Momentaufnahme: August 2023

Momentaufnahme: August 2023

Herr Silencer im August 2023

“Och nö, nicht schon Herbst!”

Wetter: Monatsbeginn mit 15 Grad kühl und nass und windig, Wacken fällt wegen Matsch faktisch aus. Aber gut, die Natur kann es brauchen. Was niemand braucht: Luftfeuchtigkeit um 98% und dabei Temperaturen von 28 Grad, wie in der dritten Woche, das fühlt sich an wie in den Tropen und macht Mitteleuropäer kaputt. In der letzten Woche kommt unvermittelt der Herbst: Dauerregen und Überschwemmungen in Süddeutschland, in Göttingen bedeckt und nur noch 10 Grad.


Lesen:

Paul Preuss: Venus Prime 4: The Medusa Encounter [1990]
Auf dem Jupiter stürzt der Prototyp eines Gasgleiters ab. Ellen Troy geht dem nach, verliert aber auf halbem Weg die Lust an der Ermittlung und kümmert sich erstmal um ihre eigene Vergangenheit: Sie nimmt halluzinogene Drogen, versteckt sich zwei Jahre an Bord eines Jupiterschiffs und wird darüber irre.

Gut, im vierten Band der Reihe geht es also ENDLICH um die großen Mysterien in der Vergangenheit der Hauptfigur, die seit Teil eins nur angerissen werden. Hier steht kein trivialer Kriminalfall im Vordergrund, sondern die Geschichte der Protagonistin.

Dadurch treten allerdings Preuss´ Schwächen um so deutlicher zu Tage. Er kann weder Figuren noch Dialoge schreiben oder spannend erzählen, und in der Folge bleibt das hier eine sehr technische und emotionslose Geschichte, die oft erratisch vor sich hinmäandert und in der seitenlang die Wolken auf dem Jupiter beschrieben werden, in der aber Figuren herumstaksen, deren Handlungen nicht im Ansatz nachvollziehbar sind. Mittendrin verschwindet sogar die Hauptfigur für 200 Seiten und ward bis kurz vor Schluss einfach nicht mehr gesehen, und als sie wieder auftaucht ist sie verrückt wie ein Sack Katzen und wird von einer Nebenfigur ohne Vorwarnung in Koma geprügelt. Na, Halleluja.

Sinn ergibt das erst im Epilog: Da wird nach dem Ende des Buchs auf fünf Seiten in einem Expositiondump ausgekotzt, was einem der Autor mit seinem Werk sagen wollte. Die Ideen sind auch durchaus interessant, aber die Umsetzung ist so grauenvoll und ein ziemlich großer Twist am Ende ist so undramatisch und emotionslos präsentiert, dass ich mehrfach nachlesen musste, um ihn mit zu bekommen. Die Erklärung versteckt sich dann in zwei Halbsätzen. Handwerklich extrem schlecht.


Hören:

“Banksy – Rebellion oder Kitsch” [rbbKultur Podcast]
In neun Teilen versucht der Podcast dem Phänomen Banksy nach zu spüren. Es wird seine Geschichte erzählt, viel gemutmaßt und rund um die Welt geflogen, um vor Ort O-Töne einzufangen.

Ich höre gerne und viel Podcasts, bei jeder Gelegenheit. Dieser hier ist schlicht unerträglich. Ja, man KANN in einem Podcast mit einem Voiceover arbeiten, oder mit O-Tönen, oder mit Athmo, oder mit Hintergrundmusik – wenn man aber ALLES gleichzeitig macht, dann wird ergibt das einfach akustisches Chaos, und das passiert hier ständig.

Ebenfalls unangenehm fällt die Ego-Zentriertheit der Macherin Ortrun Schütz auf, schon in den Trailern. “Hören Sie meinen neuen Podcast” tutet es da – als wäre sie die Marke und nicht der RBB. Das zieht sich leider durch: “Ich war in…”, “Mir erzählt Person XY…” – kann man machen, klingt in meinen Ohren halt ungefähr so:

@sophiatokk

Warum sind die immer so krass überfordert und dramatisch ?

