Momentaufnahme: Februar 2021

Herr Silencer im Februar 2021

Der erste ernsthafte Winter seit 10 Jahren!

Wetter: Anfang des Monats Temperaturen von -20 Grad und ein halber Meter Schnee, ab der dritten Woche frühlingshafte +20 Grad. Krasse Steigerung.


Lesen:


Terry Pratchett: Night Watch
Commander Vimes verfolgt einen Mörder durch die Straßen Ankh-Morporks, als ein Unfall passiert und beide 30 Jahre in die Vergangenheit transportiert. Hier steht die Stadt kurz vor einer Revolution, die die Geschichte verändern wird. Vimes muss sich nun überlegen, ob er die Rolle spielen will, die ihm die Geschichtsbücher vorschreiben – oder ob er alles verändert und damit die Zukunft, so wie er sie kennt, verliert.

Die meisten kennen die „Scheibenwelt“-Bücher von Terry Pratchett nur als „Per Anhalter durch die Galaxis im Fantasygenre“. Das trifft aber nur auf die ersten Bücher zu, die noch in den 80ern enstanden sind. Das hier ist der ältere, weisere Pratchett, der eigenständige Geschichten ohne Slapstick erzählt.

„Night Watch“ handelt davon, wie sich ein Mann entscheidet, der ganz auf sich zurückgeworfen ist und der weiß, wie seine Zukunft aussehen kann. Das ist nicht witzig, aber spannend, unterhaltsam und gespickt mit Erkenntnissen über menschliche Handlungsweisen. Definitiv das Beste Buch der „Stadtwachen“-Serie.


The Dreaming: Pathways and Emanations / Empty Shells / One Magical Movement
Dream of the Endless ist die Personifizierung aller Träume und Geschichten im Universum. Jetzt ist Dream verschwunden, und das hat Konsequenzen: Die Menschen werden wahnsinnig, weil sie im Schlaf nicht mehr richtig träumen, und die Märchenwesen und ihre Geschichten lösen sich auf und das Traumreich „the Dreaming“ zerfällt. Aber warum ist das so?

War mir bislang durchgerutscht, aber es gibt tatsächlich seit einigen Jahren eine Fortsetzung von Neil Gaimans „Sandman“-Epos. Die originale Reihe entstand zwischen 1988 und 1996 und erzählt auf 2.000 Grafikseiten die Geschichte von Dream und seinen Geschwistern Destiny, Death, Delirirum, Destruction, Desire und Despair. Dieses Werk ist so umfangreich und fantastisch, dass es bis zu „Mouse“ die einzige Graphic Novel war, die es je in die Beststellerlisten geschafft hat. Danach gab es einige Spin-Offs, von denen aber nur „Lucifer“ wirklich Erfolg hatte.

Zum 30jährigen Bestehen hat DC Black, der Nachfolger des geschätzten Vertigo-Labels, gleich mehrere Reihen gestartet, die die Geschichte des Sandman-Universums fortsetzen. An jeder Reihe arbeitet ein handverlesenes Team unter der Aufsicht von Neil Gaiman, und das ist zu merken. „The Dreaming“ ist vermutlich die dramatischste der neuen Reihen und startet tatsächlich als Sequel zu den Ereignissen in 1996. Mit dabei sind bekannte Charaktere wie Rose Walker, Lucien, Kürbis Merv und Raben Matthew, aber auch neuen Figuren wie der geheimnisvollen Dora, die selbst nicht weiß was sie ist oder wieso sie zwischen Dimensionen springen kann.

Aus der Ausgangssituation „Traum ist verschwunden“ ergibt sich eine verwickelte und überaus intelligente Geschichte, die auch für Neueinsteiger geeignet ist und die einem bis zum Ende immer wieder den Mund offen stehen lässt. Das wird dramatisch und wirklich innovativ erzählt, und damit ist das neue „The Dreaming“ genauso gut wie die Originalreihe. Sie ist allerdings schöner gezeichnet, den unsauberen Look der 80er kann man ja heute nur noch schwer ertragen.


