Momentaufnahme: Dezember 2022

Herr Silencer im Dezember 2022

Worte des Monats:

Wetter: Ab Monatsanfang sofort bitterkalt und 15 Zentimeter Schnee. Bis Monatsmitte wird es immer kälter, eine Woche lang Tiefsttemperaturen von nachts -13 und tagsüber -5 Grad. Kurz vor Weihnachten beginnt es zu regnen. Erst gibt es Eisregen auf dem tiefgefrorenen Boden, dann steigen die Temperaturen wieder, an Weihnachten sind es 8 bis 15 Grad mit häufigen und starken Regenfällen, die bis Jahresende anhalten.

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Die Känguru Verschwörung [2022, Amazon Video Kauf]
Marc-Uwe und sein Mitbewohner, das mild-kommunistische Känguru, begeben sich auf einen Road-Trip nach Bielefeld. Grund: Die Mutter der angebeteten Maria hat sich in Verschwörungstheorien verstrickt und leugnet den Klimawandel, und die beiden haben gewettet, dass sie die Mudder wieder in die Realität bekommen.

Der erste „Känguru“-Film war der letzte Film, den ich im Kino sah. Das war am am 06.03.2019, in Frankfurt an der Oder. Während der Pandemie wurde wohl der zweite Film gedreht, und der ist um Klassen besser als der Erstling. Statt einem Best-of-Remix bekannter Gags aus den Büchern gibt es hier eine eigenständige und aktuelle Geschichte.

Reichsbürger, Flat-Earther, Klimaleugner, Impfgegner – der Umgang damit im Film ist herrlich, endlich bekommt die usselige und rechte Baggage mal ihr Fett weg. Dabei funktionieren manche Dinge in der Tiefe tatsächlich nur jetzt. Wenn Marc-Uwe in Ulf-Poschhard-Tonfall „Bidde nich!“ sagt, kann man diesen popkulturellen Gag aktuell entschlüsseln und darüber kichern – in kurzer Zeit wird aber niemand mehr wissen, dass das mal witzig war und warum. Seltsam zahm bleibt ausgerechnet das Känguru selbst, das mit deutlich angezogener Philosphie/Brutalitäts-Handbremse fährt.

Handwerklich ist die Kameraführung meist bieder, das animierte Känguru und die Schauspieler OK. Nerven tut lediglich Marc-Uwe Kling selbst, als Stimme des Kängurus. Ich LIEBE die Stimme in den Hörbüchern, aber hier im Film ist sie zu übertrieben gesprochen und/oder so seltsam gemischt, dass ich davon Ohrenschmerzen bekomme.

Ist aber Wurst, die „Känguru-Verschwörung“ ist ein sehr launiger Film, der an keiner Stelle in flachen oder Pipi-Kacka-Humor abgleitet. Besonders viel Freude werden diejenigen haben, die schon immer mal diese ganzen Verschwörungs-Heinis als die Deppen dargestellt sehen wollten, die sie sind. Empfehlenswert.

Ach ja, das Retro-8Bit-Spiel, das im Film kurz vorkommt, das gibt es wirklich: https://www.kaenguru-game.de/

Blade Trilogy [1998, 2002, 2004 Bluray ]
Wesley Snipes ist der „Daywalker“, ein Mensch/Vampir Hybrid, der zusammen mit Kris Kristofferson Jagd auf echte Vampire macht. Mal bekommt er es mit durchgenknallten Yuppi-Vampiren zu tun, mal mit Mutationen, mal mit Udo Kier, mal mit Dracula persönlich.

Die drei Filme, die um die Jahrtausendwende entstanden sind, erzählen eine lose zusammenhängende Geschichte, sind aber qualitativ stark unterschiedlich. Teil 1 kommt stylisch und überraschend, aber mit grottenschlechtem CGI daher. In Teil 3 ist das CGI besser, aber die Story Banane und die neuen Darsteller (Ryan Reynolds, Jessica Biel, Dominic Purcell) völlig fehl am Platz. Die Spannbreite reicht von Randgruppenperle bis zu Trash.

The Rock [1996, BluRay]
Ein General der US-Armee klaut Raketen mit VX-Gas, stellt die auf der Gefängnisinsel Alcatraz auf und erpresst die Regierung: Entweder, die Familien von im Ausland bei Geheimoperationen gefallenen Soldaten werden über den Verbleib informiert und finanziell entschädigt, oder San Francisco wird mit tödlichem Nervengas beschossen. Auf Verhandlung hat niemand Bock, und so schickt die Regierung den Giftgasexperten Nicolas Cage und den einzigen Mann, der jemals aus Alcatraz ausgebrochen ist und daher den Weg hinein finden kann: Ex-SAS-Agent Sean Connery.

„The Rock“ ist einer der besten Actionfilme aller Zeiten, Punkt. Wenn man mich fragt, welche Actionfilme in den 90ern die besten waren, werde ich immer sagen: „The Crow“, „Armageddon“ und eben „The Rock“. Egal ob die spannenden Expositionsszenen am Anfang, die „Bullit“-mäßige Verfolgungsjagd in San Francisco oder der fesselnde Einsatz auf Alcatraz selbst, der Film ist wirklich keine Minute langweilig. Dabei ist es nicht allein die Action, die trägt.