♬ Originalton – Sophia

Manchmal geht das so weit, dass Ortrun Schütz als Voiceover über Sätze von Ortrun Schütz spricht und sich selbst kommentiert. Wirklich wahnsinnig unangenehm, sowas. So lange das persönliche Erleben dem Werk nichts hinzufügt, wäre es gut, die Journalistin als Person nähme sich etwas zurück. Auch Doku-Podcasts sind Journalismus, und keine Kunst – dieser Podcast hat aber sogar eine Story-Beraterin, die vermutlich die zeitlichen Vor- und Rücksprünge zu Banksy-Aktionen konzipiert hat, was manchmal einen peppigen Folgeneinstieg bietet, deren Verortung in Zeit und Kontext aber oft nicht einfacher macht.

Ich war in England, den USA, Palästina…”, zählt Ortrun Schütz auf, und als Zuhörer fragt man sich unwillkürlich: WARUM? Warum musste Ortrun Schütz ein halbes Dutzend Fernreiseziele anfliegen? Der Erkenntnisgewinn hält sich nämlich in argen Grenzen, die Interviewpartner hätte man auch in einer Videokonferenz befragen können. Zumal Ortrun Schütz selbst zu Ortrun Schütz kommentiert, das Ortrun Schütz nicht allen Gesprächspartnern alles glaubt – aber die O-Töne mit den mutmaßlich falschen Behauptungen sind dann in der Welt und werden nicht weiter geprüft.

So bleibt bei der wiederholten, stolz präsentierten Aufzählung der vielen Flugreisen unweigerlich der Gedanke, dass hier jemand Rundfunkgebühren genutzt hat, um mal ein wenig in der Welt rumzukommen und sich selbst als Marke aufzubauen. Neues über Banksy erfährt man tatsächlich wenig bis gar nicht – das war aber auch nicht zu erwarten, immerhin gibt es zu ihm schon ein Dutzend Podcasts und einige gute TV-Dokumentationen.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Zum Podcast auf der Seite des RBB, Alternativ findet er sich auch in der ARD-Audiothek-App.


Sehen:

Frühstück bei Tiffanys, Der Graf von Monte Christo, My Fair Lady [Gandersheimer Domfestspiele]
Wieder volles Programm bei den 64. Gandersheimer Domfestspielen, und wie jedes Jahr ein tolles Erlebnis. Vor der Kulisse der Gandersheimer Stiftskirche kehrt der, im Post-Napoleonischen Frankreich unschuldig eingekerkerte, Edmond Dantes als “Der Graf von Monte Christo” zurück und nimmt vernichtende Rache an denen, die für seine Verhaftung zuständig waren.

Zwei Professoren versuchen aus einem Gossenmädchen eine Lady zu machen.

Sehenswert: Die Performance der ultravielseitigen Miriam Schwan (Eliza Doolittle, Mércèdes) und ihrer Hauptrollen-Kollegen Guido Kleineidamm (Prof. Higgins, Vater Dantes ) und Frank Bahrenberg (Oberst Pickering, div.)sowie das aristokratische Auftreten von Ben Timmers (Villefort).

Was mir besonders in Erinnerung bleiben wird: Die Erkenntnis, das “My Fair Lady” auch eine Geschichte über Machtmissbrauch und häusliche Gewalt ist. Das wird auch sehr deutlich thematisiert, wenn Eliza Doolittle wiederholt vom wohlhabenden Professor als “unwürdiges Subjekt” beschimpft und ein um andere Mal gedemütigt wird.

Nun werden die Gandersheimer Domfestspiele vor allem von Boomern besucht, und die Reaktionen des männlichen, alten, breitbeinig dasitzenden Publikums waren zum Teil dementsprechend. “Genau! So behandelt man eine Frau! Zeig´s ihr!”, so wurde es um mich herum gerufen. Umso schöner zu sehen, wie die alten Säcke am Kotzen waren, als nach der Vorstellung die Darsteller das Thema in einem Epilog deutlich benannten und am Ausgang Spenden für das örtliche Frauenhaus sammelten. Das war überraschend und gelungen und ich feiere diese Aktion! Fast 50.000 Euro sind so zusammengekommen, während die breitbeinigen Boomer Beleidigungen und “wokeness”-bashing hervorstießen.

