Reisetagebuch (2): Irland!
Sommertour mit der Barocca. Heute mit einer Affenbande, einer verpassten Gelegenheit und einer Wette.
“The Kings Head”, Wales, Montag, 29. Mai 2023
Ab fünf Uhr morgens gleist die Sonne durch die Fenster. Auch wenn es hier drin aussieht wie in einem guten Hotelzimmer: Dass das hier ein Container ist, der als “immobile Home” hinter dem Pub “Kings Head” steht, ist auch daran zu merken, dass die Temperatur rasch steigt. Schwitzend wälze ich mich noch ein wenig im Halbschlaf hin und her, dann stehe ich schließlich völlig durchnässt auf und gehe unter die Dusche.
Heute habe ich es nicht eilig. In aller Ruhe packe ich meine Sachen zusammen, mache ein wenig Wasser in dem kleinen Wasserkocher heiß und gieße einen löslichen Kaffee auf, den ich auf den Stufen vor dem Container sitzend trinke und dabei über die Berge von Wales schaue.
Gegen neun Uhr ist das Motorrad wieder beladen und gecheckt, und jetzt geht es los in den nahen Ort Cross Hands. Frühstück gab es im Pub nicht, aber in Cross Hands läuft mir ein LÜDL über den Weg. Mir läuft IMMER ein LÜDL über den Weg, wenn ich einen brauche, und das ist super: In dem Discounter gibt es nicht nur eine Backtheke, meist bestückt mit nationalen Besonderheiten, sondern auch singletauglich abgepackte Dinge wie Salate oder Fertigessen, das von nicht ganz räudiger Qualität ist und im Zweifel auch kalt gegessen werden kann. LÜDL ist der beste Freund von Individualreisenden, und irgendwann mache ich mal eine Fotoserie: Die schönsten LÜDLs rund um die Welt.
Heute Morgen hole ich mir eine Pizzazunge und eine Rosinenschnecke. Breakfast for Champions.
Während ich auf dem Parkplatz neben dem Motorrad herumstehe und mümmele, spricht mich ein alter Mann an. Mitte 80 muss der sein und erzählt, dass er früher auch viele Motorräder gefahren habe. “Honda, Triumph, Yamaha… ich habe alle Marken durch, weil ich kein Motorrad lange behalten habe”, sagt er und fragt “Wie lang hast Du die hier?”
“Sechs Jahre”, sage ich und er lacht. “Wird mal Zeit für was anders, oder?!”, ruft er. Ich schüttele den Kopf. Ich bin da anders. Ich wechsele nicht dauernd. Ich kaufe meine Maschinen gebraucht, passe sie genau so an, dass sie für mich perfekt sind und dann fahre ich sie… ewig?
Die ZZR 600 habe ich jetzt seit 2011, die V-Strom seit 2017. Wirklich abgegeben und verkauft habe ich nur die Honda CB 450 N, nachdem sie (mit Unterbrechungen) 16 Jahre bei mir war. Die liebevoll gepflegte Simson S51-B, mein erstes Moped, hat dagegen mein Vater gestohlen und hinter meinem Rücken für einen Hunni vertickt und sich das Geld eingesteckt.
Ich verabschiede mich von William, wie der Alte heißt, dann steige ich wieder in den Sattel und fahre weiter nach Westen, durch kleine Orte und vorbei an grünen Hügeln. Wales ist wirklich wunderschön. Ganz anders als England, dass nur aus miesepetrigen Menschen und engen Straßen und runtergekommenen Orten zu bestehen scheint, ist Wales grün und großzügig und die Leute netter.
Ich gewöhne mich auch langsam wieder an die seltsamen Einheiten wie Meilen-pro-Stunde und daran, die im Kopf umzurechnen. Obwohl die V-Strom dieses Mal auch einen Spickzettel im Cockpit kleben hat:
“Dreißig Meilen gleich fünfzig Stundenkilometer”, murmele ich vor mich hin, als ich versuche mir den wieder einzuprägen. Zwar zeigt auch Anna ein umgerechnetes Tempo an, aber es schadet nicht, die Umrechnung Fantasieeinheit in echte km/h im Kopf zu haben.
Um 10:40 Uhr komme ich in Fishguard an. Der Ort schmiegt sich in eine Bucht zwischen hohen Klippen, und während ich die Küstenstraße zum Dorf hinabfahre, läuft ein großes Schiff in den kleinen Hafen ein. Stena Europe, steht auf dem Rumpf.