Einen Großteil der Wirkung wird über das ausgezeichnete Zusammenspiel der Darsteller erzielt. Nicolas Cages Overacting ist ein wunderbarer Kontrast zu Connerys verschmitzt-reduziertem Spiel, mit dem er hier den James-Bond-in-Rente gibt. Ed Harris ist ein großartiger Bösewicht, gerade weil er eigentlich hehre Motive hat, und gibt diese Figur mit großem Fokus und kalter Beherrschung, was ein krasser Gegensatz zu dem Haufen an Hotshots um ihn herum ist. Die Nebenrollen sind ebenfalls großartig besetzt: „Dr. Cox“ John C. McGinley, „Terminator“ Michael Biehn, „Candyman“ Tony Todd, „Green Mile“ David Morse, dazu die göttliche Claire Forlani. Hach.

Technisch ist hier wenig Kritik möglich. Michael Bays Stil der dramatischen Inszenierung und der sich ständig bewegenden Parallax-Kamera hatte sich noch nicht so abgenutzt und wird nicht so rührselig eingesetzt wie in späteren Filmen. Der Soundtrack von Hans Zimmer ist mit seinem Main Theme in die Geschichte eingegangen und wird bis heute für Trailer genutzt. Das Bild und der Ton ist auf BlueRay wirklich exzellent. Ja, „The Rock“ ist wirklich Peak-90er-Action, so wie ich sie mag – und der wahrscheinlich beste Film, den die Produzenten-Legenden Bruckheimer/Simpson und Regisseur Bay je gemacht haben.


Spielen:

God of War: Ragnarök [2022, PS5]
Kratos, der Schlächter aller Götter des Olymp, hat sich zur Ruhe gesetzt – ausgerechnet in Midgard, einer der Welten der nordischen Götter. Dort gerät er mit dem Schicksal aneinander, das detailliert voraussagt, das Kratos Ragnarök auslösen wird. Der alte Mann mit dem Rauschebart hat auf das Ende der Welt aber gar keine Lust, Kriegsgott will er auch nicht mehr sein, und überhaupt will er am liebsten in einer Höhle sitzen und Grummeln. Auch Allvater Odin möchte keinen Konflikt und keinen Weltuntergang. Aber es herrscht bereits Fimbulwinter, der Vorbote von Ragnarök, und je mehr Kratos es versucht zu vermeiden, desto unausweichlicher wird eine Konfrontation mit Odin, Thor, Heimdall und Konsorten. Helfen könnte vielleicht Tyr, der alte nordische Gott des Krieges, aber der ist tot. Und dann hält sich auch noch Kratos pubertierender Sohn Atreus für etwas Besonderes, denn sein nordischer Name ist – Loki.

Ach, fein! Die 2018 im Vorgänger begonnene Geschichte von Kratos-und-seinem-Sohn-im-Norden wird in diesem Spiel komplett zu Ende erzählt, und das, obwohl sich der Stoff von der Menge her für eine Trilogie angeboten hätte. So ist man 35 bis 40 Stunden unterwegs, bis die Story zu einem befriedigendem Ende kommt.

Gameplaytechnisch wechseln sich ruhige Erkundungspassagen, Dialoge mit anderen Figuren und wuchtige Hack-and-Slay Kämpfe ab. Die Kämpfe kommen mit einem ordentlichen Schwierigkeitsgrad daher. Im Vergleich zum Vorgänger teilt Kratos weniger aus, kann aber auch weniger einstecken. Heil-Items sind seltener, und die Zahl der Encounter mit 08/15 Gegnern sind so hoch, dass es immer wieder die Erzählung stört.

Die Grafik auf der PS5 ist schön, aber nicht deutlich besser als beim Vorgänger auf der PS4. Am Vorgängerspiel mochte ich das Perk-System nicht. Es gab viel zu viele Möglichkeiten abseits der Skill-Trees Waffen und Rüstungen zu verzaubern, Runen einzusetzen oder sonstwas damit anzustellen und dadurch irgendeinen Wert um 0,0034 Prozent zu steigern.

Das ist in „Ragnarök“ noch viel schlimmer geworden, die Systeme sind nun um das doppelte überladen. Wer Spaß daran hat, unter Zuhilfenahme von Excel auszurechnen, welche Rune in Kombination mit welcher Rüstung basierend auf den Glücks-Werten des Charakterlevels die Abklingzeit der Axt-Zauber um 1,3 Sekunden senken lässt – nur zu. Ich habe da keinen Spaß dran und fand es stets zum Kotzen, wenn das Spiel mich zwang, mich damit zu beschäftigen.

Das ist aber nicht so wichtig. Der Kern und das Beeindruckendste von „Ragnarök“ ist die Interaktion der Charaktere miteinander und ihre verwobenen Geschichten. Die Dialoge sind toll geschrieben, und die die Story steckt voller Wendungen. Die passieren aber nicht aus Selbstzweck, sondern sind immer den klaren Motivationen der Figuren zuzuordnen.