5 Centimeters per Second [2007, BluRay]
“Fünf Zentimeter pro Sekunde, das ist die Geschwindigkeit, mit der die Blütenblätter des Kirschbaums zu Boden sinken”. Ein Mädchen und ein Junge begegnen und trennen sich, werden erwachsen, finden Jobs und Partner, und doch fühlen sie ein diffuses Vermissen. “Wie schnell muss ich leben, um Dich wieder zu sehen”?

Drei wunderschöne Episoden, die so viele große Gefühle anhand ganz kleiner Szenen vermitteln. Die Sehnsucht nach einer geliebten Person, die zu einer weiten Bahnreise antreibt. Die aufsteigende Furcht, sie könnte nicht auf einen warten, als der Zug Verspätung hat. Die Verzweiflung, wenn der Wind den Zettel mit der Telefonnummer davon reißt. Sehr berührend, regt zur eigenen Reflexion an. “5 Centimeters” ist ein frühes Regiewerk Makoto Shinkai, der später u.a. “Your Name” und “Weathering with you” gemacht hat.

The Places Promised in Our Early Days [2005, Bluray]
Der Norden Japans ist von einer fremden Macht besetzt, die ihre Kraft aus einem seltsamen Turm zieht. Zwei Jungen und ein Mädchen bauen ein Flugzeug und versprechen sich, eines Tages zu diesem Turm zu fliegen. Dann verschwindet das Mädchen aber, und erst Jahre später, mitten in einem Krieg, gibt es wieder Spuren von ihr.

Dieser Kurzfilm ist die Erklärung, warum “Your Name” so eine perfekte Sache war. “Your Name” ist das Meisterwerk, “Places Promised” war das Gesellenstück von Makoto Shinkai. Auch hier wird mit dem Multiversum und dem Vermissen geliebter Menschen, die man nie kannte, über Welten hinweg gespielt, aber lange nicht so elegant und rund wie beim späteren Spielfilm.

Belle [2022, Prime]
“U” ist eine virtuelle Welt. Unter Pseudonym findet hier ein depressives Mädchen ihre Lebensfreude wieder und sogar so viel Kraft, das sie anderen helfen kann.

Wow. “Belle” ist ein Amalgman aus “Ready Player One” und “Die Schöne und das Biest”. Wunderschön gezeichnet, hinreissend erzählt. Figuren, Plot, Pacing – hier stimmt nahezu alles. Kleiner Wermutstropfen: Die Songs klingen im Deutschen leider wie etwas, was in einer Barbiewerbung im Kinderprogamm laufen könnte. Dennoch: Ein wundervoller Film, der bei mir noch Tage nachgewirkt hat.

Battle Royale [2001, Bluray]
Japan, 20 Minuten in der Zukunft: Überbevölkerung ist ein Problem, die Arbeitslosigkeit ist hoch, gleichzeitig sind die Kinder völlig wohlstandsverwahrlost und gehen kaum noch in die Schule. Die Lösung: Die “Millennium-Bildungsreform”, deren Kern das “Battle Royale”-Gesetz ist. Das berechtigt Schulträger, Kinder ab der 9. Klasse in einem Wettkampf der Besten zu stecken – einen Wettkampf auf Leben und Tod. Eine der ersten Schulklassen, die das trifft, wird entführt und mit explosiven Halsbändern und tödlichen Waffen auf einer einsamen Insel ausgesetzt. Plötzlich stehen sich 40 Kinder mit Waffen gegenüber, und nur die letzte Überlebende darf wieder von der Insel runter.

Krasser Scheiß, diese Mischung aus Herr der Fliegen und Running Man, der jahrelang zu recht auf dem Index stand und erst seit 2017 frei erhältlich ist. Inhaltlich klingt das Ganze zwar sehr nach “Tribute von Panem”, dessen Vorbild es vielleicht auch ist, aber hier wird die ganze Brutalität gezeigt, die in den Hunger Games nur angedeutet wurde.

