Das war das Jahr, das war (2023)
Jahresende. Zeit für die Rückschau. Was bleibt von 2023? Plus: Beste Bilder.
Lage der Welt:
Es war das Jahr vier der COVID-Pandemie und Jahr zwei des Russland-Kriegs in der Ukraine. Nur, über Covid redet niemand mehr, das wurde für beendet erklärt, und der Ukraine-Krieg verliert Unterstützung.
Insbesondere rechtsextreme Politiker auf der ganzen Welt reden ihrer Bevölkerung ein, dass man es sich nicht leisten könne, weiter das überfallene Land zu unterstützen. Besonders schlimm ist das wieder in den USA, wo die Republikaner nach wie vor einen faschistischen Kult um Führer Trump bilden. Darüber zerlegen sie sich selbst und den Kongress, der mehrere Wochen nicht handlungsfähig ist.
Dass Trump aktuell in 91 Fällen vor Gericht steht, von Betrug über Unterschlagung bis hin zu Landesverrat und Anzettelung eines Aufstands, ficht die Grand Old Party nicht an. Auch nicht, das Trump ankündigt, im Falle einer Wiederwahl – und seine Partei hat hart daran gearbeitet, dass sie nicht mehr verlieren kann – Diktator werden zu wollen und politische Gegner mit Staatsgewalt zu verfolgen und einzusperren. Es kann niemand sagen, er habe von nichts gewusst – Superschurken wie Trump oder Musk sagen IMMER wortwörtlich, was sie als nächstes tun werden. Da ist kein Raum für “hat er nicht so gemeint” oder “muss man anders interpretieren” oder “Das ist nur Trump, wie er nun mal ist”. Nein, die USA unter Trump II werden eine faschistische Diktatur werden, und darauf sollte sich die neue, multipolare Welt vorbereiten.
DAS Trump gewählt wird, dafür sprechen momentan nahezu alle Umfragen. NIEMAND außer Joe Biden findet Joe Bidens Entscheidung gut, dass Joe Biden in 2024 noch einmal antritt. Zwar macht der greise Politiker sehr gute Arbeit und stellt die Weichen für ein grünes und digitales Amerika, wodurch die Wirtschaft prosperiert und sogar Firmen aus Europa anzieht, aber er ist schlicht unbeliebt und gilt als zu alt.
In Russland sitzt Putin fester im Sattel als je zuvor, obwohl im Juni die Wagner-Söldner gegen ihn zu putschen begannen. Russlands Kriegswirtschaft läuft, China und Indien sind wichtige Partner, Opposition sitzt im Knast oder im Exil, Wiederwahl im nächsten Jahr ist safe. Auf der Weltbühne machen sich Russland und China an Länder des globalen Südens ran und schmieden neue Allianzen. Die eint nur eines: Echten oder vermeintlichen Hass auf den Westen.
Dabei hasst sich der Westen auch selbst, rechtspopulistische und rechtesextreme Parteien sind überall im Aufstieg und werden sogar in Regierungen gewählt. Dort beginnen sie, die Demokratien von innen auszuhöhlen. In Europa ist das Ungarn, das den US Republikanern als Testlabor gilt, in Südamerika Argentinien.
Im Herbst eskaliert dann die Lage im nahen Osten, die Hamas überfällt Israel und massakriert und verschleppt die Zivilbevölkerung. Die israelische Regierung agiert zunächst gar nicht, dann kopflos.
Ansonsten? Winterdürre von Januar bis März, insgesamt heißestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Schlimmes Erdbeben in der Türkei, verzweifelte “Klimakleber”-Proteste, Finnland kommt in die Nato, Schweden wegen der Türkei nicht, Polen wählt die PIS aus der Regierung.
Außerdem: ChatGPT und andere LLMs gelangen in den breiten Einsatz und verzeichnen kometenhaft aufsteigende Nutzungszahlen. Binnen eines Jahres durchseucht die KI das Internet – Texte, Bilder, Übersetzungen – dafür braucht es nun keine Menschen mehr.
In Summe: Alles, alles schlimm und in 2024 wird es noch weitaus schlimmer werden. Früher war die Weltordnung bipolar, heute ist sie multipolar und damit noch irrer als vorher.