Ich suche nach einer richtigen Reihe und fahre ganz nach vorne durch. Noch bevor ich den Motor ausstellen kann, öffnet der Checkin, und ich fahre beherzt an den wartenden Autos vorbei und bis zum Schalter – gutes Timing!
Ich meine, die bösen Blicke der schon länger wartenden Autofahrer im Rücken zu spüren, aber das ist mir egal. Zu-lang-sam!
Im Schalter hat eine junge Frau wohl ihren ersten Tag im Job und bekommt jeden Satz von einer älteren Mitarbeiterin vorsouffliert. Als sie meinen Pass entgegennimmt, schaut sie so konzentriert, das sich eine Furche auf ihrer Stirn bildet. Sie tippt am Computer und überreicht mir dann mit beiden Händen und so großem Ernst die Bordkarte, als würde sie eine sakrale Handlung durchführen.
Die Ältere wispert ihr etwas zu, und die Jüngere nickt und erläutert dann irgendwas mit Special Sonderangeboten. Ich höre nicht richtig zu, obwohl sie mit einer Eindringlichkeit spricht, als müsse sie mir lebenswichtige Informationen vermitteln. “Okay?”, fragt sie dann und ich nicke, ohne zu wissen worum es geht, und sie notiert etwas und händigt mir einen Voucher aus. Den stecke ich achtlos weg, diesen Werbekram braucht kein Mensch. Nur die Bordkarte ist wichtig. Die verstaue ich ganz vorsichtig, damit sie mit der Wind nicht aus den Fingern reißt, in meinem Pass und stecke den sorgfältig wieder in die Jacke.
Durch den Sicherheitscheck, der mich einfach durchwinkt, geht es dann in den Hafen, wieder in eine Wartschlange. Motor aus, absteigen. Bis das Schiff fährt, dauert es noch eineinhalb Stunden. Ein junger Mann in einer gelben Warnweste begrüßt mich. Dem Aussehen nach ist er gerade erst aus seinen Teenagerjahren heraus und arbeitet anscheinend als Info-Mann hier im Hafen. Auch er nimmt seinen Job sehr ernst und erläutert, wo der Duty Free Shop ist, erklärt den Weg zu den Toiletten und überreicht mir dann eine Packung mit Smartie-Ostereiern. Wales ist nicht nur schön, die Leute hier sind auch voll nett!
Der Hafen von Fishguard ist so klein, dass die Infoschilder noch per Hand geschrieben werden.
In einem gepflegten Gebäude gibt es großzügige und saubere Toiletten und ein Duty-Free-Lädchen. Das wird reichlich genutzt, ältere Herrschaften schleppen kistenweise Wein und Bier in ihre Camper und SUVs.
Neben mir kommt eine Horde niederländischer Motorradfahrer zum Stehen. Dass das mindestens Trottel sein müssen, zeigt mir die Tatsache, das der erste sich tatsächlich aus RAM-Teilen ein Dreibein auf das Vorderrad seiner Triumph Honda gebaut hat:
Ich schätze alle auf ungefähr Mitte 60, aber benehmen tun sie sich wie eine Horde Affen. Es wird lautstark gegröhlt und der Rotz hochgezogen und auf den Boden gespuckt, und als der junge Hafenmitarbeiter fast schon schüchtern seine Smartie-Ostereier anbietet, wird er von einem der Affen mit einem lautstarken Spruch bedacht. Den verstehe ich nicht, aber der Ostereierjunge wirkt verschreckt und geht davon. Das lautstarke Pöbeln passt so gar nicht hier her, bis eben war der Hafen noch ganz ruhig und friedlich.
Als das Boarding beginnt, fährt die Affenbande auf dem Weg zum Schiff wild durcheinander. Einer lässt den Motor heulen, ein anderer hält unvermittel an, zwei kolldieren fast miteinander.
Ich gucke mir die Boomerscheiße aus der Entfernung an, muss aber dann zu denen aufschließen, weil von hinten Autos nachrücken.
Kritisch bei einer Fahrt auf eine Fähre sind immer die Rampen. Die sind aus Metall, haben Spalten und Fugen und können sehr glitschig sein, deshalb bin ich da immer vorsichtig. Umso mehr ärgert es mich, als zwei der Affenboomer unmittelbar am Ende der Rampe eine Vollbremsung machen, während ich gerade auf dem Übergang zwischen zwei Rampen bin und direkt unter der Barocca eine Vertiefung ist, wo die aufeinander liegen.
