Alle Klamottenhersteller arbeiten mit Referenzmodellen für Körpergrößen und -Formen. Ist bei den Herstellern von Handschuhen, insbesondere zum Motorradfahren, nicht anders. Allerdings sind die Referenzmodelle der Moppedausrüster extrem seltsam, was Handschuhe kaufen zur Qual bzw. zum Glückspiel macht.
Held bspw. arbeitet mit Referenzmaßen, die sie von einem Alien aus der Area 51 abgenommen haben – anders ist es nicht zu erklären das der Daumen länger ist als der Zeigefinger.
Die Designabteilung von Alpine-Stars ist mit der Maus auf dem Skalieren-Button ausgerutscht und produziert alles vier Nummern kleiner als normal, eine Größe L bei denen passt gerade mal für XS-Hände. Bei Dainese ist es nicht ganz so schlimm, hier sind aber die Handteller meist damenhaft schmal.
FLM ist wie eine Schachtel Pralinen, da weiß man nie wo das Logo gerade draufklebt. Louis ist bei seinen Eigenmarken Probiker und Vanucci nur eine Nummer in der Größenskala verrutscht und der Mittelfinger ist zu kurz (ausgerechnet! Den braucht man doch beim Moppedfahren am Häufigsten!), aber ansonsten passen mir die besser als alles andere, was man so kaufen kann.
Ich würde ja gerne mal höherwertige Handschuhe anschaffen, habe aber leider Vanucci-Hände. Die Eigenmarke von Louis ist im Mittelpreissegment angesiedelt und bietet gute Materialien und gute Verarbeitung zu guten Preisen, nicht mehr und nicht weniger. Da bekommt man keine 400 Euro-Handschuhe aus Känguruleder, die unbeschadet eine Rutschpartei über die Rennstrecke aushalten. Aber die Vanucci-Dinger fallen auch nicht beim ersten Angucken auseinander.
Ich bin bislang immer mit zwei Paar Handschuhen unterwegs. Einmal mit einem gut gefütterten und wasserdichten Modell der „V-Tech“-Reihe für den Temperaturbereich von 5 bis 20 Grad, für höhere Temperaturen kommen ungefütterte Sommerhandschuhe der „Summer Touring“-Linie mit leichtem Meshgewebe an den Fingern dazu.
Diese beiden Paare decken meinen Bedarf bislang komplett ab. Zwischenzeitlich hatte ich mal mit ungefütterten Sommerhandschuhen mit Membran experimentiert, aber das war Banane – im Sommer funktioniert eine Membran nicht gut, weil sie eine Temperaturdifferenz braucht um zu arbeiten. Ergebnis waren schweißnasse Hände.
2018 war zuletzt ein Neukauf angesagt. Weil sich bei meinen alten VC-1 nach 5 Jahren langsam das einlaminierte Innenfutter in einem Finger zu lösen beginnt und das Leder der Summer Touring III nach vier schweißtreibenden Saisons anfängt mürbe zu werden, gab es jetzt eine Neuanschaffung.
Ich notiere das hier nur für mich selbst, weil ich in einigen Jahren wieder nachschauen werde, was ich heuer (wwös) eigentlich beschafft habe.
Vanucci VCT Special
Größe 9, gelabelt als „Für die kältere Jahreszeit“, mctex Membran, Superfabric Keramikbesatz, 3M Thinsulate Futter.
Besser als beim VC-1: Vermutlich das Innenfutter (der alte hatte Primaloft) und die Finger, die nun fast komplett aus Leder und mit Protektoren besetzt sind. Der kleine Finger ist wieder doppelt gepolstert. Der alte Handschuh hatte an der Fingeroberseite lediglich Stoff, was wenig vertrauenserweckend war. Der neue hat eine bessere Form des Handtellers.
Schlechter als beim Vorgänger: Stulpe ist einen Tucken zu lang, außerdem ist an der ein seltsamer Plastikbömsel befestigt, der beim Anziehen stört. Kein Visierwischer mehr am linken Zeigefinger!! (Sollen ditte?!). Reflektoren eingespart bzw. an Stellen platziert, wo sie völlig unnütz sind (Ende der Stulpe statt auf den Fingerknöcheln). Statt Outdry nun McTex-Membran.
Vanucci Summer Touring IV
Direkter Nachfolger des Summer Touring III, aber schon wieder Auslaufmodell und damit Restposten und um 50% reduziert. Größe L/09, Unterhand aus Allcura-Ziege, Rest Nappaleder vom Rind.