Lage Europas:
Europa eiert außenpolitisch weiterhin herum, was mit von der Leyen an der Spitze absolut erwartbar war. Nicht mal auf Ukraine-Unterstützung kann man sich noch verständigen. Schuld daran ist Querschläger Ungarn, das blockiert, wo es nur kann. Das Land wurde von Orban und Konsorten zu einer Autokratie umgebaut, die sie nun ausplündern und die ironischerweise dabei von Russland UND der EU abhängig ist. Ebenfalls schwierig: Erdogan zieht die EU weiter am Ring durch die Manege, wie es ihm gefällt.
Die Kommission folgt der Politik ihrer Chefin, bloße Vorhaben, Absichtserklärungen oder minimale Erfolge groß aufzublasen, dann aber wenig umzusetzen. Wiederbelebt und angegangen wird dagegen Zensursulas Lieblingsprojekt der Netzsperren, jetzt mit Bonusprogramm “Chatkontrolle” – die EU will Zugang zu jedem Chatverlauf haben, überall und jederzeit. Man mag sich nicht ausdenken was passiert, wenn diese Überwachungsmaßnahmen in die Hände rechtsextremer Parteien fallen – aber soweit denken ja Politiker:innen offensichtlich nicht, die solchen Mist vorschlagen oder sogar beschließen. Man möchte heulen.
Lage der Nation:
Die Rot-Grün-Gelbe Bundesregierung (kurz “Die Ampel”) gibt nach wie vor kein gutes Bild ab. Und das, obwohl Habeck eine Energiekrise im Winter verhindern konnte und die Grünen kompromissbereit und staatstragend agieren, bis es ihnen richtig weh tut und ihre Basis entsetzt ist. Die SPD strickt an Sozialumbauten. Trotz allen möglichen Krisen, das muss man anerkennen, sitzen hier gute Leute am Werk und machen gute Arbeit.
Nein, neben sauschlechter Kommunikation sind es vor allem zwei Faktoren, die schon im Vorjahr, aber auch in 2023 das Bild völlig verzerren. Das eine sind die Panikreaktionen der FDP, das andere ist der Kanzler Olaf Scholz.
Die FDP hat bei den letzten Bundestagswahlen gerade bei Jungwählern hoch gewonnen, weil sie sich als zukunftsorientierte, aber liberale Partei präsentiert hat und damit attraktiv war für Wählerschichten, die das Klimaproblem ernst nehmen und gleichzeitig das Image der Grünen als sockenstrickende Baumumarmerpartei ablehnen. NACH der Bundestagswahl stellte die FDP aber den Hebel wieder um auf “Weiter so” und bediente wieder die Interessen ihrer alten Klientels aus der Wirtschaft und pfiff auf Klima- und Grundrechtsschutz sowie digitale Transformation, also die Themen, die junge Menschen interessieren. Im Gegenteil, sie gebärdete sich erneut, wie schon in 2022, wie eine Oppositionspartei und verhinderte sinnvolle Maßnahmen, dieses Mal sogar auf europäischer Ebene.
Daraufhin rauschte sie bei den Landtagswahlen völlig in den Keller, zog daraus aber die falschen Schlüsse. Statt sich wieder auf die modernen Themen zu besinnen, wurde als neue Strategie “Quält die Gründen wo ihr könnt” ausgegeben und öffentlich in der Regierung gezankt, woraufhin die Landesergebnisse noch schlechter wurden – nun aber für alle Regierungsparteien.
Der Kanzler war die meiste Zeit einfach nicht sichtbar. Keine Führung, keine öffentliche und sinnvolle Erklärung der Regierungspolitik, nichts. In der Außenwirkung regieren gerade Robert Habeck und Christian Lindner das Land, und letzterer versteigt sich leider in Symbolpolitik.
Die Opposition in Form der CDU/CSU könnte davon profitieren, wenn sie sich wirklich erneuern wollen würde. Stattdessen versammelt sie sich hinter Friedrich Merz, der dieses Jahr wieder etliche Beweise erbracht hat, das er mental immer noch im Jahr 1996 lebt und seitdem nichts dazugelernt hat. Klimaschutz? Zu teuer. Digitale Transformation? Nonsensethema. Stattdessen? Kürzen bei der den Ärmsten und den Rentnern, und: Leitkultur!