Das ist sehr schlecht, denn Vertiefung bedeutet, dass ich nicht mit dem Fuß an den Boden komme, und mir das ganze Motorrad umfallen kann – voll beladen, genau im Weg. Fluchend bremse ich und rutsche während des Anhaltens mit dem Hintern aus dem Sattel, um das linke Bein so weit zu strecken, das ich mit dem Fuß auf den Boden komme.
Das klappt auch, das Motorrad steht aufrecht und sicher, aber ich hänge nun mehr oder weniger seitlich an der V-Strom und stehe quasi neben der Maschine, mit dem rechten Bein nur noch teilweise über der Sitzbank.
Die Affen werden von einem Deckmitarbeiter angepfiffen, warum sie nicht weiterfahren. Einer der beiden will daraufhin Show machen und auf der metallenen Rampe sein Hinterrad durchdrehen lassen, und voller Genugtuung bemerke ich, dass das völlig schiefgeht, er die Kiste abwürgt und durch den Schlag ins Kippen kommt. Er hoppelt auf einem Bein herum, als er versucht das Gewicht seiner Maschine abzufangen, und kippt gegen seinen Kumpel, der das Gewicht und sein Gleichgewicht aber halten kann. Ich grinse gehässig, dann konzentriere ich mich darauf, Gas zu geben, anzufahren und mich gleichzeitig wieder auf das Motorrad und in den Sattel zu ziehen. Auch das klappt. Man, bin ich gut.
Ich folge der Affenbande auf´s Fahrzeugdeck.
Dieses Mal verzurrt die Crew der Fähre die Motorräder, mit schnellen und geübten Handgriffen. Die Spanngurte sind sogar mit Schaumstoffhüllen versehen, damit die Sitzbänke nicht beschädigt werden.
Ich schaue kurz an Deck und mache Bilder von Fishguard.
Dann finde einen Platz auf Deck 7, auf einer Empore mit wenigen Tischen. Ein Stück weiter ist eine Lounge mit bequemen Recliner-Sesseln, die direkt den Bug des Schiffs überblicken und einen tollen Ausblick auf die See liefern. Aber leider ist die ist mit einem Codeschloss gesichert. “Hygge Lounge, Special Guests Only”, steht daran. Sehnsüchtig werfe ich einen Blick durch die Glastür. In so einem bequemen Liegesessel direkt vorne aus dem Schiff raus gucken, das wäre schon toll. Aber gut, ich bin halt Holzklasse, und muss mich auf die unbequeme Bank mit dem aufgeschlitzten Polster an dem klebrigen Bistrotisch zurückziehen. Ich mache es mir in einer Ecke bequem, hole das Buch raus und lese.
Es ist 2023, und von mehreren Hundert Personen an Bord der Fähre sind es außer mir noch genau zwei Personen, die eine FFP-Maske tragen. Komische Blicke ernten wir dafür nicht. Gut so. Covid ist nicht vorbei, und genau jetzt kann ich eine Infektion nicht brauchen.
Mir gegenüber hat ein älteres Ehepaar eine Sitzecke in Beschlag genommen, und ein echt eklig riechendes Mittagessen aus belegten Wurstbroten und gekochten Eiern verschlungen. Jetzt sitzen die beiden gegeneinander gelehnt auf der Bank, sein Kopf fällt immer wieder auf die Brust, ihrer ist zurückgelehnt, und beide schnarchen. Ich lege auch das Buch weg und schließe die Augen. Die Motoren lassen das Schiff ein wenig vibrieren, aber Seegang ist überhaupt nicht zu bemerken. Langsam werden die Geräusche gedämpfter, dann mein inneres Auge dunkler, aber als ich gerade wegdämmere, werde ich wieder wach. Auf der unbequemen Bank kann ich nicht wirklich dösen. In so einem tollen Sessel in der Hygge-Lounge könnte ich bestimmt prima schlafen!
Zum Glück dauert die Fahrt nicht so lange. Schon dreieinhalb Stunden später läuft das Schiff wieder in einen Hafen ein, dieses Mal in Rosslare. Ich stemme mich von der unbequemen Bank hoch und werfe ein letztes Mal einen Blick auf diese Hygge Lounge. Da ist ja überhaupt niemand drin. Warum hat man so eine tolle Aussichts-Lounge, wenn niemand hinein darf?
