt wurde. Das wurde seit 1978 jedes Jahr als Fernsehevent so gemacht, und von den Miniserien, die damals entstanden sind, war „Patrik Pacard“ neben „Anna“ sicher die beste. Diese Weihnachtsmehrteiler waren tatsächlich Must-Sees für uns Kinder. Ja, es handelt sich hier um Familienunterhaltung, die Eltern und Kinder ansprechen sollte, aber das bedeutet nicht, dass das Niveau bei „Doof“ anfängt – ganz im Gegenteil, die Story ist eine Herausforderung, und Kinder finden es gut, wenn sie ernst genommen und gefordert werden.
„Patrick Pacard“ ist eigentlich ein internationaler Spionagethriller mit Actionsequenzen und sehr erwachsener und verwickelter Geschichte, die sich Zeit für ihre Charaktere nimmt und die geradezu liebevoll herausarbeitet. Für damalige Verhältnisse wird die Geschichte rasant erzählt, und als internationale Coproduktion ist sie sehr aufwendig umgesetzt.
Kann man auch heute noch gut gucken, lediglich zwei Dinge fallen mit 36 Jahren Abstand als ungewöhnlich auf: Erstens wird wirklich alles zu einem Ende geführt – selbst interessante Figuren wie Dimitri sind am Ende unwiederbringlich auserzählt. Heute würde man das für eine zweite Staffel oder ein Spin-Off offenhalten. Zweitens: Der erotische Subtext zwischen dem 16jährigen Patrick und der erwachsenen Wissenschaftlerin Giovanna Castelli trifft zwar genau die Begierde- und Fantasiewelt von pubertierenden Jungen, die alle von einer Einführung in die körperliche Liebe durch ältere Frauen träumen – aber heute hat man begriffen, dass auch solche Fantasien Unzucht mit Minderjährigen darstellen.
Also: Spannende Geschichte mit tollen Schauspielerinnen. Die teils hölzernen Dialoge stören nur minimal, und wer die Serie sehen möchte: Die gibt es komplett auf Youtube, in der gleichen (miesen VHS-) Qualität wie die DVD-Fassung.
Der Tod steht ihr gut (1992) [Prime]
1978: Die Schauspielerin Meryl Streep schnappt ihrer alten Jugendfreundin Goldie Hawn den Bruce Willis als Verlobten weg. Hawn dreht daraufhin völlig durch, verwahrlost und hegt Mordphantasien. 15 Jahre später ist die Ehe von Streep am Ende, und karrieretechnisch läuft bei der alternden Diva auch nicht mehr viel. Da taucht plötzlich eine seltsame Frau auf, die ihr einen Zaubertrank für ewige Jugend anbietet. Streep nimmt an und wird wieder jung und schön. Der Pakt ist allerdings ein teuflischer, mit einem riesigen Haken: Streep lebt vielleicht ewig, aber ihr Körper kann sterben. Das merkt sie, als sie sich das Genick bricht. Nun ist ihr Körper tot und verwest langsam, aber sie lebt weiter. Und nicht nur das: Auch Goldie Hawn hat vom Zaubertrank gekostet.
„Zombie! Zombie!“ möchte man heute rufen, aber ach, DAMALSTM wussten wir ja gar nicht, was Zombies sind. 28 Jahre nachdem ich diesen Zemeckis-Film zum ersten Mal in den Kinos gesehen habe, habe ich ihn nun im Originalton geschaut und muss sagen: Au Backe, Kind, (Oh boy, dear) ist die deutsche Synchro vermurkst.
Der Film wirkt heute auf mich anders, und das hängt auch damit zusammen, dass ich selbst älter geworden bin. Vielleicht fand ich früher den verdrehten Kopf von Meryl Streep lustig, heute zucke ich beim Anblick ausgerenkter Wirbel und knirschender Gelenke zusammen. Der Film ist ohnehin erstaunlich düster und gewalttätig, das würde man sich heute nicht mehr trauen – schon gar nicht, wenn das Ding eigentlich eine Komödie sein soll.
Abseits der hanebüchenen Geschichte ist es vor allem die Leistung der Schauspielerinnen, die bemerkenswert ist: Meryl Streep und Goldie Hawn haben erkennbar Spass an ihren Rollen, und Isabeblla Rosselini als geheimnisvolle Lisle Von Rhoman ist absolut fantastisch. Lediglich Bruce Willis ist überfordert, aber das ist er bei allem, was über ernst gucken hinausgeht. Schön ist das Ende des Films: Während die Zaubertranknutzerinnen ihr Leben als Fluch ertragen müssen, findet einzig Bruce Willis´ Figur das Geheimnis von Glück und ewiger Jugend – ein Kniff, den man schnell vergisst, der den Film aber zu etwas Besonderem macht.