Ja, diese Zombiedebatte, die selbst ihr Erfinder 2006 als Unfug begriffen und für beendet erklärt hat. Merz ficht das nicht an, entgegen dem Rat aller Analysten versucht er mit “Das Boot ist voll” und sozialer Kälte am rechten Rand zu fischen. Politikwissenschaftler wissen seit 1990: Das funktioniert nicht. Wenn etablierte Parteien so etwas versuchen, verschieben sie nicht nur moralische, ethische und soziale Normen, sie graben sich auch ihr eigenes Grab, denn dann wählen die Leute IMMER die Original-Rechten.
Es ist wirklich erbärmlich, man würde sich eine Opposition wünschen, die Strategien für die Zukunft entwirft, und keine, deren Lösung für jedwedes Problem in Kürzungen bei denen, die sowieso nichts haben, und Parolen von “weniger Zuwanderung” besteht.
Immerhin wird immer deutlicher erkannt, dass das Land einen riesigen Investitionsstau hat und dringend nicht nur in die Zukunft, sondern ins hier und jetzt investiert werden muss. Dummerweise trickst die Bundesregierung beim Haushalt, was ihnen das Bundesverfassungsgericht untersagt. Viel Spielraum bleibt dann nicht mehr, weil IRGENDWELCHE TROTTEL JA EINE SCHULDENBREMSE INS GRUNDGESETZ SCHREIBEN MUSSTEN. Auf deren Einhaltung pochen Union und FDP auch und machen damit Deutschland international zur Lachnummer. Egal ob unsere europäischen Nachbarn oder die USA: Überall werden Milliarden in die Zukunft investiert. Bei uns nicht, aus ideologisch-konservativem Gründen. Die Times schreibt darüber ein langes Stück und nennt Deutschland bereits den “neuen, kranken Mann Europas”.
Die AFD, die in diesem Jahr in zwei Landesverbänden vom Verfassungsschutz als “gesichert Rechtsextrem” eingestuft wurde, feiert bei den Landtagswahlen große Erfolge und stellt bei Kommunalwahlen jetzt Landräte und Oberbürgermeister. Letzteren natürlich in Pirna, wo sonst.
Der Aufstieg der Rechtesextremen ist übrigens keine Überraschung. Seit mindestens zehn Jahren schreibe ich an dieser Stelle darüber, wie tödlich es für eine Demokratie ist, wenn die verfassungstreuen Parteien demokratische Errungenschaften, wie z.B. Europa, als gegeben hinnehmen und in Wahlkämpfen darauf herumtrampeln. Große Koalitionen fördern nachweislich ebenso die extremen Positionen, und dieses Land wurde viel zu lange von einer GroKo verwaltet. Die Ampel macht zwar vieles besser, hat aber durch ihre schlimme Kommunikation Vertrauen verspielt. All das ist kein Grund Nazis zu wählen – aber so denkt leider nicht jeder.
Am Jahresende haben wir darum eine seltsame Situation: Eine Opposition aus Union und AFD, die beide entweder verhalten oder offen rechtsextrem sind und die die Uhr am liebsten 30 Jahre zurückdrehen wollen – bis in die Zeit, als in Rostock-Lichtenhagen noch Asylbewerberheime brannten.
Währenddessen sitzt die FDP in der Ideologie-Ecke und schlägt den blutigen Kopf immer wieder gegen die gleiche Wand, die SPD sediert vor sich hin und die Grünen sind kaum handlungsfähig, weil sie von allen gehasst und aus ideologischen Gründen blockiert werden. Himmel, hilf.
Immerhin: Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke werden abgeschaltet, und der Ausbau der Erneuerbaren kommt voran. Im Herbst liegt der Anteil der Erneuerbaren bei der Stromerzeugung bei 60%, insgesamt deckten die den Stromverbrauch zu 52%. Niemand, außer Friedrich Merz, auch nicht die Stromerzeuger selbst, wollen noch Kernkraftwerke betreiben – umso unverständlicher, dass die CDU das weiter propagiert. Ach, klar – in den 90ern setzte man ja noch auf Atomkraft.
