Neues aus Italien

Der Krieg in der Ukraine saugt ja gerade alle Nachrichten auf, dabei passieren auch woanders wichtige Dinge. In Italien, zum Beispiel. Die Nachrichten von dort bekomme ich noch aus einer gewissen Verbundenheit mit, und zwei fand ich bemerkenswert und unterberichtet.

Bei den Touristen in Südwestitalien ist gerade roter Alarm, weil die nicht mehr machen können was sie wollen. Zumindest nicht mehr an der Amalfiküste. Wie sehr die mir auf den Sacque geht, hatte ich ja unter anderem HIER beschrieben.

Von wegen „Amalfiküste duftet alles nach Zitronen während man über Traumkurven saust“ – Das ist Romantik aus den frühen 90ern. Die Amalafiküste heute, so wie ich sie bislang stets erlebt habe, ist ein nach Abgasen stinkendes Verkehrschaos, über die sich eine endlose Blechlawine im stop-and-go quält.

„Stimmt ja gar nicht!“ musste ich mir daraufhin wiederholt anhören.

Nunja. Anscheinend sehen die Behörden das ähnlich wie ich, denn vom 15. Juni bis 30. September gibt es nun im gesamten August und an allen Wochenende eine Regelung, die besagt, dass die Amalfitana für die Hälfte des Verkehrs einfach gesperrt wird. An einem Wochenende dürfen nur Fahrzeuge mit einem geraden Kennzeichen fahren, am nächsten Tag dann die mit einem ungeraden. Das gilt auch für ausländische PKW und Mietwagen, nicht aber für Motorräder.

Ich warte auf Berichte über FDP-Wähler, die mit der Polizei in Konflikt geraten sind, weil sie „fReiHEit!!!!“ jodelnd am verkehrten Tag mit ihrem Porsche über die Küstenstraße juckeln wollten.

Alles so schön weiß hier

Neulich eine Karte von Italien mit der Verteilung der Bodentemperatur gesehen. Wenig rot, viel weiß. Automatisch gedacht „ach, guck, ist ja gar nicht so warm“. Tja. Pustekuchen.

Hitze auf Landkarten wird in den Abstufungen grün-Orange-rot-dunkelrot-lila-schwarz angezeigt. Dunkler als Schwarz geht nicht, und wenn es noch heißer wird, fängt man am anderen Ende des Spektrums wieder an. Folgerichtig kennzeichnen weiße Flächen eine Temperatur des Erdbodens von 55 Grad Celsius und mehr. Mit Ausnahme der Berge ist fast ganz Italien gerade weiß. Das Land verbrennt.

Als wäre das nicht schlimm genug, hat es in manchen Regionen SEIT DEZEMBER nicht mehr geregnet. In der Folge sind manche Flüsse nahezu versiegt. Selbst der mächtige Po führt so wenig Wasser, das an seiner Mündung das Meerwasser in das Flussbett drückt und das Meer ins Land fließt. Wo das passiert, wird der Boden auf hunderte Meter links und rechts versalzen. Da wächst nichts mehr. Das Salzwasser drückt auch ins Grundwasser und verseucht das.

Die Po-Ebene ist normalerweise grün und fruchtbar und sehr wasserreich, weshalb von dort 50% des gesamten Reis kommt, der in der EU produziert wird. Ungefähr 70 Prozent davon wird wohl dieses Jahr ausfallen. Abgesehen vom fehlden Weizen aus der Ukraine fehlt also auch eine enorme Menge Reis. In Italien spricht man schon von einer biblischen Katastrophe und verlegt sich aufs Beten. Vermutlich zu recht. Klimawandel ist real und nicht aufzuhalten.

Keine schönen Nachrichten.

Kategorien: Medienschau | Ein Kommentar

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Ein Gedanke zu „Neues aus Italien

  1. Da kann ich leider kein „like“ klicken, so traurig ist das.

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