Spielen:
Assassins Creed Valhalla (1/2) [PS4]
Die Welt im Jahr 2020 steht am Abgrund: Das Magnetfeld der Erde kollabiert, Satelliten fallen vom Himmel, das Klima geht vor die Hunde. Um die Katastrophe abzuwenden gilt es mal wieder einen alten Isu-Tempel zu finden, und vorher ein Rätsel zu lösen: Wie kann es sein, dass in einem 1.000 Jahre alten Grab in Nordamerika das Skelett einer Wikingerin liegt? Die Assassinen haben ein neues Team gebildet, Layla Hassan hat nun Unterstützung von Shawn und Rebecca bekommen. Layla springt in die DNA der Wikingerkriegerin und erforscht die Vergangenheit.
„Argh nicht schon WIEDER dieser Kram“ war mein erster Reflex nach 5 Stunden mit AC:V. Es gilt nämlich schon wieder eine große Karte aufzudecken und sich durch die Gegend zu prügeln, in diesem Fall England im Jahr neunhundertirgendwas.
Die Handschrift von Game Director Ashraf Ismael, von dem schon „Black Flag (2013)“ und „Origins (2017)“ stammen, ist deutlich zu erkennen: Mit Assassinen und Stealth-Mechanken hat das Ganze praktisch nichts mehr zu tun, statdessen sind doofe Mechaniken aus „Origins“ wieder da, wie Schilde und Erzschürfen, die im direkten Vorgänger „Odyssey“ zugunsten eines fokussierteren Spielerlebnisses bereits über Bord geworfen wurden. Genau dummes Kram wie aufrüstbare Waffen, dumme Charaktere, ein völlig nutzloser Luftaufklärer, miese Animationen und strunzdumme Seitenmissionen. Die sind wirklich selten dämlich, so muss bspw. eine alte Frau in einer Sammelquest mit Schlangeneiern versorgt werden. Bekommt sie genug davon, isst sie die alle und pupst dann so ekelhaft, dass allen Umstehenstehenden schlecht wird. Von diesem Kaliber gibt es so etliche Nebenquest. Sogar das unausstehliche Kind aus dem alten Ägypten ist aus irgendeinem Grund wieder da!
Der Ersteindruck war wirklich miserabel, aber nach einer Zeit habe ich doch angefangen mich in „Valhalla“ zu verlieren. Das liegt zum einen an der wirklich tollen Landschaft, denn England im Jahr 1.000 ist wirklich toll modelliert. Das liegt aber auch daran, dass alle Aktionen des CoreGameloops über eine zusammenhängende Geschichte verbunden ist, die sich in kleine Kapitel aufteilt, wobei jedes Kapitel einer geografischen Region entspricht. So muss erst in Oxenfordshire einem neuen König auf den Thron geholfen werden, bevor unsere Wikingerdame genug Verbündete hat um nach Lundinium zu ziehen. „Dame“? Oh ja, man kann wieder entscheiden ob die eigene Spielfigur männlich oder weiblich sein soll, wobei die Wikingerin im Original die bessere Vertonung hat.
Taugt das Ganze nun was? Wird sich zeigen. Einerseits gibt sich Valhalla oberflächlich sehr dumm, andererseits ist die Geschichte bislang recht clever ausgedacht, geht nur viel zu langsam voran. Die Gameprogression ist wirklich erbärmlich langsam und quält sich dahin, nach fast 40 Stunden habe ich erst ca. 1/3 gesehen.
Machen:
Pandemiebedingt nix, außer Arbeiten.
Neues Spielzeug: Invoxia GPS Tracker
GPS-Tracker ohne SIM-Karte, Batterie hält angeblich sechs Monate. Mehr dazu in Kürze.
Ich schätze ja deine Empfehlungen sehr. Aber mit den Texten muss man aufpassen. Man weiß nie so recht ob da ein Spoiler drinnen steckt. 🙂
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Thomas: Generell gilt: Ich spoilere nie! Zumindest nichts, was jünger als 10 Jahre ist. Bei einem 28 Jahre alten Film mache ich aber eine Ausnahme 🙂
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