Ich Ich Ich
Ich trage seit Herbst 2022 Magenbeschwerden mit mir rum und entscheide mich im Februar endlich dazu, das mal untersuchen zu lassen. Die Hausärztin rätselt ins Blaue hinein und zögert eine Empfehlung für eine bildgebende Untersuchung bis Mai raus, und bis es dann endlich zur Magenspiegelung kommt, ist es Ende Oktober. Ergebnis: Entzündungen der Magenschleimhaut und der unteren Speiseröhre, vermutlich stressbedingt.
Ja, glaube ich gerne. 2023 war kein Spaziergang.
Die Arbeitslast war weiterhin durchgängig fordernd, wenn auch nicht signifikant höher als in den Vorjahren. Ruhige Zeiten gibt es in der Branche nicht mehr, wohl aber Lastspitzen, die dann so heftig ausfallen können, dass mir für alles andere – Menschen treffen, bloggen, Motorrad – die Energie fehlte. Also wirklich: Gar keine Energie. Nach Hause kommen, umfallen.
Lediglich die Gartenarbeit habe ich hinbekommen, die half dabei nicht irre zu werden. Was nicht geholfen hat, war das Wetter. Bis in den April rein fühlte sich einfach alles, alles wie November an. Bleischwer und grau, so lange, bis es mir wirklich aufs Gemüt schlug.
Zur Arbeit kamen die großen Sorgen um meinen Vater, der in den vergangenen Jahren in Demenz und Verwahrlosung abgerutscht war und der sich auch nicht helfen ließ. Ich stieß ein Betreuungsverfahren an, was de facto im März zu seiner Entmündigung führte. Aber noch bevor die Betreuung etwas ausrichten konnte, löste mein Vater alle Probleme auf seine Art und fiel einfach tot um.
Das brachte mir im Mai einen Besuch der Polizei ein, und die Frage, was nun mit einem völlig maroden, Ungezieferbefallenen und von einem Messie jahrzehntelang vollgemüllten Haus passieren sollte. Schweren Herzens entschied ich, das Erbe und damit mein Elternhaus mit allem darin, auch meinem Jugendzimmer mit meinen Büchern, Filmen und meinem persönlichen Besitz, auszuschlagen. Das war schwer.
Gut waren zwei Wochen Irland im Juni und vier Wochen Italien im Oktober, beides mit dem Motorrad. Vier Wochen klingt lang, aber es dauerte schon satte 14 Tage, bis ich nicht mehr an die Arbeit gedacht habe – die sich dann an Tag 15 prompt meldete und mich wieder zu einem ganz erheblichen Teil beschäftigte.
Später im Jahr dann die Trennung von meinem Legendären Gelben AutoTM, der geliebte Beamer rauchte ab und das Haus, in dem ich lebe, wurde in Teilen geflutet und ist nun baufällig, was sich potentiell zum Verkauf und damit zum Verlust meiner Bleibe auswachsen kann. Ach ja, und nach 18 erfolgreichen Jahren in einem Job, den ich eigentlich gerne mache, muss ich mich jetzt der Frage stellen, ob das noch das richtige ist.
Schon seltsam. Ich habe jahrelang in dem vollen Bewusstsein gelebt, dass mein Leben nahezu perfekt für mich ist. Nun verändert sich alles auf einmal, und besser werden kann es ja nicht – oder?
Bei all diesen persönlichen Fragen bin ich dann im November das erste Mal aus dem Nachrichten-Game ausgestiegen. Ich bin von Haus aus halt Medienmensch und Politikwissenschaftler, aber beim Thema Nahost habe ich kein Wissen, keine Meinung und höre/sehe/lese von mir aus auch keine Nachrichten dazu. DAS ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so ein wichtiges Thema einfach von mir fernhalte.
Ich bin stressfest und resilient, und ich habe 2023 erstaunlich gut überstanden. Aber in diesem Jahr wurde mehr als eine Grenze erreicht, und ich musste auf mich achten.
Und sonst noch?
Worte des Jahres: Man erfährt nur, wozu man bereit ist.
Worte, die ich nicht mehr lesen oder hören möchte: “…aber dazu später mehr” in Texten und Podcasts. Der Ausdruck allein zeugt von Faulheit und schlechter Planung.