Die Charaktere selbst sind hervorragend ausgearbeitet. Egal ob der knurrige Kratos, der das Loslassen lernen muss, der Götterchef Odin, der manchmal wirkt wie ein leicht tüddeliger Konzernmanager und wirklich undurchschaubar ist, oder Schmierlappen Heimdall, den man wirklich hassen lernt: Das zu erleben ist spannend, und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht.

Star des Spiels ist aber die Stimme von Kratos. Christopher Judge, der Teal´c aus „Star Gate“ spricht den alten Kriegsgott mit einem unnachahmlich rauen Grummeln, und jeder Satz von ihm ist ein Erdbeben. Was für eine Performance!

Kena – Bridge of Spirits [2021, PS5]
Die junge Kena ist eine Geisterführerin. Sie hilft verstorbenen Seelen dabei, vom Diesseits loszulassen. Als sie in einer abgelegenen Region ein entvölkertes Bergdorf findet, bekommt sie eine Menge zu tun. Zum Glück hat sie Verstärkung in Form der Rott, knuffeligen kleinen Geistwesen. In drei unzusammenhängenden Episoden muss Kena Geister ins Jenseits geleiten und am Ende das Rätsel um das Dorf und die Rott lösen. Das tut sie in der klassischen Action-Adventure-Mischung aus Erkundung, dem Lösen von Rätseln und Geschicklichkeitspassagen.

So knuffelig, und gleichzeitig SO SCHEISSEND SCHWER. Ember Labs, das Studio, dessen Erstlingswerk „Kena“ ist, kommt aus der Filmanimation, und das ist deutlich zu merken. Alles ist detailverliebt und sieht aus wie ein Animationsfilm. Was leider nicht gut klappt ist das Gameplay. Kena springt und klettert teils sehr ungenau oder hält sich nicht an Kanten fest, was insbesondere in den (viel zu zahlreichen) Hüpfpassagen mit knackigem Zeitlimit fatal ist.

Nicht viel besser ist es in den Hack&Slay-Kämpfen. Die sind ohnehin superschwer und werden noch schwerer durch die Steuerung, die einfach für das geforderte zu träge ist – Ausweichen oder Blocken erfolgt häufig mit spürbarer Verzögerung, und das bei sehr kleinen Zeitfenstern für erfolgreiches Parieren. Ich habe nach der Hälfte der gut zehn Stunden Spielzeit entnervt den Schwierigkeitsgrad auf die einfachste von fünf Stufen gestellt und hatte immer noch genug zu tun.

Die teils traurigen Geschichten und die putzigen Rott haben mich aber dennoch dazu gebracht, die Zähne zusammen zu beißen und das durch zu spielen. Ich hoffe, es gibt einen Nachfolger, der die Macken beim Gameplay und Balancing ausbügelt und der Figur der Kena etwas Tiefe gibt. Die Welt ist auf jeden Fall zauberhaft.


Machen: Nüscht. Auch mal schön.


Neues Spielzeug:

Eine Xbox. Aber keine aktuelle XBOX Series X (die heißt wirklich so, kein Witz), sondern eine XBOX 360, Modell E, Baujahr 2015, gebraucht gekauft. Eine der letzten 360er, die je gebaut wurden.

Warum lege ich mir so ein Uralt-ding zu? Ganz einfach: Ich habe für die 360 eine umfangreiche Spielesammlung, und einige meiner liebsten Games („The Saboteur“, „Sleeping Dogs“) gibt es nicht auf anderen Plattformen und auch nicht im Backwarts-Compatibiility-Programm von MicroSoft. Vor allem aber: Musikspiele! Sowas wie „Guitar Hero“, „Lips“ und „Rock Band“. Diese Spiele waren von 2008 bis 2011 aktuell (Wir nannten es Plastik Rock) und brachten eigene Hardware mit (dieses Blog wurde sogar berühmt wegen der Kompatibilitätslisten), in meinem Fall brauche ich aber zwingend eine 360 zum Spielen.

Nun fiel aber meine alte Xbox 360 von 2009 langsam auseinander, der HDMI-Ausgang ist wackelig, Audio gab es gar nicht in digital und WLAN hatte die auch noch nicht. Das bringt das E-Modell alles mit, inkl. einer 500 GB Festplatte, auf der die ganzen Musikspiele auf einmal Platz haben.


Ding des Monats:
Viele schöne und nützliche Dinge zu Weihnachten geschenkt bekommen. Danke an Alle Schenker:innen!


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Momentaufnahme | 2 Kommentare

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2 Gedanken zu „Momentaufnahme: Dezember 2022

  1. Stefan Offermann

    Endlich wieder Plastic Rock im Blog 🤘 das ist der Grund warum ich dein Blog angefangen habe zu lesen, und alles andere wird hier auch nie langweilig.

    Gefällt 1 Person

  2. Aaaah, es erinnert sich noch jemand an Plastic Rock! Was waren das für launige Zeiten, oder?

    Like

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