Über rote Ford Fiestas
“Das eine Fahrzeug, vor dem selbst die Fahrer der nobelsten Limousinen Respekt hatten, und mit dem anzulegen sich nicht einmal die PS-Stärksten Fahrzeuge trauten, waren rote Ford Fiestas. Vor roten Ford Fiestas zitterten alle. Dafür gab es einen einfachen Grund: Rote Ford Fiestas hatten schlicht nichts mehr zu verlieren, und genau so wurden sie auch im Straßenverkehr bewegt. Von Fahranfängern, Senioren oder eben auch Fahrern, denen alles egal war. Einem roten Ford Fiesta ging man aus dem Weg, wie man einem tollwütigen Hund aus dem Weg geht. Das war ein ungeschriebenes Gesetz der Straße – auch, wenn es im ungeschriebenen Gesetzbuch eher weiter hinten stand.”
So oder so ähnlich stand der Absatz über rote Ford Fiestas in einem Buch, dessen Namen und Auto ich leider vergessen habe. Vermutlich war es was von Douglas Adams. Würde jedenfalls passen, den der Text enthält einen wahren Kern, wenn auch ins Absurde verdreht: In den Neunzigern war der Ford Fiesta in Großbrittannien eines der meistverkauften Modelle, die beliebteste Farbe war rot, und dementsprechend führten die Karren auch die Unfallstatistik an. “Cause of death: Little old lady in a blue rinse and a red Ford Fiesta”.
Dadurch war “Red Fiesta” bald ähnlich konnotiert wie die der stehende Begriff der “White Van Man”, die mit ihren weißen Lieferwagen aus dem Nichts auftauchen um einen zu schneiden. Kennt jeder, auch in Deutschland, man muss der Empirie manchmal nur einen Namen geben.
Anyway, als ich das in den 90ern las und dabei an die Arbeitskolleginnen dachte, die einen roten Ford Fiesta fuhren, erkannte ich die tiefe und universelle Wahrheit in diesen Zeilen.
Ich habe diese wahren Worte nie vergessen (anders als halt Buchtitel und Autor), und als ich neulich auf diesen Ford Fiesta stieß, fand ich sie wieder bestätigt. Das ist so eine “hat-nichts-mehr-zu-verlieren-Karre”, und Daimlerfahrer fürchten um ihren Lack, wenn die auf den Straßen unterwegs ist.
8 Gedanken zu „Über rote Ford Fiestas“
Als ich meine Frau kennenlernte, fuhr sie auch solch einen roten Fiesta. Da sie auf dem Dorf in der bergigen Pfalz groß wurde und zu der Zeit dort wohnte, fuhr ich hin und wieder bei ihr als Beifahrer mit. Ich gebe zu, dass ich mich hin und wieder irgendwo im Fahrzeug festkrallte, wenn es über die kleinen kurvigen Verbindungsstraßen ging. Und die Kiste schaukelte aber auch so wunderbar. ?
Ist das ein Mini-Teaser auf den nächsten Reisebericht?
Max: Was für eine schöne Erinnerung!
Modnerd: Gutes Auge!
Na gut, modnerd war schneller 😀
Bestätige ich voll und ganz: Ich hatte drei Fiestas, wenn auch silbern, aber genauso und nicht anders bin ich auch gefahren, hihi
Ohhh… hast Du in Griechenland etwa jene scottish Lady getroffen, die auf dem Applecross-Pass vor zwei Jahren jeden Passing-Point ignorierte und sich offenbar dachte: ‚diese Sch… Touris mit ihren besch… Motobikes, sollen doch schauen wie sie das überleben… und wenn ihr mir nicht durchlasst und gefälligst den Rückwärtsgang einlegt und bergauf den Rückzug antretet: mein Hund tötet euch alle.‘ Als dieser arme Tropf dann aber vor lauter Panik, weil die Lady unzitierbare Schimpftiraden von sich gab, in ihren so lang gehegten Traum eines FoFi pieselte… naja, du kannst es dir denken 😀
Lup: Sagte NochEinMarkus auch schon, anscheinend war hier Silber weiter verbreitet 🙂
Suse: Kamikazefahrerin?! o_0 Oh man, Schottische Dickköppe
ach alle anderen Schottinen und Schotten waren super nett… vielleicht hatte ein Urlaubär aus D mit nem geliehenen WoMo die FoFi-Lady so sehr geärgert… er hatte das komplett zugestickerte Warnschild wohl nicht lesen könnenwollen auf dem stand, dass der Appelcross nicht für WoMos erlaubt ist… hatte sich vorher schon ziemlich peinlich und nicht ganz ungefährlich benommen und stand dann stolz oben auf der Passhöhe mit einem “waswolltihreigentlichgehtdochsupermitWoMo”-Gesicht in die Gegend grinste… Kann aber auch sein, dass die Lady einfach nur eine schlecht gelaunte Lady war…