Zugenommen oder abgenommen: Abgenommen.
Die teuerste Anschaffung: Einen Toyota Aygo. Gebraucht, 11 Jahre alt, 46.000 km runter.
Luxus des Jahres: Plötzlich zwei Autos zu besitzen. Wenn auch nicht lange.
Mehr bewegt oder weniger: Mehr.
Die hirnrissigste Unternehmung: “Wir-geben-Dir-Geld-fuer-Dein-Auto.de” zu kontaktieren. Der Terror, der dann auf allen Kanälen losbricht, wünscht man niemandem.
Ort des Jahres: Bari Sardo.
Zufallspromi des Jahres: Katrina Kaif. Wahnsinnig begabte Frau.
Person des Jahres: N.B. Wer hätte das gedacht.
Nervende Person des Jahres: Der Preis geht, wie in 2022, zu gleichen Teilen an Friedrich Merz und Elon Musk. Der eine hatte 1992 einen Unfall mit einer Cryo-Maschine und wurde erst jetzt wieder aufgetaut, der andere hat sich radikalisiert und ruiniert Gesellschaften und den Planeten. In 2023 haben beide nochmal eine Schippe draufgelegt. Dabei habe ich das verhängnisvolle Gefühl, die laufen sich gerade erst warm.
Das beste Essen: Simples, aber fantastisches Salami-Panino, liebe voll zubereitet von Signora M.
Das seltsamste Essen: Full Irish Vegetarian Breakfast.
Das beste Süßkram: Eis aus Ziegenmilch in Baunei.
2023 ENDLICH getan: Den alten Röhrenfernseher entsorgt.
2023 zum ersten Mal getan: Magenspiegelung. Dank Propofol kein Problem. Hicks.
2023 das erste mal seit langer Zeit wieder getan: Gehandwerkt, Dinge geändert und Pflanzen gekauft und Gemüse angebaut. Ach ja, und Waschlappen gekauft und benutzt, um Gas für die Dusche zu sparen. Hat funktioniert und die Haut hat´s gedankt.
Gesundheit: Geht so. Magenprobleme. Aber bin nach wie vor beweglich und agil und wieder fitter als in den Vorjahren. It´s not the years, honey, it´s the mileage.
Ein Ding, auf das ich gut hätte verzichten mögen: Die Überschwemmung, die die Dame in der Nachbarswohnung ausglöst hat. 7.000 Liter Wasser in einem Lehmbau sind halt nicht gut.
Gereist? Jahaa! Eine Motorradtour im Juni durch Irland und das Unvereinigte Königreich und eine im September durch die Schweiz, Sardinien und Festland-Italien. Sechs Wochen on the Road, das war super.
Film des Jahres: War ein gutes Filmjahr für kleinere Produktionen, während die großen Franchises größtenteils untergingen. “Woman King” mit seinem starken, rein schwarzen und fast nur weiblichen Cast ist mein Film des Jahres. Ebenfalls toll: “The Father”, das Drama aus der Sicht eines Demenzkranken Antony Hopkins, sowie “Bullet Train”, einem schillernden, starbesetzten und sehr überraschendem Film. Auch gut: “Kate”, einem Netflix-Film, der einer vergifteten Killerin ins neonfarbene Tokyo folgt und der so gute Actionszenen hat, das man im Sessel zusammenzuckt. Fleissternchen für “Mission Impossible: Dead Reckoning Part I” für handgemachte Action und den unbedingten Willen, in jeder Szene etwas noch nie Gesehenes zu zeigen.
Theaterstück des Jahres: “Frühstück bei Tiffanys” als Ein-Personen-Stück aus Sicht des Nachbarn, der sich am Ende selbst in Holly Golightly verwandelt.
Musical des Jahres: “Der Graf von Monte Christo” bei den Gandersheimer Domfestspielen.
Song des Jahres: “Set the Rain on Fire” als Acoustic Cover von der fantastischen N.B. Wer Spotify hat, kann das hier hören: Klick.