Neben den drastischen Bildern, in denen Blut spritzt, sind es vor allem Szenen, die sich um Suizid und Verzweiflung drehen, die im Gedächtnis bleiben. Hoch problematisch schon die Grundidee, das hier Kinder gegen Kinder kämpfen, und Erwachsene da einen Medienkick draus ziehen. Sehr brutal, sehr intensiv – aber so wenig geerdet, dass die ganze Laufzeit über meine Suspension of Disbelief ausgehakt ist. Das Ganze ist so unglaubwürdig, das world building so schlecht und alle Handlungen und Figuren so over the top, dass ich in keiner Sekunde vergessen konnte, hier einen Film zu sehen. Hat mich also nicht reingezogen, ist vielleicht auch besser so. In der Summe wirkt der Film nämlich wie ein Machwerk alter Männer, die sich daran ergötzen “die Jugend von heute” (= faul, verkommen) möglichst brutal bestraft zu sehen.

Secret Invasion [2023, Disney+]
Die Welt ist insgeheim seit Jahren bevölkert von formwandelnden Aliens, die heimlich alles unterwandert haben. Jetzt will eine Fraktion der außerirdischen Krieg gegen die Menschen führen, weil…. (blättert im Skript) …deshalb! Nick Fury hält das Ende der Welt für zu unbedeutend, um den Avengers Bescheid zu geben und murkelt selbst vor sich hin.

Der Vorspann der Serie ist KI-generiert, das haben die Produzenten zugegeben. Was bislang noch nicht eingestanden wurde: Das eine KI auch die Drehbücher verfasst hat. Obwohl, dann wären sie vielleicht besser geworden… anyway, in den Comics war die “Secret Invasion” ein großes Ereignis, in dieser Serie werden aber hauptsächlich die Eheprobleme von Nick Fury diskutiert. Kein Witz.

Nichts hier ist wirklich gut – Dialoge sind langweilig, die Schauspieler haben wenig Spaß und reißen ihre Stunden ab oder overacten, die Story ist dumm, der Plot hanebüchen. Da passt es, dass die sechs Folgen der Serie nach hinten raus immer kürzer werden, denn offensichtlich hatte NIEMAND mehr Bock auf diesen Müll. Besonders ärgerlich: Maria Hill stirbt, völlig grundlos.

Wie eine Spionage-Thriller-Serie (das wollte “Secret Invasion” sein) im Marvel-Universum funktionieren kann, hat 2016 übrigens “Agent Carter” gezeigt. Die hatte zwar nur ein Bruchteil von “Secret Invasions” 200 Millionen Dollar Budget, aber dafür gute Drehbücher, ein besseres Pacing und vor allem: Die grandiose Haley Atwell.

Good Omens 2 [2023, Prime]
Engel Aziraphael und Dämon Crowley sind zurück. Beide von ihren jeweiligen “Seiten” verstoßen, leben sie unter den Menschen. Das ist auch völlig okay für die beiden, denn über die Jahrtausende haben sich Engel und Dämon nicht nur angefreundet, sie haben auch einen Gefallen an den Subjekten gefunden, die sie beschützen bzw. verführen sollten.

Mit dem gemütlichen Himmel/Hölle-Ruhestand ist es vorbei, als der Erzenengel Gabriel in Aziraphaels Antiquariat stolpert – ohne Erinnerung daran, wer er eigentlich ist, aber einer wagen Ahnung, das demnächst (mal wieder) die Welt untergehen wird.

Der erste Teil von “Good Omens” erschien 1990 als gemeinsames Buch von Terry Pratchett und Neil Gaiman. Jetzt, 33 Jahre nach Erscheinen des ersten Teils und acht Jahre nach Pratchtetts Tod nun also ein zweiter Teil. Lohnt sich das? Unbedingt. Zwar ist für mich leider nach wie vor der Darsteller von Arziraphael, der in britischen Produktionen unumgängliche Martin Sheen, ein Totalausfall, aber das macht nichts – David “Dr. Who” Tennant hat so viel Bock auf Crowley, das er eh alles an die Wand spielt. Man sollte “Good Omens” in “Crowley” umbenennen, so viel Präsenz und Charisma hat der hier.

