Prolongation

Prolongation

Zweiundzwanzig Jahre hat das Kleine Gelbe AutoTM jetzt auf dem Buckel, und gerade hat es die 200.000 Kilometer voll gemacht. Ich habe das nur nicht rechtzeitig gemerkt:

Die Kiste macht mir immer noch Freude, sogar über die Zeit immer mehr.

Warum eigentlich? Die Scheiben sind zerkratzt, der Lack ist verwittert und beginnt Blasen zu bilden und abzuplatzen, die Sitzheizung (früher das Beste am ganzen Auto!) funktioniert nicht mehr und die Zentralverriegelung tut nur noch, wenn sie gute Laune hat.

Nicht zu vergessen: Im Februar diesen Jahres ist ein forking Baum draufgefallen und seitdem hat es eine angedetschte Stelle im Crinkle-Look, zwei Monate später war erst der Starter kaputt, dann drehte der neue völlig durch und hörte nicht mehr auf zu starten.

Zudem hub die Werkstatt bereits im vergangenen Jahr zu einem Trauerchoral an: Ach, ach, die Stoßdämpfer seien ja schon fast am Ende, die Domlager, die Achsmanschetten, die Federn an den Bremsen und Whatnot. Ob es noch einmal durch die Hauptuntersuchung im Dezember 2023 kommen wird? Mehr als fraglich.

Also steht ein neuer, kleiner Gebrauchter an. Der ist schon seit Monaten klar gemacht, Übernahme ist im Oktober. Seitdem ich weiß, dass der “neue” Gebrauchte kommt, zähle ich quasi die Tage, die ich noch mit dem Gelben habe, und bin ganz traurig bei dem Gedanken, mich von ihm zu trennen. Wohin soll der dann überhaupt? Ist ja niemandem etwas wert, außer mir. Verkauft man sowas Privat? An Händler? An Aufkäufer?

Auch wenn ich mein Herz nicht an Gegenstände hänge, in diesem Fall fällt es mir wirklich schwer mich zu trennen. Der Seat Leon 1M 180 Top Sport 20VT ist einfach eine Bombe. Für mich hat er die perfekte Größe, die Form gefällt mir, er fährt super, ist immer noch in Null komma nix auf 240 und gleitet dann auf der Autobahn dahin (auch wenn wir das nur noch sehr, sehr selten machen) und ist generell viel wertiger, als es Seats normalerweise sein dürfen (weil: Innenaustattung vom Audi A3, Motor vom Audi TT). Und was wir nicht schon alles miteinander erlebt haben! Und wo wir überall gewesen sind!

Wie dem auch sei, um den Abschied einfacher zu machen, wollte ich jetzt von der DEKRA schriftlich, dass das gelbe Auto am Ende ist. Dann würde ich meinen Frieden finden. Also spontan mal zu einer Hauptuntersuchung gefahren:

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Das hier ist das Ergebnis.
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Tja.

Und nun weiß ich auch nicht.

“Fahrzeug ohne festgestellte Mängel”, steht in dem Bericht. Dazu gab es den gut gemeinten Tip, ein paar Roststellen am Boden und einem Schweller zu beheben und bei Gelegenheit die Achsmanschetten machen zu lassen. Ansonsten wünschte der Dekra-Mann, der anscheinend mag, wenn Leute ihre alten Autos mögen und sie nicht immer gleich wegwerfen, dem Gelben Auto eine gute Fahrt und noch ein langes Leben.

Also, das macht die Sache jetzt mal echt nicht einfacher.

Frühere Einträge mit dem Kleinen Gelben Auto.

10 Gedanken zu „Prolongation

  1. Lieber Silencer,

    ich möchte hier demnächst auf garkeinen Fall eine Trennungsgeschichte lesen. Ich kenne Leute die sind schon seit Jahren in Therapie weil sie die Trennung von ihrer Karre nicht verkraftet haben. Dreimal geschieden, darüber wird gelacht, aber heulen noch ihrem alten Auto nach.
    Tja so siehts aus.

  2. Ach, hätt’ ich alle tollen Fahrzeuge behalten, wär ich jetzt happy? Ich hab sie aber allesamt verkauft, sonst wär ich jetzt entweder total abgebrannt, Mieter einer großen Scheune oder Museumsdirektor.
    Wenn die Trennung ansteht, sieh zu, dass das Schätzchen in gute Hände kommt. Das ist gut für die Psyche und macht den Blick frei nach vorne. Denn da gibts ja meist auch wieder was spannendes Neues. Oft sogar eine neue Liebe.

  3. Moin Silencer,

    gut gemacht!!! Ich habe zwei W124 gefahren, bis der Rost uns geschieden hat. Der erste, Baujahr 1988, lief bis ca. 550 Tkm, der zweite, Bj. 1992, bis 825Tkm mit Gasanlage. Meine Werkstatt und ich wollten noch die Million schaffen, weil ein Benziner mit Gasanlage (eingebaut bei 149 Tkm) recht selten ist. Es sollte leider nicht sein…schade. Ich kann Dich nachvollziehen.

    Gruss
    Lupo

  4. Moin Silencer,
    das nennt man heutzutage “nachhaltig” 😉
    Mein Golf ist 12 Jahre und hat nun 232 Tkm auf der Uhr.
    Hab nochmal bissl was investiert (die neuen Fahrwerksteile sind sogar meiner Frau beim Fahren aufgefallen ;-)) und nun schnurrt er weiter, wie ein Bienchen.
    Ich würde einfach paar Mängel beseitigen und das kleine gelbe Auto weiterfahren, wenigstens noch die zwei Jahre.
    So teuer sind die Seat Teile nicht und meine Werkstatt hatte mir extra Teile aus dem Zubehör angeboten, die sie gut finden aber für weniger Geld.
    Also, viel Freude noch, bei der Entscheidungsfindung!
    Beste Grüße, in 4 Tagen aus Schottland. freu freu, (mit dem Mopped)
    Falk

  5. Danke für Eure Ratschläge! Ihr werdet hier lesen, wie es weitergeht.

    Lupo: Also DAS ist aber auch echt mal ein Klassiker!

    Falk: In der Theorie richtig, in der Praxis sind manche Teile nur schwer oder gar nicht mehr zu bekommen – weil halt mein Leon eher ein Audi als ein Seat ist. Auspuff beschaffen hat drei Monate gedauert – keine Ahnung, ob die den nochmal extr haben fertigen lassen… Auf jeden Fall: Viel Spaß in Schottland! Bin echt gespannt ob es Dir gefällt und wo ihr ward!

  6. Hach, mein erstes Lieblingsauto hat bei einer Fahrt mit Sohn 1 den Geist aufgegeben. Motorschaden.
    das zweite Lieblingsauto hat Sohn 2 mit Totalschaden in den Graben gefahren.
    Das jetzige Auto ist gut, wird aber nie mein Liebling, wegen fehlender PDC und Lenkradheizung.
    Man kann nicht alles haben im Leben. 🙂
    Aber schön, dass Du das gelbe vom Ei noch 2 Jahre fahren kannst.

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