Spiel des Jahres: Ein starkes Spielejahr! “Spider-Man 2” ist handwerklich und erzählerisch super, zudem hatte kein Spiel in diesem Jahr ähnlich gutes Gameplay. Viel Spaß hatte ich auch mit Like a Dragons “The Man who erased his Name”, sowie dem Remake von “Resident Evil 4” und dem “Horizon”-DLC “Burning Shores”. Zum Jahresende tritt überraschend “Alan Wake II” auf den Plan. Das entpuppt sich trotz fantastischer Grafik zunächst als erstaunlich sperrig und hat schlechtes Gameplay, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, es mit einem Horror-Walkingsimulator zu tun zu haben, geht´s – und dann folgt man einer unfassbar stark geschriebenen Geschichte in einer fantastischen Atmosphäre und kommt nicht mehr davon los. Alan Wake II wird mir am längsten im Gedächtnis bleiben, folgerichtig muss es das Spiel des Jahres sein.
Scheißspiel des Jahres: “Death Stranding” – ganz übler Mist, der kaum eine Sekunde Spaß macht.
Serie des Jahres: “Picard” Staffel drei war eigentlich TNG Staffel 8 und überraschend gut, “Strange New Worlds”-Staffel 2 ließ mich staunen ob der Liebe, die da drin steckt, und als Videospielverfilmung glänzte “The Last of Us” mit viel Atmosphäre und guten Geschichten. Mein Gewinner war aber “Twin Peaks”, Season 3 von 2017. Hatte immer gehört, die sei so langweilig, und deshalb die hier seit Jahren rumliegenden Scheiben nicht angeguckt. Dann endlich rangetraut und wow, was für ein absolut geiler Shit!
Buch des Jahres: “London Calling” von Annette Dittert. Viel gelernt über die britische Seele.
Ding des Jahres: Der Corsori Airfryer teilt sich den Platz mit dem unersättlichen Baustaubsauger von Kärcher, aber im Herzen: Das Legendäre Gelbe AutoTM, von dem ich mich in diesem Jahr getrennt habe.
Spielzeug des Jahres: Die 12V-Werkzeuge von Bosch blau. Ich liebe die handtellerkleine Flex!
Enttäuschungen des Jahres: “Banshees of Inisherin” – sah so toll aus in den Trailern, entpuppte sich dann aber als planloser Scheiß. Ansonsten, wie schon 2022: Disney, alles davon. Der dritte Ant-Man Film, “Quantum Mania”, ist eine audiovisuelle und intellektuelle Beleidigung, gleiches gilt für alle Marvel-Serien oder die Demontage von Indiana Jones. Alles nur noch rotzegaler Content, die wollen einfach keine Geschichten mehr erzählen.
Die schönste Zeit verbracht mit: Pflanzen zu pflanzen und Dinge zu bauen und Europa aus dem Sattel des Motorrads anzuschauen.
Anzahl Fiat 500s (seit 2016): 3.908. Ja, war ein hervorragendes Fiat-500-Jahr
Vorherrschendes Gefühl 2023: Nichts ist sicher.
Erkenntnis(se) des Jahres: Veganes Essen ist nicht automatisch gesund. Und: “My Fair Lady” ist eine Missbrauchs-Story um häusliche Gewalt und toxische Beziehungen.
In diesem Sinne: Ich wünsche einen guten Start in ein hoffentlich weniger schlimmes 2024. (Spoiler: Wird es natürlich nicht. Aber hoffen darf man ja.)
Sprengt Euch beim Jahreswechsel keine Körperteile weg!