Der Plot holpert zwar ein wenig, aber da die anderen Figuren ausreichend interessant und nett gespielt sind, kann man sich das schon anschauen. Interessant, aber etwas langatmig erzählt, sind die Rückblenden: In jeder Episode wird ein wenig mehr zur Vergangenheit von Engel und Dämon enthüllt, und ihre Abenteuer im Verlauf der Jahrhunderte, vom alten Babylon bis ins viktorianische London, sind schon launig.


Spielen:


Super Mario Odyssey [2017, Switch]
Der böse Bowser hat Prinzession Peach entführt und will sie heiraten. Love Interest Mario verfolgt den Verbrecher durch mehrere Länder, in denen Bowser eine Spur aus Mundraub, Diebstahl und Sachbeschädigung hinterlässt.

Mein erstes “Mario” seit “Super Marion Land”, und das war 1989 auf dem originalen Gameboy. Der Urahn hat mit “Odyssey” ein nahezu perfektes Gamedesign gemein. Anders als das grau-schwarze Ur-Mario ist 2017er Neuauflage kunterbunt und größtenteils in 3D.

Besonderes Gimmick: Mario hat hier eine Zaubermütze. Wirft er die auf ein Lebewesen, kann er die Kontrolle darüber übernehmen. Es ist schon großer Spaß, fast jeden Feind und sogar riesige Dinosaurier nach Belieben übernehmen zu können und und plötzlich als Mario Rex durch die Gegend zu stampfen. Vor allem ist das abwechslungsreich, und “Odyssey” atmet Originalität aus jeder Pore. Quasi im Minutentakt überrascht das Spiel mit kreativen, niedlichen, cleveren oder einfach nur saulustigen Einfällen.

All die kariesverursachende Niedlichkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, das “Odyssey” stellenweise wirklich bockig schwer sein kann, manche Passagen sind extrem knifflig und die Savepoints manchmal unfair weit auseinander. Gerade im Finale des Games muss man sich Dutzende Male durch immer die gleichen Sequenzen schlagen, weil man nur mit Trial-and-Error rausfindet, wie es weitergeht und zwischendurch halt nicht gespeichert wird.

Tut der Freude aber keinen Abbruch: Mario Odyssey ist mit das Beste, was man in Sachen Jump and Run auf der Switch spielen kann, zumal auch deren Controller hier sinnvoll eingesetzt werden.


Machen:

Fluchen & freuen. Immer, wenn ich denke “Ok, jetzt sind die großen Ausgaben durch” passieren… Dinge.

In diesem Monat: Auto durch TÜV (unerwarteterweise), Holz musste gekauft werden (Arschteuer!), meine Lieblingsjacke (Cranford Jacket von Vintage Industries) wird es in Zukunft nicht mehr geben, also habe ich gleich mal eine neue und eine auf Reserve kaufen müssen, andere Klamotten mussten zu einer aufwendigen Reinigung, der Akku im PS4-Controller ging kaputt und musste ersetzt werden, der Vodafone-Curve-Tracker gab den Geist auf, die Schreibtischlampe zerfiel einfach so in acht Teile, auf Kleinanzeigen gab es günstig einen Wera-Bitsatz an dem ich nicht vorbei konnte, und: Nach insgesamt 15 Jahren (davon 12 bei mir) begann der Sanyo Z700, mein treuer, kleiner Beamer, den Geist aufzugegeben.

Er schaltete sich spontan mit Hitzewarnung ab. Keine Ahnung, ob da ein Lüfter oder eine Steuerung nicht mehr wollte. Schade, wirklich. Zum einen, weil es bis heute keinen anderen Beamer gibt, der Lens Shift hat und bei FullHD im Ecomodus so leise ist und trotzdem so ein gutes und riesiges 360cm (=140 Zoll) Bild macht, zum anderen habe ich noch zwei Lampen dafür hier liegen. Einfacher als eine Werkstatt zu suchen war es nun, einfach für 260 Euro einen anderen, 10 Jahre alten, Z700 auf ebay zu erstehen – und der war ein Glücksgriff!