Vor den Türen zu den Treppenhäusern zum Parkdeck sitzen schon die Berufskraftfahrer. Die haben Routine, und als die sich in Bewegung setzen, gehe ich mit und bin als einer der ersten auf dem Fahrzeugdeck. Schnell löse ich den Spanngurt der V-Strom und schalte Helm und Anna ein. Im Sattel sitzend warte ich darauf, dass das Entladen beginnt. Was drückt hier eigentlich in der Jackentasche? Ach, mein Reisepass. Ob ich den jetzt brauche, wo ich quasi wieder in die Europäische Union einreise? Vermutlich nicht, dann kann ich ihn auch mal woanders hinpacken, wo er nicht stört oder verknickt wird. Was steckt da eigentlich noch drin? Ach, die Bordkarte. Und diesen Werbekram, den mir die ernsthafte, junge Frau am Checkin-Schalter gegeben hat. Was steht da drauf?
“Wir freuen uns, dass Sie nun zum wiederholten Mal mit STENA Lines fahren. Damit sind sie uns ein ganz spezieller Gast! Als Dankeschön möchten wir sie einladen in unsere…” steht auf der einen Seite. Ich drehe die Karte um. “….Hygge-Lounge auf Deck 7, ihr persönlicher Zugangscode lautet 2-7-0-5.”
NOOOOOOIIIINNN!!! AAAAAAAARGH!
Das Entladen geht schnell, und als die Reifen der Barocca von der Rampe runter und auf den festen Boden rollen, sind wir in Irland, denn Rosslare liegt in Irland. Die Barocca und ich haben gerade Großbritannien verlassen, sind fast 100 Kilometer über den St.-Georges Kanal geschippert und nun wieder in der EU.
Die Straßen um Rosslare sind voll, aber der Verkehr verteilt sich schnell. Am Straßenrand stehen kleine Kioske, die “Erdbeeren aus Wexford County” feilbieten, und in jedem Kiosk sitzt eine gelangweilte junge Frau, die auf ein Handy guckt. Wexford County ist wohl hier, denn Wexford ist der nächst größere Ort. Ich steuere das Motorrad auf eine Schnellstraße nach Norden, und auf einen Schlag bin ich praktisch allein.
Niemand nutzt die autobahngroße und brandneue Straße, und dann fällt mir ein, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin nach zu schlagen, ob es in Irland überhaupt eine Autobahnmaut gibt. Mei, wie doof wäre es, wenn ich hier eine Vignette bräuchte. Aber egal, ich fahre weiter – Landstraße kommt nicht in Frage, ich muss jetzt Strecke machen, und über die Dörfer bräuchte ich ewig. Den Spickzettel für die Meilen-pro-Stunde in Kilometer-pro-Stunde-Umrechnung brauche ich übrigens gar nicht mehr – in Irland sind die Einheiten wieder metrisch, Entfernungen werden in Kilometern angegeben und Geschwindigkeit in Stundenkilometern. Sehr angenehm.
Zwei Stunden später und einhundertsiebzig Kilometer weiter nördlich stehe ich im Stau, auf der M50. Das ist die Stadtautobahn um Dublin herum und, wie ich später lese, eine der wenigen Autobahnen die wirklich mautpflichtig ist – allerdings nicht für Motorräder, die dürfen mautfrei im Stau stehen. Ich nehme es als Teil der lokalen Folklore, denn Dublin OHNE Stau wäre undenkbar.
Zum Glück bin ich schon fast am Ziel. Ich tanke noch schnell und amüsiere mich über die Tankstelle – sie heißt “Applegreen” und wirbt mit ihrem Coffeshop, der witzigerweise “Braeburn-Café” heißt. Ob da der Kaffee süß-säuerlich schmeckt?
Ich bin Dublin aus Süden angefahren und im Uhrzeigersinn zu einem Viertel umrundet, nun fahre ich auf 10 Uhr in die Stadt hinein. Aber nicht weit, denn mit dem eigenen Fahrzeug nach Dublin, dass will man nicht.
Nein, ich habe hier, am äußersten Stadtrand, ein Hotel gefunden, das Google Maps zufolge einen großen Parkplatz hat, und auf Streetview-Aufnahmen sieht man Kastenwagen von Handwerkern davor stehen. Wo Handwerker auf Montage übernachten, sind Betten und Essen gut und die Preise günstig, genau das, was ich auch möchte. Ich finde das Haus auf Anhieb und ziehe auf den Parkplatz. Und ja, ich fahre hier aus Versehen durch die Ausfahrt rein…
…das wird zum Glück aber der einzige Rechts-Links-Fahrfehler dieser Tour bleiben. Zumindest bis ich wieder zu Hause bin und auf dem Parkplatz eines Edekas eine entgegenkommende Fahrerin irritiere, weil ich mit dem Auto auf der verkehrten Spur fahre… Aber das zählt nicht!!