Nekrolog:
Jacques Delors (98)
Wolfgang Schäuble (85)
Ingrid Steeger (76)
Gunter Emmerlich (79)
Dieter Stolte (89)
Shane MacGowan (65)
Henry Kissinger (100)
Elmar Wepper (79)
Matthew Perry (54)
Thomas Danneberg (81)
Michael Gambon (82)
Roger Whittaker (87)
Sinead O´Connor (56)
Kevin Mitnick (59)
Christian Quadflieg (78)
Jane Birkin (76)
Heide Simonis (80)
Silvio Berlusconi (86)
Tina Turner (83)
Harry Belafonte (96)
Paul “Pee Wee Herman” Reuben (70)
Klaus Teuber (70)
Antje Vollmer (79)
Tony Marshall (85)
Neithardt Bohnsack (82)
Raquel Welch (82)
Hans Modrow (95)
Paco Rabanne (88)
Gina Lollobridgida (95)
Lisa Marie Presley (54)
Tatjana Patitz (56)
Rosi Mittermaier (72)
James McCaffrey (65)
Hans Meiser (77)
Rosemarie Zimmermann (84)
Thomas Danneberg (81)
Martin Walser (96)
Christian Quadflieg (78)
Alan Arkin (89)
Barry Humphries (89)
Nadja Tiller (93)
Ray Stevenson (58)
Jerry Springer (79)
Lance Reddick (60)
Früher:
Das war das Jahr, was war (2022)
Das war das Jahr, was war (2021)
Das war das Jahr, was war (2020)
Das war das Jahr, was war (2019)
Das war das Jahr, was war (2018)
Das war das Jahr, was war (2017)
Das war das Jahr, was war (2016)
Das war das Jahr, was war (2015)
Das war das Jahr, was war (2014)
Das war das Jahr, was war (2013)
24 Gedanken zu „Das war das Jahr, das war (2023)“
Zeitig dran der Rückblick.
Das mit dem ‘später mehr’ hätte ich früher wissen müssen. Etwas ähnliches kommt in meinem Rückblick auch vor, aus $Gründen. 🙄
Lupo: Danke!
Max: nimms als guten Vorsatz mit ins kommende Jahr 🙂
Danke für Deinen Rückblick. Deine Schreibe lese ich immer gerne. Du hast einen schönen und flüssigen Schreibstil drauf!
Hier ist momentan Land unter. Unser nächster Nachbarort Eissel ist hochwasserbedingt eine Insel und nur noch per Boot erreichbar. Das THW hat einen stündlichen Fährdienst eingerichtet.
Uns selbst geht es gut, da wir etwas höher liegen. Ich bin immer wieder erstaunt, was so ein paar Zentimeter ausmachen können.
Wen es interessiert hier zwei Kurzbeiträge, 12 und 15 min.:
https://www.ardmediathek.de/video/ndr-info/ndr-info-extra-halten-die-deiche-dem-hochwasser-stand/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM1NzY4MV9nYW56ZVNlbmR1bmc
https://www.ndr.de/nachrichten/info/NDR-Info-extra-Rekordpegelstaende-Kampf-gegen-das-Hochwasser,ndrinfo54554.html
Guten Rutsch!
Lupo
Lupo: passt auf euch auf! Hier geht das Wasser langsam zurück…
Jo, aktuell ist es bei uns noch harmlos, aber ein paar Kilometer weiter sieht es halt böse aus. Die Wiese vor meinem Haus steht seit Tagen unter Wasser, weil der Boden nichts mehr aufnehmen kann.
Leider verkündet der Wetterbericht für die nächsten Tage wieder starken Regen und dann muss man mal sehen, wie es dann weitergeht.
Ich drücke euch die Daumen, dass alles gut geht!
Ja, wird schon. Ich bin übermorgen wieder im Büro, muss mal sehen, wie die Bahn fährt. Übrigens, Einladung, sich unser Projekt mal anzusehen steht noch. Diese Woche wird das Büro sehr leer sein, empfiehlt sich also für eine Kurzbesuch.
Frohes und gesegnetes neues Jahr.
“Nichts ist sicher” – wohl dem, der einen Fels hat auf den er bauen kann …
Danke, Marcus, Dir auch!
Gut gebrüllt Löwe!
auch wenn es weiter zukunftstrübe bleibt!
“Anzahl Fiat 500s (seit 2016): 3.908. Ja, war ein hervorragendes Fiat-500-Jahr” ????
Was habe ich verpasst?
Wenn ich unterwegs bin, zähle ich als Konzentrationsübung Fiat 500s. Seit Sommer 2016 habe ich 3.908 Stück gesehen.
und Du behältst die Anzahl bis Du sie abends aufschreibst?
Grandiose Leistung.
Bei meiner Konzentrationsspanne eines Eichhörnchens (Ist kein Affront gegen die netten Nager) hätte ich beim Auftauchen eines Fiat500s die vorherigen Zahlen schon wieder vergessen.