Besser als beim Vorgänger: Grobes Meshgewebe in den Fingerzwischenräume, dadurch vermutlich bessere Lüftung. Anti-Rutschmaterial an der Daumenwurzel. Unnütze Lüftungsnupsies auf den Finger sind entfallen. Daumen und Zeigefinger sind besser geschützt, beim alten was die Oberseite des kleinen Fingers fast komplett aus Mesh, beim neuen ist sie geschlossen und aus Leder. Nähte sind gedoppelt und wesentlich besser verarbeitet.
Schlechter als beim Vorgänger: Unnütze Plastiklogos an der Stulpe und enges Handgelenk erschweren das Anziehen. Keramik auf der Oberseite wurde durch Stoff ersetzt, wirkt billiger.
Hm. Tja. Licht und Schatten. Aber irgendwas ist ja immer.
Eine weitere Ergänzung gibt es, da bin ich gespannt wie die sich macht:
Regenhandschuhe Virus 4.0 von IXS.
Nur dünnes Polyamid, Fingerinnenseite mit rutschhemmenden Silikon, statt einem Fäustling ein zwei-mal-zwei-plus-Daumen-Schnitt.
Gibt es in verschiedenen Größen und sitzt damit besser als die One-Size-fits-Nobody-Versionen von Reusch oder DXR, die immer Hände wie Mülltüten machen. Fallen sehr groß aus, mit meinen Vanuccis in Größe L/09 ist bei IXS vermutlich M das richtige.
Ratgeber: Tips zum Handschuhkauf
Handschuhe – wie auch sonstige Bekleidung – kauft man am besten im Präsenzhandel. Da kann man auch verschiedene Marken und Modelle durchprobieren.
Für den Sommer habe ich angenehm zu tragende von Dainese gefunden, Übergangszeit auch Louis und im Winter beheizte von Gerbings. Dazu kommt noch das eine oder andere Paar für besondere Einsätze wie z.B. Offroad 🙂
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Das stimmt, Präsenzhandel ist da super.
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Wobei ich auch schon aus dem Einzelhandel nach Stundenlangem Anprobieren mit Handschuhen rausmarschiert bin, die sich im Nachgang als Unpassend erwiesen haben (zu klein, Nähte die drückten, usw) – und dann wurde in der Filiale rumgenöhlt. DAS ist natürlich bei Onlinekauf einfacher.
Manchmal ist auch die Beratung vor Ort unterirdisch („die müssen ganz eng an den Fingerkuppen sitzen! Du brauchst ja guten Grip!“), aber das ist ein anderes Thema.
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Die Art des Regenhandschuhs nennt sich Schweinepfote. 😉
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Danke, wieder was gelernt 🤗
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Ok, nun ist es raus: ich bin ein Alien, denn mir passen zuverlässig die Handschuhe von Held am besten. Nehmt euch in acht 👽
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😳 waaaas? Leuchtet die Spitze deines Daumens auch?! Und kannst du damit nach Hause telefonieren?! 🛸
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Eh‘ die MIB das rauskriegen: Bin auch einer!
Die Held sind eigentlich auch gar keine Motorradhandschuhe, sondern wurden für das Tragen im Podracer entwickelt. 🙂
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Wenn du die „Schweinepfote“ hast, den Test: in einen Eimer Wasser tauchen. Da weiß man die Dichtigkeit. Von daher finde ich meine „Faustlingen“ noch gut dicht.
Bei den Handschuhen (Sommer) bevorzuge ich die, wo das Leder über die Protektoren geht.
Lieferant: XS Moto. Louispologünstig ist auch in der Sammlung. Habe auch die Winterhandschuhe mit Textilanteilen gegen dickes Volleder gewechselt.
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Das nervigste bei Handschuhen ist ein Innenfutter, dass mit nassen Händen (Schweiß oder Regen) herausgezogen werden kann. Merkt man immer zu spät.
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Meine Handschuhe sind praktisch alle Held, die kann ich blind nach Größe kaufen, passt!
Vanucci sind immer zu eng, das ist nur was für Menschen? mit Spinnenfingern.
Es scheint verschiedene Arten von Aliens zu geben… 😉
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Das Handschuhdilemma ist mir bekannt…
An den „Held-Daumen“ hab ich mich inzwischen gewöhnt, trotzdem suche ich immer noch wirklich richtig passende Handschuhe – seit Jahren!
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Gibt auch einen Regenhandschuhtrick:
An fast jeder Tanke gibt es Schutzhandschuhe für Dieseltanker. Kosten nichts und man könnte damit auch beim Tanken den Kettendurchhang prüfen.
Bei der „Schweinepfote“ bin ich mir nicht sicher ob das nicht ein Gefühl erzeugt wie auf der Enterprise, wenn Mr. Spock den Peacegruß macht.
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Ach was, dieses Einweghandschuhkram ist doch nur für Notfälle, wenn man improvisieren muss. Schweinepfote ist prima, deutlich besser als die riesigen Fäustlinge.
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