Der “neue” Z700 ist ein Grund zur Freude, denn er funktioniert nicht nur, er hat auch ein fantastisches Bild. Ich hatte schon davon gehört, das bei organischen Displays über die Zeit die Farbpanels degenerieren. Bei meinem alten Z700 war das der Fall, aber ging das so langsam, das ich es über die Zeit nicht bemerkte und allenfalls manchmal die Vermutung hegte, dass das blaue Panel nicht mehr so ganz fit war. Im direkten Vergleich stellt sich raus: Das war völlig hinüber und zeigte nur noch blaustichiges Grau, wodurch das Bild insgesamt sehr dunkel wurde, weil der Beamer dadurch auch kein Weiß mehr mischen konnte. Beim “neuen” Z700 funktioniert noch alles so, wie es soll, und ich bin völlig überwältig wie gut und farbig das Bild sein kann. Eigentlich war es ein Glücksfall, dass der alte Selbstmord begangen hat.

Tja, wir merken uns: Wenn es kein DLP-Beamer ist (der mit Farbrad und Spiegeln arbeitet) werden Beamer bei langer Nutzungszeit und Nutzungsintensität (16.000 Betriebsstunden in 12 Jahren) einfach mal schlecht. So schleichend, dass man es selbst nicht merkt.


Neues Spielzeug:

Ein Bosch Professional GSS160-1A Multi Schwingschleifer. Weil, da musste was abgeschliffen werden. 🙄

Na, im Ernst: Damit habe ich ein olles (aber arschteures) Fichtenbrett in eine superglatte Oberfläche für einen Schreibtisch verwandelt. Der Staubsauger hat dabei geholfen:


Ding des Monats:

Einen Quergriff von Wera. Ich liebe Quergriff-Werkzeuge, und dieser Griff hat eine Ratschenfunktion und einen Halter, in den man die Bits einfach reinklickt. Sehr cooles Teil.

Dazu: JIS-Bits von Rhino. JIS ist der Japanese Industry Standard für Kreuzschlitz. Sieht aus wie Philips, ist aber in winzigen Details anders. Diese Details machen, das man mit JIS-Schraubendrehern an allem Japanischen, sei es Kameras, Shimano-Gangschaltungen oder Motorrädern, keine Schrauben mehr vergnaddelt. Man bekommt damit sogar bereits vergnaddelte Philips-Schrauben los, weil die JIS sich in den Schraubenkopf krallen und eine höhere Kraftübertragung erlauben.

Zusammen sind diese beiden Dinger mein neues Lieblingsschraubendreherset.


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

4 Gedanken zu „Momentaufnahme: August 2023

  1. Für schwüles Wetter sind Mitteleuropäer echt nicht gemacht, ich jedenfalls sicher nicht. Und wenn es dann mal drüber regnet/gewittert, dann ist das auch keine Abkühlung sondern ein Aufguss, wie Meteorologe Marcus Wadsack so schön auf Twitter schrieb.
    🙂
    Ich bin ja schon so gespannt auf deinen Bericht zu Zelda TOTK. 😀

  2. Ich bin immer sehr begeistert, was ich über Deine monatliche Haushaltsführung erfahre.
    Besonders der Heimwerkerteil tut es mir an. 🙂

    Und bitte, sag mal im nächsten Jahr Bescheid, wenn Du für Gandersheim eine Begleitung möchtest. Ich würde da ganz gerne mal hin.

  3. Kalesco: Das ist ein schönes Zitat, das eigne ich mir mal an! 🙂 Bis zu TOTK dauert es noch, ich hänge im Startgebiet von BOTW…

    Hirnwirr: Das mit dem heimwerken muss der Familienfluch sein, und der Staubsauger entwickelt gerade ein Eigenleben… Gandersheim lohnt sich fast immer, ich sage nächstes Jahr mal Bescheid!

  4. Super Mario Odyssey war klasse. Paulines Song mit der Band hab ich immer noch im Ohr. Teilweise hätte ich den Controller aber auch an die Wand werfen können, zumal mit BotW eh mehr liegt 😉

    Aktuell spielen wir sie dem Erscheinen fast täglich TotK und das ist auch jeden Cent wert. Für BotW hab ich auch Monate gebraucht. Bis man sich dem Hauptgegener stellt, gibt es ja reichlich Nebenquests 😉

    Auf YouTube gucken wir gerne den Kanal von Domtendo, das hilft bisweilen auch bei kniffeligen Passagen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.