Die Zahl über Stunden, Tage und Wochen zu behalten, ist genau eine von zwei Leistungen dabei. Funktioniert am besten, in dem man alle Zahlen zwischen 1 und 99 mit Erinnerungen und Bildern belegt. Die zweite Leistung ist natürlich die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr samt Mustererkennung.
Das Ergebnis der Gastroskopie nimm bitte als Wink mit dem Eifelturm, um u.a. auf Reisen den Lüdl & Consorten so oft es geht links liegen zu lassen hinsichtlich Hauptgerichtversorgung.
Ansonsten wünsche ich einen guten Start ins neue Jahr und Gesundheit auf allen (körperlichen) Ebenen.
“und esser werden kann es ja nicht, oder? – Doch, klar, denn Veränderungen machen das Leben spannend und bringen neue, unbekannte Chancen! 😀
In dem Sinne wünsche ich Dir ein fantastisches und gesundes 2024!
LG
Susy
Ps Die Ziffern-Bilder-Übung bis bis 99 durchzuziehen finde ich absolut bemerkenswert! Kannte sie bislang nur als Einschlafhilfe bis 20. Wenn ich’s nächste mal nen Fiat sichte, muss ich wohl aufpassen…
Scheint wohl eine Bloggerkrankheit zu sein mit dem Autozählen. Der eine Fiat 500, der nächste Subarus (Youtuber)…
😉
Zählt mal BMW GS, da habt ihr was zu tun 🙂
Thom: GS zählen geht schnell: “Eins… zwei… ZU VIELE!!”
Wer zählt denn Subarus? 😀
Lukra: da kann ich keinerlei Zusammenhang erkennen 😉 Dir auch alles Gute!
Motorrado: Ach, naja, wenn etwas perfekt ist, kann es nicht mehr besser werden 😉 Die auch ein gutes Neues!
Ich bewundere das, solche Erinnerungen wie Dinge aus einem Jugendzimmer “gehen zu lassen”. Ich frag mich, je länger Ich nun wieder in meinem Elternhaus wohne, immer mehr wo dieses und jenes Ding aus meiner Kindheit hingekommen sein mag und ärgere mich über jedes Teil, das Ich nicht mehr finden kann…
“Ärger”, über Dinge, die man vor Jahrzehnen mal hatte und heute bestimmt nicht mehr braucht, kann sich schnell ins Unhesunde auswachsen. Wohin Zwangshorten (“Messietum”) führen kann, habe ich ja gesehene… Den Besitz möglichst kein halten muss eigentlich das Ziel sein.
Ja, der Ärger rührt eher daher, dass nicht Ich es war, der die Entscheidung darüber getroffen hat die Dinge herzugeben, sondern dass andere ohne meinen Willen mir diese Entscheidung abgenommen haben.
Nachvollziehbar. Bei mir grummelt es eher, weil jetzt wer weiß was für fremde Leute Einblick in meine Jugend bekommen. Inklusive raubkopierter Amiga-Disketten, Büchern und Videos. Das es weg ist, ist okay, brauche ich nicht mehr, aber es einfach Fremden zu hinterlassen ist schräg.
Ich vermute, Du hättest Deine Sachen nicht hergegeben, wenn Du hättest hättest mitreden können.
Ja, schwer zu sagen. Es sind Sachen gewesen, an denen Ich doch gehangen habe. Es waren ja auch nicht viele. Eine Kiste mit Postern, die in meinem damaligen Jugendzimmer hingen, ein Wachsbild, das in meinem Kinderzimmer hing, solche Kleinigkeiten.
Aber ja, du hast Recht, man muss sich Grenzen setzen. Ich hab zwar damals einiges an “Nippes” bei meinem Opa aus dem Haus mitgenommen als er gestorben ist und hab auch von meiner Mutter noch viel so Zeugs hier aber Ich schau zumindest zu, dass es nicht mehr wird. Und dass die Sachen einen ordentlichen Platz bekommen und nicht irgendwo in Kisten verstauben und nur aufgehoben werden damit man Sie aufhebt. Es sind eben Kleinigkeiten aus meiner Kindheit, die eben schon immer da waren. Trotzdem erkenne Ich Schrott wenn Ich Ihn sehe, und davon gibt es in meinem Haus leider noch viel zu viel, den Ich nun auch langsam aber sicher Stück für Stück beseitige.
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