Hören:

Tom Petty: The Best of Everything 1976-2016

Einfach mal wieder Lust drauf gehabt. Muss man nicht viel zu sagen: Tom Petty


Sehen:

Erik Peters: Abenteuer Südostasien [BluRay]
Fantastisch fotografierter Trip. Peters verschweigt dabei nicht die Probleme mit Visum und Zoll bei der Einreise. Schön anzusehen und kurzweilig, und was mir halt an Peters gefällt: Er ist immer neugierig und akzeptiert, dass es in der Ferne anders ist als in Köln.

Erik Peters: Vamos Cuba [2017, BluRay]
Ein Motorrad auf Kuba mieten? Unmöglich. Also verschifft Peters sein Bike auf die Insel und erlebt dort drei Monate auf den Spuren Fidel Castros. Ebenfalls sehr wunderbare Momente und tolle Bilder. Leider mit nur 84 Minuten zu kurz.


Spielen:

Yakuza: Like a Dragon [2019, PS4]

Einige Jahre nach den Ereignissen von Yakuza 6: Der Tojo-Clan existiert nicht mehr, die rivalisierende Omi-Allianz hat das Tokioter Vergnügungsviertel Kamurocho übernommen. Das haut Ichiban aus den Socken, als er nach 19 Jahre aus dem Gefängnis frei kommt und nun in eine Welt ohne Yakuza, aber mit Smartphones stolpert. Noch verwirrender ist, dass sein Tojo-Patriarch und Ziehvater nun bei den Omi ist und ihn bei Sichtkontakt niederschießt. Ichiban versteckt sich in Yokohama und versucht mit Hilfe eines Obdachlosen, einer Hostess und eines alten Beamten herauszufinden, was genau in den vergangenen Jahren passiert ist. Gemeinsam kommen sie einer gigantischen Verschwörung auf die Spur.

Neues Spiel, neuer Hauptcharakter und neues Spielsystem. Vorbei sind die Zeiten von Kiryu Kazuma und seinen Prügeleien. Neben Ichiban befehligt man bis zu drei andere Spielfiguren in rundenbasierten Kämpfen a la Persona. Das funktioniert erstaunlich gut mit dem Yakuza-Konzept und in der bewährten Dragon-Engine, spielt sich aber weniger crisp als „Persona 5“, das hier deutlich Vorbild war. Zusätzlich ist ein Rollenspielsystem mit Charakterklassen integriert. Das ist zwar originell, bedingt aber langen Grind. Ohne den geht es eh nicht, in der Mitte sagt das Spiel einfach mal: „Verdiene 3 Millionen Geld, dann gehts weiter“ – zu einem Zeitpunkt, an dem man froh ist 10.000 Geld zu haben. Sobald man die Kohle dann zusammen hat, macht das Spiel ein neues Areal auf und überschüttet einen mit Geld. Das ist ärgerlich, passiert aber gleich noch einmal: Das Spiel setzt einem einen Boss-Gegner vor die Nase, der übermächtig stark ist und für den man wieder das eigene Level hochgrinden muss, was zu dem Zeitpunkt nur sehr langsam möglich ist. Hat man es einmal geschafft, gibt es neue Areale und man wird mit Leveln überschüttet. Was soll sowas? Das macht keinen guten Eindruck und ist langweilig.

Letztlich reissen es Story und Charaktere wieder raus. Die Geschichte ist Yakuza-typisch episch, verworren und filmisch erzählt, braucht aber lange um in Fahrt zu kommen enthält wieder ausufernde und häufige Zwischensequenzen.

Dass das seltsame Gemisch aus Rollenspiel, Rundenkampf und Yakuza-Geschichte nicht zwischendurch absäuft ist hohe Erzählkunst und auch dem neuen Charakter geschuldet: Ichiban ist liebenswert und durchgeknallt und damit genau das Gegenteil des wortkargen Desperados Kiryu. Ein guter Neustart der Reihe, wenn das Spiel auch viel mehr Längen hat als nötig. Für Haupt- und einige Nebenquests habe ich 57 Stunden gebraucht, 40 hätten mehr als gereicht.


Machen:

Bücherregale entrümpeln.


Neues Spielzeug:
Mehr gutes Werkzeug!

Und ein Schlafsack, ein Carinthian Tropen.
Vermutlich Kompensationskauf wegen Fernwehs.

Archiv Momentaufnahmen ab 2008

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