Kurz darauf steht die Barocca vor dem “West County Hotel” und ich blicke aus dem Fenster eines großen Hotelzimmers auf eine ziemlich grüne Nachbarschaft und zahlreiche Monteurswagen.
So, Hunger. Seit dem Breakfast for Champions habe ich nichts gegessen, es wird wirklich Zeit. “Wir haben ein gutes Restaurant im Haus”, sagt die freundliche Dame an der Rezeption auf die Frage, wo man hier Nahrung aufnehmen kann. “Und das Restaurant hat auch geöffnet? Sieht so dunkel aus da drin”, frage ich. “Sir, das Restaurant hat NIE geschlossen!”, erwidert die Dame. “Nur heute – wegen Bank Holiday.” Ach man, heute ist ja Pfingstmontag! Ganz vergessen. Ich seufze. Zieht sich irgendwie durch, dass es nirgends Abendessen gibt. Irgendwie ist immer “Heute Ruhetag”, egal wo ich hinkomme.
“Aber wir haben auch eine Bar, wo es Snacks und kleine Mahlzeiten gibt!”, sagt die Dame hilfsbereit.
Einer dieser “Snacks” ist ein “Steak Panino” – Sehniges Fleisch in einem Aufbackbrötchen, lieblos mit Rucola beworfen und in Mayonnaise und Sauce ertränkt. Aber nun, besser als nichts.
Während ich versuche dieses… Ding… zu verzehren, fallen mit drei rotnasige Briten auf, die an dem Fenster sitzen, vor dem die Barocca steht. Immer wieder zeigen sie nach draußen und gestikulieren und diskutieren angeregt und schauen zu mir herüber. Was sie sagen, kann ich nicht hören. Nachdem ich die Abomination des Abendessens bezahlt habe, stehe ich auf und verlasse die Bar.
Der Weg zum Ausgang führt am Tisch der Briten vorbei, und auf ihrer Höhe ruft plötzlich einer “Oi, Mate! S´Cuse me!”
Ich bleibe stehen und schaue fragend. Alle drei sind Mitte 60, haben etliche Pfunde zu viel auf den Hüften und tragen neben der roten Nasen Glatze und Schnäuzer. Motorradfahrer, keine Frage.
“Samma, die schwarze da, das ist doch deine, oder?”, fragt einer von Ihnen. Ich nicke. “Was isn das für eine?”, fragt einer. “V-Strom”, sage ich. “Yamaha?”, fragt ein anderer. “Suzuki”, antworte ich. “DL 650?” fragt der erste wieder und wieder nicke ich, und nun beginnt der Dritte am Tisch an zu gröhlen und die anderen verpassen ihm ein High Five gratulieren.
Okay, jetzt verstehe ich. Die Barocca ist weitgehend de-brandet und trägt außer einem silbernen Suzuki-“S” auf dem Tank keinerlei Serienbezeichnungen oder Aufkleberchen, und die drei haben wohl gewettet, was sie wohl ist, und nun steht der Gewinner des Abends fest. Es sei ihm gegönnt.
Auf meinem Zimmer gucke ich in den, vom Abend geröteten, Himmel und über den Wald gegenüber des Hotels und lächele ein wenig in mich hinein. Vorgestern hatte ich noch schlechte Laune wegen tropfenden Kondenswassers und Pfingstautobahnen, und heute, nach nur drei Tagen Fahrt, bin wirklich in Irland. Hach, das wird gut werden.
Tour des Tages: Von Wales über Fishguard mit dem Schiff nach Rosslare, von dort Autobahn nach Dublin. Gesamt 373 Kilometer, davon 95km mit der Fähre.
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5 Gedanken zu „Reisetagebuch (2): Irland!“
Super beschrieben. Ich war zuletzt 1987 da. Muss mal wieder hin.
immer wieder schön zu lesen!
Schön, dass es wieder los geht. Hast uns ja lange genug schmoren lassen. 😉
Wenn du den Typen auf dem Bild mit dem blauen Helm meinst, der da an dem Dreibein rumfummelt, ist das eine Honda und keine Triumph. Nicht das ich mich als Triumphfahrer noch rechtfertigen muss. 🙂 🙂
Schön, dass es wieder los geht. Hast uns ja lange genug schmoren lassen. 😉
Wenn du den Typen auf dem Bild mit dem blauen Helm meinst, der da an dem Dreibein rumfummelt, ist das eine Honda und keine Triumph. Nicht das ich mich als Triumphfahrer noch rechtfertigen muss. 🙂 🙂
Gruß Thom
Argh Sorry Thom, die Triumph steht ganz unschuldig vor der Honda!